Wenn wir Raumfahrtbegeisterten es zu entscheiden haetten

[pok]

3.3

Knackpunkte hier sind :
a) Es muss eine Trägheitsfussion mit hoher positiver Energiebilanz realisiert werden.
b) die Triebwerke 1. und 2. Stufe 3,5 Jahre wartungsfrei und mit geringer Ausfallwahrscheinlichkeit arbeiten muessen.
c) Mann 3H in großen Mengen in die Tanks bekommen muss. Alle zur Zeit bekannten Quellen sind nicht realistisch anzapfbar für die benötigte Menge ( Mondgestein, Jupiteratmosphaere, In Schwerwasser moderierten Reaktoren synthetisch herstellen, Sonnenwind "melken" )
d) Tritium hat eine Halbwertszeit von 4500 Tagen, man muss den Treibstoff also in den Monaten vor dem Start produzieren und kann ihn nicht lange lagern.

Zur Zeit arbeitet eine neue Studiengruppe an einem Update des Projektes um neueste Erkenntnisse seit 1978 einzuarbeiten. Jetzt wird als Ziel ebenfalls das Alpha Centauri System und 40 Jahre Flugzeit angenommen.

http://www.bisbos.com/rocketscience/spacecraft/daedalus/images/arrives1l.jpg

Das verwendete Bild hat mir Adrian Mann für diese Beitragsserie im FF zur Verfügung gestellt.

 

[pok]

3.4

http://de.wikipedia.org/wiki/Projekt_Longshot

http://ntrs.nasa.gov/archive/nasa/casi.ntrs.nasa.gov/19890007533_1989007533.pdf

Wurde 1988 von einer US Studiengruppe konzipiert. Longshot benutzt ebenfalls Trägheitsfussion. Die Mission soll etwa 100 Jahre dauern und die Sonde soll in ein Orbit um das Zielsystem gehen. Grundsätzlich eine interessante Sache aber leider verdoppelt es die Reisezeit, da man v max praktisch komplett wieder abbauen muss.
Knackpunkt hier :
a) siehe Daedalus
b) Die Redundant vorhandnen Triebwerke müssen über etwa 100 Jahre wartungsfrei und mit geringer Ausfallwahrscheinlichkeit arbeiten. Das kann bisher keine Maschine oder Vorrichtung die wir Menschen konstruieren oder bauen. Die berühmte Glühbirne die seit 100 Jahren brennt ist ein urban legend und nicht mit so einer Maschine vergleichbar.
c) Wegen der 4500 Tage Halbwertszeit scheidet 3H als Fussionsbrennstoff aus, man müsste ausweichen auf Deuterium 2H, was den Fussionsprozess viel schwieriger und uneffektiver macht. Dafür ist es aber stabil und industriell verfügbar.
d) Für die Chemische Stufe haben die Autoren einen gegenüber der Space Shuttle Feststoffbooster verdoppelten Impuls bei gleicher Leermasse angenommen. Das ist angesichts der praktisch ausgereizten Entwicklung der Chemischen Antriebe m.E. unrealistisch. Um diese Beschleunigung zu erzielen braucht man in Wirklichkeit eine ganze Menge Feststoffbooster.
e) Erst kurz vor dem erreichen des Ziels hat man -wenn überhaupt - die Parameter um eine sinnvolle Umlaufbahn zu finden. Dann ist es für eine Korrektur aber entweder zu spät oder man braucht viel groessere Mengen Energie dafür.

