Klassenkampf ... oder vielleicht doch nicht!

Diskutiere Klassenkampf ... oder vielleicht doch nicht! im NVA-LSK Forum im Bereich Einsatz bei; Ich schließe mich an. Gut ausgedrückt!:TOP: Ich hatte ehrlich gesagt auch nichts anderes erwartet! @DiDi:: So stelle ich mir diesen Thread vor...
marmel69

marmel69

Space Cadet
Dabei seit
17.02.2005
Beiträge
1.046
Zustimmungen
69
Ort
Hinterm Deister
Ich schließe mich an. Gut ausgedrückt!:TOP:

Ich hatte ehrlich gesagt auch nichts anderes erwartet!

@DiDi:: So stelle ich mir diesen Thread vor!
Darauf baut eine ehrliche Diskussion auf!
 
Howy-1

Howy-1

Flieger-Ass
Dabei seit
17.08.2004
Beiträge
335
Zustimmungen
327
Ort
Pößneck/ Thüringen
Guten Morgen,

DiDi hat es wirklich auf den Punkt gebracht und das gilt nicht nur für die Fliegerei, sondern für alle Waffengattungen. Man hatte Befehle auszuführen und im Gefecht hätte niemand überlegen können, wer da in dem Flugzeug, Panzer oder sonstwas sitzt, das da als Ziel zu zerstören ist. Schieße ich ihn nicht ab, tut er es mit mir. Man hätte keine Zeit zum fragen gehabt, ob derjenige nun gut oder böse ist. Hinterher kann man da freilich gut drüber reden und nachdenken, aber wenns drauf ankommt, ist das da erstmal eine Maschine, die man abschießt. Das einzige, wo ich mir vorstellen könnte, dass es "Probleme" gegeben hätte, wäre der Nahkampf Mann gegen Mann, wenn man die gleiche Sprache wie der Gegner spricht und dann irgendwann fragt "Hey Alter, was machen wir hier eigentlich?"

Viel expliziter war die Frage, die sich zur Wendezeit stellte, ich war zu dieser Zeit im WSB-3/Kommando Militärbezirk 3 in Leipzig, als bei uns "Grün" ausgelöst wurde. Hätten wir auf unsere eigenen Leute schießen können? Das wurde auf den Stuben auch sehr offen diskutiert und ich bin mir sicher bzw. waren wir uns damals ziemlich einig, dass es die DDR-Führung den direkten bewaffneten Konflikt mit der eigenen Bevölkerung nicht gewagt hätte. Die meißten hätten da wohl die Seiten gewechselt und die Ausfallquote der Truppenoffiziere wäre wohl sehr hoch geworden, bis hin zum Bürgerkrieg. So wurde zumindest diskutiert. Im Falle des Falles wäre da aber eh "Kolja" eingesprungen...

Ich bin zwar ein wenig neben das eigentlich Thema gerutscht, wollte aber damit verdeutlichen, dass der hypothetische Kampf Deutscher-Ost gegen -West sehr wohl möglich gewesen wäre, weil das ja immerhin verschiedene Gesellschaftsordnungen waren. Wir waren eh nur der Puffer zwischer den Blöcken.

Gruß Dirk
 
grinch

grinch

Space Cadet
Dabei seit
10.02.2004
Beiträge
1.119
Zustimmungen
94
Ort
wahrscheinlich irgendein Flugplatz
Sehr guter beitrag vom DiDi!!! :TOP:

Am besten und treffendsten war für mich das mit dem "Selbstwertgefühl". Das trifft den Kern.

ich denke man darf nicht vergessen, dass Propaganda, Desinformation, strikte Disziplin-Durchsetzung, aber auch die fortlaufende Überwachung zwangsläufig zu einer bestimmten Ausrichtung führen.

Viele NVA Standorte waren im wahrsten Sinne des Wortes "hinterm Wald". Die Berufssoldaten hatten einen durchschnittlichen Bewegungsradius zwischen Dienststelle und Wohnzone. Nahezu ständig Bewegungseinschränkung durch Bereitschaften. Fast ständig umgeben von den gleichen Leuten. Ich glaube eine gewisse "Quarantäne" kann man schon erkennen. Und in der Quarantäne lief die Rotlicht-Bestrahlung. Sicherlich haben die die meisten nicht sonderlich ernst genommen, aber völlig wirkungslos war sie nicht.

