Ryanair Boss O'Leary will keine Copiloten mehr

Diskutiere Ryanair Boss O'Leary will keine Copiloten mehr im Verkehrsflugzeuge Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Emirates verkauft seine Flieger und least sie zurück. Das ist zwar teurer (auf die Flugstunde runter gerechnet), erspart aber die Notwendigkeit...
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Die Bestellungen von Emirates sind nie im Leben eigenständig finanziert. Das ganze Geschäftsmodell funktioniert eigentlich nur, weil Staaten dahinter stehen, denen egal ist, dass die Airline keinen Gewinn bringt, da Sekundäreffekte für den wirtschaftlichen Erfolg sorgen.
Emirates verkauft seine Flieger und least sie zurück. Das ist zwar teurer (auf die Flugstunde runter gerechnet), erspart aber die Notwendigkeit von viel Kapital. Daher glaube ich nicht, dass Emirates in diesem Punkt verdeckte Hilfe bekommt.
Eher vielleicht seitens des Betreibers des Flughafens in Dubai. Aber die Hauptkosten muss Emirates wahrscheinlich genauso bestreiten. Sie haben halt eine sehr gute Auslastung und nehmen sich nur die "Kirschen" aus dem Kuchen: also die profitablen Verbindungen.


007 schrieb:
Auf die Dauer muss sich das massive Sparen der Billigflieger auch auf die Qualität der Piloten und die Wartung des Materials auswirken. Wenn sowas irgendwann mal statistisch signifikant wird, könnte unter Umständen der zweite Pilot, das regelmäßigere Simulatortraining etc. pp. ein Verkaufsargument sein. "Bei uns fliegen sie zwar teurer, aber auch sicherer..."
Da opponiere ich heftig. Es muss sich nicht auswirken.
Ryanair, aber auch Southwest und Easyjet bestreiten riesige Flotten und haben eine ausgezeichnete Bilanz in punkto Sicherheit. Eher Sorgen machen mir kleine Start-Ups aus dem Mittelmeerraum, die mit hastig zusammen geleasten Flugzeugen Urlaubsgäste abgreifen. Aber die machen LH nicht das Leben schwer.
 
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@mcm: Aus welcher Branche kommst Du denn? Mit Luftfahrt und deren Abläufen scheinst Du ja wenig am Hut zu haben?

Es geht doch nicht um die Dekoration von Personal. Das ist doch schmarrn und einfach am Thema vorbei. Du willst doch keine Diskussion über das Tragen von Uniformen in bestimmten Berufen führen - oder doch?

Bislang hatten wir eine Art Stufenprinzip - und zwar nicht in der Luftfahrt alleine, sondern in vielen vielen anderen Berufen. Auch im Beamtentum - und in nahezu jeder Art von Beruf. Der First Officer ist bekanntlich jemand, der unterhalb der Stufe Kapitän steht, aber oberhalb der Stufe Kabinenpersonal. Seine Aufgaben sind vielschichtig und er wird trotz fachlicher Kompetenz und grundlegender Eignung zu der verantwortungsvolleren Funktion eines Vorgesetzten herangezogen. Nur, wer als Co Pilot eine gute Schule mitgemacht hat, wird irgendwann einmal ein hervorragender Kapitän werden.

Ich denke deshalb, dass die Diskussion, auf die vor allem MCM abziehlt, nicht das Ersetzen des Co-Piloten zum Ziel hat, sondern das Ersetzen des Berufs Pilot als solches. Der Ausspruch "nur soweit handeln wie es der Computer erlaubt" zeigt, dass Du von dem Job dort vorne relativ wenig Ahnung hast.

Insgesamt könnte man aber natürlich dazu übergehen bei der Gelegenheit gleich alle Busfahrer, Lokführer, Schiffsbesatzungen etc. etc. - also sprich alles was sich in irgendeiner Art und weise vom Fleck bewegt, durch Computer voll und ganz zu ersetzen.

