Stand der Dinge laut hr/ Staatsanwaltschaft
Der hessische Rundfunk meldet folgendes:
Pilotenfehler führte zum Absturz
Der Absturz des Kleinflugzeugs bei Egelsbach mit drei Toten geht vermutlich auf einen Fehler des Piloten zurück. Dies teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit.
Nach ersten Erkenntnissen scheide technisches Versagen ebenso aus wie eine Beteiligung anderer, erklärte die Staatsanwaltschaft Darmstadt. Der Pilot habe sich im Nebel vermutlich mit der Flugroute verschätzt und diesen Fehler nicht mehr korrigieren können.
Todesflieger ignorierte Warnung
Kurz vor dem Absturz wurde der Pilot der Unglücksmaschine von Egelsbach vor schlechter Sicht gewarnt. Dennoch hielt er an seinem Ziel fest. Dabei hätte es eine Alternative gegeben.
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Aus dem Funkverkehr geht nach Angaben der Deutschen Flugsicherung (DFS) vom Mittwoch allerdings hervor, dass der Lotse den Piloten auf teils widrige Sichtverhältnisse hingewiesen hatte. Zum Zeitpunkt des Landeanflugs hatte die Dämmerung eingesetzt, Nebelfelder zogen durch die Region. Bei Problemen solle er Richtung Süden fliegen, riet der Lotse, dort sei die Sicht besser. Dann fügte er noch ausdrücklich hinzu, die Maschine könne jederzeit in die Radarführung zurückkehren.
Der Hintergrund des Hinweises: Egelsbach kann nur per Sicht angeflogen werden. Den von Fliegern schon länger gewünschten Instrumentenanflug, der Flieger auch blind sicher zum Boden bringt, gibt es auf Deutschlands größtem Privatflugplatz bislang nicht.
Letzter Funkkontakt ohne Hinweis auf Probleme
Der Pilot der Maschine bestätigte dem Lotsen anschließend routiniert den Wechsel in den Sichtflug. Die Stimme des Fliegers klinge auf dem Band überzeugt, sagte ein Sprecher der DFS. Zweifel seien nicht herauszuhören. Auf Höhe des Kontrollpunkts "Hotel 1" entließ das DFS-Zentrum in Langen den Piloten darum aus dem Instrumentenflug und übergab ihn an den Tower Egelsbach. Auch beim letzte Funkkontakt mit dem Tower habe es keine Hinweise auf Probleme gegeben, erklärte die Polizei.
Was in den entscheidenden Momenten geschah, versuchen jetzt drei Mitarbeiter des Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) zu klären. Anders als ein großes Verkehrsflugzeug hat der Geschäftsflieger allerdings keinen Rekorder, der die Gespräche im Cockpit aufzeichnet.
Spielt der Sichtanflug in Egelsbach eine Rolle?
Bis zur abschließenden Bewertung könne es über ein Jahr dauern, sagte ein BFU-Sprecher. Die Experten werden alle Möglichkeiten untersuchen: von technischen Problemen bis zu menschlichem Versagen. Flugzeugkatastrophen stehen meist am Ende einer Kette von Fehlern.
Mit dem Flugplatz Egelsbach vertraute Piloten fragen sich seit dem Unglück am Montagabend, ob auch der Sichtanflug auf Egelsbach ein Puzzlestück bei der Erklärung sein könnte. Überdies, so ein Branchenkenner, sei die Bewegungsfreiheit nach oben eingeschränkt, weil Teile des Luftraums für den nahen Frankfurter Flughafen reserviert seien: "Man muss relativ tief anfliegen."
Für die Flugsicherung ist der Übergang vom Instrumenten- in den Sichtflug vor kleineren Flugplätzen dagegen Routine. Es müsse aber jeder Pilot für sich entscheiden, ob die Sicht ausreiche.
Egelsbach will Instrumenten-Landung nachrüsten
Es bleibt die Frage, warum die Maschine den Sichtanflug nicht vermied. Anders als kleinere Sportflieger verfügte das Flugzeug über ein Instrumentenflug-System - das auf dem Flug von Bremen bis kurz vor Egelsbach auch genutzt wurde. Der Pilot hätte darum auf den nahen Frankfurter Flughafen ausweichen können, der über die nötige Technik verfügt. Dieser Weg habe jederzeit offen gestanden, sagte ein Sprecher der DFS.
In Fliegerkreisen gilt der technisch perfekt ausgestattete Flughafen Frankfurt aber als ungeliebte Alternative - wegen hoher Landegebühren und weil die Maschine dann am falschen Ort steht. Unabhängig davon, ob dies bei dem Unfall eine Rolle spielte, will der neue Flughafen-Investor in Egelsbach den Piloten solche Entscheidungen künftig ersparen: Er plante bereits vor dem Unglück, den Flugplatz mit einem instrumentengestützten Landesystem nachzurüsten: Damit "unsere Piloten sicherer" landen und starten können.