Jackstall - was ist das?

Diskutiere Jackstall - was ist das? im Hubschrauberforum Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Hallo zusammen! Bin in einem englischsprachigen Testbericht über die Gazelle (Pilot 7/2001) über den Betriff "Jackstall" gestolpert, den ich...
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Alien
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Hallo zusammen!

Bin in einem englischsprachigen Testbericht über die Gazelle (Pilot 7/2001) über den Betriff "Jackstall" gestolpert, den ich weder übersetzen kann (auch nicht mit Hilfe einiger Internet-Quellen!) noch aus dem Zusammenhang heraus verstehe:

"Jackstall, when the aerodynamic forces from the head overcome the hydraulics’ ability to move the pitch links, is a major factor limiting speed. It can be demonstrated (although we didn’t) by diving to 150 knots and pulling up to about 12° of pitch. Incipient jackstall will be encountered in the form of vibrations through the controls. Jackstall is, of course, an absolute limitation which cannot be exceeded, even by the smallest margin in an emergency. With the Gazelle, other structural design limits can be reached before jackstall kicks in."

Wer kann mit einer Erklärung helfen bzw. den Begriff "knackig" übersetzen?

Danke und Gruß,
Thomas
 

HHS

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Wer kann mit einer Erklärung helfen bzw. den Begriff "knackig" übersetzen?

Danke und Gruß,
Thomas
Keine Ahnung ob Jackstall überhaupt direkt ins Deutsche übersetzt werden kann.

Aber der Begriff beschreibt eine Charakertistik der Gazelle. Durch bestimmte Flugmanövern kann vorkommen, das die Kräfte, die durch den Rotorkopf wirken, die Hydraulik überfordern und diese die Steuereingaben nicht mehr umsetzen kann.

Grob gesagt.
 
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Alien
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Keine Ahnung ob Jackstall überhaupt direkt ins Deutsche übersetzt werden kann.

Aber der Begriff beschreibt eine Charakertistik der Gazelle. Durch bestimmte Flugmanövern kann vorkommen, das die Kräfte, die durch den Rotorkopf wirken, die Hydraulik überfordern und diese die Steuereingaben nicht mehr umsetzen kann.

Grob gesagt.
Hallo!

Danke für den Erklärungsversuch, aber so ungefähr hatte ich den englischen Originaltext auch schon übersetzen können - nur verstanden habe ich das (noch) nicht!

Weißt du vielleicht, ob das Phänomen eine Gazelle-Spezialität ist??

Thomas
 
Lämmi

Lämmi

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Jack stall kann die Dauphin auch:

Ein Filmlink

Aus dem Helionline-Forum-Thema zu diesem Video zitiert:

Beim Überflug der Maschine hat der Pilot offensichtlich etwas zu schnell am Cyclic gezogen, die Rückstellkräfte der stallenden Rotorblätter werden so groß, dass die Hydraulik damit an die Grenze seiner Möglichkeiten gebracht wird und damit kurzzeitig blockiert -> nennt man Jackstall. Passiert nur bei extremen Flugmanövern und bei Hubschraubern, deren HYD-System "knapp kalkuliert" ist.
und

Soweit mir bekannt ist, ist das Problem des Jackstalls vor allem bei einigen Hubschraubern französischer Bauart zu finden.
Der Grund ist, dass die Hydraulik die bei einem extremen Flugmanöver auftretenden starken Rückstellkräfte* der Blätter nicht halten kann und kurzzeitig blockiert. Moderne Hubschrauber haben normalerweise eine „überdimensionierte“ Hydraulikanlage, die mit den auftretenden Käften locker fertig wird.

*Normalerweise greift die Auftriebskraft an einem Rotorblatt in etwa bei 25% der Profiltiefe an, stallt das Profil ( Strömungsabriss ), dann wandert dieser Punkt Richtung Blattmitte und es entsteht ein Drehmoment in Nickrichtung. Je nachdem wie groß der Bereich des Strömungsabrisses in Bezug auf die Blattlänge ist, bekommt man eine mehr oder weniger große Kraft, die das Rotorblatt in einen flacheren Anstellwinkel drehen will. Dem versucht nun die Hydraulik entgegen zu wirken. Ist diese Rückstellkraft nun größer als die max. Kraft der Hydraulik, gibt es eine Blockage.

Gruß

Uwe
 

arneh

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Hallo!

Weißt du vielleicht, ob das Phänomen eine Gazelle-Spezialität ist??

Thomas
Der A-Star/Squirrel/Ecureuil (AS350/355) kann das auch. In der Tat sind insbesondere die Muster von ehemals Aerospatiale davon betroffen. Bei denen ist die Hydraulik eher knapp dimensioniert und dient eher als Kraftverstärker, wobei mit Hydraulics Off schon einige Eichhörnchen runtergeplumpst sind.

Grund ist wohl in der Tat, dass die Hydraulik es kurzzeitig nicht schafft, die an den Aktuatoren auftretenden Kräfte (verursacht durch hohe aerodynamische Lasten, aber m.E. nicht unbedingt durch Blade Stall) zu überwinden. Hält aber i.d.R. nur kurz an (siehe Video). Sobald collective nachgegeben wird (bevor die RRPM ausgehen), lässt es sich zyklisch meist wieder steuern.
 
TDL

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Alien
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Guten Abend Lämmi und Arneh!

