Monitor
Alien
Gab es in den NVA-LSK auch Taktiken, um AWACS-Maschinen zu bekämpfen ? D.h. Anflug mit ganzem Geschwader, einer wird schon rankommen.
Ist ein AWACS schwieriger zu bekämpfen als ein Bomber ? Oder liegt beim AWACS nur die Priorität höher ?Das müssen unsere Flieger wohl genauer spezifizieren, ich kann mich aber genau daran erinnern, daß die Ljotschiks so etwas berichteten. Und man war wohl bereit, eine Staffel (ein Geschwader) zu opfern, um einen solch Flieger vom Himmel zu bekommen.
Axel
Es folgen also meine Erinnerungen an die AWACS-Bekämpfungstheorie.
Zuerst einmal Teil 1, meiner Begegnungen mit dem Thema.
Diese Begegnung dürfte zeitlich irgendwo 1984/85 angesiedelt gewesen sein. Dabei wurde mir durch OSL Frank W., seinerzeit Steuermann der III. Staffel in Preschen, in einer „Einzelbefragung“ (entweder war ich zum Zeitpunkt des eigentlichen „Flugspieles“ nicht anwesend oder aber ich durfte meinen Kettenkommandeur vertreten – ab der Dienststellung Ketten - Kdr. wurde davon Abstand genommen in der Gruppenbefragung antworten zu müssen – ein Schelm, wer dabei Arges denkt!) in etwas folgende Frage gestellt: „Nach Auslösung der Vollen Gefechtsbereitschaft starten Sie mit Ihrem Geführten im Paar und werden durch die Leitstelle an ein Ziel geführt. In 3650m Höhe erhalten Sie das Kommando zum Aufholen von 1000km/h und zum Hochziehen mit Nachbrenner auf 9450m Höhe. Im Funkmessvisier führen Sie bei Entfernung 12km, mit Überhöhung, ein Luftziel. Sie haben die Kennung abgefragt (es ist ein "Gegner"), eine entsprechende Meldung abgesetzt und darauf den Befehl zur Vernichtung des Zieles erhalten. Nach der Autorisierung dieses Befehls haben Sie die Schussbereitschaft hergestellt und warten auf das Erreichen der Schussbedingungen (Ton des IR-Suchkopfes und Schussmarken am Funkmessvisier „abgekippt“). Im vorderen Kabinenfenster erkennen Sie visuell das Ziel – ein AWACS. Als Sie sich im Periskop über die Position Ihres Geführten informieren wollen, stellen Sie fest, dass er nicht zu sehen ist. Dafür erkennen Sie zwei F-15 ca. 600m schräg hinter Ihnen! - Wie handeln Sie?" Ich hatte zwar jedes seiner Worte verstanden, wusste aber eigentlich nicht so recht, was ich mit dem gehörten anfangen sollte. „Die F-15 kommen immer näher“, ergänzte W. „Ich schieße zwei zielsuchende Raketen in Salve, warte zwei Sekunden und schieße die restlichen zwei Raketen hinterher“ und etwas leiser ergänzte ich „... und dann hoffe ich, dass sich der <<Vogel auflöst>> und suche schleunigst das Weite“. „Na, wenn dazu mal noch die Zeit reicht...“, erwiderte W. und notierte eine „2“ hinter meinem Namen.
Soweit zu meiner ersten Begegnung mit der AWACS-Bekämpfungstheorie.
HRNun zu Teil 2:
Diese "Begegnung" fand um Einiges später statt, als das bereits geschilderte, ich tippe auf 1989. Allerdings bin ich mir nicht 100 %ig sicher, ob wir die nachfolgend beschriebene Sache auch tatsächlich geflogen sind (mein Flugbuch sagt auch nichts eindeutig dazu aus, wenn es aber stattgefunden hat, dann am 31. August 1989).
Wahrscheinlich im Rahmen einer Übung oder eines Gefechtsflugtages erhielt das Geschwader den Befehl AWACS zu bekämpfen. Die III. Staffel sollte mit zwei Ketten „mitspielen“. Die Lage sah weiterhin vor, dass es eine gedeckte (theoretische) Verlegung des Geschwaders auf einen vorgelagerten Flugplatz geben sollte. Der eigentliche Einsatz gegen die AWACS sollte von diesem Einsatzflugplatz aus erfolgen.
In der Realität blieben wir aber in Preschen und flogen von dort aus.
Wie man sich das Abfangen des AWACS vorstellte bzw. wie es geplant war, verdeutlich vielleicht die unten angehängte Skizze etwas. Dabei ist erkennbar, dass wir (MiG-21) als zweite Staffel eingesetzt werden sollten. Welche Staffel das Personal für die beiden vorderen Ketten stellte, habe ich mir leider nirgendwo vermerkt, es müssen aber schon MiG-29 gewesen sein, denn ich habe auf meiner Skizze (siehe unten) die Flugzeuge der vorderen Kette mit „zwei Schwänzen“ versehen.
Die Skizze zeigt aber wohl auch ziemlich deutlich, dass ein schon auf dem Bild relativ kompliziert aussehendes „Schnittmuster“ dann noch dreidimensional in die Luft zu bringen war. Eines der Hauptprobleme sollte man auch erkennen. Es war bei aller Planung nicht exakt vorhersagbar, an welcher Stelle des Orbits sich das Ziel beim Angriff der Staffel befand. So fächerte man die Staffel auf, in der Hoffnung, dass wenigstens ein „Jäger“ das Ziel auffassen und bekämpfen könnte. Bei dieser Übung hatte man bewusst, wohl aus Gründen der Flugsicherheit, auf die Darstellung gegnerischer Jagdflugzeuge verzichtet. Im "richtigen Leben" hätten diese den Luftraum noch enger gemacht, da hätte wohl im wahrsten Sinne des Wortes die Luft gebrannt! Aber im Fall der Fälle hätten wir genau diese sicherlich auch ignorieren müssen, denn das Ziel dieses Angriffes war klar: „Das AWACS musste vom Himmel, koste es was es wolle (und wenn es eine ganze Staffel ist).“
Zum Glück ist es nicht dazu gekommen, dass wir es (in Realität) durchführen mussten. Ich bezweifle auch stark, dass es funktioniert hätte. Später habe ich gelernt, dass die NATO ihre AWACS als sogenannte „High Value Air Assets“ (HVAA) einstuft. Eine adäquate Anzahl von Jagdflugzeugen (F-15, F-16, F-18 oder F-4) wären immer in der Luft gewesen um „Magic“ zu schützen. Zusätzlich dazu wäre der Orbit der AWACS auch durch Boden-Luft-Fla-Raketen, vorzugsweise durch PATRIOT geschützt gewesen.