Leider bist Du auf meine Frage nicht eingegangen, ob Du an Bord eines derartigen Fahr- oder Flugzeuges sein möchtest. Entweder eines komplett Führerlosen Flugzeuges oder aber einer Maschine, die nach MOL nur noch einen Kapitän dort sitzen hat (der - wie kam der eigentlich in diese Position wenn er niemals eine "Co-Piloten-Laufbahn" absolviert hat??), der dummerweise nen miesen Tag hat weil er ne Fischvergiftung abgekriegt hat oder den plötzlichen Herztod stirbt und die Pinch Hitter Stuse von der Situation ziemlich überfordert ist? Sitzt Du dann da mit Deinen 3 Kindern und Deiner Frau drin und sagst: "Ja, der MOL hat schon richtig getan das Gehalt von so nem Hobbyflieger auf dem rechten Sitz zu sparen???"

Oder ziehlst Du eben doch nicht auf das Ersetzen von Co-Piloten hin sondern auf die Entwicklung führerloser Flugzeuge mit "Fernsteuerung" vom Boden aus?
 

Wind Shear

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Das ganze jetzt rein hypotetisch betrachtet und davon ausgehend alle anderen Probleme gelöst zu haben:

Allein das Problem, dass man für sowas wenn einen erfahrenen Piloten nehmen müsste, wird kaum zu lösen sein. Erfahrene Piloten wachsen nicht auf Bäumen, sondern dem rechten Platz im Cockpit. D.h. genau der Platz den man abschaffen will wäre nötig, um jemand entsprechend erfahrenen für den linken Platz zu bekommen.
 
Intrepid

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Allein das Problem, dass man für sowas wenn einen erfahrenen Piloten nehmen müsste, wird kaum zu lösen sein. Erfahrene Piloten wachsen nicht auf Bäumen, sondern dem rechten Platz im Cockpit. D.h. genau der Platz den man abschaffen will wäre nötig, um jemand entsprechend erfahrenen für den linken Platz zu bekommen.
Ich glaube, Ryanair hätte keine Skrupel, auf erfahrene Piloten anderer Fluggesellschaften zuzugreifen, die im Zweimann-Cockpit Kapitän geworden sind.


Die Diskussion ist doch eine andere: braucht ein Flugzeug einen oder zwei Chefs an Bord, wenn es technisch längst alleine ohne jedes Personal fliegen kann und jedes Crewmitglied ausgebildet ist, für eine sichere Verbindung zum Boden zu sorgen?
 

007

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Ich glaube, Ryanair hätte keine Skrupel, auf erfahrene Piloten anderer Fluggesellschaften zuzugreifen, die im Zweimann-Cockpit Kapitän geworden sind.


Die Diskussion ist doch eine andere: braucht ein Flugzeug einen oder zwei Chefs an Bord, wenn es technisch längst alleine ohne jedes Personal fliegen kann und jedes Crewmitglied ausgebildet ist, für eine sichere Verbindung zum Boden zu sorgen?
Um einen Kapitän bei zum Beispiel der LH abzuwerben, müssten sie aber soviel zahlen, dass es sich kaum noch lohnen würde.
Was bringt's eigentlich die Crewmitglieder alle auszubilden? Wenn die nicht angeschnallt im Cockpit sitzen, werden die in einer Maschine, welche sich in heftigen Turbulenzen befindet oder in einem Sturzflug nie das Cockpit erreichen. Mal davon abgesehen, dass sie beim Catering vielleicht gerade an der Flugzeugdecke ausgeknockt wurden. Zusätzlich muss jemand, der für eine sichere Verbindung sorgen soll relativ fit in Informatik, Satellitentechnik und und und sein. Ist so jemand am Ende wirklich billiger als ein Pilot?
 
