27 Mai 2008, die F-4 Phantom II wird 50!

Diskutiere 27 Mai 2008, die F-4 Phantom II wird 50! im Jets Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Die erste gebaute Phantom war nach 296 Flügen sodann auch die erste, die abstürzte und mit dem Werkstestpiloten Gerald 'Zeke' Huelsbeck ihr erstes...
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FlugzeugClassic.de schrieb:
Am 21. Oktober [1959] sollte Huelsbeck das Flugzeug erstmals in Rekordkonfiguration testen. Dazu war Ausrüstung wie etwa der Fanghaken ausgebaut worden, um Gewicht zu sparen. Doch während die 142259 in Bodennähe auf Mach 2.15 beschleunigt hatte, war ein Teil der hinteren Verkleidung des rechten Triebwerkes abgerissen. Dessen Schubdüse überhitzte innerhalb weniger Sekunden und wurde derart beschädigt, dass die ausströmenden Gase andere Teile des Flugzeugs massiv in Mitleidenschaft zogen. Die 142259 explodierte. Huelsbeck konnte noch aussteigen, doch infolge der niederigen Flughöhe öffnete sich sein Fallschirm nicht rechtzeitig. Er prallte ungebremst auf den Boden und war sofort tot.
Die erste gebaute Phantom war nach 296 Flügen sodann auch die erste, die abstürzte und mit dem Werkstestpiloten Gerald 'Zeke' Huelsbeck ihr erstes Todesopfer forderte. Hier sieht man Huelsbeck vor einer der frühen Vorserien-Phantoms.

(McDonnell-Foto via Gerald Voigt)
 
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Das Project ‚Top Flight’ lief trotz des tragischen Verlustes weiter, und am 6. Dezember 1959 stellte Cdr. Lawrence E. Flint Jr. schließlich auf dem zweiten Prototyp (BuNo. 142260) mit 30.040 m einen neuen Höhenweltrekord auf.

Der neue Weltrekord stand nun - nach angelsächsischer Lesart - bei 98,557 ft. Allein die Tatsache, dass Cdr. Flint an einer magischen Grenze gekratzt hatte, durfte Ansporn genug sein, weitere Rekordversuche zu unternehmen. Und so kam es dann auch: folgende (zumeist offizielle) Weltrekorde wurden in den frühen Jahren mit der Phantom II erflogen.

Hier ein Foto der glorreichen Maschine, die den ersten offiziellen Weltrekord einer Phantom II errungen hat. Man beachte die Nummer "2" auf dem tagesleuchtfarbenen Leitwerk. Da der Lack dieser Maschine nach ihrem Flug vom 6. Dezember 1959 außerordentlich stark abgeblättert war, ist diese Aufnahme von Alan Howarth vermutlich noch während der Vorbereitungsphase auf den Höhenweltrekord entstanden:
 
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Der neue Weltrekordhalter wird nach seiner Landung am 6. Dezember 1959 von einem Admiral begrüßt und sogleich mit einem Orden behangen. Cdr. Lawrence E. Flint Jr. hat gut lachen. Er hatte den bestehenden Höhenrekord nicht nur der Sowjetunion abgerungen, sondern zudem mit seiner unübersehbaren 'NAVY'-Beschriftung auf dem Flugzeug auch die USAF vor den Augen der Weltöffentlichkeit deklassiert. Entsprechend euphorisch war die Begeisterung, die das Selbstwertgefühl der gesamten Navy anhob.

(Foto: USN)
 
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Zu diesem tollen Anlass möchte ich auch gern etwas beisteuern,leider nur ein aktuelles Bild,dafür "selbstgeknipst" :-)
Gruß
Achim
 
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Back to the roots...

Mein nächstes Bild ist nicht selbst geknipst, dafür historisch. Durch die viele Bildbearbeitung ist es auch leider nicht so gestochen scharf. Naja.

Das Foto zeigt Cdr. Flint beim Einsteigen in seine Rekordmaschine (BuNo. 142260). Er trägt einen Höhendruckanzug, der bereits ab einer Flughöhe von 15 km notwendig wird. Die dunklen Punkte auf der Lufteinlassrampe sind wahrscheinlich Strömungssensoren.

Nach einem sog. 'zoom climb' in eine Höhe, in der der Sauerstoffdurchfluss durch die Triebwerke nicht mehr für eine wirksame Verbrennung sorgt und auch die Tragflächen in der dünnen Luft nicht mehr ausreichend umströmt werden, um Auftrieb zu erzeugen, stellte Cdr. Flint die Triebwerke ab und flog den oberen Teil seiner parabelförmigen Flugbahn ballistisch. Im Scheitelpunkt seiner Flugbahn (Apogäum) sank die Fluggeschwindigkeit der Phantom daher bis auf rund 73 km/h über Grund ab. Dabei konnte der Commander anderthalb Minuten lang das Phänomen der Schwerelosigkeit erleben.

(Foto: USN)
 
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Project 'Top Flight'

Und noch einmal zurück zur Ordensverleihung: Während der Admiral dem erfolgreichen Rekordpiloten gratuliert und seinen vorbereiteten Text verliest, kümmert sich das Bodenpersonal im Hintergrund um die Maschine. Auf der Tragfläche erkennt man den abgelegten Fallschirm, und über dem Wort "PROJECT" auf dem Rumpf sieht man eine zusätzliche Beschriftung aus drei Wortgruppen. Die vordere kann ich entziffern als: "PILOT: CMDR L E FLINT".
Ein Blick nach unten zeigt, dass die Phantom offensichtlich nur mit den beiden vorderen Sparrow-Attrappen geflogen ist.

Nach der Landung war die Presse geladen, und rechts im Bild sieht man auch eine zeitgenössiche Filmkamera. Auf der vorbereiteten Schautafel links im Bild steht Folgendes geschrieben:
U. S. NAVY
F4H Phantom II
NEW HOLDER OF...
WORLD
ALTITUDE RECORD
98,560 FEET
BUILT BY...
McDONNELL AIRCRAFT CORP.
POWERED BY...
"2" G-E J-79-2 TURBOJETS
Die erreichte Flughöhe wird unterschiedlich angegeben. Mal liest man von 98,556 ft; 98,557 ft oder - wie hier - von 98,560 ft. Der Grund liegt darin, dass die erreichte Flughöhe nach den FAI-Regeln in Metern gemessen wurde und beim Umrechnen in Fuß unterschiedlich genau gerundet wurde. Die U. S. Navy hat sich für die Aufrundung auf die nächsthöheren Zehn Fuß entschieden. :D

(Foto: USN)
 
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In Memoriam

Zur Erinnerung an diejenigen Menschen, die durch Fertigung, Erprobung, Flugbetrieb oder Kriegseinsatz der 'Phantom II' ums Leben kamen.

McDonnell-Testpilot Gerald ‚Zeke’ Huelsbeck starb beim ersten Absturz einer Phantom, als er den ersten Prototypen während des Projektes 'Top Flight' bis an dessen Leistungsgrenzen flog und dabei ein technischer Defekt auftrat.

(Foto: Autogrammkarte von Gerald Huelsbeck, via Gerald Voigt)
 
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@Luftpirat,

Super Beiträge :TOP: Besten Dank!
 

Schiffer

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50Y F-4

Ist zwar vom letzten Jahr, gehört aber auch dazu:
(C @ Schiffer)
 
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Ein Fingerzeig...

... der Tailhook Aviation Community, wie man sagen darf. Die Kollegen der WTD 61 sind zwar (i. d. R.) nicht trägerqualifiziert, aber ihre fliegende Orange ist es. :TOP:

Dieser "finger trouble?" ist seit jeher ein beliebtes Fotomotiv. Hier sehen wir es bei drei F-4Bs der VF-74 'Bedevilers', des ersten einsatzfähigen Phantom-II-Verbandes der Welt. Im Juli 1961 erhielten sie ihre ersten F4H-1s, im Oktober 1961 führten sie ihre Trägerqualifikation durch, und im August 1962 ging es auf die erste Kreuzfahrt mit der USS Forrestal (CVA-59) ins Mittelmeer.

