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FLUGZEUG: Pilot Kallbach hofft auf Firmensponsoring
Reparaturkosten des verunglückten „Rosinenbombers“ auf eine Million Euro geschätzt
SCHÖNEFELD - Der vor knapp einem Jahr in Schönefeld (Dahme-Spreewald) nach dem Start verunglückte „Rosinenbomber“ soll wieder flott gemacht werden. Der Ehrenpräsident des zur Rettung der Douglas DC 3 gegründeten Vereins „Rosinenbomber Berlin“, Heinz-Dieter Kallbach, schätzt, dass der Wiederaufbau eine Million Euro kosten wird. „Das ist kein Pappenstiel. Wir hoffen aber auf das Sponsoring von Firmen“, sagte der 70-jährige Pilot aus Dolgenbrodt (Dahme-Spreewald).
Ziel ist, die DC 3 bis zur Eröffnung des Großflughafens Schönefeld im Juni 2012 wieder herzurichten. „Manche sagen, das wird knapp. Wenn es jetzt losgeht, bin ich aber optimistisch“, erklärt der Vereins-Ehrenpräsident. Die Sanierung des Rumpfteils erfolge in Köln. Die rund 60 Vereinsmitglieder wollen vor allem in Schönefeld, wo die 67 Jahre alte Maschine derzeit steht, Hand anlegen. Die gesamte Restaurierung steht unter Aufsicht des Bundesluftfahrtamtes.
Das Flugzeug war am 19. Juni 2010 auf einem Feld bei Schönefeld notgelandet. Ursache war der Ausfall des linken Triebwerks. Von den 28 Passagieren wurde keiner schwer verletzt. Anfang des Jahres hatte ein Befund ergeben, dass der Rumpf nur leicht beschädigt ist. Die Maschine war die einzige ihres Typs, die in Europa noch für die kommerzielle Beförderung von Fluggästen zugelassen war. Kallbach hat mittlerweile unzählige Fotos der havarierten DC 3 gesichtet.
Der Pilot hatte in seiner Laufbahn selbst mehrmals schwierige Situationen meistern müssen. Gegenüber der Öffentlichkeit reden will er darüber nicht. Doch Fakt sei: „Das Unglück von 2010 hätte niemals passieren dürfen.“ Das Wichtigste sei aber, dass niemand zu Schaden kam. „Wäre es zur Katastrophe gekommen, hätten wir den Wiederaufbau dieses Rosinenbombers abhaken können.“ Kallbach hatte die Maschine vor zehn Jahren aus England nach Berlin geholt. „Da ging mir schon das Herz auf“, schwärmt der kleine Mann.
Kallbach war der bekannteste Flugzeugführer des Ostens. Er flog neben normalen Passagieren auch Olympiamannschaften, Künstler und Politiker der DDR. Bereits mit Anfang 30 war er Chef der IL-62-Flotte der Interflug. Er übernahm unter anderem die Erstflüge nach Tokio und Montevideo und überführte etliche betagte IL14 nach Ägypten. „Zu der Zeit kannte ich Kairo besser als Berlin“, schmunzelt der Flugkapitän.
1989 fand einer seiner Flüge Aufnahme ins Guinness-Buch der Rekorde. In Stölln (Havelland) landete er eine IL 62 auf einer nur 900 Meter langen Graspiste. Die normale Landebahn misst 2500 Meter. Die Interflug hatte Stölln damals eine IL 62 geschenkt. Mit dem Flugzeug sollte auf die Luftfahrt-Geschichte des Dörfchens aufmerksam gemacht werden: Hier war der Flugpionier Otto Lilienthal abgestürzt. Nach Angaben der Deutschen Pilotenvereinigung Cockpit gehört Heinz-Dieter Kallbach auch sonst zu den Rekordhaltern – mit 32 000 Flugstunden, 257 angeflogenen Airports und zusammengerechnet 535 Erdumflügen.
Kallbach sorgte noch einmal für Aufsehen, als er im März 2000 im Cockpit einer Chartermaschine hoch über Spanien einen Selbstmordattentäter niederrang und damit das Leben von 148 Passagieren rettete. Vom damaligen Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) erhielt er dafür die Lebensrettungsmedaille des Landes Brandenburg. Heute ist Heinz-Dieter Kallbach Werkspilot, fliegt Konzernchefs und Manager. „Zu Ostern ging es beispielsweise nach Moskau.“ Privat hebt er häufig Richtung Ostsee ab. Kallbach könnte im kommenden Jahr auch wieder im „Rosinenbomber“ sitzen. Als Pilot hat er nach wie vor die höchste Flugtauglichkeitsstufe.