Vielen Dank für die ausführlichen bzw. "illustrierten" Erklärungen - ich denke, ich hab's jetzt verstanden.... Auch scheint ja das Phänomen zumindest auch bei anderen französischen Hubschraubern aufzutreten (obwohl das physikalisch ja wohl grundsätzlich bei jedem "konventionellen" Hubschrauber möglich zu sein scheint).

Wieder 'was gelernt.

Einen herzlichen Gruß aus Leverkusen,
Thomas
 
cool

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Interessant :)

Es gibt sowas ähnliches bei manchen Airliner, hier spricht man von einer "Load Saturation", dann, wenn die aerodynamsichen Kräfte wohl so gross werden, dass der jeweilige Hydraulikzylinder "überdrückt" wird.
Unter dem Begriff jackstall findet man aber mehr, stellt aber wohl dasselbe Phänomen dar.
 

dommeh

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mal kurz für mich als "Doofen " : Also wenn ich es richtig verstanden hab , dann kann man die Blätter für kurze Zeit auf Grund der zu schwachen Hydraulik nicht zurück stellen weil die aerodynamischen kräfte zu groß sind ?!
richtig ????
 
Hirsch

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Alle haben Recht... :)

Bei allen größeren Hubschraubern werden hydraulische Kraftverstärker eingesetzt, die überhaupt erst die ordentliche Verwendung der Maschine ermöglichen. Die (Luft)Kräfte, die auf die Blätter wirken, sind in den meisten Fällen ganz einfach zu groß, um direkt von des Piloten Hand "überdrückt" zu werden; der Pilot wäre also nicht in der Lage, beispielsweise den Knüppel nach vorn zu drücken.
So gibt es denn hydraulische Kraftverstärker (je nach Sprache variieren die Namen), i.d.R. für jeden der 4 Steuerkanäle (Abweichungen möglich). Die Kraftverstärker und das Hydrauliksystem als solches haben natürlich auch eine Grenze der Leistung bzw. der Kraft, die sie aufbringen können. Werden in bestimmten Flugmanövern die am Blatt zerrenden Kräfte größer als die vom Hydrauliksystem aufgebrachten, kann der Hubschrauber nicht mehr gesteuert werden. Die Steuerung blockiert oder reagiert willkürlich (wegen der Rückwirkung vom Rotor in das System).

Die Grenzen sind sicherlich seeehr unterschiedlich. Eine Mi-2 (nicht französisch) kann man mit vernünftiger Kondition und bei normalem Flug ohne Hydraulik steuern. Eine Mi-8 (nicht französisch) nicht mehr. Die Leistungsgrenze der Kraftverstärker liegt dort bei 1500kp (~ 15000N) (in jedem Kanal); bei derber Fliegerei mit zu großen Lastvielfachen kann es vorkommen, dass diese 1500kp nicht mehr ausreichen - und dann gibt es diesen eingangs beschriebenen Effekt. Wobei "Effekt" die Sache ziemlich harmlos klingen lässt, was es mit Sicherheit nicht ist. Und es ist auch kein typisch französisches Problem. Generell dürfte man es bei jedem Hubschrauber antreffen können - es hängt nur davon ab, wie die Dimensionierungsreserven des Hydrauliksystems sind bzw. in welchen aerodynamischen (Grenz)Bereichen eine Maschine geflogen wird.
 
Flugi

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...

Die Grenzen sind sicherlich seeehr unterschiedlich. Eine Mi-2 (nicht französisch) kann man mit vernünftiger Kondition und bei normalem Flug ohne Hydraulik steuern. Eine Mi-8 (nicht französisch) nicht mehr. ....
Einen Ka-26 konnte man ohne Hydraulik auch noch fliegen. Da gab es immer dicke Arme. :D
Am oberen Paneel gab es einen Schalter, wo man die Hydr. abschalten konnte. Beliebt bei Mitflügen der Inspektoren. :D
 

HHS

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Konnte nicht die Alouette auch ohne Hydraulik geflogen werden?

Sind bei einem Jackstall gleichzeitig alle 4 Steuerkanäle betroffen oder nur der jeweilige, bei dem die Grenzen überschritten wurden?
 
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Hydraulik Alouette II

Die Alouette II konnte ohne Hydraulikdruck gesteuert werden, aber auch da war es harte Arbeit.
Das erste Los (42 Maschinen) wurde übrigens ohne Hydraulik ausgeliefert (auch ohne Heizung und ohne Funkgeräte)
Und natürlich gab es auch einen Drehknopf zum Abstellen der Hydraulik, war bei Checkflügen sehr beliebt.
 

arneh

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Sind bei einem Jackstall gleichzeitig alle 4 Steuerkanäle betroffen oder nur der jeweilige, bei dem die Grenzen überschritten wurden?
Grundsätzöich sollten nur der/die Zylinder betroffen sein, bei denen die Kraft überschritten wurde. Das sind nur blöderweise meist genau die Zylinder die gerade für das gewünschte Flugmanöver oder die Korrektur dringend gebraucht werden.
Da hilft es wenig, wenn andere Zylinder noch was bewegen können:
Was hilft mir zyklisches Rollen, wenn ich dringend die Nase runternehmen müsste (z.B. Video von dem USCG Dauphin)

Generell tritt das ganze bei hohen Lasten auf (Schwer, viel collective, große Dichtehöhe). Als Abhilfe ist Entlasten des Rotors (nachgeben collective) wohl eine ganz gute Idee in so einem Fall.
Wenn Dich Englisch nicht schreckt, such mal unter "Servo Transparency".
 
Thema:

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