"Steht die Sonne im Zenit, sitzt der Flieger im Raum und macht Polit" Hat mir gut gefallen, steht in den Memoiren von Hans Rost/FAG 25.

Andere Informationsquellen, Westfernsehen o.ä. gabs kaum oder gar nicht. Ehefrauen, Freundinnen mussten bestimmte Kriterien, nicht nur für den Mann :D, sondern auch für Stasi und NVA erfüllen. "Frau mit Westverwandschaft oder Pilot sein?" An dieser Frage haben einige völlig verzweifelt. Es gab definitiv auch Standorte, bei denen die Verantwortlichen der Meinung waren ein lediger Pilot wäre am besten in einem Wohnheim aufgehoben. Und wenn nach einigen Jahren unvermeidbar eine Wohnung, dann bitte nur in einem Haus, in dem "zuverlässige" Genoosen wohnen. In diesem Wohnheim wurden bei ausgewachsenen Offizieren und Piloten (heute unvorstellbar) sogar noch offizielle Zimmerkontrollen durchgeführt. Inoffizielle gabs ohnehin. Das so etwas zu dem von DiDi genannten "Selbstwertgefühl" führt ist doch klar. "Mündig" war man nur sehr begrenzt.

In solchen Schlüsselpositionen wie Piloten wurden die Leute in jahrelangen Prozess ausgewählt und geformt. Wer nicht ins Raster passte, war über Nacht kein Pilot mehr. Ich habe mal irgendwo gelesen, in solchen Bereichen wie Fliegerei war die IM-Quote bei 1:5 und man hätte in Stasiberichten gefordert diese auf 1:3 aufzustocken. Etwas ähnliches stand glaube ich mal in einer FRe zur Interflug-Fliegerei.

Wenn ich Leute so erziehe und forme, wenn ich sie so leben lasse, hat das schon Auswirkungen auf Einstellungen. Man müsste ja schon völlig schizophren sein, um jahrelang ein Doppelleben zu führen.

HR hat in seinem buch ja schön beschrieben, als die Wende im Herbst begann, war er völlig ahnungslos. Gleiche Aussagen kenne ich auch von anderen. Mit Aussagen wie "Randalierer und Verbrecher verwüsten Dresdens Innenstadt!" wurden NVA Angehörige bei der Aufstellung der Einsatzzüge belogen. Ich bin sehr sehr froh, dass die Sache nicht eskaliert ist, denn ich denke mit entsprechenden Befehl und entsprechender Befehlsdurchsetzung hätte es ganz sicher Leute gegeben, die in völliger Verkennung der Lage geschossen hätten.

Und es gab auch Leute, die nach all dem wirklich geglaubt haben, eine Funkaufklärung an der innerdeutschen Grenze wäre Klassenkampf. :D und der Zahnarzt mit Cessna 152 aus dem Westen, der sich nach Orientierungsverlust über die Grenze verirrt, wäre ein Spion der CIA. Nicht böseres im Sinne als die "Entschlossenheit der NVA" zu testen" :(

Menschen sind nun mal leider manipulierbar.

Ganz vergessen darf man aber nicht, dass auch die westliche Seite nicht ganz unschuldig war. Provokationen gab es wirklich und spioniert haben natürlich beide Seiten. Ich kenne auch Amerikaner, für die jeder "Commie" der devil ist und sie ihm am liebsten eine verpassen würden. In der NVA ist die Sache aber völlig überhöht wurden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bonne

