"Beschaffungskriminalität?"

Diskutiere "Beschaffungskriminalität?" im NVA-LSK Forum im Bereich Einsatz bei; Was heißt das dann für die Logistik? Vor der Bestellung der Ersatzteile erst klären, wo die Kiste zusammengenietet wurde? Oder Teil bestellen und...
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Thorsten Wieking

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Was heißt das dann für die Logistik? Vor der Bestellung der Ersatzteile erst klären, wo die Kiste zusammengenietet wurde? Oder Teil bestellen und bei Bedarf zurechtdengeln?

Gruß
Thorsten
 
thud68

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Bestellung der Ersatzteile
Ersatzteile bestellen? Im Osten? :D Das war nicht anders als beim Auspuff eines Trabbis.;)
 

Thorsten Wieking

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Ersatzteile bestellen? Im Osten? :D Das war nicht anders als beim Auspuff eines Trabbis.;)
Bedeutet also?
Wenn ich mein "Baujahr 1976, Westmodell" Schubladendenken auspacke, dann würde ich sage - "suche, tausche und Du wirst vielleicht finden oder bastel selbst eine Lösung" - stimmt das so?

Galt das nur für den "Reservebestand" oder auch aktiv fliegende Einheiten.

Ich sehe mein Schubladendenken gerne korrigiert. Spätestens die Generation meiner (ungeborenen) Kinder wird sich sonst IMHO nicht mehr vorstellen können, wie es in der Zeit bis 1989 war.

Sorry falls es zu Off-topic wird, aber das interessiert mich jetzt doch.

Gruß
Thorsten
 
thud68

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"suche, tausche und Du wirst vielleicht finden oder bastel selbst eine Lösung" - stimmt das so?
Wie das bei den Luftstreitkräften genau war kann ich dir nicht sagen, da kann Flugi bestimmt einen Kommentar abgeben. Die gepanzerten Einheiten waren jedenfalls ein exaktes Spiegelbild der Zustände im Zivilleben. Da haben die Techniker des öfteren "14,5 Glasmantelgeschosse" einsetzen müssen, um an Ersatzteile heranzukommen (EVP 14,50 Mark war der Preis für eine große Flasche Schnaps). Es wurden auch innerhalb der Einheiten gnadenlos Ersatzteile geklaut (sogenanntes "sozialistisches Umlagern"- war ja alles "Volkseigentum"). Während einer Truppenübung konnte ein Panzer oder SPW ein totales "stripped down" erleben, wenn seine Besatzung nicht höllisch aufgepaßt hat.
Den Gipfel des Notstandes konnte ich beobachten, als sich zwei KCs (ja Kompaniechefs) von zwei Aufklärungskompanien einen Nahkampf um einen Satz AT-2 Panzerminenattrappen lieferten, damit das Ausbildungsprogramm weitergehen konnte. Einsatz wurde also schon gezeigt!:FFTeufel:
 
Flugi

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Zu der Ersatzteilversorgung bei den LSK kann ich auch nichts beisteuern, aber so wie ich das in Erinnerung habe, haben wegen fehlender Teile anfang der 70er Jahre im JG-1 keine Flugzeuge gestanden.

Um auf Henning seinen Einwurf zurück zu kommen. Ersatzteile musste man dort bestellen, wo die Flugzeuge produziert wurden. Denn, wie Matthias schon sagte, gab es diverse technische Unterschiede bei der Produktion in den einzelnen Ländern. Ein Teil was in der CSSR produziert wurde, musste nicht zwangsläufig an eine russische Maschine passen.

Bei der Ersatzteilsituation der INTERFLUG habe ich dann schon mehr erlebt.
Da war es genau und nicht anders, wie schon beschrieben. Wer gute Beziehungen hatte, der hatte auch Ersatzteile. Kleine Geschenke und Tauschobjekte, Geld war ja nix wert, waren da immer gern gesehen. Was der eine nicht hatte, konnte der andere gerade gebrauchen.
Das ging bis in die Herstellerwerke nach der damaligen Sowjetunion.
Wichtige Ersatzteile bekam man in Umgehung der ofiziellen Handelsorganisationen direkt beim Hersteller oder in der Instandhaltungseinrichtung. Ein paar Lichtschalter, ein paar Dinge des täglichen Bedarfs und selbstverstänlich auch die Flasche Schnaps, füllten ganze Ersatzteilkisten.
Heute stellt man sich die Frage, warum hat man das gemacht? :?!
 

