EINMALIG IN DER WELT "Startbahn Walpersberg"

[AGO Scheer]

Du kennst also unseren Fund noch nicht?

Du bist mir einer... Wie sollte ich den kennen?

 

[Michael aus G.]

Du bist mir einer... Wie sollte ich den kennen?

Ich kram die Bilder mal morgen raus...

 

[AGO Scheer]

@all
Noch ein Nachtrag an die, die der Annahme sind, das ganze Projekt der Anlage "Lachs" wäre eine wohldurchdachte Aktion:
Sie war so gut geplant, dass beispielsweise sanitäre Einrichtungen vergessen wurden. Tausende Arbeiter ohne Toiletten: Alle Befragten konnten sich noch gut an den bestialischen Gestank erinnern, der von dem Objekt ausging- speziell auch oben auf dem Berg. Rechts und links der Startbahn war alles voller stinkender Kloake.

Dass da überhaupt etwas entstand, ist dem rücksichtslosen Einsatz von Zwangsarbeitern zuzuschreiben.
Wie das ablief, musste selbst der für den ersten Start vorgesehene Einflieger S. "Holzbein" Fricke erfahren, der vor dem Start den Zwangsarbeitern in der Endmontage ein Kommissbrot gegeben hatte- und wegen dieser Freveltat durch "den Werkschutz in Not und Bedrängnis geriet"- und nur durch Ritz´(Flugkapitän, Chef Einfliegerei) Intervention freikam. Wer zu den Arbeitsbedingungen ausführliche, (im wahrsten Sinne das Wortes: 784 Seiten), Informationen benötigt, dem sei Dr. Marc Bartuschka "Unter Zurückstellung aller möglicher Bedenken- REIMAHG und der Zwangsarbeitereinsatz 1944/45" empfohlen.

 

[AGO Scheer]

Hallo Kollegen,
nachdem ich an diesem Wochenende von einem "Kundigen" wieder Märchen von der AGO / REIMAHG-Produktion der Me 262 und den vielen "Düsenjägern" im Stollen anhören musste, möchte ich nur mal den Aussriss eines originalen Besprechungsprotokolls vom Februar 1945 bezüglich der Endmontage hier zeigen.
Vielleicht sprechen allein die Fakten....aber ich fürchte, dass die "What-if"-Fraktion und "Wunderwaffen-Gläubige" auch das ignorieren werden....

 

[AGO Scheer]

Hallo Kollegen
da das Thema offensichtlich mehr Teilnehmer interessert, als gedacht, ergänzend zu meiner Aussage in #177:

Verwirrung stiftete auch, dass die Programme oft geändert wurden:
erst Planung der AGO Fw 190 Fertigung im Stollen, dann die der Ta 152 und schließlich kam die ominöse "Bf 109N" in Planung.
der Vorrichtungsbau lief unter diesem Tarnbegriff. Sämtliche Teile des Vorrichtungsbaus, der bei ERWE Schluckenau lief, hatten den Vorsatz
W8-109N.XXX.XX.XX
Niemand sollte auf die Me 262 Rückschlüsse ziehen können...

Dann kam das Programm "709". (Selber Typ, andere Bezeichnung)
Da hätte man seitens des RLM zumindest bei den Listen der Baugruppen noch die Tarnung aufrecht erhalten können- Fehlanzeige.
Ein Blick in das Baugruppenverzeichnis der "Type 709 A-1a" zeigt es: z.B.: Rumpfmittelteil: Baugruppennummer 262.110 -
was wiederum eine Tarnbezeichnung erübrigte.

 

[Flugi]

So kamen die Flieger vom Werk auf die Startbahn. Ein Modell, so gesehen auf der Plastik Modell Show Sachsen, Siebenlehn.

 

[AGO Scheer]

Schönes Modell, keine Frage.
Und ich hoffe, ich ernte jetzt keinen Shitstorm von den Modellbauern, aber zum 262-Modell selbst hätte ich Anmerkungen:
... denn die blitzblanke Aluhaut passt nicht.
Da es keine "echte" REIMAHG Me 262 gab, wurden dort nur angelieferte Segmente montiert.
Die Leitwerksektionen waren schon lackiert, Nasenstücke auch, der gespachtelte Rumpf passt soweit, aber er ist zu blank.
Ich meine, es wurde lediglich einfacher Korrosionsschutz aufgetragen.

So müsste das ausgesehen haben:

Datei:Messerschmitt Me 262 Schwalbe(cropped).jpg – Wikipedia

de.m.wikipedia.org

Der Einsatztarnanstrich erfolgt in Zerbst.

.

 

[Flugi]

Ich weiß nicht, von wem das Modell ist. So eine Kritik kann man schon anbringen und wird auch nicht böse verstanden. Oftmals fehlt es an der letzten Recherche bis ins Detail, weil nichts passendes gefunden wurde oder der Anspruch ist selbst gar nicht so hoch und man wollte eigentlich nur das Prinzip darstellen.

 

[AGO Scheer]

Ist ja auch kein Drama.

Ein historisch orientierter Mensch schaut auf ein Modell naturgemäß anders als ein Modellbauer.

