USA schließen Vorbereitungen für Irak-Krieg ab
Der US-Aufmarsch für einen möglichen Irak-Krieg soll weitgehend abgeschlossen sein. Wegen einer angeblichen Anfrage der USA nach Nato-Flugzeugen mit deutscher Besatzung droht der Bundesregierung neues Ungemach.
Der Krieg könne im Januar beginnen, berichtete die "New York Times" am Sonntag unter Berufung auf hohe Militärkreise. "Wir nähern uns rapide dem Punkt, an dem wir, sollte der Befehl kommen, Operationen im Irak durchführen können", sagte ein Beamter der Zeitung.
Nach dem Bericht befinden sich rund 60.000 Soldaten und Marine-Infanteristen sowie 200 Kampfflugzeuge in der Region. Die Armee halte allein in Kuwait die Ausrüstung von zwei Brigaden bereit; das Material für eine dritte sei auf dem Weg. Bis Ende nächster Woche seien vier Flugzeugträger in Position und kurzfristig einsatzbereit. In Katar beginnt am Montag eine amerikanische Militärübung, die den Einmarsch im Irak simulieren soll. General Tommy Franks, der einen Irak-Feldzug kommandieren würde, hat sich mit 1000 Militärplanern in Katar eingerichtet.
Zusage der Türkei steht noch aus
Im Falle eines Militärschlags würden tausende Soldaten innerhalb kürzester Zeit in die Region geflogen, berichtete das Blatt. Ihre Aufgaben in den USA würden von der für den Heimatschutz zuständigen Nationalgarde übernommen. Die Mobilisierung der Reservisten dauere 30 Tage, doch sei das Pentagon dabei, den Prozess zu beschleunigen.
Bremsblock bei den Planungen sei noch die fehlende Zusage der Türkei, amerikanische Bodentruppen auf ihrem Territorium zuzulassen, berichtete die Zeitung. Präsident George W. Bush bat deshalb den Chef der türkischen Regierungspartei AKP, Recep Tayyip Erdogan, für Dienstag ins Weiße Haus. Die US-Regierung geht davon aus, dass die Türkei sich den Wünschen Washingtons nicht verschließen wird. Die USA wollen nach den bisherigen Militärplänen von Süden und Norden aus in den Irak einmarschieren. Dafür ist die Kooperation der Türkei unerlässlich.
Awacs-Maschinen angefordert
Wie die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAS) unter Berufung auf die Bundesregierung berichtet, hat Washington die Nato-Partner um die Bereitstellung von Bündnis-Flugzeugen vom Typ Awacs unter anderem mit deutscher Besatzung gebeten. Das habe ein Nato-Sprecher bestätigt. Die Anfrage soll der Bundesregierung bereits vorliegen. Regierungssprecher Bela Anda wollte dies am Sonntag nicht bestätigen. Auch im Verteidigungsministerium hieß es, eine derartige Anfrage liege nicht vor.
Die Awacs-Flotte ist im nordrhein-westfälischen Geilenkirchen stationiert. Bei den Flugzeugen handelt es sich um umgebaute Boeing 707 mit einem rotierenden Radar, der Bewegungen in einem Umkreis von mehreren hundert Kilometern erfassen kann.
Schröder in Bedrängnis
Laut Zeitung weiß man in der Bundesregierung noch nicht, wofür die Amerikaner die Nato-Maschinen anforderten. Problematisch sei, dass deutsche Soldaten dann auch in der defensiven Überwachungsrolle direkt in Militäreinsätze gegen den Irak verwickelt wären. Das ließe sich nicht mehr mit der Ankündigung von Bundeskanzler Gerhard Schröder vereinbaren, Deutschland werde sich im Falle eines Irak-Kriegs nicht an Militäraktionen beteiligen. Ein Abzug der deutschen Soldaten aus den Bündnis-Mannschaften der Flugzeuge würde hingegen nach Ansicht deutscher Militärs "einen Gau für die Nato" bedeuten.
Der stellvertretende amerikanische Verteidigungsminister Paul Wolfowitz hatte am vergangenen Mittwoch in Brüssel seine Vorstellungen zur Rolle der Nato bei einem möglichen Angriff auf Irak in Brüssel dargelegt. Als Optionen sieht Washington den Schutz der Türkei vor einem Gegenschlag, die Nutzung von Planungskapazitäten der Nato etwa zur Koordinierung des Transports von Truppen und Gerät sowie die Bereitstellung von Awacs-Flugzeugen, Minenräumgeräten oder Patrouillenschiffen. Zudem wird die Hilfe der Nato bei der Friedenssicherung und beim Wiederaufbau nach einem Irak-Krieg als Option gesehen.
© 2002 Financial Times Deutschland