All diese Projekte haben aber gemeinsam, das man eine große Orbitalstation und / oder Mondstation braucht. Diese muss bemannt sein und zuverlässig versorgt werden. Gleichzeitig braucht man eine Schwerlasttraeger, der die Saturn V wohl noch in den Schatten stellen würde.
Über die Kosten zu spekulieren ist sinnlos, klar ist, sie werden um Groessenordnungen über dem Projekt Apollo liegen.
Der Erkenntnissgewinn wäre ein oder mehrere intensiv erforschte Sonnensysteme ( wir haben 11 in 10 Lichtjahren Abstand zur Erde ) sowie eine enorme Verbesserung der Astronomie, wenn man Sternabstaende in solchen Entfernungen messen und mit den auf der Erde gemessenen vergleichen kann.
Ich fürchte aber das reicht nicht um in den nächsten Jahrzehnten eine ernsthafte Verfolgung diese Zieles auszulösen.
Spätestens wenn man groessere Mengen angereichertes Uran mit einer Rakete in eine LEO oder MEO befördert wird in den westlichen Demokratien eine "Anti Stellare Raumfahrt Bewegung" gegründet werden und die Fortschrittsfeinde, die schon die Dampflok, das Automobil und die Nutzung der Atomenergie bekämpft haben, werden aus ihren Löchern kriechen - Wetten ?

Diese Zeichnung ist dem NASA Dokument : http://ntrs.nasa.gov/archive/nasa/casi.ntrs.nasa.gov/19890007533_1989007533.pdf Seite 47 entnommen. Die Rechte liegen bei der National Aeronautics and Space Administration, die Nutzung für nichtkommerzielle Zwecke ist gemäß US Recht erlaubnissfrei gestattet, wenn der Hinweis :"NASA/courtesy of nasaimages.org." angebracht wird.

 

[pok]

Interessante Neuigkeit, das koennte eine Quelle fuer groessere Mengen 3H sein. Das Problem bleibt aber die Halbwertszeit und die Extrahierung.

http://www.n-tv.de/wissen/weltall/Noch-mehr-Eis-auf-dem-Mond-article754827.html

 

[pok]

Dieser Aufsatz befasst sich mit den diversen Antriebstechnologien fuer Raumfahrtprojekte der ( wohl eher fernen ) Zukunft.

http://nextbigfuture.com/2016/03/nasa-principal-technologist-lays-out.html?m=1

Eine Deutsche Zusammenfassung poste ich die naechsten Tage.

Der Autor ist Mitarbeiter der NASA und der Titel der Arbeit lautet : NASA Grundlagenforscher stellt die Strategie vor, Raumantriebe in den naechsten 25 Jahren weiterzuentwickeln, der Beitrag ist vom 18.Maerz diesen Jahres.

 

[fromgg]

Wenn ich zu entscheiden hätte : Bemannte Missionen auf den Prüfstand. Kosten / Nutzen ( wissenschaftlicher ) ermitteln. Das Ergebnis glaube ich zu kennen.

Stattdessen : Gewaltige Weltraumteleskope im sichtbaren Licht und im nahen infrarot ( grösser als JWST ) Riesige Röntgen und Gammasensoriken. Eine weltraumgestützte Einrichtung zur Messung von Geavitationswellen. Probenrückführung vom Mars und anderen Planeten untersuchen( Robot ).

usw usw

Reicht für unsere Lebenszeit

 

[Rhönlerche]

Ich würde eher diese Mammutmissionen vermeiden, wie die ISS, die sich nur noch um sich selber drehen und gesamte Etats verschlucken. Stattdessen mehr in kleine Zukunftsideen investieren, wie studentische Projekte, die fast nichts kosten und oft Super-Ideen haben von Leuten, die noch Jahrzehnte lang aktiv sind.

Bemannt finde ich im Prinzip faszinierend. Aber nicht ohne Rückkehr oder mit unverantwortlichem Risiko (Strahlung). Vielleicht sollte man eher Drohnen entwickeln, die noch viel mehr Daten für die Allgemeinheit zur Verfügung stellen? Fernbedienbares Teleskop an Bord, wo man die Richtung per Internet fernsteuern kann, hochaufgelöste 3D-Filme, die man live im Kino gucken kann und so?

Vermutlich steht uns mit China ein ganz großes bemanntes Mondprogramm bevor. Das deckt die klassische Seite ab. Technologisch finde ich Japan absolut beeindruckend. Die kommerziellen Projekte in den USA sind auch nicht übel und kommen zu erstaunlichen Lösungen.