Die VF-74 schmückte sich daher mit dem Titel "Phirst in Phantoms", was zumindest "als Einsatzverband" für sie gilt. Erster Navy-Verband, der regulär mit der F4H ausgestattet wurde, war bereits ab Ende Dezember 1960 die VF-121 in Miramar als Phantom-Umschulungsstaffel der Pazifikflotte.

(USN-Foto via Alan Howarth)
 
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Tolle Fotos übrigens, Schiffer! :TOP:
Wie verlief denn die Entwicklung zum Zweisitzer, wann und aufgrund welcher Erkenntnisse? Oder war es von Anfang an vorgesehen, daß am Ende der Entwicklung der Zweisitzer stehen sollte?
Ob ein Allwetter-Abfangjäger nun einen zusätzlichen Radaroperateur haben sollte oder nicht, spaltete die Fachwelt der Navy in regelrechte Weltanschauungslager. Bei der USAF hatte sich das Crew-Konzept mit der F-94 ‚Starfire’ und der F-89 ‚Scorpion’ bewährt, während die Arbeitsbelastung in der einsitzigen F-86D ‚Sabre Dog’ recht hoch war. Dennoch war das einsitzige Jagdflugzeug den Augen der Air-Force-Piloten das einzig Wahre und die F-86D daher als „Einzelkämpfer“ hochbegehrt.

In der US-Navy etablierte sich die einsitzige F2H-3/4 ‚(Big) Banshee’ als erfolgreicher Allwetterjäger, nachdem ein Leistungsvergleich Einsitzer (F2H-2N Banshee-Nachtjäger) gegen Zweisitzer (F3D Skyknight) beim Naval Air Test Center 1951 kein klares Ergebnis gebracht hatte. Auch hier war das Ideal nach wie vor das einsitzige Jagdflugzeug.

Als Äquivalent zur F-86D flog bei der Navy dann die F4D Skyray und insbesondere die F3H Demon. Auch wenn die Demon ihren Ruf als gefährlich schwach motorisierter Trägerjet nie mehr losgeworden ist, so war sie davon abgesehen doch ein nützliches, allwetterfähiges Waffensystem. McDonnell hat schrittweise aus ihr die F4H entwickelt.

Ein Vorteil, den die Entwicklung der F4H-1 aus der Zwischenstufe AH-1 mit sich brachte, war ihre verbliebene Fähigkeit, auch reichlich Luft-Boden-Bewaffnung mitführen zu können.

Nachdem ohne konkreten Bedarf in der U. S. Navy durch die unablässige Lobbyarbeit von McDonnell 1954 zwei AH-1 bestellt worden waren, hat man die Bestellung nachträglich der nachgeschobenen Spezifikation eines zweisitzigen Allwetterjägers mit Sparrow-Raketenbewaffnung angepasst. Das Layout der Zelle wurde ohne größere Änderungen von der AH-1 übernommen und es erfolgte keine Optimierung des Cockpitbereichs von der ein- auf die zweisitzige Version. Dies holte man dann in der Serienproduktion der Phantom II – beginnend ab Block 3 - nach.

Für die Ausschreibung vom Juli 1955 entschied sich die Navy, zusätzlich ein Konkurrenzmodell der Chance Vought Aircraft Inc. namens F8U-3 ‚Crusader III’ in Auftrag zu geben, um einen Wettbewerb zu ermöglichen, der nicht nur auf dem Papier sondern auch in der Luft ausgetragen wurde. Ein dritter Entwurf war die Grumman XF12F-1 'Lion', eine Weiterentwicklung der F11F-1 'Tiger' mit zwei J79-Triebwerken, zweiköpfiger Besatzung und Sparrowbewaffnung, die aber zugunsten der ähnlich konfigurierten McDonnell F4H-1 nicht zur Endausscheidung zugelassen wurde und daher gar nicht erst gebaut wurde.

