Intrepid
Alien
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Nicht nur in diesem Forum, sondern auch an vielen anderen Orten im Internet und in den Medien wird in den letzten Tagen viel von plötzlichen Windböen erzählt, die den Piloten das Leben schwer machen und praktisch nicht zu beherrschen sind. Insbesondere natürlich, wenn sie unverhofft von der Seite kommen.
Ich will jetzt nicht ausschließen, dass es irgendwann und irgendwo auf dieser Welt tatsächlich mal eine Monsterböe gegeben hat und auch wieder geben wird. Genau so wie es auf den Weltmeeren Monsterwellen gibt, die man auch jetzt erst zu erforschen beginnt. Aber das muss wirklich sehr selten auftreten. Monsterwellen sind mir bekannt, dazu kann man sich auch Berichte und Bilder von entsprechend betroffenen Schiffen im Internet zusammengoogeln. Aus der Luftfahrt sind mir Berichte von unerwarteten Monsterböen nicht bekannt, aber vielleicht kommen ja als Antwort auf meinen Beitrag entsprechende Links.
Was mir wohl bekannt ist, sind die komplexen Bewegungsabläufe, die bei einer Landung notwendig sind, um starken Seitenwind, der dann meist auch noch unstet in Böen kommt, zu meistern. Das Flugzeug, in dem man sich dann gerade befindet, ist auch je nach Typ mal einfacher und mal schwieriger zu fliegen.
Die Hersteller geben eine "demonstrierte Seitenwindkomponente" bekannt, wobei mir nicht klar ist, nach welchen Regeln diese erflogen wird. Der Einfachheit halber stelle ich mir vor, dass es der Windstärke entspricht, die mit voll ausgeschlagenem Ruder verschleißfrei noch zu bewerkstelligen ist. Zumindest entspricht das meinen Erfahrungen bei Flugzeugen bis 5.7 Tonnen. Windkomponenten, die die angegebenen Werte überschreiten, müssen dynamisch und/oder mit Inkaufnahme von nennenswertem Verschleiß (Aufsetzen mit Vorhaltewinkel, energischer einseitiger Einsatz der Bremsen etc.) bewältigt werden. Die demonstrierte Seitenwindkomponente ist zunächst keine Betriebsgrenze. Sie kann es werden, wenn sie im Betriebshandbuch einer Fluggesellschaft als solche steht.
Als Fluglehrer erlebe ich Seitenwind natürlich oft und intensiv. Denn wenn der Schulbetrieb eingestellt wird, weil bei gegebenen Windverhältnissen ein Lerneffekt nicht mehr zu erwarten ist, habe ich Zeit für "bereits fertige" Piloten, mit ihnen auf eigenen Wunsch Seitenwindlandungen zu üben.
Sehr viele Piloten haben keine fundierte Seitenwind-Landetechnik parat, können die notwendigen Bewegungsabläufe schon im Briefing vor dem Flug nicht beschreiben oder gehen von falschen Annahmen aus. Während der Übung dann stehen notwendige Reflexe nicht zur Verfügung oder werden ausdrücklich gebriefte vorbeugende Bewegungsabläufe nicht ausgeführt.
Man selber ertappt sich aber auch dabei, dass ein eigentlich von den technischen Möglichkeiten her verschleißfreies Manöver nicht optimal geflogen wurde, weil man nicht blitzschnell genug war oder aber sich verschätzt hat. Die Leistungsfähigkeit wächst mit der erst kürzlich genossenen Praxis, schön ist dabei natürlich ein allmähliches Herantasten. Ist dies nicht möglich, gibt es immer noch den Verzicht.
Nicht ohne Grund ist der Meteorologie-Fragenkatalog beim ATPL der umfangreichste, das Wetter spielt halt eine entscheidende Rolle. Man muss in der Lage sein, vor dem Flug zu entscheiden, ob man das Wetter, welches zu erwarten ist, auch händeln kann. Überraschungen darf es nicht geben, obwohl in der Praxis Piloten immer wieder überrascht werden. In der kleinen Fliegerei mehr als in der großen Fliegerei, obwohl die Piloten der kleinen Fliegerei viel abhängiger vom Wetter sind als die Piloten der großen Fliegerei. Aber das scheint in der Natur des Mensch zu liegen.
Was ich sagen will: jeder Pilot hat individuelle Grenzwerte, die auch nicht jeden Tag gleich sind. Diese Grenzen muss der Pilot kennen und danach handeln. Was zu erwarten ist, verraten einem die Meteorologen und Wetterbeobachter. Unerwartete Böen gibt es nicht, wohl Böen die ich nicht erwartet habe oder auf die ich mich nicht ausreichend vorbereitet habe. So unsicher und schicksalshaft wie in den letzten Tagen so manch einer Glauben machen wollte ist die Fliegerei nicht.
