AW: Tupolev TU 154
Die Tu-154 ist heute ein wirklich mausetotes Pferd, und (fast) alle sind sinnigerweise abgestiegen.
Aber: Was für ein schönes Flugzeuges, und wie leistungsfähig (auch beim Hochtreiben der Kosten). Den Anblick einer realen oder fotografierten 154er habe ich in echt und heute auf Fotos immer sehr genoosen (DANKE, DANKE, DANKE allen, die hier diese schönen Bilder zur Verfügung stellen), aber ich bin auch verdammt gerne als Passagier mit dem Teil unterwegs gewesen. Insbesondere von kleineren, besonderen Flugplätzen wie Suchumi: Wenn es irgendwie ging, wurde Richtung Meer gestartet (Alternativ: Richtung Kaukasus-Berge). Wenn dann der Wind in Richtung Meer blies: Drei Triebwerke solange hochtreiben, bis die 154 anfing zu "hoppeln", Bremsen los und dann dieser Schub! Einmal konnte ich nur von "Einundzwanzig, zweiundzwanzig" bis "siebenundzwanzig" zählen, und wir waren weg von der Piste (okay, dann wurde es kurzfristig etwas träger, aber der Anlauf war schon beeindruckend!).
Sicher verklärt da die Zeit den Gehalt der Erinnerungen.
Eines aber noch: Ich war 1980 auf Privateinladung in Suchumi. Gewohnt habe ich in einem Gäste-Appartment der Akademie der Wissenschaften (der SU) direkt über dem Aeroflot-Büro in der Innenstadt in unmittelbarer Nähe zum Schwarzen Meer (einfach, aber sehr nett). Die unmittelbare Nachbarschaft zum Aeroflot-Büro hat mir aber gar nichts genutzt - die hat meinen Urlaub glatt um eine Woche verlängert (was ich wiederum genossen habe): Ich hatte zwar ein Interflug-gebuchtes Ticket im Status "OK", was aber die Aeroflot rein gar nicht interessiert hat (obwohl ja von ihr bestätigt und alle Flüge mit Aeroflot-Maschinen ausgeführt wurden: Berlin - Kiew, Kiew-Suchumi, Suchumi-Moskau, Moskau-Berlin). Sie waren halt "ausgebucht".
Okay, eine Woche später dann doch die Mitteilung: Hier sind die neuen Tickets, Abflug morgen. Dann auf dem Flughafen (die Passagiere sind schon alle auf ihren Plätzen, also rund 160 Leute plus Obstkisten, Hühnerkäfige und Schweinchen für den Markt in Moskau, die Maschine war freundlich weiträumiger bestuhlt): Wir müssen noch einen Arzt, eine Schwester und einen Patienten zur dringenden Behandlung nach Moskau mitnehmen!
Ich stellte mich innerlich darauf ein, mich gleich freiwillig zu melden: Gerade 21 Jahre alt, subtropische Stadt mit netten, gastfreundlichen Menschen, ein nettes Mädel, auf dessen Einladung ich dort war und dann äussere Umstände, die die Abreise sicher wieder um eine Woche verzögern würden - verlockend!
Aber Pustekuchen: Es kamen Techniker, bauten drei Sitzreihen um, so dass sechs Sitzplätze entfielen - und diese Personen haben dann bis Moskau (etwas über zwei Stunden) gestanden bzw. bei Start und Landung betreut (!) an definierten Plätzen mit Rückenhalt gesessen. Von Besatzung und Passagieren und Mitreisenden bekamen diese Passagiere beste Betreuung. Und der Patient war richtig glücklich, zu seiner OP gebracht zu werden.
Bernhard