Ausrede Blitzschlag
Gerade bei der 737, die durch und durch aus verschiedenen Sorten von Metall besteht, funktioniert der Faradaysche Käfig wunderbar. Natürlich kann es bei eine Blitzschlag die einen oder anderen Beschädigungen geben, die sind aber nicht so gravierend, dass sie den Flieger vom Himmel holen.
Oft trifft der Blitz den Flieger vorne, an der Flügelspitze oder (seltener) am Triebwerk. Herausragende Teile werden am ehesten gesucht, wobei es weniger die Antennen sind als die Pitotsonden, AOA-Vanes (Anstellwinkelsensoren) und Temperaturfühler.
Am liebsten haben Blitze aber ganz einfach Nieten.
An der Eintrittsstelle ist dann oft der Lack verschmort und die Pitottube seltsam verschmurgelt und oft verbogen, Nieten sind seltsam aufgebogen und - nachdem die Ladung dann entlang eines Stringers nach hinten läuft - ist eine ganze Nietenreihe betroffen.
Austreten tun Blitze üblicherweise über die Static Wicks am Leitwerk oder an den Flügeln - die fehlen dann meistens oder brennen innerlich ab.
Das ist auch das, was ein Flugzeug nach einem Blitzschlag am längsten am Boden hält: Die Techniker müssen in den Innereien des Flugzeugs wühlen und mit Schablonen vermessen, ob Stringer, Spanten, Aussenhaut und Verbindungselemente nicht verschoben sind.
Bei einer Verformung wird dann nachgenietet, aufgedoppelt oder ähnliches. Aber: All das wird nur gemacht, damit es über lange Zeit gesehen nicht zu Materialermüdungen an einer geschwächten Stelle durch das ständige Aufblasen der Druckkabine kommt.
Selbst wenn ein Bitz in grosser Höhe (bei grossem Differenzdruck) treffen sollte, ist in der Kabine genügend Redundanz eingebaut, dass sie bei Beschädigungen nicht gleich zerfällt.
Bei moderneren Designs als der 737 (ganz besonders der 787) sind in die Aussenhaut Metallgitter eingearbeitet, die die Funktion des Faradayschen Käfigs übernehmen.
Wie Schorsch schon geschrieben hat: Blitzschlag ist wohl eine nette Ausrede, die aber umgekehrt den geneigten Passagier wiederum in Angst und Schrecken versetzt, wenn das nächste Mal in der Nacht ein Gewitter umflogen wird.
Wer weiß, wie oft die Jungs vorher schon angeflogen sind, wie lang sie schon im Holding waren, wie weit der Alternate weg war (und wie war dann dort das Wetter?) - und wieviel von dem Sprit, den sie eigentlich gebraucht hätten, auf ihrem Startflugplatz im Tankwagen geblieben ist?
Für mich sieht das ganze nach einer vergeigten Landung in einem völlig funktionstüchtigen Flieger aus, der u.U. nur nicht mehr allzu viel Sprudel in den Tanks hatte...