Bonne

Flieger-Ass
Dabei seit
10.06.2005
Beiträge
270
Zustimmungen
17
Ort
Vechta NDS
@ dejavu und DiDi
Ihr habt es genau auf den Punkt gebracht. Ganz einfache Lebensweisheiten die man eigentlich schon als Floskeln abtut bestimmen das Zusammenspiel in jeder Gesellschaftsform. "Erst kommt das Fressen und dann die Moral" oder " dessen Brot ich esse,dessen Lied singe ich" und zum Schluss:"die Hand die mich füttert beiß ich nicht".
Auch ich habe mich am Ende als Opportunist mich durch die DDR-Gesellschaft geschlängelt, obwohl ich als junger Mensch mehr von Idealen als von Überzeugungen geleitet wurde. Mein Vater war Offizier der NVA (KVP) von 53 bis 90 und meine ältere Schwester wurde aus der DDR rausgeschmissen weil sie nen Ausländer geheiratet hat. Meine 2. Schwester war beim MfS und ich war 3 Jahre bei den GT ohne perönliche Verbesserung.Wie kann das sein? Diese DDR hat krank gemacht, hat Menschen seelisch verkrüppelt, hat Menschen zur Schizophrenen erzogen,sie verbogen, hat Ideale verraten.Heute hat das Geld diese Funktion übernommen.Trotz alledem ist diese DDR ein Teil von mir den ich nicht verleugnen, schön reden oder verdammen will. Ich hab meine Erfahrungen gemacht und die sollte keiner mit mir teilen müssen.
 
Porter_Pilot

Porter_Pilot

Astronaut
Dabei seit
27.10.2004
Beiträge
3.658
Zustimmungen
223
Ort
long final EDWI
super Thema, werde da nachher aus der Sicht des "Wessis" mal was zu schreiben (hab gleich einen Arzttermin :()

viele Grüße
Alex
 
tucano

tucano

inaktiv
Dabei seit
02.08.2009
Beiträge
1.093
Zustimmungen
54
Ort
Speckgürtel der Hauptstadt
Was ich mich manchmal frage: warum von den FF kaum einer einen Abstecher nach Alhorn oder so gemacht hat.:?! Ehe die CA die Kisten in die Luft bekommen hätten, wäre man über alle Berge! Oder hatten alle FF Familie die mit Konsquenzen rechnen musste?
Obwohl es bestimmt genügend Gründe und auch Repressalien gab um das alles in Frage zu stellen und man oft genug die Fäuste in der Tasche zusammen geballt hat sollte man heut nicht so tun als ob alle 17 Millionen Ostdeutsche in den Westen flüchten wollten, na so war es ja nun nicht annähernd. Hatte man als Ossi auch keinerlei Westverwandte, dann hatte man ja auch kaum eine Beziehung oder Kontakt zur Bundesrepublik. Schließlich sind wir hier aufgewachsen und mit der Wende haben wir gezeigt, daß wir kritisch mit unserem System umgegangen sind, was ich mir heute öfters wünschen würde, nur kommt es heute kaum vor dieses System auch mal kritisch zu sehen und wenn man es macht, dann heißt es gleich, "Hättest wohl gern die DDR wieder, oder ewig Gestriger".
 
Zuletzt bearbeitet:
STLO

STLO

Fluglehrer
Dabei seit
12.06.2008
Beiträge
176
Zustimmungen
22
Ort
Jena
Hut ab!

Also erst mal Hut ab vor dem Thema und vor den bisherigen Beiträgen, besonders Didi.
Aus meiner Sicht gab es Klassenkämpfer (um damit mal direkt auf den Thread-Gründer zu antworten). Hardliner, extreme Hardliner habe ich life erlebt.Ältere Offiziere, ganz besonder Politoffiziere, waren so voller Hass auf den "Gegner in der BRD" und predigten diesen Hass mit einer Inbrunst, dass es uns jüngeren Offizieren oft genug mehr als peinlich war. Ich hab da so ein paar Bilder vor Augen...
Dann gab es die, die einfach Soldat sein wollten. Ich diene meinem Land/System und mache meinen Job. Ich denke nicht, dass die Klassenkämpfer waren.
Und dann gab es die, die fliegen wollten, die, die studieren oder was erreichen wollten und im Lebenslauf was brauchten.
Für mich waren die fanatischen Rotlichtstrahler, die hinter jedem Wort Verrat witterten, am schlimmsten. Es reichte eine Fussballdiskussion und der Name eines Westclubs und der Ärger war da. Ich erinnere mich an einen Mit-Offiziersschüler, der rausgeworfen wurde, weil er bei einem unbedeutenden Fußball- Länderspiel für den Klassengegner BRD gejubelt hat.
Ich hatte als Offizier Riesenärger weil ich mich laut über den wiederholten Ausbildungsausfall geäußert hatte, als wir wieder mal am Fernseher sitzen mussten und eine Beerdigung der wie die Fliegen sterbenden KPDSU -Generalsekretäre gucken mussten. Anschließend haben mir einige Klassenkämpfer sehr laut und sehr deutlich begreiflich gemacht, wie falsch ich lag..
Also, ich denke, es gab die Klassenkämpfer. Und der Gedanke, wie das in einem echten Ernstfall ausgesehen hätte, macht mir nachträglich eine Gänsehaut..
 
