Crosswind Landings

Diskutiere Crosswind Landings im Verkehrsflugzeuge Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Das ist falsch! Die Rollrate wird konstant gehalten, der Bank hingegen eben NICHT. Stick free kommandiert 0°/s (bis 33° Bank). Kommt jetzt eine...

J.M.G.

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Neutralstellung kommandiert eine Rollrate von 0 Grad/sec, d.h., die Querneigung wird konstant gehalten.
Das ist falsch! Die Rollrate wird konstant gehalten, der Bank hingegen eben NICHT. Stick free kommandiert 0°/s (bis 33° Bank). Kommt jetzt eine Böe, ändert sich nicht selten der Bank Angle und der neue Bank wird gehalten!


Essentielle, weitere Anmerkung:

Beim Durchfliegen von 100ft AGL (A330 / A340) geht das Normal Law in den Flare Mode. Hierbei fallen sofort Pitch Attitude, High Speed und Load Factor Protection weg. Die High AOA und Bank Angle Protection bleiben bestehen.

Der Flare Mode ist ein reiner pitch mode, d.h. er hat keinerlei Einfluss auf das Rollverhalten! Hier bleibt Normal Law bis 5s nach dem Aufsetzen voll erhalten! Pitchseitig wird Direct Law eingeblendet (inkl. einem Nose Down Trim).
 
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Kilo Mike Sierra

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Gallia Prima
Das ist falsch! Die Rollrate wird konstant gehalten, der Bank hingegen eben NICHT. Stick free kommandiert 0°/s (bis 33° Bank). Kommt jetzt eine Böe, ändert sich nicht selten der Bank Angle und der neue Bank wird gehalten!

Hervorhebungen von Kilo Mike Sierra
Halt, nicht so schnell !
Ich weiss, worauf Du hinaus willst, aber von einer Windböe war doch bei meiner Beschreibung der Steuerfunktionen des EFCS überhaupt keine Rede.
Eine Rollrate von 0 Grad/sec bedeutet in der Tat, dass der Rollwinkel konstant bleibt. Nachdem Deine Böe vorbei ist, schreibst Du ebenfalls, der Bank Angle würde gehalten. Offensichtlich meinen wir hier genau das gleiche.

Airbus selbst beschreibt die durch das EFCS (künstlich) hergestellte, neutrale Spiralstabilität zwischen 0 und 33 Grad Rollwinkel wie folgt: "Up to 33 deg bank angle, the roll attitude is held constant with the stick at neutral."
Damit wird explizit gesagt, dass bei lateral neutralem Sidestick nicht die Rollrate, sondern der konstant zu haltende Rollwinkel zum Sollwert wird. Das heisst, dass unter diesen Bedingungen der Rollwinkel direkt gesteuert wird.

Dein Einwurf mit der Störung durch eine Windböe ist auf jeden Fall interessant und beim Fliegen auch relevant, vor allem im Hinblick auf das Ausgangsthema. Dazu werde ich noch etwas weiter forschen, denn das FCOM beschreibt diese Details recht unzureichend.

Ansonsten vielen Dank für den ergänzenden Hinweis, dass der Flare Mode ein Pitch Mode ist, d.h. nicht Pitch und Roll betrifft.

EFCS - Electronic Flight Control System
FCOM - Flight Crew Operating Manual
 

J.M.G.

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Halt, nicht so schnell !
Nachdem Deine Böe vorbei ist, schreibst Du ebenfalls, der Bank Angle würde gehalten. Offensichtlich meinen wir hier genau das gleiche.
Jein. Ich kenne das 1.27.2X??? der A340 sicherlich nicht mehr so gut (habe da das letzte mal 2002 reingeschaut). Ich kann Dir nur aus der Praxis berichtet. Hier hast Du letztendlich die Tendenz gesehen, dass der Vogel für eine Rollrate = 0°/s arbeitet.