Pewi

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Es wurden auch innerhalb der Einheiten gnadenlos Ersatzteile geklaut (sogenanntes "sozialistisches Umlagern"- war ja alles "Volkseigentum"). Während einer Truppenübung konnte ein Panzer oder SPW ein totales "stripped down" erleben, wenn seine Besatzung nicht höllisch aufgepaßt hat.
Thud68, vielen Dank für diese amusanten Geschichten. So was war mir als "Wessie" bisher völlig unbekannt. Ich habe zwar Verwandte "drüben", aber die mußten vor dem Ende der DDR nicht zur NVA, konnten also so was nicht erzählen.
Ich erinnere mich nur an eine Geschichte, die in den 80ern hier durch die Medien ging. Angeblich hatte eine russische Panzerbesatzung in der Tschechoslowakei ihr "Gerät" an einen Wirt verkauft, gegen Bezahlung in "flüssigen Geldern":D . Als sie von der Militärpolizei erwischt wurden, waren sie voll wie die Nattern, und bar jeder Erinnerung, wo sie ihren Panzer vertickt hatten. Der fand sich erst nach einigen Wochen wieder, als jemandem auffiel, daß der Wirt plötzlich immer wieder hochwertigen Stahl im "Angebot" hatte. Bei der "Stallsuchung" fand sich unterm Stroh der schon deutlich "angeknabberte" Panzer.
Aber ob das wahr ist, oder in den Bereich Propaganda fällt, kann ich nicht sagen.
Grüße,
PeWi
 
thud68

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Was der eine nicht hatte, konnte der andere gerade gebrauchen.
Hast du das GENAU SO gemeint?:FFTeufel:
Nachtrag: Die Ersatzteillage konnte durch einige "Merkwürdigkeiten" noch verschärft werden. So trug das Antennenkabel des BMP die seltsame Aufschrift "Made in West-Germany". :D Ein Offiziersschüler in Löbau fand in einer Lieferung von Socken einen Verpackungskontrollzettel aus Texas, der nicht nach einem Scherz aussah!:?!

Aber ob das wahr ist, oder in den Bereich Propaganda fällt, kann ich nicht sagen.
Das ist schon wahr. In Treuenbrietzen hatte ein Schrotthändler plötzlich einen ausgeschlachteten Mi-2. Prima Alu! Der Bauer gegenüber fuhr nur mit "Russensprit" usw. usw.
 
Rapier

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Die Ersatzteillage konnte durch einige "Merkwürdigkeiten" noch verschärft werden. So trug das Antennenkabel des BMP die seltsame Aufschrift "Made in West-Germany". :D Ein Offiziersschüler in Löbau fand in einer Lieferung von Socken einen Verpackungskontrollzettel aus Texas, der nicht nach einem Scherz aussah!:?!
Habe auf die Schnelle das Foto nicht gefunden, aber NSW-Teile in den LSK/LV hatten wir hier schon mehrfach.:FFTeufel:
 
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Vielleicht noch ein Nachtrag, auch wenn es wie die letzten Beiträge reichlich OT ist. Bei uns war es mit den Ersatzteilen so, auch wenn welche da waren, wurden sie oft nicht herausgegeben. Da wurde erstmal versucht, aus dem alten Teil noch was zu machen, dass es ging. Das ganze hat sich schlagartig geändert, wenn eine Inspektion von der Divison anlag. Diesen Zeitpunkt musste man abpassen. Dann wurde alles auf Vordermann gebracht, da hat Geld und Material keine Rolle gespielt.

Es gab aber auch andere Wege. Einmal ist bei mir am BTR-60 ein Scheinwerfer kaputt gewesen (eigenes Verschulden). Da bin ich im Urlaub im Dorf zu unserer LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft; Translation: DDR-Kolchos) gegangen. Auf Grund des sehr hohen Standardisierungsgrades der russischen Technik hatten unsere Traktoren (weißrussische Produktion) auch so ein Teil.
 
