HI Jungs,
naja... das Glascockpit ist ja nur die Spitze des Eisbergs. Das sind ja nicht nur ein paar lustige bunte Bildschirmchen. Speziell was Glascockpits in größeren Flugzeugen angeht. Schaut Euch zum Beispiel mal die Entwicklung der Cockpits in der Verkehrsluftfahrt innerhalb der letzten 40-50 Jahre an und vergleicht ein Cockpit der B727 (ein traumhaft schönes Flugzeug!) mit dem eines A320. Es fällt ja schonmal auf, dass aus den vielen hundert Anzeigen und Schaltern nur noch ein paar hundert geworden sind. Der Bordingenieur ist seinen Job los geworden. Viele Abläufe wurden automatisiert und computerisiert überwacht. Für viele Geräte fehlen heute einfach mal die Anzeigen. Erst wenn etwas von den Sollwerten abweicht, wird es angezeigt.
Die ganze Entwicklung fand natürlich in vielen Zwischenschritten statt. Vom A300B4 zum A310 oder zum A300-600 wäre ein Beispiel für diese Schritte.
Dann hatten wir das Problem (inzwischen heute weniger als zu Beginn), dass die Glascockpits im Fehlerfall die Crews mit Unmengen an Informationen zuschütten. Flugzeuge von heute sind auch sehr kommunikativ geworden und neigen dazu dem Piloten alle möglichen Dinge mitzuteilen. Beispiel hierfür die dutzenden Anzeigen/ Meldungen beim Anlassen der Triebwerke eines CRJ.
Auf der anderen Seite ist das Glascockpit im Hinblick auf die Situational Awareness speziell im Hinblick auf Navigation/ Hindernissituation ein wahrer Segen. Die Navigation erfolgt heute in einer Präzision, die vor 20 Jahren noch als völlig undenkbar galt. Die Verknüpfung hochentwickelter Selbsteuerungsanlagen, GPS und INS sowie die Einbeziehung von präzisen Geländedaten, Flugplatzdaten etc. macht das möglich. Der "Nachteil" davon ist, dass sich die Flugsicherung sehr an diese extrem präzise Art des Fliegens gewöhnt hat und damit auch kleine Abweichungen (die früher gar niemandem aufgefallen wären) heute gern mal zu einer Meldung fürhen...
Den Ton bei modernen Glascockpits geben heute aber nicht mehr die Verkehrsflugzeuge an. Hier ist die Produktionszeit sowie der Wunsch nach Kontinuität doch zu groß und Innovationen setzen sich vergleichsweise langsam durch. So ist die B-737 NG von Seiten der Avionik ziemlich rückständig. Es handelt sich im Prinzip nur um ein besseres EFIS. Kommunikation und Navigation laufen Extern und deren Daten werden dann in die Displays eingespielt.
Bei Flugzeugen aus der Geschäftsfliegerei kommen die Innovationen oft schon innerhalb von ein paar Jahren. Vollintegrierte Avioniksysteme mit Einbeziehung von FLIR Systemen, Headup Systemen und 3D Geländeansichten, Electronic Flightbag (Anflugkarten, Rollkarten etc. direkt auf dem NAV oder Mulit Funktions Display) gehören heute selbst bei Einstiegsjets oftmals schon zum Standard.
Langer Rede kurzer Sinn: Eine Rückkehr zu den (wenngleich schönen, sexy wirkenden) Uhrenläden wird es nicht geben. Vollintegrierte Systeme werden auch in der Kleinfliegerei den Standard bilden. Das "Pilot-sein" wird sich weiter weg vom handwerklichen Fliegen zum Systembediener weg bewegen, der tunlichst sämtliche Systeme und Fehlermöglichkeiten seiner Avionik kennen sollte!
Cheers,
Pat