Ich habe mich ja hier nun etwas länger zurückgehalten, aber der liebe Sens hat einmal wieder viel "Blödsinn" im Sense... oder sagen wir "Fehlinterpretationen"... und weil Sonntag ist und ich hier gemütlich beim Kaffee sitze, habe ich etwas Zeit, auf einige Punkte einzugehen...nicht dass die so mitlesende Presse einseitig informiert ist (aber bei einer
guten Recherche sollten sie auf ähnlichen Sachverhalt kommen)
...Ein dezenter Hinweis, das die volle Truppenreife noch nicht erreicht ist und man bis dahin mit den sich daraus ergebenden Einschränkungen leben muss.
Es gibt keine logistische Version. Das ist nur die Wortschöpfung für die nackte A400M mit ziviler Zulassung. Autoverkäufer nennen das eine "nackte Hütte"....
Die "nackte" A400M in der sogenannten "logistischen" Version kann natürlich logistischen / strategischen Materialtransport, aber auch beispielsweise Absetzen von Springern und Material, Luftbetankung, Tiefflug, landen auf Behelfspisten (sogenannte unpaved Runways) etc... also keine Wortschöpfung und auch keine leere Hülle - der wesentliche Unterschied zur taktischen Version ist die nicht geplante Ausstattung mit aktivem oder passiven Selbstschutz.
...Da wird Scheibchenweise und kostenpflichtig nachgebessert, um ab 2026 das etwas uneingeschränkt nutzbares zu haben. Angeblich reichen die schon bewilligten Gelder immer noch nicht.
Die 13 A400M sollten ja einst verkauft werden. Da sich dafür kein Kunde fand, da muss man aus dieser Not halt eine Tugend machen und eine Begründung nachschieben. Jetzt haben wir halt 13 mehr an der Backe, die natürlich auch unterhalten werden müssen.
Die Briten stellen sich nur so viele Lfz auf den Hof, die sie auch jederzeit uneingeschränkt nutzen können. Bei uns läuft das anders, wer bestellen mehr und träumen von einem "Mengenrabatt", nur um dann festzustellen, dass es eine finanzielle Deckungslücke gibt....
Die Entwicklung der Fähigkeiten verläuft eben stufenweise, das ist allseits bekannt. Und wurden zunächst beispielsweise 12 Springer zum Absprung freigegeben, so sind es in Folgeschritten 30 oder 50 oder 116 (Zahlen frei erfunden, Beispiel!) - dafür bedarf es vielleicht weiterer Anpassungen hardware- und softwareseitig im zentralen Lademanagementsystem - so viel zur Frage des späteren uneingeschränkt Nutzbaren - man nutzt das, was jeweils aktuell freigegeben ist und für heute ist das schon eine ganze Menge...
Zu den Stückzahlen - der ursprünglich beschriebene und militärpolitisch abgeleitete Bedarf für Deutschland war 73 - auf Basis des damaligen level of Ambition... Später wurden es dann im Vertrag 60, vor allem weil man 2002/2003 nicht so viel Geld in der Schublade hatte bzw. hatte haben wollen (design to Budget)...
Im Zuge der Nachverhandlungen 2009-2011 (da gibt es hier hunderte Seiten zu) wurde der deutsche Anteil auf 53 reduziert (7 verblieben aus vertraglichen Gründen optional) - auch wieder vor allem aus finanzplanerischen Gründen, da man damit überwiegend den dt. Anteil an den Mehrkosten tragen wollte (andere A400M Nationen hatten hier direkte Zahlungen zugesagt, die Briten haben wie Deutschland auch 3 Maschinen als Optionen umgebucht).
