Brieftauben beim RAF Bomber Command - Ente??

Diskutiere Brieftauben beim RAF Bomber Command - Ente?? im WK I & WK II Forum im Bereich Geschichte der Fliegerei; Hallo zusammen! In einem Artikel über den Einsatz der Handley Page Hampden beim RAF Bomber Command in den ersten Kriegsjahren (Air Enthusiast...
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Hallo zusammen!

In einem Artikel über den Einsatz der Handley Page Hampden beim RAF Bomber Command in den ersten Kriegsjahren (Air Enthusiast 14) habe ich folgende Passage gefunden:

"With no wireless, for the set was gutted; without communications, for both homing pigeons (which were frequently carried against ditchings) had suffocated, they made it back to Scampton where the badly burned wireless operated was taken straight to hospital."

Die Stelle steht im Zusammenhang mit den Ereignissen, die zur Verleihung des Victoria Cross an John Hannah geführt haben. Hierbei hat er als Besatzungsmitglied einen Brand in seiner Hampden gelöscht, die es dann nur mit Pilot und Funker (Hannah) zurück nach England geschafft hatte.

Ich verstehe die oben zitierte Stelle so, dass

- öfters Brieftauben in Bombern der RAF mitgeführt wurden
- diese zur "Kommunikation" freigelassen wurden (und wohl zum Schlag in der Nähe einer RAF-Bomberbasis zurückkehrten)
- dies zur Übermittlung, dass eine Besatzung notgewassert war ("ditching") diente.

Fragen:

- Kann jemand diese Aussagen auf Basis irgendwelcher Quellen bestätigen?
- Was könnte die Nachricht, dass die Besatzung "geditcht" war, geholfen haben (Die Tauben können den Ort ja schlecht übermittelt haben... und außerdem wird ja wohl einige Zeit vergangen sein, bis die Tauben wieder zu hause waren)?

Der zitierte Artikel ist übrigens sonst völlig seriös, d.h. es handelt sich m.E. hier nicht um einen Scherz!

Danke und Gruß,
Thomas
 
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Von den Brieftauben hab ich auch schon in mehreren Erfahrungsberichten gelesen, spontan fällt mir "Lancaster Target" von Jack Currie ein. (Allerdings war hier die Besatzung mit ihrem beschädigten Bomber auf einer fremden Basis "gestrandet" und schickte die Brieftaube auch eher zum Spaß los, mit dem Hilferuf, dass es hier nur Karotten zu essen gäbe ...)
Jedenfalls sollten diese Breiftauben tatsächlich nach der Notwasserung freigesetzt werden, um die letzte bekannte Position weitergzugeben. Falls der Navigator diese überhaupt noch rechtzeitig ermitteln konnte.
Die Briten haben mehrere dieser Brieftauben sogar mit ihrer "Dickin Medal" ausgezeichnet, einer Art "Victoria Cross" für Tiere.
 
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Hallo Christian!

Heißen Dank für die Bestätigung bzw. die Infos.

Ich muss ja sagen, ich war sehr im Zweifel als ich die von mir zitierte Quelle gelesen habe. Aber offensichtlich ist ja wirklich 'was dran. Vor allem die Informationen über die Dickin Medal sind wirklich interessant!

Ich wundere mich allerdings immer noch darüber, wie eine (im Meer) notlandende Crew noch den Nerv haben kann, und einer Brieftaube ein Zettelchen mit ihrer (vermuteten) Position anzuhängen....

Gruß aus Leverkusen,
Thomas
 
Sparrowhawk

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Ich wundere mich allerdings immer noch darüber, wie eine (im Meer) notlandende Crew noch den Nerv haben kann, und einer Brieftaube ein Zettelchen mit ihrer (vermuteten) Position anzuhängen....
Na, wenn die Bordelektrik samt Funkgerät ausgefallen war, dann war man bestimmt froh über diese letzte Möglichkeit, sich zu melden...
 

JV ´44

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"Melde - Tauben im Krieg!"

Hi Leute :)!

Das Tauben seit der Antike als "Luftpost" eingesetzt wurde, war mir zwar bekannt, aber daß die R.A.F. Tauben zur Rettung ihrer "über´m Teich" abgeschossenen Bomberbesatzungen einsetzte, war mir gänzlich neu!

Man kann den Stellenwert der Melder - Taube auch daran erkenne, daß die Schweizer Armee sowie die British Army noch lange Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg (ich glaub sogar bis Ende der 80`er Jahre, aber korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege!) eine Meldertauben - Abteilung hatte.

MfG - JV ´44 :D
 

Martin 2307

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AW: Brieftauben beim RAF Bomber Command - Ente??

Das kann ich so bestätigen. Ohne jetzt genauere Details zur Hand zur haben : Ich habe in einer Ortschronik (Herausgeber Kreis Borken), entweder aus dem Jahr 1985 oder 1995, einen Augenzeugenbericht gelesen, dass in Stadtlohn-Büren ein Bomber abstürzte aus dem man mehrere Brieftauben geborgen hatte, die von den Zeugen zur Zucht verwandt hatte und die einige erfolgreiche Dynastien erfolgreicher "Rennpferde des kleinen Mannes" hervorbrachte.