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Nochmal, es handelt sich hier ja um einen Blick in die Zukunft: früher hatte ein Flugzeug Piloten an Bord, die in erster Linie das Flugzeug fliegen können mussten und in zweiter Linie sich um alle übrigen Dinge kümmerten.

Zukünftig hat ein Flugzeug Manager an Bord, die sich in erster Linie um alle übrigen Dinge kümmern und außerdem noch das Flugzeug fliegen können. Die fliegerischen Fähigkeiten spielen aber nicht mehr die große Rolle, das übernimmt immer mehr die Technik.

Also kann man irgendwann die weniger werdenden notwendigen fliegerischen Fertigkeiten von jedem Crewmitglied inklusive Kabinenpersonal erwarten oder aber gar teilweise von außen tätigen und die übrigen Kapitänsaufgaben erledigt ein einziger Manager an Bord.

Sozusagen ein fließender Übergang zum automatisch fliegenden Flugzeug. Automatisch fliegen heißt ja nicht, dass keine Besatzung mehr an Bord ist. Und wenn die Fliegerei dann noch die Fehler der DB vermeidet, wo die Zugbegleiter bei großer Hitze einfach die betroffenen Teile des Zuges verlassen haben, dann wird das sogar ganz gut.
 

Niabaf1975

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Also kann man irgendwann die weniger werdenden notwendigen fliegerischen Fertigkeiten von jedem Crewmitglied inklusive Kabinenpersonal erwarten oder aber gar teilweise von außen tätigen und die übrigen Kapitänsaufgaben erledigt ein einziger Manager an Bord.
Einspruch ! Grade im Notfall sind doch hauptsächlich fliegerische Fertigkeiten gefragt !
Ich trau der Technik nicht ! Solang Bill Gates noch lebt und Windows den größten Teil des Kuchens bedient muß das schiefgehn !

Aber vielleicht wär das 'ne neue Geschäftsidee...:
Der rechte Platz vorne kriegt kein Gehalt mehr sondern muß dafür bezahlen ! ;) Im Zuge der Ausbildung... Du willst Pilot werden, dann miet Dir für x Stunden diesen Platz im Cockpit... ;)
 
mcnoch

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Einspruch ! Grade im Notfall sind doch hauptsächlich fliegerische Fertigkeiten gefragt !
Ich trau der Technik nicht ! Solang Bill Gates noch lebt und Windows den größten Teil des Kuchens bedient muß das schiefgehn !
Auf welchem Bordcomputer läuft denn bitte Windows? Außerdem habe ich noch von keinem Absturz wegen eines Software-Bugs gehört. Es mag im Nachhinein mit einigen bewussten Designentscheidungen gegeben haben, aber das ist ein ganz anderes Thema.
 
Intrepid

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Aber vielleicht wär das 'ne neue Geschäftsidee...:
Der rechte Platz vorne kriegt kein Gehalt mehr sondern muß dafür bezahlen ! ;) Im Zuge der Ausbildung... Du willst Pilot werden, dann miet Dir für x Stunden diesen Platz im Cockpit... ;)
Hat es schon gegeben, in Deutschland, so 1990 herum oder etwas später.
 

Niabaf1975

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Auf welchem Bordcomputer läuft denn bitte Windows? Außerdem habe ich noch von keinem Absturz wegen eines Software-Bugs gehört. Es mag im Nachhinein mit einigen bewussten Designentscheidungen gegeben haben, aber das ist ein ganz anderes Thema.
Ich meine damit einfach, daß kein Software-System wirklich sicher/fehlerfrei läuft/laufen kann... Schonmal garnicht, wenn es ein so komplexes Gerät wie ein Verkehrsflugzeug steuern soll... Es steckt soviel Hardware dahinter, die kaputtgehen kann, soviele Programmierzeilen, in die sich Fehler einschleichen können ! Das läßt sich in der Entwicklung garnicht ausschließen, weil das Lfz da oben sovielen Unwägbarkeiten ausgesetzt ist, an die alle der Entwickler unmöglich in Simulationen denken kann !