Das sind meine Erfahrungen, was sind Eure?
Ich will jetzt nicht ausschließen, dass es irgendwann und irgendwo auf dieser Welt tatsächlich mal eine Monsterböe gegeben hat und auch wieder geben wird. Genau so wie es auf den Weltmeeren Monsterwellen gibt, die man auch jetzt erst zu erforschen beginnt. Aber das muss wirklich sehr selten auftreten. Monsterwellen sind mir bekannt, dazu kann man sich auch Berichte und Bilder von entsprechend betroffenen Schiffen im Internet zusammengoogeln. Aus der Luftfahrt sind mir Berichte von unerwarteten Monsterböen nicht bekannt, aber vielleicht kommen ja als Antwort auf meinen Beitrag entsprechende Links.
Was mir wohl bekannt ist, sind die komplexen Bewegungsabläufe, die bei einer Landung notwendig sind, um starken Seitenwind, der dann meist auch noch unstet in Böen kommt, zu meistern. Das Flugzeug, in dem man sich dann gerade befindet, ist auch je nach Typ mal einfacher und mal schwieriger zu fliegen.
Die Hersteller geben eine "demonstrierte Seitenwindkomponente" bekannt, wobei mir nicht klar ist, nach welchen Regeln diese erflogen wird. Der Einfachheit halber stelle ich mir vor, dass es der Windstärke entspricht, die mit voll ausgeschlagenem Ruder verschleißfrei noch zu bewerkstelligen ist. Zumindest entspricht das meinen Erfahrungen bei Flugzeugen bis 5.7 Tonnen. Windkomponenten, die die angegebenen Werte überschreiten, müssen dynamisch und/oder mit Inkaufnahme von nennenswertem Verschleiß (Aufsetzen mit Vorhaltewinkel, energischer einseitiger Einsatz der Bremsen etc.) bewältigt werden. Die demonstrierte Seitenwindkomponente ist zunächst keine Betriebsgrenze. Sie kann es werden, wenn sie im Betriebshandbuch einer Fluggesellschaft als solche steht.
Als Fluglehrer erlebe ich Seitenwind natürlich oft und intensiv. Denn wenn der Schulbetrieb eingestellt wird, weil bei gegebenen Windverhältnissen ein Lerneffekt nicht mehr zu erwarten ist, habe ich Zeit für "bereits fertige" Piloten, mit ihnen auf eigenen Wunsch Seitenwindlandungen zu üben.
Sehr viele Piloten haben keine fundierte Seitenwind-Landetechnik parat, können die notwendigen Bewegungsabläufe schon im Briefing vor dem Flug nicht beschreiben oder gehen von falschen Annahmen aus. Während der Übung dann stehen notwendige Reflexe nicht zur Verfügung oder werden ausdrücklich gebriefte vorbeugende Bewegungsabläufe nicht ausgeführt.
Man selber ertappt sich aber auch dabei, dass ein eigentlich von den technischen Möglichkeiten her verschleißfreies Manöver nicht optimal geflogen wurde, weil man nicht blitzschnell genug war oder aber sich verschätzt hat. Die Leistungsfähigkeit wächst mit der erst kürzlich genossenen Praxis, schön ist dabei natürlich ein allmähliches Herantasten. Ist dies nicht möglich, gibt es immer noch den Verzicht.
Nicht ohne Grund ist der Meteorologie-Fragenkatalog beim ATPL der umfangreichste, das Wetter spielt halt eine entscheidende Rolle. Man muss in der Lage sein, vor dem Flug zu entscheiden, ob man das Wetter, welches zu erwarten ist, auch händeln kann. Überraschungen darf es nicht geben, obwohl in der Praxis Piloten immer wieder überrascht werden. In der kleinen Fliegerei mehr als in der großen Fliegerei, obwohl die Piloten der kleinen Fliegerei viel abhängiger vom Wetter sind als die Piloten der großen Fliegerei. Aber das scheint in der Natur des Mensch zu liegen.
Was ich sagen will: jeder Pilot hat individuelle Grenzwerte, die auch nicht jeden Tag gleich sind. Diese Grenzen muss der Pilot kennen und danach handeln. Was zu erwarten ist, verraten einem die Meteorologen und Wetterbeobachter. Unerwartete Böen gibt es nicht, wohl Böen die ich nicht erwartet habe oder auf die ich mich nicht ausreichend vorbereitet habe. So unsicher und schicksalshaft wie in den letzten Tagen so manch einer Glauben machen wollte ist die Fliegerei nicht.
Das sind meine Erfahrungen, was sind Eure?