Die Chance Vought F8U-3 lehnte sich in ihrer Gesamtauslegung sehr stark an die F8U-1 Crusader an und war somit ebenfalls ein Einsitzer. Für den Notfall hielt Vought auch einen Entwurf einer zweisitzigen F8U-3 bereit, hielt dies aber für Platz- und Gewichtsverschwendung, die nur das Leistungsspektrum einschränkte. Die Arbeitsbelastung der Radarbedienung sollte der Pilot durchaus alleine bewältigen können.
Joe Baugher schrieb:
On July 25, 1955, the Navy and the manufacturer agreed to a detailed list of specifications for the YF4H-1. The aircraft was to be capable of staying on patrol for up to two hours at a time at a distance of up to 250 nautical miles from its carriers and was to be able to remain in the air for at least three hours without midair refuelling. At the same time, the go-ahead for the F4H project was confirmed, with a formal contract being written for the two previously-ordered prototypes but also for five pre-production aircraft (BuNos 143388 to 143392).

The YF4H-1 mockup was inspected between November 17 and 23, 1955. The twin J79 afterburning turbojets were to be mounted in the lower portions of the fuselage and fed by fixed-geometry cheek air intakes. The primary armament was to be four Sparrow III radar-guided missiles mounted in semi-submerged slots beneath the fuselage. No provision was made for the mounting of cannon.

At the same time, the Navy authorized Vought to build two prototypes of the single-seat, single-engined F8U-3 Crusader III to compete with the F4H-1. In reality, the aircraft should have been designated F9U, and it should have been Crusader II rather than Crusader III.
Der US-Kongress erlaubte 1957 vor der Streichung eines der beiden Projekte einen Vergleichswettkampf zwischen der F8U-3 ‚Crusader III’ und der F4H-1, zu dem auch bordradargestützte Abfangübungen gegen eine Boeing B-47 gehörten. Die F8U-3 soll in allen Bereichen bessere Flugleistungen gezeigt haben, schneller, leichter und auch billiger gewesen sein als die F4H.

Wenn man die beiden Kandidaten dieser Ausschreibung mal vergleicht, sieht man, wie sehr sich die Unentschlossenheit der Navy (und sicher auch ihre interne Uneinigkeit) darin spiegelt: ein einstrahliger Einsitzer tritt gegen einen zweistrahligen Zweisitzer an. Man muss den Marineplanern allerdings zu Gute halten, dass die 1950er Jahre eine unglaublich schnelllebige Zeit waren, und der Fortschritt in der Militärluftfahrt mindestens genauso rasant war wie in der übrigen Technik. Wohin der Weg mit der fortlaufenden Miniaturisierung der Elektronik und dem Erreichen neuer Geschwindigkeitsbereiche bei Kampfflugzeugen und Lenkwaffen führen würde, war auch 1958 noch nicht ganz klar abzusehen. Man hatte sich für ein Konzept zu entscheiden, und die Zukunft musste zeigen, ob es sich in der Realität bewährte.

Am 17. Dezember 1958 wurde eine wichtige Weiche gestellt, als die Navy sich für die F4H-1 entschied, obwohl die F8U-3 die besseren Flugleistungen gezeigt hatte. Frisch im Amt, hatte Vizeadmiral Robert B. Pirie als Deputy Chief of Naval Operations (Air), kurz ‚DCNO (Air)’, erhebliches Gewicht bei der Auswahl des Siegerentwurfs. Für ihn war die Fähigkeit dieses teuren und komplexen neuen Flugzeugs, auch nach Ausfall eines Triebwerks [von zweien] sicher von einem Einsatz zurück zu kehren, von entscheidender Bedeutung und damit zumindest mitentscheidend für die Wahl des Siegers.

Hier eine Firmenaufnahme der unterlegenen Vought XF8U-3 ‚Crusader III’, des „besten Flugzeugs, das die Navy je abgelehnt hat“, aufgenommen über der Mojave-Wüste nahe der Edwards AFB, wo im Sommer/Herbst 1958 der fliegerische Vergleich mit der F4H-1 statt gefunden hat.
 
