Die Anzahl von Totalverlusten ist sicherlich auf dem ersten Blick kein schöner Wert. Unter Berücksichtigung der Umstände, unter denen dieser Flugzeugtyp aber eingesetzt wurde und wird, relativiert sich meiner Ansicht nach diese Zahl aber teilweise. Ähnlich ist es bei der Fokker F28 mit knapp 240 gebauten Exemplaren und mit statistisch einer der höchsten Verlustraten unter zivilen Verkehrsflugzeugen. Der (in mancherlei Hinsicht) sehr interessante Nutzerkreis und Einsatzspektrum der Fokker F28 (ob nun fabrikneu oder gebraucht) hat sicherlich auch etwas mit der höheren Verlustrate zutun, da die F28 u.a. auch in Regionen von Unternehmen eingesetzt wurde, wo die Infrastruktur eher unterdurchschnittlich war. Die extrem hohe Empfindlichkeit der F28 bei mit Schnee oder/und Eis kontaminierten Tragflächen wurde ihr zusätzlich zum Verhängnis, wenn sich nicht genau an die Betriebsvorschriften gehalten wurde. Das Modell selber erwies sich bei einer Vielzahl von Fluggesellschaften als sehr zuverlässiges Modell und bot für ihre Epoche dem Komfort eines richtigen großen Flugzeugs für weniger nachgefragte Strecken oder war ein ideales Flugzeugmuster für ein intensiv bedientes Kurzstreckennetz. Man erinnere sich nur daran, mit welcher Intensität und Zuverlässigkeit die schwedische Linjeflyg ihre Fokker F28 einsetzten.
Leider zeigt sich belegbar, dass sich die Unfallrate eines Flugzeugs zumeist mit den Jahren erhöht hat, wobei dies weniger etwas mit dem Alter des Flugzeugs zutun hat, sondern eher mit den veränderten Umständen, unter denen alternde Flugzeuge eingesetzt werden. Obwohl ein alterndes Flugzeug eine immer intensivere Wartung für einen weiterhin hohen Sicherheitsstandard erfordert, kommen zumeist und zunehmend ganze Bauserien von verschiedenen Flugzeugtypen bei Nutzern zum Einsatz, die möglicherweise nicht die Infrastruktur, Ressourcen und die Sicherheitskultur des Erstnutzers bieten können. Operationell völlig überfordert, wird bei manch einer Fluggesellschaft der Aspekt einer reibungslosen Organisation eher durch Flash-animierte Website-Auftritte kompensiert, mit Message vom CEO und welche Missionen erfüllt werden und wo noch alles erfüllt werden muss...
Insgesamt ist meine persönliche Erwartungshaltung hinsichtlich der Standards einiger Fluggesellschaften in einigen Regionen dieser Erde aus bestimmten Gründen nicht besonders ausgeprägt und dann spielt es für mich keine Rolle, ob es nun eine gerade neu angemietete Airbus A320 oder um eine betagte TU-154B-2 „mit zwei Löchern am Heck“ ;-) handelt.
Warten wir am besten auch bei diesem Zwischenfall erstmal die Untersuchungsberichte ab und im Idealfall zieht man Lehren, damit sich so ein Zwischenfall nicht mehr ereignet.
Gruss