Bonne

Bonne

Flieger-Ass
Dabei seit
10.06.2005
Beiträge
270
Zustimmungen
17
Ort
Vechta NDS
Obwohl es bestimmt genügend Gründe und auch Repressalien gab um das alles in Frage zu stellen und man oft genug die Fäuste in der Tasche zusammen geballt hat sollte man heut nicht so tun als ob alle 17 Millionen Ostdeutsche in den Westen flüchten wollten, na so war es ja nun nicht annähernd. Hatte man als Ossi auch keinerlei Westverwandte, dann hatte man ja auch kaum eine Beziehung oder Kontakt zur Bundesrepublik. Schließlich sind wir hier aufgewachsen und mit der Wende haben wir gezeigt, daß wir kritisch mit unserem System umgegangen sind, was ich mir heute öfters wünschen würde, nur kommt es heute kaum vor dieses System auch mal kritisch zu sehen und wenn man es macht, dann heißt es gleich, "Hättest wohl gern die DDR wieder, oder ewig Gestriger".
Ist schon klar das nicht alle flüchten wollten.Trotzdem, wer ledig ist und nichts zu verlieren hat und die "grosse Freiheit" über den Wolken gesehen hat, was hat ihn davon abgehalten? Ich war mal direkt ander Elbe bei Lenzen am Zaun und habe den Vögeln nachgeschaut wie sie einfach so hin und her geflogen sind! Da kommen einem schon Gedanken egal ob du hellrot oder dunkelrot bist. "...Satt zu essen und ein Aussweis der was gilt,satt zu essen und ne Heimat die dich nicht für Fernweh schilt."...
 
glenn

glenn

inaktiv
Dabei seit
29.08.2008
Beiträge
463
Zustimmungen
30
Ort
Németország
Ist schon klar das nicht alle flüchten wollten.Trotzdem, wer ledig ist und nichts zu verlieren hat und die "grosse Freiheit" über den Wolken gesehen hat, was hat ihn davon abgehalten? Ich war mal direkt ander Elbe bei Lenzen am Zaun und habe den Vögeln nachgeschaut wie sie einfach so hin und her geflogen sind! Da kommen einem schon Gedanken egal ob du hellrot oder dunkelrot bist. "...Satt zu essen und ein Aussweis der was gilt,satt zu essen und ne Heimat die dich nicht für Fernweh schilt."...
Erstaunlich wie sich 20 Jahre so verklären. Wenn es so wäre, warum sind nicht hunderte Interflug-Piloten, LSK-Piloten oder Agrarflieger scharenweise in den Westen abgehauen? Es gab auch Leute mit Verantwortungsgefühl und Charakter, die wirklich daran dachten hier was zu ändern. Die hatten doch wohl am ehesten die Möglichkeit. Was Du vorher geschrieben hast, also ich war zur Wende 27 Jahre alt, ich war weder krank, noch schizophren noch bekloppt und das obwohl ich kein Mitläufer war. Natürlich war das System marode und am Ende und wir wurden belogen und betrogen, aber wir haben auch was unternommen und tut doch bitte nicht so als ob wir damals alle an die EINHEIT gedacht haben, daß war doch 88 und 89 nicht im geringsten abzusehen. Nicht jeder der abgehauen ist machte sich über das politische System ein Kopf, da waren doch oftmals andere Gründe ausschlaggebend, nur ist es ebend heute opportun so zu tun als ob das politische der Hauptgrund war, kommt halt immer gut an.
 