Ansonsten vielen Dank für den ergänzenden Hinweis, dass der Flare Mode ein Pitch Mode ist, d.h. nicht Pitch und Roll betrifft.
Diese Frage kommt ja immer wieder bei solchen Vorfällen auf. Die Wenigstens verstehen auch, dass im Falle von Hamburg der Flieger automatisch Gegenquerruder hätte geben müssen - d.h. Querruder neutral, wie auf dem Foto sind nur dadurch zu erklären, dass das Foto in dem Moment geschossen wurde, wo noch berechnet wurde (bzw. die Spoiler brauchen 0,5s um auszufahren...das kann hier schon gereicht haben!).

P.S.: Soweit ich mich erinnere ist das FCOM gerade im Bereich Normal Law scheiße und das Verhalten des Vogels muss letztendlcih im Sim erflogen werden (außer der Flare Mode, der wird auch im Sim in meinen Augen unzureichend umgesetzt).

P.S.S.: Alle Aussagen Stand 2002.
 
Schorsch

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P.S.: Soweit ich mich erinnere ist das FCOM gerade im Bereich Normal Law scheiße und das Verhalten des Vogels muss letztendlcih im Sim erflogen werden (außer der Flare Mode, der wird auch im Sim in meinen Augen unzureichend umgesetzt).
Simulation von Flugzeug im Bodeneffekt ist auch kein Kinkerlitzchen. Dafür wurden beim A380 viele hundert Windkanaltage verbraten. Trotzdem wird im Flugtest noch ne Menge Feintuning gemacht.
 
Kilo Mike Sierra

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Gallia Prima
...im Falle von Hamburg hätte der Flieger automatisch Gegenquerruder geben müssen...
Ja, hätte er sicher auch gemacht, aber nicht rechtzeitig.

Bei sanftem Seitenruder-Einsatz zum Ausrichten des Flugzeuges auf die Richtung der Landebahn ist bei den Airbussen ab A320 nur wenig Querruder-Ausschlag in den Wind nötig, wenn überhaupt.
Bei einem heftigem Decrab-Manöver mit grossen oder zügigen Ausschlägen des Seitenruders, wie es bei sehr starkem Seitenwind nötig ist, rollt jedoch auch ein Fly-by-Wire Airbus wie ein "klassisch" gesteuertes Flugzeug um die Längsachse, so dass der Pilot mit dem Sidestick umgehend gegensteuern muss.

Das liegt daran, dass der Regelkreis zur Stabilisierung des Querneigungswinkels (bei Sidestick in lateraler Neutralstellung) nicht beliebig eng rückgekoppelt werden kann. Eine so hochdynamische Regelung, die ohne Verzögerung bereits auf die kleinste Abweichung reagiert, führt zu häufigen aggressiven Korrekturmanövern, die jeder als sehr unangenehm empfinden würde und die u.U. sogar zum Aufschaukeln führen könnten. Es ist besser, eine "weiche" Regelung mit leicht unterkritischer Dämpfung vorzusehen, die auch ein- bis zweimal ein leichtes Überschwingen erlaubt. Das funktioniert recht gut, nur bei hoch dynamischen Vorgängen darf man nicht erwarten, dass der gleiche Regler auch das ohne nennenswerte Abweichungen vom Sollwert aussteuern kann.
Ein heftiges Decrab-Manöver oder eine kräftige Windböe sind sehr dynamische Vorgänge und somit ist hier nach wie vor die schnelle und gleichzeitig wohldosierte Reaktion des Piloten gefragt.

Decrab = Reduzieren des sogenannten "Crab Angle" unmittelbar vor dem Aufsetzen. Dabei richtet der Pilot (oder der Autopilot) die Längsachse des Flugzeugs möglichst parallel zur Richtung der Landebahn aus. Dadurch wird das Auftreten übermässig grosser Seitenkräfte beim Aufsetzen vermieden und somit Reifen und Fahrwerke geschont.

