Hallo,
Alle I-180 sind durch Motorprobleme abgestürzt, die aber nichts mit der Zelle, oder der Gesamtauslegung zu tun hatten.
Sowohl als auch. Meines Wissens hatte (zumindest der erste) Prototyp der I-180 massive Kühlprobleme, die durch Modifikationen an der Zelle behoben werden sollten.
Das Optimum für die Weiterentwicklung der I-16 war die I-180 mit Ausbau zur I-185. Der wesentliche Knackpunkt war die Verwendung eines Sternmotors, der im Verhältnis zu den Reihenmotoren notwendiger Weise einen höheren Querschnitt und damit Luftwiderstand aufwies.
Die Diskussion Stern / Reihe ist eine vielschichtige. Unter sowjetischen Bedingungen der 30-er und 40-er Jahre wurde diese jedoch in den Schatten gestellt, von der Forderung überhaupt zuverlässige und leistungsfähige Motoren in genügender Stückzahl zur Verfügung zu haben. Gerade da zeigt sich, daß manches "bessere" Konzept sehr lange auf die Verfügbarkeit des versprochenen Triebwerkes warten mußte.
Ein wesentlicher Vorteil ist die Luftkühlung, die gerade im Winter enorme wartungstechnische Vorteile bietet, weil man nicht mit vielen Kühlmitteln hantieren muß. Dieser Faktor war natürlich gerade für die Bedingungen in der UdSSR wichtig.
Jedes Ding hat verschiedene Seiten. Bis man die Temperaturverhältnisse (gerade der der Doppelsterne) zuverlässig in den Griff bekommen hatte, hat es auch einigen Aufwand gekostet. Du hast Recht, der Aufwand für die Luftkühlung ist geringer. Aber natürlich gibt es auch Gegenbeispiele. DB605, RR Merlin, V1710...
Was eine Einführung der I-185 selbst mit dem zuverlässigen M-82 Triebwerk im Frühjahr 1943 bedeutet hätte, läßt sich nur erahnen. Die Maschine zeigte bei der Kampferprobung im Herbst 1942 Leistungen, wie sie Kolbenmotor-Jagdflugzeuge erst 1945 und später erreichten und die Piloten, die sie geflogen haben waren entsetzt, dass sie dieses Flugzeug nicht bekamen, obwohl sich die I-185 mit weniger Mannstunden bauen ließ als jede Jak (Entscheidung von Jakowlew).
Bei allem Respekt vor seinen Recherchen, ich mag die Spekulationen von M.Maslow nicht. Da ist mir zu viel Verschwörungstheorie im Hintergrund. Sicher, die Sowjetunion der 30-er Jahre, und besonders dir Rüstungsindustrie war geprägt von Intrigen, Machtpolitik und Angst vor dem allmächtigen NKWD. Und viele Ingenieure und Militärs sind dem zum Opfer gefallen. Auch die genannten Namen (Mikojan, Polikarpow, Jakowlew) aber auch viele andere sind in dieser Zeit zeitweise mächtig gewesen, dann in Ungnade gefallen, hatten Fürsprecher und Neider, Einfluß und Angst.
Was sich da wie entscheidend ausgewirkt hat, da kann man heute vielfach nur spekulieren.
Ganz ohne Spekulation bleibt aber die von mir genannte "Jägerlücke". Keines der Nachfolgeprojekte der I-16 konnte an den Erfolg anknüpfen. Im Spanienkrieg tauchten die ersten 109-er auf und zeigten die Grenzen der I-16. Die I-17 - Reihe erwies sich als Fehlschlag. Die I-180 war Ende 1938 auch aus dem Terminplan herausgelaufen. So erklärt sich wahrscheinlich (OK, hier spekuliere ich auch) die Katastrophe vom 15.12.1938. Erstflug, obwohl man eigentlich noch einige Wochen brauchte, um die Maschine vorzubereiten.
Mit dem Tod von Tschkalow brauchte es wahrscheinlich gar keiner Intrige von J. oder M. um Polikarpow in Ungnade fallen zu lassen.
Im übrigen ist Polikarpow 1892 geboren. Von alt kann da nur die Rede sein, wenn man die Maßstäbe des heutigen Arbeitsmarktes ansetzt und selbst die treffen auf erfahrene Konstrukteure im technologisch führenden Industriezweig nicht zu.
Ich hatte das "jung" absichtlich in Gänsefüßchen gesetzt, auch weil das in der Literatur gern so geschrieben wird. Trotzdem, Polikarpow galt in den 30-ern als "Nestor der sowjetischen Jagdflugzeugentwicklung" oder als "Jägerkönig". Die "jungen" waren bis dahin (zumindest in der Jägerentwicklung) Neulinge.
Selbstüberschätzung Tschkalows. Gallai sagte dazu: Er war selbst schuld. Er hat in diesem Fall alle Regeln und Gesetze der Testfliegerei mißachtet und dafür bezahlt.
Hast Du da eine Quelle dafür? Ich hab gerade noch mal meinen Bücherschrank entstaubt, ich finde seitenlange Bemerkungen von M.L.Gallai über Tschkalow, aber diese nicht.
gero