Guten Morgen,
ich lese gerade auf Spiegel Online, dass nach dem letzten Flug der Endeavour noch ein allerletzter Flug der Atlantis im Juni im Gespaech ist.
Was hat es denn damit auf sich?
Muesste dafuer nicht schon lange eine Crew trainieren und die Nutzlast organisiert sein?
Atlantis wird so oder so für eine allfällige Rettungsmission im Juni vorbereitet, eine sogenannte LON (Launch On Need) Mission, mit der Bezeichnung STS-335. Diese würde gestartet, falls Endeavour bei STS-134 so stark beschädigt würde, dass die Crew damit nicht mehr sicher zur Erde zurückkehren könnte und auf der ISS abgeholt werden müsste.
Die dafür notwendige Hardware (ET und SRBs) wird bereitgestellt, und als Nutzlast wäre das MPLM Raffaello vorgesehen, randvoll mit Nachschub an Verbrauchsmitteln, um die Vorräte der ISS wieder auffüllen zu können, die wegen des ungeplant verlängerten Aufenthalts der Crew von STS-134 ja arg strapaziert würden.
Seit Mitte September sind nun auch die Namen der vierköpfigen Crew für STS-335 bekannt. Sie setzt sich komplett aus Veteranen mit mindestens einem vorangegangenen Raumflug zusammen.
Es sind dies: Chris Ferguson als Kommandant, Doug Hurley als Pilot, und Sandra Magnus und Rex Walheim als Missionsspezialisten.
Sobald also alle Genehmigungen vorhanden sind, kann diese LON Mission STS-335 definitiv in die ISS-Versorgungsmission STS-135 umgewandelt werden, mit der gleichen Crew und der gleichen Hardware. Allerdings gäbe es dabei sicher einige Aenderungen in der Nutzlast, d.h. anstelle von Nachschub würden in Raffaello teilweise sicher auch gewisse Ersatzteile zur Einlagerung zur ISS transportiert werden. Ausserdem möchte man auch noch das defekte Kühlpumpenmodul der ISS, das im vergangenen Juli kaputt gegangen war, zur Erde zurückführen, um den Defekt genau untersuchen zu können.
Da bei einem allfälligen Defekt an Atlantis bei STS-135 keine weitere Space Shuttle Hardware für eine LON Mission mehr zur Verfügung stehen würde, müsste eine allfällige Rettungsmission für die Rückführung der Crew durch zwei russische Sojus übernommen werden. Dies ist auch der Grund, weshalb STS-135 mit der minimalen Besatzung von vier Astronauten ausgeführt würde.
Die vier oben genannten Astronauten trainieren auch schon, sowohl für ihre Aufgaben als Rettungscrew, wie auch für die grundlegenden Aufgaben einer normalen Mission. Viele dieser Aufgaben sind identisch und zudem können ja alle vier Astronauten auf ihre Erfahrungen aus ihren vorangegangenen Trainings und Missionen zurückgreifen, so dass der Trainingsaufwand in jedem Fall überschaubar bleibt und bis zum möglichen Starttermin problemlos bewältigbar ist.
Aber egal ob STS-135 nun bald definitv genehmigt wird, oder nicht: Bis Endeavour mit STS-134 wieder sicher gelandet ist, wird die Crew von STS-335 so oder so für die Rettungsmission weiter trainieren.
Die ganzen Vorbereitungen sind also so auf den Weg gebracht worden, dass man sich relativ lange eine gewisse Flexibilität bewahren kann um von STS-335 auf STS-135 umzuschwenken, sobald endlich die letzten Genehmigungen eintreffen.