Crab Angle = Vorhaltewinkel. Der Winkel um den vom beabsichtigten Kurs in den Wind vorgehalten werden muss, um die vom Wind verursachte Abdrift zu kompensieren. Der Ausdruck leitet sich von der Fortbewegungsweise der Krebse ab, die sich häufig nicht geradeaus, sondern schräg vorwärts bewegen.


...das Verhalten des Vogels muss letztendlich im Sim erflogen werden (außer der Flare Mode, der wird auch im Sim in meinen Augen unzureichend umgesetzt).
Die Simulatoren für die A320-Familie sowie für denA330/A340 verwenden neben den Original-Sidesticks auch die originale EFCS-Avionics-Boxen aus dem Flugzeug oder neuerdings die sogenannten Grey Boxen von Airbus, die aber letztendlich auch die originale EFCS-Software enthalten. Das Fly-by-Wire System ist somit nicht simuliert oder nachprogrammiert, sondern entspricht genau dem Flugzeug.
Dagegen ist es unumgänglich, den sogenannten "Aft Part" des Flugsteuerungssystems (d.h. hyd./elektr. Antriebe, Steuerflächen, mechanische Kraftübertragung incl. Reibung und Spiel!) sowie natürlich das flugmechanische Modell (Flugphysik) in Software nachzubilden. Dabei kann es zu geringfügigen Abweichungen kommen, die aber heutzutage erstaunlich gering sind (typisch < 5 Prozent).

Mit dem stellenweisen Mangel an Information im FCOM kann ich Dir nur Recht geben.
Das waren noch Zeiten, als eine grosse deutsche Fluggesellschaft ihre eigenen AOMs produziert hat. Auch eine berühmte Airline aus der Schweiz hatte sich aus gutem Grund und mit Erfolg dem "Manualwesen" gewidmet.
Was gestern noch gut und richtig war, ist heute jedoch angeblich falsch.

EFCS = Electronic Flight Control System (elektronisches Flugsteuerungssystem, oft auch Fly-by-Wire System genannt)
FCOM = Flight Crew Opreating Manual ("Bedienungsanleitung" des Flugzeugs)
AOM = Airplane Operations Manual (dto.)



Nachtrag zu meinem vorherigen Beitrag
Zusätzlich zu der Erklärung im FCOM habe ich in alten Lehrgangsunterlagen noch eine weitere Bestätigung (dick unterstrichen) gefunden, die besagt dass das Lateral Normal Law bei Sidestick in lateraler Neutralposition, primär einen konstanten Rollwinkel kommandiert (d.h. nicht einfach eine Rollrate von 0 Grad/sec), sofern der aktuelle Rollwinkel kleiner als 33 Grad ist. Erst bei Auslenkung des Sidesticks aus seiner Neutrallage wird eine Rollrate kommandiert.
 
Schorsch

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Dagegen ist es unumgänglich, den sogenannten "Aft Part" des Flugsteuerungssystems (d.h. hyd./elektr. Antriebe, Steuerflächen, mechanische Kraftübertragung incl. Reibung und Spiel!) sowie natürlich das flugmechanische Modell (Flugphysik) in Software nachzubilden. Dabei kann es zu geringfügigen Abweichungen kommen, die aber heutzutage erstaunlich gering sind (typisch < 5 Prozent).
Schöner Beitrag!
Hier will ich noch was ergänzen. Eine Flugsimulation ist eben nur eine Simulation. Die Modellierung des Flugzeuges ist dabei recht gut, aber es kann je nach Fluglage zu durchaus erheblichen Abweichungen und mitunter auch unrealistischem Verhalten kommen. Im böigen Wind nah am Boden kommen andere Effekte hinzu wie verschiedene schnell wechselnde Windrichtungen und Rotoren. Im klassischen flugmechanischen Modell kommt der Wind aus einer Richtung, aber es können auch durchaus Windfelder auf das Flugzeug treffen (zum Beispiel wie eine Wirbelschleppe). Das sind dann so komplexe Effekte, dass man sie per Simulation kaum noch abdecken kann.
Ach ja, dass man im Simulator nicht den höheren Kunstflug wie American Airlines ausprobieren sollte ist klar. Zwar klappt es mitunter, doch das muss dann mit der Realität nicht unbedingt was zu tun haben.
 