Zuletzt bearbeitet:
JLS-9

JLS-9

Fluglehrer
Dabei seit
21.04.2007
Beiträge
120
Zustimmungen
15
Ist schon klar das nicht alle flüchten wollten.Trotzdem, wer ledig ist und nichts zu verlieren hat und die "grosse Freiheit" über den Wolken gesehen hat, was hat ihn davon abgehalten? Ich war mal direkt ander Elbe bei Lenzen am Zaun und habe den Vögeln nachgeschaut wie sie einfach so hin und her geflogen sind! Da kommen einem schon Gedanken egal ob du hellrot oder dunkelrot bist. "...Satt zu essen und ein Aussweis der was gilt,satt zu essen und ne Heimat die dich nicht für Fernweh schilt."...
Vielleicht hat "Ihn" der Befehl 90 davon abgehalten, in dem sinngemäß stand, dass Luftfahrzeuge, die die DDR widerrechtlich verlassen, "abzufangen" sind.
 
Bonne

Bonne

Flieger-Ass
Dabei seit
10.06.2005
Beiträge
270
Zustimmungen
17
Ort
Vechta NDS
Erstaunlich wie sich 20 Jahre so verklären. Wenn es so wäre, warum sind nicht hunderte Interflug-Piloten, LSK-Piloten oder Agrarflieger scharenweise in den Westen abgehauen? Es gab auch Leute mit Verantwortungsgefühl und Charakter, die wirklich daran dachten hier was zu ändern. Die hatten doch wohl am ehesten die Möglichkeit. Was Du vorher geschrieben hast, also ich war zur Wende 27 Jahre alt, ich war weder krank, noch schizophren noch bekloppt und das obwohl ich kein Mitläufer war. Natürlich war das System marode und am Ende und wir wurden belogen und betrogen, aber wir haben auch was unternommen und tut doch bitte nicht so als ob wir damals alle an die EINHEIT gedacht haben, daß war doch 88 und 89 nicht im geringsten abzusehen.
Wer hat denn hier was von Einheit geschrieben ? Ich weiss ja nicht wo du 88- 89 gewesen bist,warscheinlich in der Berliner Bananenrepublik wo nur die Verantwortlichen und Charaktervollen lebten, aber in der Provinz da war nichts mehr zu ändern und zu flicken.Was hast du denn unternommen? Es ist das Beste was uns passieren konnte das dieses System endgültig von der Bildfläche verschwunden ist, sonst hätte sich 1953 wiederholt. Hat den der Grenzer der jemanden am Grenzdurchbruch gehindert hat mit mit Verantwortungsgefühl und Charakter gehandelt? Der 18 - 19jährige Bengel der mit beiden Beinen auf den Boden gestanden hat, der einfach nur Schiss hatte!
 
Zuletzt bearbeitet:
Veith

Veith

Astronaut
Dabei seit
30.03.2001
Beiträge
2.636
Zustimmungen
304
Ort
Berlin
... warum sind nicht hunderte Interflug-Piloten, LSK-Piloten oder Agrarflieger scharenweise in den Westen abgehauen? Es gab auch Leute mit Verantwortungsgefühl und Charakter, ....
MERKE: Es gab nur TÄTER, OPFER und sonst nix! ;)

Ergo, alles Täter. Die "private Nische" oder das "Verändern wollen" nimmt Dir zurecht niemand ab ... Das in der langen Zeit nur ein einziger Pilot mit seiner Maschine abgehauen ist und der auch alles andere als ein normaler Flieger war, ist etwas, auf was die "Blauen" durchaus stolz sein können. Diese Fahnenflucht macht bilanztechnisch Herr Reinkensmeier wieder gut :D
 
grinch

grinch

Space Cadet
Dabei seit
10.02.2004
Beiträge
1.119
Zustimmungen
94
Ort
wahrscheinlich irgendein Flugplatz
Sicherlich wäre es leicht gewesen. Aber abgesichts der hier geschilderten Rahmenbedingungen dürfte schon eine gehörige Portion "Freiheitsdrang" (Westausdruck) oder "kriminelle Energie" (Ost) erforderlich gewesen sein, um als NVA Pilot die DDR mit einem militärischen Luftfahrzeug ins Ungewisse zu verlassen. Im Klartext zu desertieren. Wo die bei den Piloten, ihren Lebens- und Dienstbedingungen, ihrer Auswahl, Erziehung und Kontrolle hätte herkommen sollen, weiss ich nicht. Desertieren ist überall auf der welt ein schmutziger Begriff und der Deserteur ist nirgendwo so richtig gelitten.