Da oben wird schlicht und einfach jemand gebraucht mit fliegerischen Kenntnissen, und zwar fundierten ! Wenn man dann noch das "menschliche Ausfallrisiko" einkalkuliert, dann reicht ein "angelerntes" Kabinenpersonal wohl kaum aus...

Wie gesagt, wenn es zum GAU kommt...
 
Schorsch

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Ich meine damit einfach, daß kein Software-System wirklich sicher/fehlerfrei läuft/laufen kann... Schonmal garnicht, wenn es ein so komplexes Gerät wie ein Verkehrsflugzeug steuern soll...
Software schlägt Mensch um mehrere Größenordnungen was "Fehler" angeht. Mensch schlägt Software bei Bewältigung neuer Aufgaben.

Es steckt soviel Hardware dahinter, die kaputtgehen kann, soviele Programmierzeilen, in die sich Fehler einschleichen können ! Das läßt sich in der Entwicklung garnicht ausschließen, weil das Lfz da oben sovielen Unwägbarkeiten ausgesetzt ist, an die alle der Entwickler unmöglich in Simulationen denken kann !
Immer liebe diese Generalisierungen. Könnte fast Der Spiegel sein. Grundsätzliches Misstrauen gegenüber Technik, das ist ja "alles irgendwie unheimlich". Der Spiegel misstraut der Luftfahrt, der Kernenergie und zig anderen Sachen, weil sich geisteswissenschaftlich geprägte Redakteure eben keine robusten technischen Systeme vorstellen kann. Klar, die kennen tatsächlich nur ihren Windows-PC (welcher besser ist als sein Ruf, das Problem sitzt in 99% der Fälle vor dem Computer).

Wie gesagt, wenn es zum GAU kommt...
Zu dem kommt es momentan im Schnitt einmal im Monat (Totalverlust von Flugzeug und Menschen). Entfernen wir uns eine Sekunde vom Denken des Spiegel-Redakteurs, der in einer Gesellschaft mit viel selbstverschuldetem Frühableben gerade von der Luftfahrt 100.00%ige Sicherheit fordert.

Wenn durch Weglassen des F/O in Zukunft pro 1 Milliarde Flugstunden ein Flugzeug mehr abstürzt, dann wäre das für ein Modell wie den A320 etwa ein zusätzlicher Absturz in der Gesamtzeit seiner Existenz. Dafür reisen aber vielleicht mehrere Milliarden Menschen günstiger. Irgendwo muss man "Sicherheit" gegen Kosten aufwiegen, sonst säßen wir heute noch auf'm Baum. Der normale Spiegel-Redakteur wird das nicht verstehen, sich beim Rotwein eine Fluppe anzünden, und mit seinen anderen Germanistik-Absolventen überlegen, ob eigentlich ein Meteoriteneinschlag bei der Entwicklung berücksichtigt wurde.
 

007

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Auf welchem Bordcomputer läuft denn bitte Windows? Außerdem habe ich noch von keinem Absturz wegen eines Software-Bugs gehört. Es mag im Nachhinein mit einigen bewussten Designentscheidungen gegeben haben, aber das ist ein ganz anderes Thema.
Na ja, es kommt drauf an, was man alles unter Software-Bugs einordnet. Bei dem Unglück der LH in Warschau ist sicherlich nicht der Bord-Computer alleine Schuld, aber einen gewissen Anteil am Unglück hat er schon, sonst wären in Folge des Unfalls ja nicht einige Veränderungen diesbezüglich vorgenommen worden.

Auf der einen Seite sind einige computerseitige Verweigerungen, was zum Beispiel zu große Steuerinputs angeht ein Segen, auf der anderen Seite wäre es zu diesem Unglück nie gekommen, wenn die Radbremsen und die restlichen Systeme freigegeben gewesen wären. Es wäre zwar sicherlich keine Bilderbuchlandung geworden, aber viel mehr als eine eher unsanfte Landung auf dem Fahrwerk hätte dabei eigentlich nicht rauskommen können.
 