J.M.G.

Sportflieger
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Ich kann Euch versichern, dass der Sim vom Flugverhalten auf den letzten 100ft nicht wirklich viel mit dem Original gemein hat. Sonst könnte man sich bei LH auch den Base Check sparen (Touch & Go Training mit mindestens 15 Landungen pro Anwärter).

Was das Gegenquerruder angeht: Das ist schon richtig. Ich zielte aber mehr auf der Böe denn auf das Seitenruder ab. Gar kein Ausschlag, wie auf dem Bild gezeigt, halte ich für unmöglich. Ich bleibe dabei - das Bild wurde in dem Moment aufgenommen, wo das System noch nicht angesprochen hat.
 
Ghostbear

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Ein Simulator arbeitet mit validierten Daten aus dem Flight Test, Aerodaten aus Windkanalversuchen und extrapolierten Daten aus Rechnungen. Besonders bei Kombinationen mit hohem Anstellwinkel und großem Schiebewinkel sind die Abweichnungen der realen Welt zum Sim sehr hoch. Deswegen sollte man im Simulator, wenn man dort zB Upset-Training macht, die Grenzen des Simulators genau kennen. Böeneinflüsse, Wirbelschleppen, ect. können deswegen nur sehr begrenzt oder halt gar nicht richtig simuliert werden. Selbst heutzutage muß man manche Sachen also auf die harte Tour lernen... in der realen Welt!
 

phantomas2f4

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Ein Simulator arbeitet mit validierten Daten aus dem Flight Test, Aerodaten aus Windkanalversuchen und extrapolierten Daten aus Rechnungen.
Selbst heutzutage muß man manche Sachen also auf die harte Tour lernen... in der realen Welt!
...es lebe der Flugversuch mit seinen erflogenen Daten und der Analyse, auch wenn es die Manager und Verkaufsleute nicht gerne hören wollen.
Hier werden die Versprechungen aus den Hochglanzprospekten mit realen physi- kalischen Werten konfrontiert...

Klaus
 
Schorsch

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...es lebe der Flugversuch mit seinen erflogenen Daten und der Analyse, auch wenn es die Manager und Verkaufsleute nicht gerne hören wollen.
Hier werden die Versprechungen aus den Hochglanzprospekten mit realen physi- kalischen Werten konfrontiert...

Klaus
Wobei der Flugversuch der Weisheit letzter Schluss auch nicht immer ist. Schließlich misst man nicht die Realität selbst, sondern erstmal einen irgendeinen Strom, der angeblich der Realität entsprechen sollen. Da kann man sich richtig toll in die Nesseln setzen und ein paar Tankwagen für die Katz leerfliegen. Ein bisschen Glauben ist halt immer dabei.

Am besten ist: Gute validierte Rechenmodelle, viel Windkanal und dann punktweise Validierung der Ergebnisse. Einige Schuhe (wie eine 100%ige Simulation von Bodeneffekt) muss man sich einfach ausziehen. Was Ghostbear oben meinte ist natürlich stets zu bedenken.

Regel Nummer 3 für Simulanten:
Verwechsele niemals die Simulation mit der Realität.
Merkspruch: Esse im Restaurant nie die Speisekarte!
 

mike2

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sagte mit mein Ausbilder vor 20 Jahren
 

Pixelmonster

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Weiß einer von euch die Registrierung des A320 der da in Hamburg so unglücklich runtergekommen ist...?

Hab für morgen LH44 mit nem 320 gebucht, da wär das einfach mal interessant :D
 
Kilo Mike Sierra

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Schöner Beitrag!
Dankeschön.