Außerdem, bzgl. "wer nichts zu verlieren hatte", glaubst du denn es gab einen fliegenden Piloten der NICHTS zu verlieren hatte? Man muss schon ziemlich wertefrei, sprich restlos abgebrannt sein, um nichts mehr zum Verlieren zu haben. Eines ist sicher, solche Piloten hatte die NVA nicht.

Du hast doch auch selbst geschrieben, dass die DDR ein Teil der Menschen war. Das wirft man naturgemäss nicht so einfach weg und trennt sich nach damaliger Ansicht auf ewig von Familie, Freunden und Umfeld. Einen gewissen Anteil an Rücksichtslosigkeit hätte das ja auch erfordert, da sicher mit Konsequenzen für die in der DDR verbleibenden Personen aus diesem Kreis zu rechnen gewesen wäre oder hättest du gewollt, dass deine Mutter und Vater u.U. wegen Beihilfe zur Republikflucht in den Knast gehen, während du in Florida am Strand liegst?

Außerdem dürften nur verdammt wenig NVA Piloten aufgrund der Desinformation, Propaganda und Abschottung eine Ahnung davon gehabt haben wie es wirklich hinterm Zaun aussah und ob sie wirklich willkommen gewesen wären.

Ich denke für die meisten war das absolut verständlich und ehrenhaft ein unvorstellbarer Gedanke, da musste man überhaupt nicht bis in die geschilderten Punkte gehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Howy-1

Howy-1

Flieger-Ass
Dabei seit
17.08.2004
Beiträge
335
Zustimmungen
327
Ort
Pößneck/ Thüringen
Wer hat denn hier was von Einheit geschrieben ? Ich weiss ja nicht wo du 88- 89 gewesen bist,warscheinlich in der Berliner Bananenrepublik wo nur Verantwortlichen und Charaktervollen lebten, aber in der Provinz da war nichts mehr zu ändern und zu flicken.Was hast du denn unternommen? Es ist das Beste was uns passieren konnte das dieses System endgültig von der Bildfläche verschwunden ist, sonst hätte sich 1953 wiederholt.
Na bitte, da sind wir doch nach 4 Seiten schon bei der Stammtisch-Diskussion angekommen...

Also für die "Otto-Normal-Ossi's" die ich aus meinem Umfeld in der Ostthüringer Provinz kenne (mich mit eingeschlossen) stand es fest, dass wir uns mit diesem System, in dem wir aufgwachsen sind, so gut wie möglich arrangiert haben. Man wollte eben einfach seine Ruhe haben und möglicht etwas, mit Beziehungen arrangierten, geringen Luxus.
Das Wortspiel mit dem "satt-essen" halte ich für total übertrieben, auch wenn jetzt wieder viele aufschreien werden, aber gehungert hat damals keiner.
Wäre die damalige Regierung etwas mehr auf die Wünsche der Bevölkerung eingegangen, in Hinsicht auf Reisefreiheit und verschiedene Luxusgüter, wer hätte denn Grund gehabt, nach einer eventuellen West-Reise nicht wiederzukommen? Schließlich war/ist es ja die Heimat...
Warum sind denn alle die, die bei der Maueröffnung "rübergegangen" sind, nicht komplett dortgeblieben? So wie heutzutage diskutiert wird, hätte die damals noch existierende DDR nach 2 Tagen leer sein müssen, mit Schild an der Grenze "Der Letzte macht das Licht aus!".
Nein, man hatte seine Arbeit, Häuschen mit Garten oder eine bezahlbare Wohnung und hat versucht, das beste draus zu machen.
 