Niabaf1975

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@ Schorsch
Ich bin gaaaaanz sicher kein Spiegel-Autor und sitz mit der Tüte in der Hand im Kreise meiner Selbsthilfegruppe... :D

Ich vertraue sicherlich auf Technik, aber nicht bedingungslos ! Technik ist von Menschen gemacht und somit, wie diese, nicht fehlerfrei ! Laß den Strom ausfallen, die Hydraulikleitung platzen oder einfach nur ein vom System nicht erkanntes Wetter auftauchen...
Ich werde mich ganz sicher nicht in einen Robo-Flieger setzen oder in eine Kiste, in der vorne einer verantwortlich zeichnet, der grad mal weiß, wie man das Teil an- und aus-schaltet und vielleicht noch die Tasten bedienen kann...

Wenn das allerdings das ist, was der "Mallorca-Urlauber" fordert, um noch billiger fliegen zu können, dann halt ich natürlich die Klappe und beweg mich künftig auf dem Landweg... Auch wenn der statistisch unsicherer ist... Noch... ;)
 
Schorsch

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Na ja, es kommt drauf an, was man alles unter Software-Bugs einordnet. Bei dem Unglück der LH in Warschau ist sicherlich nicht der Bord-Computer alleine Schuld, aber einen gewissen Anteil am Unglück hat er schon, sonst wären in Folge des Unfalls ja nicht einige Veränderungen diesbezüglich vorgenommen worden.
Ja, so denkt man gerne bei LH, denn schließlich machen LH-Piloten keine Fehler. Aber bei Lichte betrachtet war Warschau eine katastrophale Landung mit verschleppter Go-Around Decision.
Nun, da aber viele Piloten gerne kranke Landungen zu Ende bringen hat Airbus die an sich korrekte Logik geändert (die besagte, dass Spoiler nur bei zwei Fahrwerken auf'm Boden wirkt).


007 schrieb:
Auf der einen Seite sind einige computerseitige Verweigerungen, was zum Beispiel zu große Steuerinputs angeht ein Segen, auf der anderen Seite wäre es zu diesem Unglück nie gekommen, wenn die Radbremsen und die restlichen Systeme freigegeben gewesen wären. Es wäre zwar sicherlich keine Bilderbuchlandung geworden, aber viel mehr als eine eher unsanfte Landung auf dem Fahrwerk hätte dabei eigentlich nicht rauskommen können.
Und die Gegenfrage: wie viel Schrott wäre auf der anderen Seite entstanden, wenn die Spoiler beim ersten Fahrwerkskontakt sofort raus springen? Können wir nicht wissen, aber eine Änderung aufgrund eines einzelnen Ereignisses mag ja anderswo ein neues produzieren.
Regel Nummer 1: hat das System irgendwo eine Schwachstelle, irgendein Pilot wird es irgendwann raus finden.

Man muss ein Regelungssystem auf ein bestimmtes Pilotenverhalten abstimmen. Und im Gegenzug muss der Pilot sein Verhalten anpassen. Beim Airbus heißt das halt etwas weniger mit dem Hintern und etwas mehr mit dem Kopf fliegen (was keine Abwertung des ersteren darstellen soll).
Leider gibt es hier mitunter Ausbildungsdefizite, und meiner Meinung sind auch die Manuals dreckig.
 
