Hallo,
ich möchte auf ein neuerschienenes Buch hinweisen:
Volker A. Behr, Dornier Do X, Motorbuch Verlag, ISBN 978-3-613-03329-0, EUR 29,95.
Der Autor nimmt hier in einem kurzen Kapitel Stellung zur Lackierung der Do X, wobei er einen Text des damaligen Bordingenieurs zitiert. Demnach ist die Do X wie bereits vermutet mehrfach umlackiert worden. Kurz zusammengefaßt:
- Der Prototyp war zunächst unlackiert. Die Duralbleche wurden von den Blechlieferanten mit einem grünlichen Schutzlack versehen, der von Blech zu Blech leicht variierte.
- Überwasserschiff: 1929 Lackierung Nitro-Silber auf grauer Grundierung. Lack nicht seewasserbeständig (ach was!), wird schnell rauh, porös und blättert ab. Juli 1931 Rio de Janeiro erneute Spritzlackierung mit Nitro-Silber ohne vorheriges Ablaugen (das wird eine schöne Verkaufslackierung gewesen sein!). Resultat wie vorher. Oktober 1931 New York Anstrich mit farblosem Bootslack und Aluminium. August 1932 Travemünde grauer Ölfarbenanstrich. Frühjahr 1933 Werft Altenrhein DKH-Lack (Kunstharz?) hellgrau-grün, verlor schnell Farbton und Glanz.
- Unterwasserschiff: Herbst 1929 diamantgraue Ölfarbe und KZ (Kunstharz?) silber. Frühjahr 1931 Las Palmas KZ silber gespritzt. Juli 1931 Rio Boden abgekratzt und -gelaugt. Basis Inertol (Bitumenlack, schwarz), darüber "Antierosivo International" rot (heißt wohl richtig: Anticorrossivo) "Giftfarbe" (würde man heute wohl als Antifouling bezeichnen) lackiert. Frühjahr 1932 New York Teerfarbe. August 1932 Travemünde Inertol. Frühjahr 1933 Altenrhein Inertol.
- Leitwerk, Motorengondeln und blechbeplankte Flügelflächen wie Überwasserschiff.
- Stoffbespannte Flügelflächen Spannlack rot, Decklack silber. Flügel wird nach Flächenbrand in Lissabon teilweise neu bespannt, im Winter 1932/33 Bespannung komplett erneuert. Auf der Flügeloberseite war der Decklack so verwittert, daß teilweise der rote Spannlack durchschimmerte.
- Kennungen waren schwarz!
Meine Vermutung eines weißen Rumpfanstrichs war also falsch. Die Bemerkungen des Bordingenieurs sind aber 1934 teilweise aus der Erinnerung geschrieben worden. Ihm scheint dabei einiges entfallen zu sein, was sich m.E. durch Fotos belegen läßt. So wurden zumindest das Leitwerk und die Schwimmerstummel inkl. Streben zunächst nicht mitlackiert. Alle mir bekannten Bilder des Rüstzustandes mit Siemens Jupiter Motoren zeigen ein unlackiertes Leitwerk. Dieses wurde wohl anläßlich der Umrüstung auf Curtiss Conqueror lackiert. Die Schwimmerstummel haben auf allen mir bekannten Bildern mindestens bis zur Rückkehr vom Transatlantikflug einen deutlich dunkleren Farbton als die Rumpfseite, scheinen also bis dahin auf der Oberseite unlackiert gewesen zu sein.
Gruß,
Sönke