Das eigentliche Problem der bezahlten Verspätung
Die Programmverzögerung ist für mich nicht der entscheidende Punkt. Es ist wirklich nicht Brötchen backen. Wer die längere Enwicklungszeit bezahlen muss, das ist doch der Punkt. Hast du dazu eine Statistik? Theoretisch kann doch der Hersteller einfach behaupten, dass er länger entwickeln musste. .
@mcm: Ich habe dazu leider keine Statistik. Es kommt immer auf die jeweilige Vertragsgestaltung an, die statistisch schwer zu erfassen sind. In den USA ist bei mliitärischen Beschaffungen üblich, Ersatz der
nachgewiesenen Kosten plus Gewinn zu vereinbaren, wobei der Staat ein Prüfungsrecht hat. Nicht alle Kosten während der Entwicklung werden erstattet (die Feier zur zweijährigen Verspätung des Erstflugs müßte wohl aus dem Gewinn finanziert werden) Auch Roll-out Boni für die Manager (Gallois hat übrigens auf seine verzichtet) oder Gratisaktien sind da nicht drin. Generäle des Pentagon wurden für den erfolgreichen Golfkrieg auch nicht extra bezahlt.
Die Verzögerung an sich ist auch nicht das größte Problem, wenn sie auch für Organisationsstrukturen und Infrastrukturplanung sehr negativ ist (siehe die jüngsten Anmerkungen von General Kreuzinger-Janik beim Ministerbesuch in Neuburg a.d. Donau. Das schlimmste ist die Einstellung zu abgeschlossenen Verträgen, die sogar hier im Forum als
pacta-sunt-servanda -Nummer verächtlich gemacht wurde.
Nehmen wir an, die Regierungen geben nach und bewilligen die geforderten 5 Milliarden Euro auf Treu und Glauben. Immerhin ist der Betrag ja von PriceWaterhouseCoopers (PwG) ermittelt worden. Das sind zwar, wie wir spätestens seit der Bankenkrise wissen, auch Leute, die sich irrren können, meistens
zugunsten ihrer Auftraggeber (Wes Brot ich ess...), aber woher sonst die Zahlen nehmen? Beim "Commercial Approach" ist eine Überprüfung der Kosten durch Einsicht in die Bücher nicht vorgesehen. Da gilt dann ausnahmsweise
"sunt servanda"
Nehmen wir weiter an,
Enders verspricht hoch und heilig, daß es bei diesen 5 Milliarden bleibt, und daß, zusammen mit dem Beitrag von Airbus zu den Mehrkosten in Höhe von angeblich 5-6 Mrd Euro alle Kosten gedeckt werden können und es keine Mehrforderungen mehr gibt. Und in drei Jahren kommt sein Nachfolger und erzählt uns die gleiche Geschichte: Wir waren 2010 blöd, daß wir den Vertrag unterschrieben haben, aber die eigentliche Schuld tragen die Regierungen, die wußten inzwischen genau, wie kompliziert die Technik ist, wie abhängig wir von den europäischen Zulieferern sind, zu deren Auswahl wir gezwungen wurden. Es waren die Regierungen, die wollten unbedingt Arbeitsplätze in Europa schaffen. (Die Software für FADEC hätten wir in Indien hzu einem Bruchteil des Preises entwickeln können) Deswegen dürfen sich die Politiker jetzt nicht "wegducken". Bedenkt den Prestigeverlust etc. etc. Man braucht sich diese Ausreden gar nicht mehr auszudenken, nur im Pressearchiv etwas blättern.
Gegen erpresserische Forderungen wie die von Enders gibt es nur ein Mittel: es darauf ankommen lassen und nein sagen. Sonst wird eine Schraube ohne Ende daraus.
Oder wir üben uns in Geduld. Irgendwann wird der wunderbare, einzigartige Flieger kommen.
Enders gut, alles gut.
PS. Wer sucht, der findet auch bei Google eine Fülle von Infos über die An-70, weniger in der deutschen als in der angelsächsischen Presse
Bei Youtube viele
Videos von Flugtagen (Le Bourget, MAKS, ILA) meist von Spottern aufgenommen. Es gibt auch im Internet ukrainische Videos vom Absetzen von Fallschirmjägern und LL-Panzern (wenn ich den Link finde, stelle ich ihn ein). So was sollte man eigentlich auf der Web-Seite von Antonov ANTK finden - aber den Wert von PR haben die noch nicht richtig erkannt.
http://www.youtube.com/watch?v=NaHZSXWZ-to.
Gruß
Tallyhoh