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Na ja, es kommt drauf an, was man alles unter Software-Bugs einordnet. Bei dem Unglück der LH in Warschau ist sicherlich nicht der Bord-Computer alleine Schuld, aber einen gewissen Anteil am Unglück hat er schon, sonst wären in Folge des Unfalls ja nicht einige Veränderungen diesbezüglich vorgenommen worden.
Das war, was ich mit "Designentscheidung" meinte. Es war eben kein Software-Fehler, sondern Airbus hatte im Prozess für die Funktion der Bremse "Bodenkontakt" so definiert, dass das Fahrwerk mit mindestens 12 t belastet werden muss und sich die Räder des Hauptfahrwerkes in Drehung befanden. Das man hier von 12 t auf 2 t gewechselt ist, ist kein Software-Fehler, sondern eine Designentscheidung. Und wie wir vor nicht all zu langer Zeit gesehen haben, eine die durchaus auch ihre Berechtigung hatte.
 

007

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Ja, so denkt man gerne bei LH, denn schließlich machen LH-Piloten keine Fehler. Aber bei Lichte betrachtet war Warschau eine katastrophale Landung mit verschleppter Go-Around Decision.
Nun, da aber viele Piloten gerne kranke Landungen zu Ende bringen hat Airbus die an sich korrekte Logik geändert (die besagte, dass Spoiler nur bei zwei Fahrwerken auf'm Boden wirkt).
Natürlich waren bei der Landung auch Fehlentscheidungen der Crew im Spiel. Da bin ich ganz bei dir. Mir geht es aber eher darum, dass bei freigegebenen Bremssystemen die eigentliche Fehlentscheidung hätte noch ausgebügelt werden können und es eben sehr wahrscheinlich zu keinem Schaden gekommen wäre (zumindest in diesem Fall nicht)

Und die Gegenfrage: wie viel Schrott wäre auf der anderen Seite entstanden, wenn die Spoiler beim ersten Fahrwerkskontakt sofort raus springen? Können wir nicht wissen, aber eine Änderung aufgrund eines einzelnen Ereignisses mag ja anderswo ein neues produzieren.
Regel Nummer 1: hat das System irgendwo eine Schwachstelle, irgendein Pilot wird es irgendwann raus finden.

Man muss ein Regelungssystem auf ein bestimmtes Pilotenverhalten abstimmen. Und im Gegenzug muss der Pilot sein Verhalten anpassen. Beim Airbus heißt das halt etwas weniger mit dem Hintern und etwas mehr mit dem Kopf fliegen (was keine Abwertung des ersteren darstellen soll).
Leider gibt es hier mitunter Ausbildungsdefizite, und meiner Meinung sind auch die Manuals dreckig.
Die Manuals sind denke ich auch ein Problem. Selbst wenn sie gut geschrieben wären, so sind die mittlerweile einfach zu umfangreich. Das kann sich kaum ein Mensch in allen Details merken. Es gibt mittlerweile so viel Assistenzsysteme die unter unterschiedlichsten Bedingungen irgendwie eingreifen, dass das glaube ich selbst erfahrene Piloten mittlerweile nicht mehr komplett überblicken, da man es in der Situation selbst in meinen Augen schlichtweg nicht mehr überblicken kann.

Wie viel Schrott letztlich fabriziert werden würde, weiß ich auch nicht. Das Assistenzsysteme nicht automatisch böse sind, weiß ich auch. Ich hab ja nicht umsonst vom "Segen" geschrieben. Ich würde mir allerdings sowas wie einen Override-Knopf wünschen mit dem der Pilot in einer bewussten Handlung den Computer überstimmen kann. So kann man einerseits die Vorzüge von Computerunterstützung für Winglevellandungen im Hudson nutzen, aber andererseits in einigen wenigen Situationen durch ein Überstimmen des Computers noch den ein oder anderen Unfall verhindern.

Ich stimme dir zu, dass solche Problemchen meistens nur auftreten, wenn die Crew vorher schon Fehler begangen hat. Etwa eine verschleppte Go-Around Entscheidung. Ich denke es würde das Fliegen allerdings noch sicherer machen, wenn man in einigen Situationen doch noch Herr über das eigene Flugzeug ist.
 
