Heeresflieger sollen CH 53-Hubschrauber an Luftwaffe abgeben
Rheine/Berlin - Die Würfel sind gefallen: Das Heer soll seine CH 53-Transporthubschrauber an die Luftwaffe abgeben. Das bestätigte am Mittwochmorgen ein Sprecher im Bundesverteidigungsministerium.
Auf die Frage, wie sich diese Entscheidung auf den Heeresflieger-Standort Rheine-Bentlage auswirkt, gibt es indes noch keine Antwort. „Da gibt es noch keinen neuen Stand. Minister Thomas de Maizière wird das Standorte-Konzept erst am 26. Oktober bekannt geben“, hieß es im Bundesverteidigungsministerium.
Betroffen sind die beiden mittleren Transporthubschrauber-Regimenter in Rheine-Bentlage und im schwäbischen Laupheim. Nach dem Plan der Luftwaffe sollen die CH 53-Hubschrauber künftig am Standort Schönewalde / Holzdorf in Sachsen-Anhalt zusammengezogen werden. Dazu wollte sich der Sprecher nicht äußern. „Der bisherige Planungsstand ist jetzt die weitere Ausgangsbasis für abschließende Stationierungsüberlegungen“, sagte der Bundeswehrsprecher.
Die militärische Führung verspricht sich vom sogenannten Fähigkeitstransfer eine Kräftebündelung. Bei den beiden Hubschrauber-Typen CH 53 und dem neuen NH 90 handele es sich um „aufwendige Systeme“. „Um Synergien zu schaffen, soll die Fähigkeiten des operativ-taktischen Lufttransport in der Hand der Luftwaffe konzentriert werden“, hieß es im Verteidigungsministerium.
Dazu sollen die militärischen Transportflugzeuge Transall C-160 und künftig der militärische Airbus A 400 M-Transporter sowie eben auch die knapp 90 CH 53-Hubschrauber des Heeres der Teilstreitkraft Luftwaffe zugeordnet werden.
Der leichte taktische Lufttransport einschließlich der Aufgabe Forward Air MedEvac (Verwundetentransport einschließlich Begleitschutz) und Search and Rescue (Suchen und Retten/SAR) werde beim Heer mit dem Hubschrauber NH 90 angesiedelt.
Damit, so die Hoffnung der Planer, könnten Ressourcen gespart werden.
Mit Enttäuschung hat Reinhard Schlepphorst die Entscheidung zur Kenntnis genommen. "Das ist ein schlechter Tag für das Heer und ein schlechter Tag für die Bundeswehr", sagte Schlepphorst, der als Bundesvorsitzender der IGTH die Interessen der Luftfahrzeugbesatzungen von Transportflugzeugen und Hubschraubern bei der Bundeswehr vertritt.
Mit dem Wechsel der CH 53 zur Luftwaffe verliere das Heer die Fähigkeit zum luftgestützten Einsatz und bekomme mit den Hubschraubertypen NH 90 und Tiger zwei derzeit "nicht einsatzfähige Waffensysteme", sagte Schlepphorst. Die Kosten für eine derartige Parallelverschiebung würden sicherlich im Fokus bleiben.
Im Rheiner Rathaus habe man die "Hausaufgaben gemacht" und in vielen Gesprächen mit der NRW-Ministerpräsidentin, den Staatssekretären im Verteidigungsministerium oder den Bundestagsabgeordneten für den Standort Rheine geworben, sagte Dezernent Axel Linke.
Dass das Heer jetzt tatsächlich die CH 53-Flotte an die Luftwaffe abgeben soll, sei für den Standort Rheine allerdings "schon ein Fingerzeig", sagte Linke, der am Mittwochnachmittag im Rheiner Rathaus Bürgermeisterin Angelika Kordfelder vertrat.
Die NRW-Staatskanzlei gibt sich schmallippig: "Wir werden uns weiter für den Erhalt aller Bundeswehr-Standorte in NRW einsetzen", sagte ein Sprecher.
"Entscheidend ist am Ende nicht, ob die CH 53 beim Heer oder der Luftwaffe ressortieren, entscheidend ist, dass der Standort Bentlage erhalten bleibt. Und dafür setze ich mich mit Nachdruck ein", ließ der CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Spahn auf Anfrage mitteilen.
Die Hoffnung auf den Erhalt des Standortes Rheine-Bentlage ist indes beim Kommandeur des Heeresflieger-Regimentes, Oberst Werner Salewski, noch nicht erloschen. "Für mich ist das Glas immer noch halb voll", sagte Salewski. Mit dem am Standort gegebenen Voraussetzungen für das fliegende Waffensystem CH 53 sei man in Rheine am weitesten. Vor diesem Hintergrund gebe es noch die Chance, dass die CH 53 zwar die Teilstreitkraft wechseln, aber am Standort Rheine-Bentlage unter der "Flagge der Luftwaffe" weiter fliegen könne.
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MV