Eine Flugsimulation ist eben nur eine Simulation. Die Modellierung des Flugzeuges ist dabei recht gut, aber es kann je nach Fluglage zu durchaus erheblichen Abweichungen und mitunter auch unrealistischem Verhalten kommen. Im böigen Wind nah am Boden kommen andere Effekte hinzu wie verschiedene schnell wechselnde Windrichtungen und Rotoren. Im klassischen flugmechanischen Modell kommt der Wind aus einer Richtung, aber es können auch durchaus Windfelder auf das Flugzeug treffen (zum Beispiel wie eine Wirbelschleppe). Das sind dann so komplexe Effekte, dass man sie per Simulation kaum noch abdecken kann.
Ja, das ist etwas Wahres dran.

Die heutigen Trainingssimulatoren kommen in der Tat an ihre Grenzen, wenn es um die Effekte kleinräumiger Windfelder geht. Es werde zwar Turbulenzen, Scherwinde, Microbursts, Thermikeinflüsse, Böenwalzen und Wirbelschleppen simuliert, doch befindet sich das simulierte Flugzeug immer in einem homogenen Windfeld. Das bedeutet, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt auf alle Teile der Flugzeugstruktur der gleiche relative Wind einwirkt, egal wie drastisch sich Windrichtung oder -stärke gerade geändert haben mögen. Durch lokal unterschiedlichen Wind- oder Turbulenzeinfluss verursachte Asymmetrien gibt es somit nicht.

Auch aeroelastische Effekte, d.h. elastische Verformungen des Flugzeuges und ihre augenblickliche Rückwirkung auf die Aerodynamik werden nur in sehr geringem Mass dargestellt.

Eine verbesserte Simulation der Wechselwirkung zwischen Flugzeug und kleinräumigen, nicht homogenen Windfeldern wäre durch den Einsatz der Verfahren der numerischen Strömungsdynamik (computational fluid dynamics) möglich. Allerdings sind diese Verfahren immer noch nicht ausreichend genau genug, was auch daran zu erkennen ist, dass Windkanaluntersuchungen noch nicht überflüssig geworden sind.

Die gegenwärtig angewandten Simulationsmethoden auf Basis von aerodynamischen Gleichungen, deren Parameter detaillierten Interpolationstabellen entnommen werden, sind innerhalb der normalen Flugbetriebsgrenzen sehr genau (Abweichung i.d.R. < 5%) und darauf kommt es den Trainingsabteilungen und den Luftfahrtbehörden an.
X-Plane (von Terminal Reality) und Flight Unlimited I (von Looking Glass Technologies/Studios) sind übrigens zwei PC-basierende Flugsimulationen, deren Flugphysik auf numerischer Strömungsdynamik basiert.

Hin und wieder gibt es Bestrebungen, das Simulatortraining auch in Grenzbereiche auszudehnen (z.B. Training des Ausleitens aus abnormaler Fluglagen, "unusual attitude training"), aber hier ist grösste Vorsicht geboten. Ich will das hier jedoch nicht weiter ausdehnen. Jedenfalls sind hier die typischen Grenzen eines üblichen Flugsimulators für Pilotentraining erreicht.
 
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Ein Simulator arbeitet mit validierten Daten aus dem Flight Test, Aerodaten aus Windkanalversuchen und extrapolierten Daten aus Rechnungen.
Die übliche Simulationsmethode für die Flugdynamik basiert auf aerodynamischen Gleichungen, deren zahlreiche Parameter detaillierten Interpolationstabellen (look-up tables) entnommen werden. Diese Tabellen können entweder aus Windkanaldaten oder aus Flugversuchsdaten abgeleitet worden sein. Für die Simulationsmethode spielt die Herkunft dieser Daten keine Rolle.
Windkanaldaten werden nur bei Flugsimulatoren für neue Flugzeugtypen und auch nur vorübergehend verwendet, d.h., solange die endgültigen Flugversuchsdaten noch nicht zur Verfügung stehen. Falls für spezielle Flugzustände keine Windkanal- oder Flugversuchsdaten vorhanden sind, werden nach eingehender Prüfung auch "Engineering Data" des Flugzeugherstellers als Validierungsgrundlage akzeptiert.