AE

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LPG - unterschied sich von einem sowjetischen Kolchos durch die Eigentumsfrage des Bodens. In der UdSSR wurde alles Land in Staatseigentum überführt. Die Bauern der DDR behielten ihr Land, was sich nach der Wende auszahlte. Die Genossenschaft als Rechtsform gibt es auch im BGB und die LPGs haben z.T. überdauert.

Materialbeschaffung war generell schwierig. Für Investitionen benötigte man Geld, eine Bilanz der Planungskommision und Glück. Für ein Heizwerk wurden Multizyklonen zur Rauchgasreinigung benötigt. Geld war da, Bilanz war da, aber der Zementhandel nicht lieferfähig. Also ein paar Flaschen Kräuterschnaps geschnappt, direkt hingefahren, die Kolleginnen vor Ort genervt und die Teile per LKW - "wegorganisiert". Teamwork in besten Sinne, auch wenn das Wort damals noch nicht bekannt war.
DDR-Volkswirtschaft war auf allen Gebieten Verwaltung des Mangels.
Also kein Grund zur Ostalgie :D .

Ich habe nie ein Schützenloch/-graben ausgehoben. Mein Spaten war kapput, ein neuer nicht zu beschaffen und an Reparatur nicht zu denken. Ich war vieleicht traurig!
 
EDGE-Henning

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Wie das bei den Luftstreitkräften genau war kann ich dir nicht sagen, da kann Flugi bestimmt einen Kommentar abgeben. Die gepanzerten Einheiten waren jedenfalls ein exaktes Spiegelbild der Zustände im Zivilleben. Da haben die Techniker des öfteren "14,5 Glasmantelgeschosse" einsetzen müssen, um an Ersatzteile heranzukommen (EVP 14,50 Mark war der Preis für eine große Flasche Schnaps). Es wurden auch innerhalb der Einheiten gnadenlos Ersatzteile geklaut (sogenanntes "sozialistisches Umlagern"- war ja alles "Volkseigentum"). Während einer Truppenübung konnte ein Panzer oder SPW ein totales "stripped down" erleben, wenn seine Besatzung nicht höllisch aufgepaßt hat.
Den Gipfel des Notstandes konnte ich beobachten, als sich zwei KCs (ja Kompaniechefs) von zwei Aufklärungskompanien einen Nahkampf um einen Satz AT-2 Panzerminenattrappen lieferten, damit das Ausbildungsprogramm weitergehen konnte. Einsatz wurde also schon gezeigt!:FFTeufel:

Ersatzteile gab es in der DDR in Hülle und Fülle. Wenn es denn nicht eine Zweitwährung gewesen wäre. Selbst Leute ohne Auto mit "Beziehungen" zum Ersatzteilvertrieb kauften Auspuffanlagen in mehrfacher Ausführung. Gegen die entsprechende Menge Geld, gerne auch in Forumchecks oder DM der
BRD gab es sofort jedes gewünschte Teil. Das gilt auch für Modellbaukästen, die sich manch ein Zeitgenosse im Keller stapelte. Oder manch ein Soldat besserte seinen Urlaub auf, wenn der Vorgesetzte Wartburgteile brauchte.

Seltsam fand ich, das manchmal auch kein Interesse bestand. Im Automobilwerk Eisenach gab es alle 14 Tage einen offiziellen Verkauf von KFZ-Teilen zweiter Wahl mit kleinen Mängeln. Da waren oft nur 10 bis 15 Interessenten.

Interessant wurde es zur politischen Wende. Da zeigte sich in diversen Lagern, was für Mengen an E-Teilen vorhanden waren. Auch im privaten, was sich an schier unerschöplichen Mengen an alten E-Teilen auf diversen Teilebörsen zeigt.
 