Quellenangabe und andere Daten reiche ich nach:)
 

FEA 1

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Hallo Christian!

Heißen Dank für die Bestätigung bzw. die Infos.

Ich muss ja sagen, ich war sehr im Zweifel als ich die von mir zitierte Quelle gelesen habe. Aber offensichtlich ist ja wirklich 'was dran. Vor allem die Informationen über die Dickin Medal sind wirklich interessant!

Ich wundere mich allerdings immer noch darüber, wie eine (im Meer) notlandende Crew noch den Nerv haben kann, und einer Brieftaube ein Zettelchen mit ihrer (vermuteten) Position anzuhängen....

Gruß aus Leverkusen,
Thomas
Hallo Thomas,

manchmal dauert es etwas länger, bis man auf ein interessantes Thema stößt. Vor vielen Jahren (1999) habe ich im RAF-Museum Hendon diese Skulptur, oder wie man es sonst bezeichnen möge, fotogafiert. Damals noch ein „Papierbild“:



Der gelbe Kasten links zwischen den beiden Fliegern ist die Taubentransportkiste.

Ob die Skulptur noch immer im Museum ist?

Grüße

Andreas
 
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Hallo zusammen!

Nicht ganz im ursprünglichen Zusammenhang, aber doch - für mich - wieder interessant.

In einer alten Military Aviation Review von 1982 habe ich das folgende Zitat eines Autors gefunden, der sich einer Luftfahrt-medizinischen Schulung auf der MCAS Beaufort unterzogen hat:

"One interesting point that emerged from the safety lectures was the fact that aircrews are now encouraged to put red/orange reflective stripes on their helmets, so that pidgeons slung in cages beneath ISCG helicopters can spot crews floating in the sea more easily!"

Die "Aircrew" sind wohl US Marines-Flieger und "ISCG" interpretiere ich als Druckfehler (eigentlich USCG - US Coast Guard).

Aber jetzt mal die Frage in die Runde: Gab es wirklich einmal Tauben als "Sensoren" (oder als was sonst), die unterhalb von Coast Guard-Hubschraubern mitgeführt wurden, um Schiffbrüchige zu entdecken??

(Und NEIN, es war nicht die April-Ausgabe von MAR...)

Gruß
Thomas
 
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Absolut faszinierend - UNGLAUBLICH!

Wäre aber interessant zu erfahren, warum die ganze Sache "ultimately impractical" war...

Schönes Wochenende
Thomas
 

hemingis

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Die Idee mit den Brieftauben bei Notlandung auf See wurde aus dem I. WK übernommen. Damals war die Übermittlung der letzten Positionsdaten per Brieftaube zumindest bei Briten und Deutschen üblich. Auf die Schnelle habe ich dies gefunden:

Aus dem Buch "Seeflieger über allen Meeren" von 1934:
"Versuche, Brieftauben im Flugzeug mitzunehmen, gelangen. Die Tauben wurden nicht, wie man zuerst annahm, durch das stundenlange Motorgeräusch benommen, so daß sie sich nicht zurückfinden konnten, im Gegenteil, verschiedene Seeflieger haben nach einer Notlandung auf hoher See ihre Rettung den mitgenommenen Brieftauben zu verdanken, sie kehrten zum Schlag zurück, ein Zeichen, daß der Flieger in Seenot war, da er nur dann die Taubenkasten öffnete."

In irgendeinem Buch gibt es davon auch Bilder. Vielleicht finde ich sie irgendwann wieder.

Gruß
Paul
 

MikeBravo

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Hallo Thomas und an euch alle,

Brieftauben zur Kommunikation im Emergency-Fall in einem Bomber machen für mich eigentlich keinen Sinn....denn wird ein RAF-Bomber beschossen und fängt das brennen an, ist die Zelle meist verqualmt und es dürfte auch ziemlich heiß werden. Auch eventuelle negative und positive G- Kräfte machen es der vielleicht schon panischen Besatzung nicht leicht, sich gegenseitig ihre Fallschirme zu suchen und ans Gurtzeug anzulegen sowie abzuspringen...

Ich glaube, an die Brieftaube wird nicht mehr gedacht, die vielleicht schon vom Sauerstoffmangel, Qualm und Dämpfen (Benzin, Öl..usw.) k.o. ist. Die Mannschaft trägt ja ihre Sauerstoffmasken....Die Idee mit den Brieftauben als letztes Mittel zur Nachrichtenübermittlung im Notfall ist ja vom Bombercommand ja ganz lieb gemeint, aber die Praxis sah ganz anders aus...Entweder man brachte die Taube im Behälter wieder mit, oder sie starb beim Absturz/Aufprall/Notlandung-wassserung.

Hier ein historisches Bild von einer Lancaster-Besatzung kurz vor dem Start beim Einstieg in ihr Flugzeug, den Tauben - Transportbehälter erkannt man in der linken, unteren Bildhälfte.

Viele Grüße

Michael
 
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