Moin,
die Grundierung bei Alclad hat in
erster Linie nicht mit Haftvermittlung, Witterungsbeständigkeit oder gar Geldmacherei zu tun...
Auch die Microfiller Eigenschaft ist eher ein positiver Nebeneffekt für eine glatte Oberfläche und soll natürlich nicht dazu missbraucht werden, die Gravuren zu zu schmieren!
Die Grundierung dient vielmehr als Schutz vor Rissen im Kunststoff, die später auch als Risse in der Farbe zu sehen wären. Der eine oder andere von Euch hat diese Art von Rissen bestimmt schon beobachtet!
*Klugscheißmodus an*
Die Alclad farben sind aggresiv und können den Kunststoff angreifen. Etwas genauer ausgedrückt bedeutet das, dass die Lösemittel in der Farbe zu Rissbildung im Kunststoff führen können. Noch genauer ausgedrückt bedeutet das, dass bestimmte Lösemittel bei einem amorphen Kunststoff wie Polystyrol zu sogenannten Spannungsrissen führen können.
Das wiederum ist von den Spannungen abhängig, die im Kunststoffteil vorhanden sind. Das können im Herstellungsverfahren (Spritzgießen) eingefrorene Spannungen sein (durch z.B. zu schnelle Abkühlung), oder auch sogenannte Montagespannungen, die im Kunststoff vorhanden sind, wenn z.B. etwas unter Spannung verklebt wurde.
Das Lösemittel und der Spannungshaushalt im Kunststoff stehen also im Zusammenhang und machen am Ende die Spannungrissempfindlichkeit eines amorphen Kunststoffes aus!
Zusammengefasst spricht man von Spannungsrisskorrosion (SRK) oder stress cracking corrosion.
Das kann jeder zu Hause testen. Nehmt zwei billige Lineale aus Polystyrol, nicht die guten aus PMMA (Plexiglas), auf ein Lineal tröpfelt Ihr jetzt ein relevantes Lösemittel, wie z.B. MEK. Das andere fixiert Ihr unter soviel Spannung, dass es schon kurz vorm brechen ist und tröpfelt im Bereich der größten Randfaserdehnung ebenfalls MEK.
Das Lineal unter Spannung wird sehr schnell Spannungsrisse aufweisen. Das andere später oder vielleicht gar nicht (je nach eingefrorenen Spannungen aus der Produktion).
Das ist der wichtigste Grund für die Grundierung (tolles Wortspiel) und gleichzeitig auch der Grund, warum es nicht immer zu Rissbildung kommt - je nach Spannungshaushalt eben!
*Klugscheißmodus aus* ;)
Zurück zu tucanos Frage. Wie ja schon beschrieben wurde, ist der Grund für die schwarze Farbe bei den Hochglanz-Alcladfarben lediglich der bessere Metallic- bzw. Spiegeleffekt (echte Glasspiegel haben auch IMMER eine rückwärtige Beschichtung, die nach vorne hin schwarz ist).
Bei allen Hochglanz-Alcladfarben kann man jede beliebige schwarze Hochglanzfarbe als Untergrund benutzen. Nur beim Chrom soll man eine schwarze Hochglanz Enamel Farbe nehmen.
Was ich selbst auch immernoch nicht weiß (müsste aber eigentlich so sein) ist, dass man sich die Grundierung zumindest aus Gründen der Spannungsrisse sparen kann, wenn man bei den Hochglanzfarben sowieso auch noch mit schwarzer Farbe darunter arbeitet!