Reinhard

Guest
Die Ersatzteilbeschaffung in der NVA habe ich folgendermaßen erlebt(die Glaßmantelgeschosse lasse ich mal beiseite):
In den 70-er Jahren schrieb man eine Anforderung,und kriegte den bestellten Kram irgendwann.
Anfang der 80-er Jahre lief dann irgendwas bei den Russen schief.Wir kriegten massenweise Röhren-die 6N1P ist mir noch dunkel in Erinnerung-die schmissen wir gleich weg,weil sie nicht funktionierten.
Dann gab es ein paar Jahre garnichts.
Und dann kam die "Wende".Da fiel den ganzenzen Armleuchtern in Neubrandenburg,Pinnow und sonstwo ihre Existenzbererechtigung ein.Da kamen plötzlich Ersatzteile,die ich 5 Jahre vorher bestellt hatte.Und die es angeblich garnicht gab.
 

Capovau

Guest
Ich erinnere mich an einen meiner Reservistendienste in einem MSR der 4. MSD. Ich sach ma nicht wo genau :-)

Zum Dienstantritt inspizierte ich den Gefechtspark meiner Kompanie. Da standen etliche SPW nur auf 7 Rädern. Der Rest war geklaut und konnte nicht mehr ersetzt werden. Selbst die Instandsetzung war keine Hilfe, denn die abgegebenen 60er mussten vollständig sein. Ging also eine Ruine nach Neubrandenburg, mussten ein neuen Gefechter ein Rad opfern, um den alten Bock abgabetauglich zu machen.

Ein Zug meiner Kompanie hatte nur noch ein halbwegs beschießbares LMG, die anderen waren so ausgelutscht, das man mit mit ihnen mit Mühe die Schießgasse einhalten konnte oft ging nur noch Einzelfeuer, weil der Gasladedruck nicht mehr reichte ....wir warteten auf das AK72 und seine Derivate. Beim Zugschießen mussten die LMG-Schützen die Waffe in der Gasse untereinander tauschen.

Besonders in den 80ern war die Lage schon sehr angespannt. Trotzdem, gefechtsbereit war die Einheit, wenngleich vielleicht Einiges im Park stehen geblieben wäre. Aber es macht unendlich viel Mühe.

Gruß
Thomas
 
Tester U3L

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Bei den LSK war es hinsichtlich der Ersatzteilversorgung schon so wie von Reinhard beschrieben. Der "Bedarf" musste eigentlich Jahre im voraus eingeplant/angemeldet werden, damit er auf sowjetischer Seite eingeplant werden konnte und die Preise (Transferrubel) halbwegs erträglich waren.

Bei unseren (Su-22) relativ neuen und komplexen Maschinen (und die ersten Nicht-MiG-Kampfflugzeuge der NVA) lagen dazu keine Erfahrungen vor. Ziel war es durch die laufenden monatlichen Berichte der einzelnen Trupps der Fachgebiete mittels statistischer Auswertung (Computer KC-87 !) eine Erfahrungsbasis zu schaffen. Beim Ende der DDR/NVA hatten wir nach ca. 4 bis 5 Jahren Einsatz gerade einmal die 'Kinderkrankheiten' der Flugzeuge ausgemerzt, d.h. die 'Badewannenkurve' der Ausfallhäufigkeiten lief gerade in die Tieflage.

Es gab die Möglichkeit von Eilbestellungen bei unseren sowj. Brüdern, die dann jedoch extrem teuer waren (auch in Transferrubeln). Diese Bestellungen galt es zu vermeiden, insbesondere auf die eigene Kostenstelle.
D.h., wir haben Maschinen mit solchen Ausfällen dann immer gern in die KRS gestellt, damit die sich darum kümmern können. (Bis zur Wende hatten wir z.T. auch noch Werksgarantie auf die Maschinen, da gabs die Teile dann auch noch kostenlos von den sowj. Werksvertretern in der KRS.)
Insbesondere galt dies bei uns in der Staffel für Glühlampen, ganz extrem für die ANO-Lampen an den Tragflächenenden, da diese sehr empfindlich waren. Glühlampen als Verbrauchsmaterial waren immer knapp! In unserem Alu-Koffer mit den Ersatzlampen befand sich immer ein Satz kaputte Lampen. Wenn dann ein Flugzeug z.B. während einer Flugschicht wegen eines Defekts ausfiel und in die KRS musste, dann wurden fix alle erreichbaren Birnen gegen kaputte ausgetauscht und das Flugzeug so in die KRS geschleppt und meist ohne Übernahme dort abgestellt. Nach der Reparatur dort erfolgte immer eine Übernahmekontrolle durch uns und dann mussten alle Lampen leuchten, das haben wir kontrolliert. Wo die die Lampen herbekamen war uns egal.

