Luftpirat
Space Cadet
Trotz allem, was ich laut über GWB denke, kann man ihm die Äußerungen in der Gedenkstätte nicht verübeln. Es war ja keine Ansprache, sondern eine Unterhaltung mit Condi, und die Situation stelle ich mir dort eher andächtig vor. Umso schlimmer, wenn einem dabei die Presse an den Lippen hängt, begierig auf ein Statement zur eigenen Verantwortung und zur eigenen Passivität – im geschichtlichen Rückblick.
Trotzdem ärgert es mich natürlich, wenn GWB auf einmal als moralische Instanz dasteht, gerade er. Vielleicht löst Yad Vashem bei ihm tatsächlich etwas aus, aber dieser Besuch und sein Einsatz für den Nahostkonflikt kommt wirklich in den allerletzten Zügen seiner Amtszeit. Und anschließend besucht er erstmals (!) in seiner zweimaligen Präsidentschaft seinen „wichtigsten Verbündeten im Nahen Osten“, Saudi-Arabien. Was soll ich da noch sagen...
Wie auch immer: jetzt haben wir die Diskussion um die Frage nach den Versäumnissen der Alliierten bei der Lagerbefreiung im Zweiten Weltkrieg. Die einen sehen militärstrategische Unwägbarkeiten und Hemmnisse, die anderen sehen Desinteresse bis hin zum schwelenden Antisemitismus. Ich versuche zu verstehen, warum die Entscheidungen so gefallen sind und die Geschichte so und nicht anders verlaufen ist, und die erstgenannten Gründe drängen sich mir geradezu auf.
Was das Nichthandeln betrifft, hat sich Hotte richtig Gedanken gemacht:
Bleibt noch der unausgeräumte Vorwurf (z. B. an Winston Churchill) und die Vermutung, dass antisemitische Gefühle das Handeln der Alliierten beeinflusst hätten. Ich bin ganz Ohr, wenn da jemand etwas Genaueres weiß. Über Churchill kann ich mir kein genaues Bild machen, zumal er politisch ein bunter Hund war. Aber sein Biograf Peter de Mendelssohn (der übrigens Jude war) hat ihn in seiner Rolle gegenüber NS-Deutschland wie folgt gelobt: „Merkmal der Größe kann nicht nur sein, was einer hienieden an Bedeutendem schafft. Vielmehr vermag echte Größe auch dem Weitblick, der Entschlossenheit und der unerschütterlichen Tatkraft innezuwohnen, mit denen einer sich der verderblichen Schöpfung in den Weg stellt und die Kräfte aufzurufen […] vermag, die dem Unheil die Straße versperren. Ein solcher war Winston Churchill.“
Trotzdem ärgert es mich natürlich, wenn GWB auf einmal als moralische Instanz dasteht, gerade er. Vielleicht löst Yad Vashem bei ihm tatsächlich etwas aus, aber dieser Besuch und sein Einsatz für den Nahostkonflikt kommt wirklich in den allerletzten Zügen seiner Amtszeit. Und anschließend besucht er erstmals (!) in seiner zweimaligen Präsidentschaft seinen „wichtigsten Verbündeten im Nahen Osten“, Saudi-Arabien. Was soll ich da noch sagen...
Wie auch immer: jetzt haben wir die Diskussion um die Frage nach den Versäumnissen der Alliierten bei der Lagerbefreiung im Zweiten Weltkrieg. Die einen sehen militärstrategische Unwägbarkeiten und Hemmnisse, die anderen sehen Desinteresse bis hin zum schwelenden Antisemitismus. Ich versuche zu verstehen, warum die Entscheidungen so gefallen sind und die Geschichte so und nicht anders verlaufen ist, und die erstgenannten Gründe drängen sich mir geradezu auf.
Was das Nichthandeln betrifft, hat sich Hotte richtig Gedanken gemacht:
Auch hier kann man (wie so oft) fragen: welche Verantwortung und humanitäre Handlungspflicht hat das Ausland, und mit welchen Mitteln und um welchen Preis? Es muss ja nicht Desinteresse sein, wenn man nicht handelt, sondern es kann das Ergebnis einer ernsten Abwägung sein. Hätten europäische Staaten zum Schutz der Indianerstämme einen weiteren nordamerikanischen Kolonialkrieg geführt? Ich glaube nicht.Und, ich kann auch nach Wounded Knee fahren mir die Sache dort anschauen, mit Indianern sprechen und dann sagen: Hätten die europäischen Nationen nicht handeln müssen um das Verbrechen an den Indianern zu stoppen. Der Vergleich mag gewagt und auch nicht ganz ok sein.
Bleibt noch der unausgeräumte Vorwurf (z. B. an Winston Churchill) und die Vermutung, dass antisemitische Gefühle das Handeln der Alliierten beeinflusst hätten. Ich bin ganz Ohr, wenn da jemand etwas Genaueres weiß. Über Churchill kann ich mir kein genaues Bild machen, zumal er politisch ein bunter Hund war. Aber sein Biograf Peter de Mendelssohn (der übrigens Jude war) hat ihn in seiner Rolle gegenüber NS-Deutschland wie folgt gelobt: „Merkmal der Größe kann nicht nur sein, was einer hienieden an Bedeutendem schafft. Vielmehr vermag echte Größe auch dem Weitblick, der Entschlossenheit und der unerschütterlichen Tatkraft innezuwohnen, mit denen einer sich der verderblichen Schöpfung in den Weg stellt und die Kräfte aufzurufen […] vermag, die dem Unheil die Straße versperren. Ein solcher war Winston Churchill.“