Da es immer wieder Fragen zum tatsächlich erreichten Stand bei nuklear getriebenen Flugzeugen in den USA und der UdSSR gab (wirklich weit war es auf keiner Seite gediehen), habe ich mal versucht, einige Informationen zusammen zu tragen.
USA
In die NB36H wurde ein ASTR – Aircraft Shield Test Reactor eingebaut. Der war bei 47 Flügen in der Luft in Betrieb, diente aber nicht zum Antrieb sondern rein als Strahlungsquelle um alle Fragen des Strahlungsschutzes usw. zu untersuchen.
Für die YB-36 war der Reaktor P-1 im Paket mit 4x GE XJ53 Atomtriebwerken. Der P-1 war wohl aber nur ein Projekt.
Von GE realisiert und im Bodenlauf erprobt war der HTRE-3 mit 2 XJ39 Atomtriebwerken, diese waren von dem erfolgreichen J47 des B-47 Bombers abgeleitet.
Über den tatsächlichen Einbau des HTRE-3 in ein Flugzeug, geschweige denn über einen Flug mit nuklearem Antrieb habe ich nichts gefunden.
Das Thema wurde 1961 geschlossen.
UdSSR
In der UdSSR arbeiteten die OKB Mjasischtschew, Tupolew und Jakowlew an Flugzeugen mit Nuklearantrieb. Die Triebwerke sollten von Ljulka und Kusnezow kommen.
Ljulka arbeitet an Strahltriebwerken, die im so genannten „offenen“ Zyklus arbeiteten. Das heißt, die Luft vom Verdichter ging direkt durch die „heiße Zone“ des Reaktors – eine entsprechend hohe Strahlung war die Folge. Über Probeläufe oder den ealen Einsatz dieser Triebwerke konnte ich keine Angaben finden.
Kusnezow entwickelte auf Basis des NK-12M das NK-14A als Atomtriebwerk. Es arbeitete mit Wärmetauschern im so genannten „geschlossenen“ Zyklus, was die Strahlenbelastung deutlich verringerte. Das NK-14 sollte bei Start und Landung mit Kerosin betrieben werden, im Flug nuklear. Auch zu diesem Triebwerk habe ich keine Angaben über einen realen Einsatz gefunden.
Mjasischtschew arbeitete an der M-60 mit Ljulka Triebwerken, aus den oben genannten Gründen wurde das Projekt schnell eingestellt. Es folgte die M-30 mit Kusnezow NK-14A. 1960 wurden alle Arbeiten eingestellt, da das OKB-23 geschlossen und dem KOB-52 von Tselomej zugeschlagen wurde.
Tupolew projektierte auf Grundlage der Tu-95 gleich mit NK-14A. Es entstand die Tu-95LAL als Testflugzeug mit einem Reaktor als Strahlungsquelle ohne Antriebswirkung. In 34 Flügen erfüllte es 1961 gleiche Aufgaben wie die NB-36H in den USA.
Geplant war als weiterer Schritt die Tu-119 mit je 2 NK-12M außen und NK-14A innen, die bei Start und Landung mit Kerosin und im Flug nuklear arbeiten sollten. Fliegen sollte die Tu-119 um 1974.
Schließlich sollte ab 1970 Flugzeug zur U-Boot Abwehr auf Basis der Tu-114 (breiterer Rumpf!) mit 4 NK-14A entwickelt werden.
Aber auch im OKB-Tupolew wurden Mitte der 60-ger Jahre alle Arbeiten eingestellt, ohne dass eins der Projekte über das Zeichnungsstadium heraus gekommen ist. Die großen technischen Probleme, Probleme bei der Sicherheit im Betrieb und vor allen dingen die Verfügbarkeit interkontinentaler ballistischer Raketen waren dafür die Gründe.
Allerdings bekam das OKB Antonow nochmals die Aufgabe zur Entwicklung eines Flugzeuges zur U-Boot Abwehr mit nuklearem Antrieb auf Basis der An-22, es sollte die Bezeichnung An-22PLO tragen.
Wieder wurde ein Versuchsträger, die An-22 Nr. 01-06 mit einem Reaktor zur Untersuchung der Strahlungseigenschaften ausgerüstet (1970). In dem Testprogram „Aist“ (Storch) machte die Maschine 1972 23 Flüge. Dann wurde auch dieses Thema geschlossen.
Nun, ein Fazit kann jeder selbst ziehen.
Wenn es passt stelle ich noch einig nicht sehr hochwertige Bilder ein.