Ich kann mich auch noch an entsprechende Tauschgeschäfte innerhalb der NVA erinnern. Mein Truppführer kam ursprünglich vom JG-9 in Peenemünde. Anlässlich einer Außenlandung in Peenemünde sollte ich dort hin fahren, um die WSK an unseren Maschinen dort zu machen (wir durften bei uns MiG-21 und 23 von anderen Geschwadern kontrollieren, da wir z.T. dafür ausgebildet waren, dies durfte aber keiner an unseren Maschinen). Kurze Zeit vorher hatten wir Unmengen einer einzelnen Glühlampenart bekommen, die wohl etliche Jahre gereicht hätten. Andere Geschwader bekamen in gleicher Art und Weise halt andere Lampen in ähnlicher Menge. Das Ende der Geschichte war, dass zwischen den Einheiten getauscht wurde. Für die Verlegung nach Peenemünde bekam ich einen extra Koffer mit überzähligen Lampen und den Auftrag mich dort mit dem entsprechenden Truppführer des JG-9 zu treffen und mit ihm die Lampen zu tauschen und ihm einen schönen Gruß von meinem Chef zu bestellen. Man muss sich halt nur zu helfen wissen... ;)

Wenn eine Maschine zu einer längeren Reparatur in der KRS stand, kam es auch vor, dass diese dann zeitweise 'kannibalisiert' wurde, um andere flugfähig zu halten (bis ein Ersatz- bzw. Austauschteil verfügbar war). Es war dann nach erfolgter Reparatur z.T. schwierig diese Maschine wieder zu komplettieren und die bordgebundene Dokumentation aktuell zu halten (zu wissen welches Teil in welchem Flugzeug ist).

Soweit meine Erinnerungen zu diesem Thema. :D

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thud68

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Ging also eine Ruine nach Neubrandenburg, mussten ein neuen Gefechter ein Rad opfern, um den alten Bock abgabetauglich zu machen.
Genau da kamen die Glasmantelgeschosse zum Einsatz. Ich hatte mehrfach das "Vergnügen" einen alten 60er in Neubrandenburg abzugeben. Da fehlte alles. Dem zuständigen Zivilbeschäftigten wurden mit dem Übergabeprotokoll zwei große Öken auf den Tisch gestellt. Eine kam in den Schrank, die zweite wurde sofort vernichtet. Und alles war geritzt. Danach kam dann sowas wie "Komm min Jung, ich zeig dir mal die abgeschossenen Panzer von die Iraner und Iraker."
Alles moralisch total zerrüttet.;)
 
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LPG - unterschied sich von einem sowjetischen Kolchos durch die Eigentumsfrage des Bodens. In der UdSSR wurde alles Land in Staatseigentum überführt. Die Bauern der DDR behielten ihr Land, was sich nach der Wende auszahlte. Die Genossenschaft als Rechtsform gibt es auch im BGB und die LPGs haben z.T. überdauert.
...
Absolut richtig. Mit der Wende wurde ich auch Kleingrundbesitzer.
 
Mario-11

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Wenn eine Maschine zu einer längeren Reparatur in der KRS stand, kam es auch vor, dass diese dann zeitweise 'kannibalisiert' wurde, um andere flugfähig zu halten (bis ein Ersatz- bzw. Austauschteil verfügbar war). Es war dann nach erfolgter Reparatur z.T. schwierig diese Maschine wieder zu komplettieren und die bordgebundene Dokumentation aktuell zu halten (zu wissen welches Teil in welchem Flugzeug ist).
Das haben wir vor 10 Jahren bei der anderen "Armee" auch noch/ wieder so gemacht. War das immer ein Aufwand zum Schluss alle Nummern richtig in den L-Akten zu haben.:FFEEK:
 