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Wind Shear

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Je mehr Aufgaben der Computer übernimmt, desto komplexer werden die ganzen Programme. Und die sind ja jetzt schon schwierig zu verstehen.

Das Problem für den Computer liegt sicherlich nicht daran, eine Maschine von A über B nach C zu fliegen. Unter vorhersehbaren Bedingungen ist da bestimmt vieles möglich. Alles andere kann Schwierigkeiten geben. Und ein Fernsteuerungsuplink kann gerade bei extremen Wetter sicherlich beeinträchtigt werden oder ausfallen - also in dem Moment in dem man ihn potenziell am ehesten bräuchte.
 
Schorsch

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Ich stimme dir zu, dass solche Problemchen meistens nur auftreten, wenn die Crew vorher schon Fehler begangen hat. Etwa eine verschleppte Go-Around Entscheidung. Ich denke es würde das Fliegen allerdings noch sicherer machen, wenn man in einigen Situationen doch noch Herr über das eigene Flugzeug ist.
Problematisch, denn wie schule ich die Besatzung wann ich den "Override"-Knopf drücke? Sollte ich nicht lieber darauf trainieren innerhalb der Grenzen zu bleiben? Die Grenzen beim Airbus sind ja keine die die Besatzung einschränken. Der Pilot kann das Flugzeug nicht überziehen. Bei der Boeing geht das. Ich kenne kein Szenario, in dem das Überziehen des Fliegers irgendwie sinnvoll ist.

Bei Kampfflugzeugen gäbe es solche Situation, bei der F-16 gibt es auch den "Pitch-Override" Knopf.

007 schrieb:
So kann man einerseits die Vorzüge von Computerunterstützung für Winglevellandungen im Hudson nutzen, aber andererseits in einigen wenigen Situationen durch ein Überstimmen des Computers noch den ein oder anderen Unfall verhindern.
Stimmen viele Piloten zu, ich sage ganz klar nein (und habe Behörden und Hersteller mit mir). Ich kenne keinen Unfall, der durch "Computer" ausgelöst wurde, ohne das vorher nicht mindestens 2 bis 3 Regeln missachtet wurden.

Und ganz nebenbei: das Autobrake-System der B737NG ist auch nicht so dramatisch anders als beim A320, nur das es manchen Piloten mitunter schwer fällt den Airbus zu landen. Im Nachhinein das Autobrake System verantwortlich zu machen, ist wie falsch eingestelltes ESP für einen Autounfall verantwortlich zu machen.
Ganz nebenbei: gute Piloten wissen wie sie einen Airbus auf die Bahn bringen.

Overruns beobachte ich bei beiden Fliegern gleichermaßen, mit der B737NG in letzter Zeit leicht in Führung (immerhin 3 Write-Offs - einer fatal - in weniger als einem Jahr).
 
Del Sönkos

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In der aktuellen Ausgabe schildert Herr Brill von Pilot und Flugzeug sehr anschaulich den Weg zum ersten Jet-Rating.
Ich habe deshalb gestern Herrn Brill gefragt, ob ich den Artikel hier veröffentlichen darf. Dies wurde mir freundlich und schnell bestätigt.
Hier ist der Link zum Artikel:

Ich halte von der ganzen Sache nichts, das wird auch durch den praktischen Artikel sehr deutlich.
Herr Brill schreibt übrigens dazu:
"Glaube aber nicht, dass man dem Vorschlag von Herrn O'L. allzuviel Beachtung schenken sollte. Außer er möchte sich die Mühe machen die 737 als Single Pilot Airplane neu zuzulassen, EU-OPS umzuschreiben und eine neue Klasse Type-Ratings einzuführen. What a BS!!!

MfG
Jan Brill
Managing Editor - Pilot und Flugzeug
www.pilotundflugzeug.de
Phone: +49 6103 8314 193
Mobile: +49 163 359 7233
Fax: +49 611 446 52639"


Vielen Dank nochmal an PuF!!
 
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