Ein Simulator arbeitet mit ... extrapolierten Daten ...
Ich denke, Ghostbear meint hier interpoliert (nicht extrapoliert). Extrapolation ist nicht ausgeschlossen, wird aber in der Flugsimulation tunlichst vermieden, denn damit begibt man sich ausserhalb der Grenzen des validierten Simulationsmodells.

Besonders bei Kombinationen mit hohem Anstellwinkel und großem Schiebewinkel sind die Abweichnungen der realen Welt zum Sim sehr hoch. Deswegen sollte man im Simulator, wenn man dort zB Upset-Training macht, die Grenzen des Simulators genau kennen.
Oh yes!
Ketzerische Frage: Selbst wenn ein Simulator Instructor die Grenzen des Simulators genau kennt, woher weiss er, wann sie überschritten worden sind?

Ansonsten gäbe es noch sehr viel zum Upset Recovery bzw. Unusual Attitude Training zu sagen. Ich verstehe die Notwendigkeit soetwas zu trainieren, kann aber dennoch "meinen" Level-D Simulator nicht mit ganz reinem Gewissen dafür zur Verfügung stellen. Da wird in einer flugmechanischen Grauzone mit grossen Schiebewinkeln und einem naturgemäss völlig überforderten Motion-System trainiert. Viele Trainingsabteilungen trösten sich darüber hinweg und sagen sich, schlechtes Upset Recovery Training ist auf jeden Fall besser als gar keines.
Vielleicht haben sie sogar Recht damit, aber ganz so sicher bin ich mir da nicht.


Das alles ist ein interessantes Thema, aber es lässt sich nicht verleugnen, dass wir nun bereits etwas vom ursprünglichen Thema abgekommen sind.
 
Carlos G.

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Hat Airbus nicht deswegen extreme Querwindlandungen mit der A380 in Island durchgeführt?
 
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Klaus, ich muss hier vehement widersprechen.
Airbus nimmt PIO (besser Aircraft-Pilot Coupling, APC) überaus ernst, genauso wie auch Boeing, Bombardier, Embraer oder Tupolev.
Es kann sich kein Flugzeughersteller leisten, ein solches Problem zu ignorieren.
Ich hatte als A 319 Cpt ein ähnliches Event in Hurghada bei 40 kts CWC; eindeutig kann man sagen, dass die A 320-Reihe dieser Problematik auf herkömmliche Weise nicht gewachsen ist, weil im "Flare-Mode" die Spoiler an der luvseitigen Tragfläche nicht ausfahren; das hat zwar den Vorteil, dass es nicht zum Liftdrop kommt, der Nachteil ist, dass die erforderliche Rollrate nicht erreicht wird, um eine starke Böe in Verbindung mit dem Geradeziehen und dem damit verbundenen Liftdrop auf der Leeseite und dem Liftincrease auf der Luvseite zu begegnen.
3er Airbusse darf man ab ca. 25 kts CWC vor der Landung nicht nach der Centerline ausrichten, sondern muss gecrabed aufsetzen! Luvwing down!
 