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Ich habe neulich einen älteren Herrn in der Bäckerei getroffen. Als ich so nebenbei vor mich hin murmelte, dass Boeing den 50. Geburtstag der ‚Phantom’ vergessen hätte, meinte er: „Das kann doch wohl nicht wahr sein!“ „Ja, unglaublich“, habe ich ihm beigepflichtet, „aber... kennen Sie die Phantom auch?!“

Der ältere Herr sah mich nur pikiert an und meinte: „Also, als die Produktion der F3H Demon ausgelaufen war, hat McDonnell etwa jeden Monat einen neuen Vorschlag bei der Navy eingereicht.“ „Ach“, meinte ich und sah ihn mit großen Augen an. „Ja, es gab keine offizielle Ausschreibung, und McDonnell hat uns nacheinander die F3H-A, -B, -C, -D, -E, -F, -G und -H aufgetischt. Sie waren mit vier 20-mm-Kanonen ausgerüstet; die F3H-G hatte das J65 als Triebwerk, und die F3H-H das J79. Dass die Phantom zweistrahlig war, habe ich selbst immer für für nebensächlich gehalten, aber ein Vorteil war es schon.“ „Warum hatte die Phantom denn ursprünglich keine Kanone?“, wollte ich wissen.

„Naja, die späteren Betreiber haben sich alle eine Bordkanone gewünscht. Aber es war auch allgemeiner Konsens, dass gegen einen hochgerüsteten Gegner unserer Flotte nur Flugkörperbewaffnung als Abwehr taugt. Das war eine ganz schöne Auseinandersetzung in der Navy, ob man sich neben den Sparrow-Raketen noch das Gewicht für eine Bordkanone leisten sollte“, meinte er zu mir, „wo doch das Gewichtslimit für den Trägereinsatz zu beachten war - also wegen der Katapulte und der Fanganlage.“ Ich nickte. „Aber wie war das mit dem zweiten Besatzungsmitglied?“

Der ältere Herr, der inzwischen andere Kunden vorließ, erklärte: „Es gab da Unregelmäßigkeiten, die zur Bestellung des Jagdbombers AH-1 geführt haben. Er war einsitzig, mit zwei Nachbrennertriebwerken und recht kurzer Reichweite, und es gab in der Navy überhaupt keine Planungen für ein solches Flugzeug. Etwa sechs Monate nach der Bestellung gab es eine Studie, das Flugzeug umzukonfigurieren, aus der dann die bekannte F4H-1-Auslegung hervor ging.“ „Merkwürdig“, fand ich, „denn die Vought XF8U-3 ‚Crusader III’ war dann ja wiederum einsitzig.“

„Das war dann wieder ein halbes Jahr später, und zu diesem Zeitpunkt hatten die Fürsprecher für die einsitzige Version in der Navy das Oberwasser“, erläuterte der ältere Herr mir. „Es wurde 1955 ein Wettbewerb ausgeschrieben, und in der Endauswahl war neben der F4H-1 noch die XF8U-3, ebenfalls mit Sparrow-Raketen und ohne Bordkanonen. Sie kam erst ein Jahr später in den Wettbewerb als die F4H und die Vought-Ingenieure haben die festgestellten Konstruktionsmängel schneller und besser beseitigt als die bei McDonnell.“

„Es heißt, die F8U-3 wäre das beste Flugzeug gewesen, das die Navy je gestrichen hätte“, warf ich ein. Der ältere Herr nickte. „Ja, es wurden ja beide Typen in der NAS Patuxent River beim Naval Air Test Center (NATC) geflogen, und die F8U-3 war nach Auswertung der Testflüge bei Weitem der leistungsfähigere Typ. Er hätte unter normalen Umständen den Wettbewerb gewonnen. Die Navy hätte natürlich gerne beide Typen bestellt, als Absicherung, falls bei einem von ihnen plötzlich gravierende Ausfälle in der Zelle oder im Triebwerk aufgetreten wären. Aber der US-Kongress hat 1957 kategorisch verlangt, dass einer der beiden Typen aus dem Beschaffungsprogramm zu streichen sei. Welcher von beiden es sein würde, war übrigens keine politische Entscheidung, sondern eine fachliche. Wir haben immerhin erreichen können, im folgenden Jahr noch einen fliegerischen Vergleich anzusetzen und danach erst den Sieger auszuwählen.“