glenn

glenn

inaktiv
Dabei seit
29.08.2008
Beiträge
463
Zustimmungen
30
Ort
Németország
Wer hat denn hier was von Einheit geschrieben ? Ich weiss ja nicht wo du 88- 89 gewesen bist,warscheinlich in der Berliner Bananenrepublik wo nur die Verantwortlichen und Charaktervollen lebten, aber in der Provinz da war nichts mehr zu ändern und zu flicken.Was hast du denn unternommen? Es ist das Beste was uns passieren konnte das dieses System endgültig von der Bildfläche verschwunden ist, sonst hätte sich 1953 wiederholt. Hat den der Grenzer der jemanden am Grenzdurchbruch gehindert hat mit mit Verantwortungsgefühl und Charakter gehandelt? Der 18 - 19jährige Bengel der mit beiden Beinen auf den Boden gestanden hat, der einfach nur Schiss hatte!
Erzähl doch bitte nicht so ein Unsinn hab ich garnicht behauptet, ich kannte genauso Leute die verantwortungsvoll waren und Charakter hatten und einen Ausreiseantrag gestellt hatten und da kam man dann schon ins grübeln was hier alles so gegen die Wand fährt. Nur klingt es heute immer so als ob Leute die in den Westen wollten die besseren Menschen waren.
Ich bin da auch schon der Meinung das uns nichts besseres hätte passieren können. Aber es wird prinzipiell alles nur runter gemacht, da ja auch keiner da ist, der sagt, nein es war auch anders. Leute hatten auch private Nischen in die sie sich zurück gezogen haben. Das sehe ich aber heute genauso, daß Leute sich zurückziehen weil sie sich sagen hat ja eh kein Sinn hier was zu sagen, da es keinen wirklich interessiert.
Aber zurück zum Thema. Natürlich hätte der NVA-Pilot auf sein gegenüber geschossen, denn der Bundeswehr-Pilot hätte es genauso getan. Aber zum Glück kam es ja nicht dazu.
 
Zuletzt bearbeitet:
glenn

glenn

inaktiv
Dabei seit
29.08.2008
Beiträge
463
Zustimmungen
30
Ort
Németország
Na bitte, da sind wir doch nach 4 Seiten schon bei der Stammtisch-Diskussion angekommen...

Also für die "Otto-Normal-Ossi's" die ich aus meinem Umfeld in der Ostthüringer Provinz kenne (mich mit eingeschlossen) stand es fest, dass wir uns mit diesem System, in dem wir aufgwachsen sind, so gut wie möglich arrangiert haben. Man wollte eben einfach seine Ruhe haben und möglicht etwas, mit Beziehungen arrangierten, geringen Luxus.
Das Wortspiel mit dem "satt-essen" halte ich für total übertrieben, auch wenn jetzt wieder viele aufschreien werden, aber gehungert hat damals keiner.
Wäre die damalige Regierung etwas mehr auf die Wünsche der Bevölkerung eingegangen, in Hinsicht auf Reisefreiheit und verschiedene Luxusgüter, wer hätte denn Grund gehabt, nach einer eventuellen West-Reise nicht wiederzukommen? Schließlich war/ist es ja die Heimat...
Warum sind denn alle die, die bei der Maueröffnung "rübergegangen" sind, nicht komplett dortgeblieben? So wie heutzutage diskutiert wird, hätte die damals noch existierende DDR nach 2 Tagen leer sein müssen, mit Schild an der Grenze "Der Letzte macht das Licht aus!".
Nein, man hatte seine Arbeit, Häuschen mit Garten oder eine bezahlbare Wohnung und hat versucht, das beste draus zu machen.
DANKE besser hätte man es nicht sagen können!!!!!!! Von meiner Seite ist alles gesagt und das Thema für mich jetzt beendet, bevor es wieder vom Stammtisch eingeholt wird.:TD:
 
Zuletzt bearbeitet:
Monitor

Monitor

Alien
Dabei seit
09.09.2004
Beiträge
12.674
Zustimmungen
8.598
Ort
Potsdam
Die NVA-Politniks standen ja gewissermaßen auf verlorenem Posten.