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Die übliche Simulationsmethode für die Flugdynamik basiert auf aerodynamischen Gleichungen, deren zahlreiche Parameter detaillierten Interpolationstabellen (look-up tables) entnommen werden. Diese Tabellen können entweder aus Windkanaldaten oder aus Flugversuchsdaten abgeleitet worden sein. Für die Simulationsmethode spielt die Herkunft dieser Daten keine Rolle.
Windkanaldaten werden nur bei Flugsimulatoren für neue Flugzeugtypen und auch nur vorübergehend verwendet, d.h., solange die endgültigen Flugversuchsdaten noch nicht zur Verfügung stehen. Falls für spezielle Flugzustände keine Windkanal- oder Flugversuchsdaten vorhanden sind, werden nach eingehender Prüfung auch "Engineering Data" des Flugzeugherstellers als Validierungsgrundlage akzeptiert.
Die Daten kommen in der Regel zu 95% aus dem Windkanal und werden durch Flugversuch validiert. Für Transportflugzeuge sind aerodynamische Beiwerte im normalen Flugbereich auch keine Hexerei. Selbst mit CFD lassen sich wunderbare Ergebnisse erzielen, leider weniger gut für konfiguriertes Flugzeug im Bodeneffekt. :FFCry:
Bestimmte Daten lassen sich schlicht weder im Windkanal noch im Flugversuch richtig messen. Da muss man eben "Engineering Judgement" walten lassen.

KMS schrieb:
Ich denke, Ghostbear meint hier interpoliert (nicht extrapoliert). Extrapolation ist nicht ausgeschlossen, wird aber in der Flugsimulation tunlichst vermieden, denn damit begibt man sich ausserhalb der Grenzen des validierten Simulationsmodells.
Oh oh, der meint das ernst: Extrapolation. :FFTeufel:
Aber keine Sorge, dies geschieht nur in eng abgesteckten Bereichen. Wie entwickeln ja keine F-16. :TD:

KMD schrieb:
Ansonsten gäbe es noch sehr viel zum Upset Recovery bzw. Unusual Attitude Training zu sagen. Ich verstehe die Notwendigkeit soetwas zu trainieren, kann aber dennoch "meinen" Level-D Simulator nicht mit ganz reinem Gewissen dafür zur Verfügung stellen. Da wird in einer flugmechanischen Grauzone mit grossen Schiebewinkeln und einem naturgemäss völlig überforderten Motion-System trainiert. Viele Trainingsabteilungen trösten sich darüber hinweg und sagen sich, schlechtes Upset Recovery Training ist auf jeden Fall besser als gar keines.
Großer Diskussionspunkt. Ein normaler Airbus (normal = NORMAL LAW) fliegt ja nur im validierten Bereich (wäre auch schwer Regler mit nicht validierten Aero-Daten zu entwickeln). Wenn wir dem Piloten einfach verbieten, jenseits des Modells zu fliegen, haben wir die Sache eingefriedet. Soweit die Theorie.

KMD schrieb:
Das alles ist ein interessantes Thema, aber es lässt sich nicht verleugnen, dass wir nun bereits etwas vom ursprünglichen Thema abgekommen sind.
Nu und. Man muss die seltenen Gelegenheiten nutzen. Ansonsten wird hier 99% der Zeit eh nur über Spiegel-Headlines geredet.

CarlosG schrieb:
Hat Airbus nicht deswegen extreme Querwindlandungen mit der A380 in Island durchgeführt?
Carlos, ich kann es Dir nicht 100% sagen, aber der A380 ist ein bisschen anders als der Lütte mit EFCS 1.0.
Die Leistungen der besagten Co-Pilotin will ich nicht in Abrede stellen, aber an einen Testpiloten kommt sie wohl (noch [Übung macht die Meisterin ;)] ) nicht ran.
 

J.M.G.

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3er Airbusse darf man ab ca. 25 kts CWC vor der Landung nicht nach der Centerline ausrichten, sondern muss gecrabed aufsetzen! Luvwing down!
Würde ich so nicht unterschreiben. Wenn wir "nicht vollständig ausgerichtet", O.K.. Bei mehr als 20kt CWC muss ein gewisser Degrab durchgeführt werden, da sonst das Fahrwerk die Grätsche macht.
 
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Glaube mir: Das Fahrwerk grätscht nicht...! Was glaubst du, was mit einer 4strahligen passiert, wenn man die bei der geringen Bodenfreiheit der äußeren Engines decrabed; Funken sprühen!
Und nebenbei ein Rat aus der Praxis: Ab 15 kts CWC fliegt der Chef...
 
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