Airbus und Nationen auf Kollisionskurs
Auf der Jahrespressekonferenz von EADS am 15. Januar gab es Aussagen zur A400M und dem von EADS/Airbus gewünschten weiteren Verfahren. Gerüchte, wonach Airbus aus dem Projekt aussteigen "wolle", wurden von Tom Enders, Präsident und CEO von Airbus, dementiert. Von den folgenden Presseberichten ist der der Welt m.E. besonders interessant.
FAZ v. 16.1.2008
Neben der Wirtschaftskrise wirft der Militärtransporter A400M einen Schatten auf Airbus. Laut Enders ist es unmöglich, die Entwicklung und Auslieferung auf Basis der aktuellen Festpreisverträge mit den sieben Nato-Abnehmerländern umzusetzen. Solch eine "mission impossible" werde nur in Kinofilmen realisiert. Airbus sei 2003 "dumm genug gewesen, den Vertrag akzeptiert zu haben". Daher müsse das Unternehmen nun auf eine Verschiebung der Auslieferungen sowie auf technische Vereinfachungen pochen
Welt v 16.1.2008
Daneben steht der Flugzeugbauer aus Toulouse vor massiven Problemen mit dem Militärtransporter A400M. Enders, der als Airbus-Chef erst vor kurzem auch die Verantwortung für die Militärflugzeugsparte übernommen hat, fand jetzt außergewöhnlich deutliche Worte gegenüber den Auftraggebern. Zu den derzeitigen Vertragsbedingungen sei das Programm eine „mission impossible“, sagte er.
Airbus-Mutterkonzern EADS hatte am Freitag erklärt, mit der von den Käuferregierungen beauftragten europäischen Rüstungsagentur OCCAR über einen neuen Zeitplan und Vertragsänderungen verhandeln zu wollen.
Enders dementierte aber Gerüchte, Airbus könnte das gesamte Programm abblasen. „Wir wollen das Projekt zum Erfolg führen“, sagte er. „Der vertrackte Punkt ist nur, dass wir so blöd waren, vor einigen Jahren einen Vertrag akzeptiert zu haben, der es unmöglich macht, dass das Programm ein Erfolg wird.“ Anders als sonst üblich war bei der Auftragsvergabe 2003 nämlich ein Festpreis vereinbart worden, der dem Flugzeugbauer nur wenig Handlungsspielraum lässt. Zudem hat jeder der bisher neun Auftragsgeber, zu denen auch Deutschland und Frankreich gehören, unterschiedliche technische Ausstattungen bestellt.
Eigentlich wollte Airbus die Triebwerke bei Pratt & Whitney bestellen, doch auf politischen Druck der betroffenen Regierungen hin hatte der Flugzeugbauer zugestimmt, dass ein europäisches Motorenkonsortium die Propeller-Triebwerke entwickelt. Sie gelten jetzt als Hauptproblem bei dem Militärtransporter. Airbus hatte deshalb den ursprünglich für letztes Jahr geplanten Erstflug auf unbestimmte Zeit verschoben.
Financial Times Deutschland vom 16.1.2008
Völlig neu aufstellen will Enders das Projekt A400M. Der Militärtransporter ist wegen Problemen schon drei Jahre verspätet. Gerüchte, Airbus wolle das Programm ganz aufgeben, seien "völliger Unsinn", sagte der Airbis-Chef. "Wir wollen das Programm. Doch wir wollen, dass es ein Erfolg wird. Es wäre unverantwortlich, auf der bisherigen Spur weiterzufahren."
Der A400M müsse vom Zeitplan, der Organisation und finanziell "auf eine völlig neue Schiene gestellt" werden. Airbus habe den Abnehmerstaaten einen entsprechenden Vorschlag vorgelegt.
Enders hofft, dass die A400M im Jahr 2009 zum Jungfernflug abhebt. Allerdings nannte er es einen Fehler, dass Airbus für das komplizierte Militärprojekt einen kommerziellen Vertrag unterzeichnet habe. "Wir waren dumm genug, diesen Vertrag zu unterzeichnen. ...Die Vereinbarung sieht Strafgelder bei Fristüberschreitungen vor und billigt den Kunden viele teure Sonderwünsche zu. "Das ist ein Rezept für die Katastrophe, und es wäre unverantwortlich, auf dem selben Weg weiterzugehen", sagte Enders. Deutschland als größter A400M-Kunde pocht bisher auf die Einhaltung des Vertrags, Großbritannien erwägt seinen Ausstieg aus dem Projekt.
Bisher haben neun Staaten - darunter Deutschland und Frankreich - 192 der Transportmaschinen für das Militär bestellt.
Focus v. 13. Januar 2008
Problemfall A400M
Eine weitere Gefahr sind die enormen Entwicklungskosten und möglichen Strafzahlungen für den A400M. Vor ein paar Tagen erst räumte EADS ein, dass es zu weiteren Auslieferungs-Verzögerungen von dann bis zu drei Jahren kommen könnte. Gallois bot den A440M-Kunden zur Überbrückung den Airbus A330 als Ersatz an. Mit der europäischen Beschaffungsbehörde Occar würden intensive Gespräche geführt, um das Transportflugzeug wieder auf den richtigen Weg zu bringen. In der Occar sind die Rüstungsprogramme mehrerer Länder zusammengeschlossen, darunter Deutschland und Frankreich.
Großbritannien teilte bereits mit, weitere Verzögerungen beim A400M nicht hinnehmen zu wollen. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) fährt eine ähnlich harte Linie. Für ihn gelte der Grundsatz, dass Verträge einzuhalten seien, bekräftigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums.