Schweres Erdbeben in Japan legt Flugverkehr lahm

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Rhönlerche

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Bin kein Mediziner.
M.W. addiert sich diese Dosis übers Leben. Irgendwann kriegt man dann Krebs. Die Schwelle ist nicht genau bekannt und von sehr vielen Faktoren abhängig aber auch wiederholte geringe Strahlung schadet einem auf Dauer.
 
TomTom1969

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Leider helfen die seriösen Quellen im Augenblick nicht weiter:
- Das Update auf www.iaea.org ist scheusslich knapp.
- Auf www.grs.de ist der aktuelle Status verschwunden - ich tippe auf 'error by webmaster'.
- Und www.nisa.meti.go.jp/english/ ist enttäuschend. Die hinken 24+h hinterher. Das schafft kein Vertrauen.

TomTom
 
TomTom1969

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GRS

Ich bin beeindruckt. Habe denen bei der GRS ein Email geschrieben und mir wurde sofort geantwortet:
"vielen Dank für Ihre Mail und den Hinweis.

Wir überarbeiten derzeit technisch unsere Homepage und daher kann es sein, dass kurzzeitig die aktuelle Information nicht dargestellt wurde.

Diese ist jedoch wieder verfügbar - derzeitiger Stand 15:00 Uhr."


Wie gero schon schreibt, lohnt es sich, dort nachzulesen. Sind auch Dosisleistungen über der Zeit dargestellt.

TomTom

PS: Das die mir Ottonormalverbraucher sofort antworten, nehme ich mal als Indiz, dass sie von Journalisten-Anfragen nicht gerade überrollt werden...
 
UweB

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@ Schorsch

Ja du gibts dir hier viel Mühe, alles realistisch zu sehen...ich glaube uns fehlen hier einfach die Informationen...die Japaner rücken nicht raus mit den wahren Zuständen...zumindest nur langsam.

Den recht positiven Beitrag hast du ja schon rausgelöscht...besser ist auch...danach hat sich ja alles dramatisch zugespitzt in dem AKW. War auch ein gutes Beispiel wie Ferndiagnose (mit falschen Daten) funktioniert...überhaupt nicht...leider.

Mir als Laien (und vielen anderen auch) kann man ja alle möglich Infos vorsetzten...entweder man glaubts oder auch nicht...und genau das passiert ja im Augenblick. Die Medien laufen zur Höchstform auf und die Politiker und "Experten" überschlagen sich.

Leider ändert das nichts an der Lage...die muss von den Arbeitern im AKW allein getragen werden. Die ersten haben ihren Job ja schon mit dem Leben bezahlt und es könnten noch weitere folgen. Traurig aber wahr.

Gruß UweB
 
grinch

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wahrscheinlich irgendein Flugplatz
Um mal wieder einen Luftfahrtbezug herzustellen.

Die Amerikaner setzen jetzt auf Bitten der Japaner eine Drohne vom Typ RQ-4 Global Hawk über Fukushima ein. Die Kiste soll stundenlang über dem Gebiet kreisen.

Wenn ich richtig informiert bin handelt es sich bei dem Typ doch um eine hochfliegene Drohne. Besitzt diese denn auch Aufklärungs(Mess)kapazitäten bezüglich ABC oder wird es hier um reine optische (Luftbild, FLIR) Überwachung gehen?
 
-dako-

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Man spricht ja immer von einer gewissen Grenze, ab der Phänomene oder Erscheinungen der sog. "Strahlenkrankheit" auftreten können (freilich gibt es hier von Mensch zu Mensch Unterschiede, da ja auch unterschiedliche Zellen/ Körperregionen betroffen werden (statistische Tatsache)) - wie sieht es mit dem "Abbau" dieser Dosis aus?

Angenommen ich setze mich über Wochen einer bestimmten (erhöhten, aber an sich nicht kritischen Strahlung) Dosis aus: Wie werden die Auswirkungen dieser Strahlung im Körper sich verhalten?
Wie werden die Beschädigungen im Zellerbgut ersetzt, wenn zwar eine gewisse Dosis aufgenommen wurde (= Beschädigung vorhanden), die aber nicht an die kritische Schwelle heranreicht?
Du mußt hierbei zwischen verschiedenen Schäden unertescheiden (aus dem Kopf, wer es in Fachliteratur nachlesen mag kann mich gerne berichtigen oder es präzisieren):