Wo erster auf Farbnuancen, Tarnschemen oder technische Details starrt, sieht letzterer saubere Klebestellen, schöne Lackierung und handwerkliche Meisterschaft.

Es wäre toll, beide Sichtweisen zu verbinden...

LG

 

[Friedarrr]

Ein guter Modellbauer versucht genau das....

Ansonsten, siehe Flugis Beitrag...

 

[Flugi]

Ist ja auch kein Drama.

Ein historisch orientierter Mensch schaut auf ein Modell naturgemäß anders als ein Modellbauer.

Wo erster auf Farbnuancen, Tarnschemen oder technische Details starrt, sieht letzterer saubere Klebestellen, schöne Lackierung und handwerkliche Meisterschaft.

Es wäre toll, beide Sichtweisen zu verbinden...

LG

… oh, da kenne ich einige, die ständig und unermüdlich daran arbeiten.

 

[AGO Scheer]

Kurzer Nachtrag:

Fiel mir eben noch auf: Das von mir verlinkte Foto passt übrigens perfekt. Denn die Abdeckungen für die MK sind drauf und wie mir drei der mir noch bekannten Einflieger berichteten, überführten sie die Maschinen von Kahla nach Zerbst unbewaffnet.

Zwischenfälle gab es nicht. G. Mittelstädt sah wohl einmal US-Jäger, nutze nach seiner Aussage die Geschwindigkeits-Überlegenheit um "abzuhauen".

Abgeschossen wurde jedenfalls keiner. Und bis auf Soltau (tödliche Bruchlandung) ging auch keine Maschine bei der Überführung verloren.

 

[neo]

Ein historisch orientierter Mensch schaut auf ein Modell naturgemäß anders als ein Modellbauer.

Wo erster auf Farbnuancen, Tarnschemen oder technische Details starrt, sieht letzterer saubere Klebestellen, schöne Lackierung und handwerkliche Meisterschaft.

.. autsch ..

Edit: Stein des Anstoßes war - das Achten auf Farbnuancen, Tarnschemen oder technische Details so ganz pauschal vom Modellbauer zu trennen, nicht Ausdruck oder Rechtschreibung.

 

[Michael aus G.]

Leider geht aus den Lubi vom 15.03.1945 nicht hervor welche Farbe sie beim Abflug hatten. Aber blank war es definitiv nicht...

 

[AGO Scheer]

Genau. Du hast ja auch die Fotos aus der Endmontage. Alle 262 nur gespachtelt und teillackiert. Da war auch keine Lackiererei mehr danach. Wo auch?
Und, wie gesagt, das, was mir berichtet wurde, deckt sich mit dem o.a. Foto.

 

[Friedarrr]

Das mit dem Gespachtelt scheint mir nicht mehr so haltbar. Vielmehr wurde das Platinierte Alublech in den Bereichen der Senkniete/Blechstöße mit Farbe korrosionsgeschützt. Denn wieso soll man über reine Nietreihen welche nur das Blech am Spant oder Stringer halten spachteln? Weiter gab es auch damals schon Zackenband. Zeit war Maschine am Feind...

 

[AGO Scheer]

Macht Sinn. Wird aber wohl "sowohl als auch" sein. Das sieht auf den Getty-Fotos (Copyrights) mehr nach Spachtel aus. Woher ist dein Detail-Foto?

 

[Rapier]

Im Thüringer Staatsanzeiger Nr. 38/2012 (veröffentlicht 17.09.2012) gibt es eine Niederlegung zur REIMAHG. Bebildert ist sie mit Fotos der PK-Kompanie der 89th US Infantery Division, die seinerzeit u. a. auch einen Artikel im Life Magazin ausschmückten. Aktuell habe ich (subjektiv) keinen Anlass an der Authentizität dieser Bilder zu zweifeln. Sie sind zum Teil auch im Bundesarchiv bzw. von dort zitiert

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fb/Bundesarchiv_Bild_141-2738%2C_Unterirdische_Produktion_von_Me_262.jpg

öffentlich einsehbar. Es bedarf da auch keiner weiteren Interpretation. Die ersichtlichen Blechstöße zeigen Friedarrr's Aussage: Korrosionsschutz statt Spachtel sehr deutlich. Auch die andere These - unterschiedliche Lackierungszustände der endmontierten Zuliefererbaugruppen wird gestützt.

 

[AGO Scheer]

Genau diese Fotoserie meinte ich.

Allerdings ist das BA eigentlich nicht berechtigt, hier Lizenzen zu erteilen.

Die Fotos sind von der bekannten Fotografin Margaret Bourke-White. Und deren fotografischer Nachlass inklusive aller Rechte ging an Gettys.

Was den Spachtel betrifft, habe ich mich eben nochmal in meine Unterlagen vertieft, es wurde "Nitrospachtel" erwähnt.
Ich habe dann auch noch ein REIMAHG-Foto (aus der Library of Congress) hergenommen (Das ist auch in meinem Buch veröffentlicht) und nochmals verglichen:
Da der Nitrospachtel auch verdünnt aufgepinselt werden kann, mag die Aussage im Interview stimmen.
Aber: Vom Aussehen her, kann das genauso gut dick aufgetragene Grundierung sein.
Da will ich gar nicht streiten.