Obacht, Klugsch..modus. Ich bin wirklich der Meinung, dass solche misslungenen Experimente durchaus auch darauf zurückzuführen sind, dass man nicht die korrekten Begriffe verwendet. Dies führt zu falschen Wirkungszusammenhängen und zuletzt weiss man wieder mal nicht, warum und weshalb was nicht geklappt hat. Also...
Mit Terpentin überstrichene Modelle, die mit mit handelsüblichen "Enamel"-Lacken (=Alkydharzlacke) lackiert wurden, denen passiert gar nix, ausser dass sie gut riechen. Terpentin ist ein Naturprodukt öliger Konsistenz mit harzigem Geruch, dass traditionell zum Verdünnen von Ölfarben verwendet wird. Die Lösekraft bei ausgehärteten Kunstharzlacken ist dagegen eher gering bis null.
Anders dagegen der sog. "Terpentinersatz". Irgendwie läßt der Modellbauer gerne den "Ersatz" weg und spricht von Terpentin, ist es aber nicht, es ist ein Ersatz für Terpentin. Dieser Ersatz ist Benzin, chemisch gesprochen.
Terpentinersatz verdünnt Ölfarben gut, macht sie matter als echtes Terpentin, trocknet schneller. Je nach tatsächlicher Zusammensetzung dieses Terpentinersatzes kann es jedoch ausgehärtete Kunstharzfarben angreifen. Kann, muss aber nicht. Auch ist es egal, ob diese Kunstharzfarben nun Alkydharzfarben oder Acrylharzfarben sind, wenn das Zeug aggressiv ist, dann knallt es so oder so rein (Kurzfassung! Ausnahmen gibt es!).
K.S.-Modus aus.
Wie also geh ich vor? Ich besorge mir Terpentinersatz, der nicht aggressiv ist. Von aussen sieht man das nicht so unbedingt. Lösin-Terpentinersatz zB ist so aggressiv, dass man ihn als Flüssigkleber verwenden kann. Andere Handelsnamen dagegen sind richtig mild, da passiert nix. Natürlich kauft man keine 10 Sorten und probiert rum.
Um sicher zu sein, dass man keine aggressive Version erwischt, sollte man nach "aromatenfreiem Testbenzin" oder "aromatenfreien Terpentinersatz" suchen. Gibts eigentlich in jedem Baumarkt. Steht auch so drauf. Im Künstlerbedarf gibts sowas als "Shellsol", "Daler Rowney Odourless Thinners" "Bob Ross Thinner".
Eine Acryllack-Zwischenschicht ist nicht unbedingt nötig, aber kann die Nerven beruhigen.
Das Ölfarbe-Verdünner-Gemisch bringt man zudem nicht wasserfallartig auf und panscht das ganze Modell zu, sondern nur dort, wo man es braucht. Also gezielt die Blechstösse entlang fahren, die Kapillarwirkung nutzend. Im Idealfall hat man nur die Ansatzstelle zu reinigen, der Blechstoss läuft von selbst sauber voll. Passiert in der Wirklichkeit natürlich nur selten, bei grossen Maßstäben etwas öfter.
Man läßt den Verdünner ablüften, aber nicht stundenlang nass stehen. Danach mit leicht angefeuchteten Pinsel den Überschuss wieder entfernen oder mit einem Küchentuchschnipsel.
Zudem ist ganz von Anfang an sicher zu stellen, dass der Grundlack auch wirklich haftet. Die Oberfläche muss sauber und fettfrei sein. Ansonsten kann der Verdünnen durchaus die Lackschicht unterkriechen und rein mechanisch den Lack zum Abplatzen bringen.
H