thud68

thud68

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Das sind ja "bunte Geschichten"
Einen hab' ich noch, der mittelbar mit Luftfahrt zu tun hat.
Ersatzteilmangel ist das eine, aber es herrschte auch Arbeitskräftemangel.
Vor diesem Problem stand meine Mutter, die Leiterin der Arbeitsökonomie in einer Schuhfabrik war. Aber man hatte ja eine sowjetische "Pateneinheit" in Jüterbog. Piloten haben Frauen, Piloten fliegen, Frauen sitzen in Unterkünften und langweilen sich. Also flugs zum Kommandeur und Fliegerfrauen "organisiert". Schnellausbildung an der Nähmaschine (waren alles Lehrerinnen u.ä.). War zwar alles illegal, aber so kam es, dass russische Fliegerfrauen Lederschuhe für den Westen produzierten (Salamander), die es in der DDR gar nicht zu kaufen gab. Die Wege des Herren sind unergründlich.:D
 
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Am meisten traf es ja die E-Speziallisten. Ich kann mich noch ganz genau erinnern, ANO-Lampen und Landescheinwerfer bei der 21 gab es in der KRS,wie gesagt, nur unterm Ladentisch. Gut war es, wenn man auf einen Flugplatz von unseren Freunden war, konnte man vieles von Ihnen bekommen. Ich sage nur Enteisung (5 Liter). Wurde natürlich noch verdünnt und über Nacht am Flugzeug abgelassen, sonst war am Morgen nicht´s mehr drin.

Gruß Heinz
 

Reinhard

Guest
Das lief nicht nur mit Ersatzteilen so.
Ich kann mich noch an die "Fettstiftkrise" in den 80-er Jahren gut erinnern.
Planzeichner brauchten naturgemäß jede Menge weißer oder gelber Fettstifte für die Darstellung der Luftlage.
Die Stifte kamen aus der CSSR,und da gab es auch 2-Jahres-Planungen für die Lieferung.Irgendein Schnarchsack im Kdo. oder Ministerium verpennte aber die Bestellung von hellen Fettstiften(dunkle waren auf den Luftlagekarten kaum sichtbar).Da gab es natürlich ganz schnell ein Riesenproblem.
Selbst Glasmantelgeschosse hatten kaum Wirkung,weil die Stifte überall plötzlich knapp wurden.
In der Truppe ließ sich das Problem nicht lösen.Da mußten sich "höhere Mächte" einschalten.Als Schnellösung wurde erstmal bei den üblichen Kontrollen nach Reserven gefahndet.Die wurden dann eingezogen und in den Einheiten/Truppenteilen verteilt.Aber das brachte nicht viel,der Dienstbetrieb war immer aufs äußerste durch Fettstiftmangel gefährdet(Meine beachtlichen Vorräte fand aber niemand,ich habe die "Krise" gut überstanden).
Dann wurden die Urlauber beauftragt,überall Fettstifte aufzukaufen.Das brachte aber auch nicht viel,im zivilen Bereich hatte man wohl wenig Verwendung für die Dinger,also gabs da nur selten was.Für die CSSR galt dasselbe.Dazu kam noch der begrenzte Geldumtausch-ich glaube,60 Kronen für ungefähr 20DDR-Mark pro Tag gab es.Und die Tschechen sahen "Hamsterkäufe" durch DDR-Bürger auch nicht gern.DM oder Dollars hätten vielleicht etwas bewirkt,aber die Betroffenen kamen ja da kaum ran.
Dann hat sich einer mit einem Neuervorschlag etwas Geld verdient.Der "erfand" eine Halterung,mit der man auch die ganz kurzen Stummel noch verwenden konnte.
Und zu guter Letzt gab es noch eine Anweisung zum Fettstiftanspitzen von irgendwo "oben".Das Anspitzen mit dem Messer oder dem Bleistiftanspitzer wurde verboten,weil zu viel Verbrauch.Statt dessen mußten so ungefähr 5mm von dem Holzmantel entfernt werden,da reichte der Fettstift länger.
Und damit überstanden wir die Fettstiftknappheit grade so.
Als die CSSR wieder lieferte,war das Problem allerdings nicht gelöst.Wer an größere Mengen rankam,hortete die natürlich auf Grund dieser Erfahrungen.Und die jungen Leutnants,die zu spät kamen,bestrafte das Leben.Die mußten dann für ihre Auswerter um Fettstifte betteln.
 
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