Mit Einigung auf das Ergebnis der seinerzeitigen Nachverhandlungen hatte dann aus "parteitaktischen" Überlegungen oder "Spielchen" ein einzelner Abgeordneter des Haushaltsausschusses bewirkt, dass die seinerzeitige Billigung des Verhandlungsergebnisses an die Auflage geknüpft wurde, dass sich das BMVg um die Weitergabe von 13 Luftfahrzeugen bemühen solle - etwas, das aus verschiedenen Gründen bis heute eben nicht funktioniert hat. (und so hatte sich Frau v. der Leyen entschieden, die 13 zu behalten...). Von irgendwelchen Mengenrabatten zu sprechen ist insofern vollkommener Blödsinn... das Ganze ging stets zu Lasten und Kosten der Industrie.
... Airbus hatte ja z.B. lange Zeit ignoriert, dass sie gar nicht das know how für die Luftbetankung von Hubschraubern hatten, als sie diese Fähigkeit zu sicherten. ...
Gleichfalls falscher "Sense"... Am Anfang standen die gemeinsamen Bedarfsforderungen der 7 (bzw. 9) A400M Nationen und aufgrund des beschriebenen Flugbereichs der A400M war es auch möglich, diese Fähigkeit - basierend auf dem damaligen Stand - entsprechend zuzusagen. Airbus hatte Erfahrung mit der A310 Luftbetankung und schon weit vorher mit der Buddy-Buddy Betankung der Tornados. Erst später im Verlauf der Flugtest kam heraus, dass sich der Hubschrauber bei den marktverfügbaren Systemen durch die zu geringe Schlauchlänge zu nah an der A400M befinden würde - weshalb dann entsprechend weiter entwickelt wurde, so beim Zulieferer der Pods wie auch beim A400M Hersteller... Hier wurde Nichts ignoriert!
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Gleich zu Beginn des Programms haben die Deutschen auf die Fähigkeit des geforderten automatisierten Tiefflug verzichtet als Airbus es mit 670 Mio Euro Entwicklungsaufwand bezifferte. Bei der Entscheidung für Airbus war es noch ein wichtiges Kriterium als es um den Zuschlag ging. Die von Antonov können das nicht.
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Gleichfalls "bullshit", soweit mir bekannt sind die bezifferten 670 Mio EUR niemals als Kosten für den automatisierten Tiefflug genannt worden - hier solltest Du nochmals die Quelle nachlegen - und vor allem - auf diese Fähigkeit wurde nicht zu Beginn des Programms verzichtet, sondern sie wurde erst mit dem Verhandlungsergebnis 2011 herausgenommen bzw. reduziert (einen gewissen Tiefflug automatisiert (Autopilot) kann A400M bereits heute), weil die damit geforderten Fähigkeiten (insb. zur Navigationsgenauigkeit in Abhängigkeit bestimmter Sensoren) nicht zulassbar waren.
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In der AFM vom Juli "Atlas on the rise" gibt Oberst Bette an, dass die vorhandenen Probleme unter Kontrolle sind. Was gleichzeitig auch heißt, sie sind noch da!
"Die Hauptherausforderung für den Betrieb "Das Paket für die vorab geplante Wartung ist viel zu groß und man muss die nicht erforderlichen Komponenten herausfiltern." Es ist nicht nur die Häufigkeit, sondern auch der Wartungsumfang, der reduziert werden muss, und die Neukonfiguration hat Priorität. Ein Fünf-Punkte-Plan wurde eingeleitet, um dieses Problem anzugehen."
Eine Fachzeitschrift, die nur wenige Personen in Deutschland lesen und in der Truppe weis man mit welchen täglichen Problemen man zu kämpfen hat.
Natürlich gibt es im täglichen Flugbetrieb Probleme, wie bei jedem Waffensystem - aber das ist nichts "Grundlegendes", sondern etwas, was sich im Laufe des Betriebs weiter verbessern wird. Neue Verfahren (EMAR) wurden eingeführt; Zuständigkeiten in der Führung wurden geändert (z.B. Nutzung zu. BAAINBw)... Bei einem solch komplexen System sollte man nicht davon ausgehen, dass Probleme von heute auf morgen verschwinden, das ist eine Prozeß mit vielen Stellschrauben sowohl bei Industrie als auch bei der Bundeswehr!
so long
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