1. Somatische sozusagen sofort auftretende Schäden ab einer bestimmten Dosis. Hierzu gehören in der leichtesten Ausprägung eine lediglich klinisch nachweisbare Verändeurng des Blutbildes so ab 200-300mSv, welche innerhalb von wenigen Tagen/Wochen aufgenommen werden. Das steigert sich dann über zunehmende Symptome der Strahlenkrankheit ab spätestens 500mSv und erste auftretenden Todesfällen (vorwiegend durch infektionen) auch ab 500-1000mSv. Schwere Strahlenerkrankungen (50% Todesrate und mehr) treten dann bei ca. 3 Sv auf.
Entscheidend für das auftreten der Erkrankung ist vorallem eine hohe Dosisleistung, also eine Aufnahme der Strahlung über einen kurzen Zeitraum. So sind 200mSv aufgenommen über ein Jahr noch unproblematisch, 200mSv durch mehrere CTs innerhalb von einem Tag werden dagegen sehr sicher zu deutlichen Symptomen führen. Die aufgenommene Dosis in Bezug auf diese Erkrankungen baut sich im Gegenzug relativ schnell wieder ab, sofern man keiner weiteren erhöhten Strahlung ausgesetzt ist und die Zellschäden regenerieren.
Was auch kaum Beachtung findet in der derzeitigen Debatte ist die Organdosis. All die genannten Grenzen und auch die veröffentlichten Messwerte gehen von einer Ganzkörperdosis aus, betrachten also niur den Menschen als ganzes. Nun sind aber unterschiedliche Organe unterschiedlich sensibel bezüglich ionisierender Strahlung. So ist z.B. die Haut (bei der wenn kein Strahler inkorporiert wird) sehr unempfindlich, für sie gelten höhere Grenzwerte. Zudem haben z.B. gerade Alphateilchen einen sehr hohen Gewichtungsfaktor für die Äquivalenzdosis. So ist es erklärbar, dass selbst bei vermeintlich hohen Äquivalenzdosisleistungen sofern diese z.B. überwiegend durch Alphateilchen auftreten Arbeiter nur durch einen dünnen Overall geschützt sind und dies sogar völlig ausreicht. Hinzu kommt dann eben auch noch eine Atemmaske, die vor der Inkorporation der ursächlichen Isotope schützt. Tritt dies ein sähe der Fall dann schon wieder deutlich schlimmer aus: Nun ist eben kein Schutz des Körpers mehr möglich, die Alphateilchen haben eine sehr zerstörerische ionisierende Wirkung und die empfindlicheren Blutbildenden Zellen sind dieser nun ausgesetzt.

2. Somatische Langzeitschäden: hierzu gehören insbesondere Tumorerkrankungen oder auch Unfruchtbarkeit, und für diese ist neben der kurzzeitigen Bestrahlungsdosisleistung auch die über das Leben hinweg aufgenommene Dosis entscheidend. So steigt tatsächlich kontinuierlich mit der aufgenommenen Dosis das Krebsrisiko durch ionisierende Strahlung, wobei eine gerige Dosis als biologisch sogar wünschenswert angesehen wird. Entscheidend ist diesbezüglich natürlich vorallem, inwiefern dieses Risiko gegenüber anderen risiken in den Vordergrund oder eben den Hintergrund tritt. Im grunde kann aber (wenn auch mt einer vernichtend geringen Wahrscheindlichkeit) die CT Aufnahme eines 18 Jährigen zur Untersuchung seines Tumors im Knie urs#ächlich sein für den Hautkrebs, den er dann mit 60 bekommt. Weitaus wahrscheinlicher ist dagegen, dass dieser aus anderen gründen auftrat. Eine wirkliche langfristige Untersuchung und Isolierung der möglichen Ursachen um so zu einem Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zu gelangen ist über eine solche Zeitspanne allerdings kaum möglich, weshalb es diesbezüglich auch keine wirklichen gehaltvollen Studien gibt.

3. Genetische Schäden, die erst bei den Folgegenerationen auftreten, hierzu gilt das unter 2. geschriebene ebenfalls mit noch deutlicherem Verweis auf die letzten Punkte.
 
Toryu

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Danke für die ausführliche Antort!

Kann ich es also vereinfacht so verstehen, dass bei einer zu großen Dosis zu viele Zellen gleichzeitig betroffen sind, als dass eine natürliche Zellregeneration (natürliches Absterben und Neubilden von Zellen) diese Schäden überbrücken könnte (mit Resultat von lokalen Mutationen durch beschädigtes Zellerbgut)?
 
-dako-

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Danke für die ausführliche Antort!

Kann ich es also vereinfacht so verstehen, dass bei einer zu großen Dosis zu viele Zellen gleichzeitig betroffen sind, als dass eine natürliche Zellregeneration (natürliches Absterben und Neubilden von Zellen) diese Schäden überbrücken könnte (mit Resultat von lokalen Mutationen durch beschädigtes Zellerbgut)?
Zumindest was die kurzfristigen Somatischen Schäden betrifft ja. Bezüglich der Spätschäden und der genetischen Schäden kann im Grunde jede (aus was für Gründen auch immer) geschädigte Zelle Ursache einer krankhaften Entwicklung sein. Dazu zählt dann aber neben natürlicher und künstlicher Radioktivität eben auch jeglicher anderer Einfluss von außen (und Innen), so dass die folgerung doppelte Dosis doppeltes Krebsrisiko bei weitem nicht gültig ist.
 
Chopper80

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Hallo TomTom,



ich finde die Site von der grs noch, und die ist doch recht informativ. Paßt ganz gut zu den aktuellen und vergangenen Fernsehbildern und ist von den Erklärungen schlüssig...

gero
Diese Übersicht taucht auch zum ersten Mal auf und zeigt das ganze Schlammassel auf einen Blick.

http://www.grs.de/sites/default/files/images/Status KKW Fukushima Daiichi 1900 Uhr am 16-03-2011.pdf

Wie ich eben woanders gelesen habe, ist mit der Fertigstellung einer Stromzufuhr zum Kraftwerk in Kürze zu rechnen, so dass die elektrische Wechselstrom-Kühlung evtl. fortgesetzt werden kann. Die Hoffnung stirbt zuletzt! Mir ist allerdings immer noch ein Rätsel, wie das in einem Hitech-Land so aus dem Ruder laufen konnte. Oder die Anlage war schon vor dem Beben in einem maroden Zustand!

C80
 
Schorsch

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Danke für die ausführliche Antort!

Kann ich es also vereinfacht so verstehen, dass bei einer zu großen Dosis zu viele Zellen gleichzeitig betroffen sind, als dass eine natürliche Zellregeneration (natürliches Absterben und Neubilden von Zellen) diese Schäden überbrücken könnte (mit Resultat von lokalen Mutationen durch beschädigtes Zellerbgut)?
Während direkte Folgen (Strahlenkrankheit) relativ gut erforscht ist (auch durch viele Opfer in den 40ern und 50ern), ist die Sache mit dem Krebs zum Teil Glaubenssache.
Was festzuhalten gilt: wenn radioaktive Stoffe inhaliert werden (wie etwa Iod131), dann lagern diese sich im Körper ab und geben Zeit ihrer Aktivität Alpha, Beta und Gamma-Strahlung in die direkte Umgebung ab.
Krebs ist etwas wie Elfmeterschießen (auf ein kleines Tor mit verdammt guten Torwart > körpereigene Krebsabwehr): je mehr Versuche, desto eher ist der Ball im Kasten. Ein inhaliertes radioaktives Teilchen ist eine Art Elfer-Abo. Deswegen sind so viele Grubenarbeiter in den Uran-Minen an Lungenkrebs gestorben, und deswegen bekommen viele Iod131-Inhalierer Schilddrüsenkrebs. Eine Exposition ohne Inhalation hingegen wird in 10 Jahren keinen Krebs auslösen. Bin ich raus, bin ich raus.
Krebs ist quasi die unwahrscheinliche Folge von Strahlung: von Strahlung beschädigte Zellen gehen entweder ein oder werden vom Körper still gelegt. Passiert das massenhaft (hohe Strahlendosis), droht Exitus. Das Entstehen einer Krebszelle ist da eher unwahrscheinlich, speziell wenn die körpereigene Krebsabwehr noch gut funktioniert, aber eben möglich.

Eine Dosis von .3mS/h ist somit kurzfristig (Tage & Wochen) tolerabel, kann aber zu intolerablen Folgen führen, wenn man dort lebt. Dramatischer Anstieg der Geburtsschäden, vermehrte Krebsfälle.

Ich spreche beim Krebs von Glaubensfrage, weil es eben schwer zu erforschen ist und Ursachen schwer abzugrenzen sind. Die deutlich erhöhte Zahl an Krebsfällen nach Tschernobyl zeigt sich bei näherem Hinsehen teilweise als Folge des Zusammenbruchs der Sowjetunion (soziale Folgen). Manche Krebsarten fehlen auffällig (etwa Leukämie), andere sind als klare Folge der Katastrophe erkennbar (Schilddrüsenkrebs).
In Deutschland versuchen auch einige diesen Zusammenhang herzustellen (siehe KKW Krümmel und die Leukämie), allerdings ist das bei den geringen Strahlendosen eher abenteuerlich und unseriös.
Man erkennt am Beispiel Tschernobyl jedoch, dass die wirtschaftlich-sozialen Folgen einer Reaktorkatastrophe langfristig im Prinzip schlimmer zu bewerten sind als die direkten gesundheitlichen Folgen.
 
Schorsch

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Wie ich eben woanders gelesen habe, ist mit der Fertigstellung einer Stromzufuhr zum Kraftwerk in Kürze zu rechnen, so dass die elektrische Wechselstrom-Kühlung evtl. fortgesetzt werden kann. Die Hoffnung stirbt zuletzt! Mir ist allerdings immer noch ein Rätsel, wie das in einem Hitech-Land so aus dem Ruder laufen konnte. Oder die Anlage war schon vor dem Beben in einem maroden Zustand!
Das geht glaub ich allen so, speziell den Kennern der Materie. Und da erhoffe ich mir (selbst als Atombefürworter) klare Antworten von Regierung und Industrie, wie man auf solche Situationen reagieren würde.

Derzeit übrigens 2mSv/h an der Anlagengrenze: also verdammt hoch, aber für Zeitraum von 24-48h tolerabel (Gesamtdosis unter 100mSv).
Belastung direkt am Reaktor kann aber vielfach höher liegen, weil das inzwischen mehr wie eine nukleare Bauschutthalde denn wie ein Kraftwerksgelände aussieht.
 
mcnoch

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Mir ist allerdings immer noch ein Rätsel, wie das in einem Hitech-Land so aus dem Ruder laufen konnte. Oder die Anlage war schon vor dem Beben in einem maroden Zustand!
1.) ein Teil des AKWs sollte diesen Monat außer Dienst gestellt werden, da wird man also - ähnlich wie bei einigen alt AKWs hier in Deutschland - den Instandhaltungslevel nahe Null gehalten haben.
2.) Ab einem gewissen Komplexitätslevel ist die Beherrschbarkeit von Technik eine Illusion, derer wir uns gern mit all unseren Plänen und Diagrammen hingeben. Solange es funktioniert oder nicht zu viel gleichzeitig schief geht, hält die Illusion, aber sobald ein bestimmter Punkt überschritten ist, ist es nur noch mehr oder minder beherrschtes Chaos.
 
grinch

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Na Glaubenssache würde ich definitiv nicht unterstützen. Die Grenzwerte wurden in den letzten Jahrzehnten deutlich abgesenkt. Zu recht! Erbgutschädingungen sind definitiv nachweisbar und lassen sich statistisch berechnen. Folgen für Nachfolgenerationen ebenso. Nach deutscher Strahlenschutzverordnung sind 20mSi pro Jahr der Grenzwert für Beschäftigte in AKWs. Vor einigen Jahren war man noch davon überzeugt, dass 50mSi unproblematisch sind, vor 30 jahren hielt man 2,5 Si pro Jahr für völlig unproblematisch. Diese Fehleinschätzung dürfte so einigen das Leben gekostet haben.

Die Limits werden natürlich administrativ beeinflusst. Wenn die japanische Gesundheitsbehörde heute die Grenzen von ehemals 100mSi pro jahr auf 250 mSi hochgesetzt hat, dann ist natürlich klar, dass das keine medizinische Entscheidung war.

In Tschernobyl haben die "Entscheider" den Liquidatoren auch versichert die Strahlung wäre unproblematisch, wenn sie jeden Abend brav ihr Glas Milch trinken.
 
gero

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Hallo,

Mir ist allerdings immer noch ein Rätsel, wie das in einem Hitech-Land so aus dem Ruder laufen konnte.
Nach meinem Gefühl gibt es dafür eine ganz einfache Erklärung:

man Erdbeben
man Tsunami

Nun bin ich kein Experte, wie sie zur Zeit ja an jeder Straßenecke zu haben sind. Das hat für mich den Vorteil, daß ich mich für meine Analysen und Prognosen im Nachhinein nicht schämen brauche. Ich sage nur Weltuntergang. Entvölkern breiter Landstriche. Reaktorexplosion.

Aus sicht des Flugzeugforums gibt es allerdings einige auffällige Parallelen. Offensichtlich ist da etwas ins Trudeln geraten und wie ein Stein zu Boden gefallen. Zumindest schreiben das die Medien. Und während wir bei einem Unfall in der Luftfahrt da die Nase rümpfen und mehr oder weniger auf den Untersuchungsbericht warten, mischen wir hier bei den Megaspekulationen kräftig mit. Erkennen aus dem Fernsehsessel ganz eindeutig, was da gerade falsch gemacht wird. Und benennen die Schuldigen.

Ein kleiner Unterschied zum Flugunfall: der ist normalerweise abgeschlossen. Wir sind hier aber aus sicherer Entfernung dabei und können anhand der Ergebnisse uns Nichtergebnisse mehr oder weniger beurteilen, was der "Pilot" da alles macht.

Meine Sicht (die natürlich auch wieder sehr subjektiv ist, basiert auf den von mir oben genannten Links)

Erdbeben + Tsunami. Totalausfall von fast der gesamten Infrastruktur in der Region. Und der Reaktorkühlung.
Offensichtlich 1.Priorität: Herstellen / Improvisieren der Kühlung an den gerade heruntergefahrenen 3 Reaktoren. Ziel: Verhindern der Zerstörung der Reaktorgefäße. Meiner Meinung nach war das ein Erfolg. Leider waren all die Supermänner nicht vor Ort, die das ohne Druckablassen, Beschädigungen, Gefährdungen u.s.w. hinbekommen hätten. Aber die Japaner haben das geschafft. Wenn die Infos stimmen sind alle 3 Reaktorgefäße intakt. Bei einem Containment ist die Kondensationskammer beschädigt.

Offensichtlich 2.Priorität: Sicherung des Nuklearmaterials in den Abklingbecken. Keine Ahnung, ob das nicht besser ging, aber vergessen oder ignoriert hat das bestimmt keiner. Ich vermute ein Optimieren der vorhandenen Resourcen (Wasser, Borsäure, Pumpen, Energie, Personal...) Bestimmt kann man im nachhinein irgendwas finden, was man hätte anders machen können. Einem Fernexperten, der dazu hier und heute Aussagen trifft, würde ich nicht mal eine Bratpfanne zum Prozeßoptimieren überlassen.

Und dann gibt es noch X Dinge mit Priorität 3...

Merkt ihr was? Fast wie die Checklisten für Notverfahren im Flugzeug. Fly the airplane!
Noch treffender ist die Regel:
Aviate, Navigate, Communicate.
Klar ist es ärgerlich, daß wir im Twitter-Zeitalter keine minutenaktuellen Informationen haben. Aber die Interviews und Pressekonferenzen sind (aus meiner Sicht) zu Recht in der Priorität weiter hinten.
Natürlich, die Betroffenen müssen über die Situation (und die Gefährdungslage) informiert werden. Soweit ich das mitbekommen habe, sind sie das auch. Im Umkreis evakuiert.

Bei all dem was da (zufällig (Erdbeben) oder systhematisch(Knallgasexplosionen)) vor den Baum gegangen ist, meiner Meinug nach haben die japanischen Fachleute die Situation bis jetzt sehr erfolgreich gemanagt.

So, bei all der Tschernobyl-Hysterie und Kernschmelze-Besserwisserei um mich herum mußte ich mir das jetzt mal von der Seele schreiben.

gero
 

jackrabbit

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Hallo,

In Tschernobyl haben die "Entscheider" den Liquidatoren auch versichert die Strahlung wäre unproblematisch, wenn sie jeden Abend brav ihr Glas Milch trinken.
Wobei in Tschernobyl (geschätzt) insgesamt 600.000 bis 800.000 Helfer eingesetzt waren, die ja nach Zeitpunkt und Art der Tätigkeit unterschiedlich belastet wurden.
Man schätzt aber trotzdem, dass ca. 50.000 (bis 100.000) der Liquidatoren inzwischen verstorben sind.

Meine Meinung: einen Unfall dieser Art hätte man in D nicht bewältigen können und ich hoffe wirklich,
dass es in Japan deutlich glimpflicher endet.

Grüsse
 
Whisky Papa

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...Mir ist allerdings immer noch ein Rätsel, wie das in einem Hitech-Land so aus dem Ruder laufen konnte. ...C80
1.) ein Teil des AKWs sollte diesen Monat außer Dienst gestellt werden, da wird man also - ähnlich wie bei einigen alt AKWs hier in Deutschland - den Instandhaltungslevel nahe Null gehalten haben.
Auch in einem vermeintlichen Hitech-Land wie Deutschland kommt Vattenfall nicht auf die Idee, nach einem Trafobrand an einem seiner KKWs, dessen Ursache man nicht herausbekommen hat, den baugleichen und ebenso alten zweiten Trafo gleich mit zu erneuern bzw. zu ersetzen. http://www.bild.de/BILD/news/2009/07/05/akw-atomkraftwerk-kruemmel/trafobrand-knapp-entgangen.html

In jedem Krankenhaus werden die Akkus in medizinischen Geräten regelmäßig ersetzt, egal ob die "Laufzeit" schon aus praktischer Erfahrung eigentlich viel länger ist oder nicht. Da legen die Betreiber der Krankenhäuser die Sicherheitslatte offensichtlich höher an als die KKW-Betreiber.
 
Intrepid

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Ich spreche beim Krebs von Glaubensfrage, weil es eben schwer zu erforschen ist und Ursachen schwer abzugrenzen sind.
Aber es ist unstrittig, dass erhöhte Radioaktivität Krebs erzeugt. Dazu kommt, dass ein Bewohner eines kontaminierten Gebietes nicht unmittelbar erkennen kann, ob er körperlichen Kontakt mit strahlenden Partikeln bekommt oder Strahlung ausgesetzt ist. Am Ende hat er das kontaminierte Gebiet rechtzeitig verlassen und nimmt Radioaktivität über die Nahrung auf, die aus dem Gebiet stammt.

Wenn ich das richtig mitbekommen habe, dann gilt beispielsweise die hermetische Abriegelung eines Kernreaktors nur so lange, wie alles ordnungsgemäß läuft. Für das Krisenmanagement gibt es die Möglichkeit, Druck abzulassen oder ungeschützt Wasser durchzuleiten. Nicht falsch verstehen, ich sehe das so, dass das alles ein Abwägen ist. Und wer für sich festgelegt hat, dass kurzes ausgesetzt sein einer leicht erhöhten Strahlendosis nichts Bedenkliches und somit durchaus tolerabel ist, der mag nichts Schlimmes dabei finden.

Erstens wurde/wird einem aber etwas anderes erzählt. Es wird einem in tollen Schaubildern mit kaskadierten Kühlkreisläufen erklärt, ein Kernkraftwerk sei dicht. Immer! Und wenn es dann zu einem Unfall mit Austritt von Radioaktivität kommt, wird einem zweitens erklärt, dass sei nicht so schlimm. Wenn aber erstens nicht stimmt, Kernkraftwerke sind nicht dicht. Zumindest nicht immer, und die Undichtigkeiten sind konzeptionell vorgesehen. Warum soll ich dann zweitens glauben?
 

CRAI

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Guten Abend,

Zitat Schorsch:
In Deutschland versuchen auch einige diesen Zusammenhang herzustellen (siehe KKW Krümmel und die Leukämie), allerdings ist das bei den geringen Strahlendosen eher abenteuerlich und unseriös.
Bei dieser Aussage muß ich jetzt widersprechen! Ich verweise hier mal auf die Kikk-Studie:
http://www.bfs.de/de/kerntechnik/kinderkrebs/kikk.html

Das Leukämie-Cluster in der Nähe von Kernraftwerken ist bei Kindern eindeutig erhöht ! Abenteuerlich und unseriös sind die Erklärungsversuche einiger Fachleute, die das auf soziale Umstände wie zum Beispiel die Ernährung zurückführen wollen oder aber anführen es würde an der Flussnähe liegen (im Fall Krümmel an der Elbe).

Strontium 90 lagert sich vorallem in den wichtigen Wachstumsphasen von ungeborenen, Säuglingen und Kleinkindern im Knochenmark ab, dadurch steigt natürlich das Risiko der Kinder an Leukämie zu erkranken.

Ob die erhöhten Kinderkrebsfälle an der Nähe von Atomkraftwerken liegen, ist nicht bewiesen, das Gegenteil ist aber auch nicht der Fall !

@ Schorsch: Ich lese immer gerne Deine Beiträge und bin Dir sehr dankbar das du mir die Welt erklärst!

Gruß CRAI
 
Schorsch

Schorsch

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... kommt Vattenfall nicht auf die Idee ...
Deswegen ist Vattenfall auch als Betreiber bei Behörden (Land & Bund) und Kontrollorganisationen beliebt wie Fußpilz. Vattenfall wird in Deutschland kein KKW mehr betreiben. Man hat die Kontrolle inzwischen an EON abgegeben, welches als Betreiber als zuverlässig gilt.
 
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