GGG
Sportflieger
Falls sich jemand für kuriose Entwicklungen im 2. Weltkrieg interessiert, habe ich hier was Nettes: Eine Gewehrgranate mit Raketenantrieb, die mit dem MG 151 gegen feindliche Bomber hätte verschossen werden sollen:
Die in Braunschweig ansässige Luftfahrtforschungsanstalt befaßte sich im Jahre 1941 u.a. mit dem Verschuß von Gewehrgranaten aus dem Bord-MG 151. Die folgenden Angaben entstammen einem mit "Gewehrgranate für MG 151" titulierten Bericht der erwähnten Anstalt vom 06.11.1941:
Die Grundidee dieses Projekts war, "zu untersuchen, ob für das MG 151 eine Gewehrgranate zu bauen ist, die als erster Schuß aus dem MG abgefeuert wird, nachdem mit einem anderen MG die Entfernung eingeschossen ist."
Da die Gewehrgranate denselben Abgangswinkel hatte wie die normale 2cm-MG-Patrone (die Waffe war ja starr eingebaut), mußte der Granate eine höhere Geschwindigkeit gegeben werden, um denselben Aufschlagpunkt zu erreichen, wie das normale Geschoß. Diese Zusatzgeschwindigkeit sollte mit Hilfe eines Raketenantriebs erzeugt werden.
Nach zahlreichen Berechnungen heißt es dazu auf Seite 3: "Die Abgangsgeschwindigkeit der Granate für eine Entfernung von 400 m und einen Abgangswinkel 16,6' = 680 m/sek. Von der Ladung der Patrone erhält die Granate eine Anfangsgeschwindigkeit von 90 m/sek. Es ist also durch Raketenantrieb eine Zusatzgeschwindgkeit von 680 minus 90 = ca. 600 m/sek zu erreichen." Vorgesehen war als Füllung für den 6-düsigen Raketenantrieb ein Pulver mit einer Ausströmgeschwindigkeit von 2150 m/sek.
Interessant ist der geplante Gebrauch dieser MG-Gewehrgranate. Wie die Stiel-Gewehrgranaten aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, wurde diese Neuentwicklung mit ihrem Stiel (Durchmesser 2 cm) von vorne in den MG-Lauf eingeführt, bis der Granatkörper auf der Laufmündung aufsaß. Daß ein Nachladen während des Fluges nicht möglich war, versteht sich von selbst. Mittels eines parallel zum MG 151 eingebauten zweiten MG hätte der Pilot auf eine Entfernung von ca. 400 Metern die genaue Entfernung "einschießen" und anschließend das mit normaler scharfer Munition bestückte MG 151 abfeuern sollen. Durch Auftreffen des ersten Geschosses auf den Stiel wurde der Raketenantrieb gezündet und die Gewehrgranate machte sich auf den Weg. Mit dem MG 151 konnte nun normal weitergeschossen werden.
In Ermangelung weiterer Unterlagen bleiben viele Fragen offen, zum Beispiel die, wie man die Gewehrgranate am Herausrutschen gehindert hätte oder wie man sich das Einschießen mit dem zweiten MG vorgestellt hatte. Angesichts der Nachteile, daß dem Piloten lediglich eine Granate zur Verfügung stand und die Streuung sicherlich nicht gering war (die Granate hatte kein Leitwerk), stellt sich ohnehin die Frage, warum ein derartiges Projekt in der Theorie bis ins Detail durchgerechnet worden war, obwohl zu dieser Zeit längst schon viel wirkungsvollere Bordwaffen zur Verfügung standen.
Gruß
Michael
Die in Braunschweig ansässige Luftfahrtforschungsanstalt befaßte sich im Jahre 1941 u.a. mit dem Verschuß von Gewehrgranaten aus dem Bord-MG 151. Die folgenden Angaben entstammen einem mit "Gewehrgranate für MG 151" titulierten Bericht der erwähnten Anstalt vom 06.11.1941:
Die Grundidee dieses Projekts war, "zu untersuchen, ob für das MG 151 eine Gewehrgranate zu bauen ist, die als erster Schuß aus dem MG abgefeuert wird, nachdem mit einem anderen MG die Entfernung eingeschossen ist."
Da die Gewehrgranate denselben Abgangswinkel hatte wie die normale 2cm-MG-Patrone (die Waffe war ja starr eingebaut), mußte der Granate eine höhere Geschwindigkeit gegeben werden, um denselben Aufschlagpunkt zu erreichen, wie das normale Geschoß. Diese Zusatzgeschwindigkeit sollte mit Hilfe eines Raketenantriebs erzeugt werden.
Nach zahlreichen Berechnungen heißt es dazu auf Seite 3: "Die Abgangsgeschwindigkeit der Granate für eine Entfernung von 400 m und einen Abgangswinkel 16,6' = 680 m/sek. Von der Ladung der Patrone erhält die Granate eine Anfangsgeschwindigkeit von 90 m/sek. Es ist also durch Raketenantrieb eine Zusatzgeschwindgkeit von 680 minus 90 = ca. 600 m/sek zu erreichen." Vorgesehen war als Füllung für den 6-düsigen Raketenantrieb ein Pulver mit einer Ausströmgeschwindigkeit von 2150 m/sek.
Interessant ist der geplante Gebrauch dieser MG-Gewehrgranate. Wie die Stiel-Gewehrgranaten aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, wurde diese Neuentwicklung mit ihrem Stiel (Durchmesser 2 cm) von vorne in den MG-Lauf eingeführt, bis der Granatkörper auf der Laufmündung aufsaß. Daß ein Nachladen während des Fluges nicht möglich war, versteht sich von selbst. Mittels eines parallel zum MG 151 eingebauten zweiten MG hätte der Pilot auf eine Entfernung von ca. 400 Metern die genaue Entfernung "einschießen" und anschließend das mit normaler scharfer Munition bestückte MG 151 abfeuern sollen. Durch Auftreffen des ersten Geschosses auf den Stiel wurde der Raketenantrieb gezündet und die Gewehrgranate machte sich auf den Weg. Mit dem MG 151 konnte nun normal weitergeschossen werden.
In Ermangelung weiterer Unterlagen bleiben viele Fragen offen, zum Beispiel die, wie man die Gewehrgranate am Herausrutschen gehindert hätte oder wie man sich das Einschießen mit dem zweiten MG vorgestellt hatte. Angesichts der Nachteile, daß dem Piloten lediglich eine Granate zur Verfügung stand und die Streuung sicherlich nicht gering war (die Granate hatte kein Leitwerk), stellt sich ohnehin die Frage, warum ein derartiges Projekt in der Theorie bis ins Detail durchgerechnet worden war, obwohl zu dieser Zeit längst schon viel wirkungsvollere Bordwaffen zur Verfügung standen.
Gruß
Michael
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