Zu ihren Arbeitsunterlagen gehörten scheinbar nur ihre Aufzeichnungen aus Marxismus/Leninismus-Seminaren und dann noch das Heft "Wissen und kämpfen". Das war das Heft mit der Grundausage Bundeswehr und NATO sind aggressive Armeen. Damit man das auch leicht erkennen konnte, waren die NVA- und Sowjetsoldaten immer auf Farbbildern zu erkennen, alles was NATO war, war in Schwarz-Weiß-Bildern abgelichtet.

Nehmen wir mal an, im Frühjahr 1989 hätte uns ein Politnik z.B. folgendes erzählt:

Deutsche Tornados fliegen 1999 Angriffe gegen Jugoslawien.
2003 kurz am Irak-Krieg vorbeigeschrammt.
Deutsche Soldaten stehen 2009 in Afghanistan.


Wer hätte ihm das geglaubt ? Nie und nimmer.
Der Mann hätte den letzten Rest seiner Glaubwürdigkeit verspielt.
 

Rhönlerche

Alien
Dabei seit
27.03.2002
Beiträge
8.718
Zustimmungen
2.778
Ort
Deutschland
Und dann hättest Du Ihm noch erzählt, dass LW-Eurofighter in Laage stationiert sind und die eigenen Genossen beim Klassenfeind in Afghanistan "Brunnen bohren" und er wäre rückwärts aus den Chromlederstiefeln gekippt.:FFTeufel:
 
Bonne

Bonne

Flieger-Ass
Dabei seit
10.06.2005
Beiträge
270
Zustimmungen
17
Ort
Vechta NDS
DANKE besser hätte man es nicht sagen können!!!!!!! Von meiner Seite ist alles gesagt und das Thema für mich jetzt beendet, bevor es wieder vom Stammtisch eingeholt wird.:TD:
Es war ja auch nur ein Wortspiel.Klar das essen alleine nicht genügt.
Ein Ausweis mit dem man reisen kann und eine Heimat die einem vertraut das man wiederkommt waren gefragt.
over and out:D
 
Thema:

Klassenkampf ... oder vielleicht doch nicht!

Klassenkampf ... oder vielleicht doch nicht! - Ähnliche Themen

  • Bitte um Mithilfe bei der Suche der mil. englischen Bezeichnung oder Entsprechung ...

    Bitte um Mithilfe bei der Suche der mil. englischen Bezeichnung oder Entsprechung ...: Hallo Forumswissende, ... weiss jemand, bzw. kann mir jemand die umgangssprachliche englische Entsprechung für großer Verband, mehrere...
  • Schröder Peters SP1

    Schröder Peters SP1: Hallo in die Runde, Ich habe lange hin und her überlegt ob ich hier extra einen neuen Thread auf mache oder nicht... Es geht hier um die...
  • Abstimmung zur Frage von fiktionale Luftfahrzeuge aus Film & Fernsehen oder Computerspielen im Bilderrätsel 2024

    Abstimmung zur Frage von fiktionale Luftfahrzeuge aus Film & Fernsehen oder Computerspielen im Bilderrätsel 2024: Fiktionale Luftfahrzeuge aus Film & Fernsehen oder Computerspielen sind keine zulässigen Rätsel Subjekte, wenn sie nicht real geflogen sind oder...
  • Boeing 727 oder DC-10 für volle Besatzung chartern?

    Boeing 727 oder DC-10 für volle Besatzung chartern?: Guten Abend erstmal :) Ich wollte mal nachfragen, ob hier schon jemand ein Jet gechartert hat. Meine Idee wäre, mit Leuten, die sich für alte...
  • Betrug, Verarschung oder beides?

    Betrug, Verarschung oder beides?: Eigentlich wollte ich nur schauen, wann die neu Corsair auf den Markt kommt und dann fand ich das, plötzlich mit einem Klick kostet der bausatz...
  • Ähnliche Themen

    Sucheingaben

    ddr sportunterricht handgranaten

    ,

    f1 übungshandgranate ddr

    ,

    f1 handgranate sportunterricht

    ,
    F1 werfen sportunterricht ddr
    , Reagens Genschman
    Oben