„Und warum hat die Phantom dann eigentlich gewonnen?“, wollte ich wissen. „Tja“, meinte der ältere Herr, bestellte jetzt seine Brötchen und antwortete: „Weil die Phantom zweisitzig war. Es kam ein Bericht vom NATC, in dem einstimmig für eine Aufgabenteilung im Cockpit gestimmt wurde, also für eine zweisitzige Auslegung des künftigen Flotten-Allwetterjägers. Dass sich diese Jagdflieger für einen Zweisitzer entschieden haben, war schon unglaublich. Es müssen die Radarleute gewesen sein, die sich da durchgesetzt haben. In einem modernen Luftkampf mit Radarlenkwaffen hat derjenige gewonnen, der den Gegner früher auffasst. Das war das Argument für den zweiten Mann im Cockpit. Später wurde dieses Konzept dann allgemein akzeptiert“, meinte der ältere Herr und nahm seine Brötchen.

„Ja, die Phantom hat ja nun bewiesen, dass das Konzept richtig war“, meinte ich und grüßte den alten Herrn noch, als er hinaus ging. Dann besann ich mich, warum ich eigentlich beim Bäcker war.


PS: Vorstehende Begegnung in der Bäckerei ist fiktiv – der ältere Herr jedoch nicht.

Fazit: So waren wohl die zwei Sitze und die zwei Triebwerke am Ende die entscheidenden Argumente für die Kür der F4H ‚Phantom II’ zum künftigen Allwetterjäger der U. S. Navy.

Hier ist auch noch eine lesenswerte Entwicklungsgeschichte der F-4 auf Englisch:
http://www.wingweb.co.uk/aircraft/McDonnell_Phantom_F-4_part1.html

Auf nachstehendem McDonnell-Foto der F4H-1 sieht man den positiven Nebeneffekt, den die Unregelmäßigkeiten um die AH-1 für die späteren Luft-Boden-Fähigkeiten der ‚Phantom II’ hatten. Diese waren für ihren späteren Erfolg als Mehrzweck-Kampfflugzeug nicht zu unterschätzen, und es ist nicht anzunehmen, dass die F8U-3 in dieser Hinsicht hätte mithalten können:
 
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phantomas2f4

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Kösching
Die F8U-3 soll in allen Bereichen bessere Flugleistungen gezeigt haben, schneller, leichter und auch billiger gewesen sein als die F4H.

.......obwohl die F8U-3 die besseren Flugleistungen gezeigt hatte.

Hier eine Firmenaufnahme der unterlegenen Vought XF8U-3 ‚Crusader III’, des „besten Flugzeugs, das die Navy je abgelehnt hat“,
Aber warum hat man mit der Vought "Crusader III" denn nicht nochmal versucht, der F4 die erflogenen Weltrekorde abzujagen, wenn sie denn so überlegen war bei den Flugleistungen ..????

Klaus
 

pilotf4f

Guest
PS: Vorstehende Begegnung in der Bäckerei ist fiktiv – der ältere Herr jedoch nicht.


Vielen Dank für die Informationen. Nur das mit dem älteren Herren habe ich nicht kapiert. Wo hast du denn älteren Herrn denn getroffen, wenn die Begegnung in der Bäckerei fiktiv ist?
Und: Was für ein Sitz war eigentlich in der F4H1 eingebaut. Vom Design oberhalb kann man schon ahnen und erhat gewisse Ähnlichkeit mit dem H7. Soweit ich erkennen kann, lehnt die Ähnlichkeit vom Kopfteil an der des C1 bzw C2 Sitzes von Lockheed. War wohl damals der Stil und Gang und Gebe.
Und wie kommt es, daß hier ein oberer Abzugsgriff eingesetzt wurde, in anderen Flugzeugmustern jedoch nicht? Hat das Designtechnische Gründe, da ja der untere eh ein schnelleres Reagieren erlaubt.
 
Thema:

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