Einschränkungen im Flugverkehr durch Vulkanausbruch auf Island 2011

Diskutiere Einschränkungen im Flugverkehr durch Vulkanausbruch auf Island 2011 im News aus der Luftfahrt Forum im Bereich Aktuell; Was ist denn mit den Messcontainern in Linienflugzeugen, da hört man nichts mehr von.
Intrepid

Intrepid

Alien
Dabei seit
03.05.2005
Beiträge
11.034
Zustimmungen
9.984
Was ist denn mit den Messcontainern in Linienflugzeugen, da hört man nichts mehr von.
 
VJ101

VJ101

Testpilot
Dabei seit
02.11.2004
Beiträge
693
Zustimmungen
42
Ort
Oldenburg
Wenn hinterher festgestellt wird, dass ein Flugverbot unnötig war, ist das völlig gegenstandslos.

Da es keine belastbaren Aussagen der Triebwerkshersteller gibt, sind die Behörden gezwungen, Grenzwerte festzulegen (zB irgendein kursierender Grenzwert mit einem Sicherheitsaufschlag von 100%) und Flugverbote auszusprechen um allein die geringste Wahrscheinlichkeit auszuschließen, dass etwas passiert. Denn wer wird verantwortlich gemacht, wenn es Tote gibt, obwohl von einer Gefahr ausgegangen werden konnte? Die Behörden, nicht die Triebwerkshersteller.

Das Ausmaß des Flugverbots vor einem Jahr war übertrieben. Diesesmal haben die Erfahrungen von damals geholfen, wesentlich entspannter an die Sache heranzugehen. Fluggesellschaften und Passagiere sollten nicht auf die Behörden schimpfen, sondern auf die Triebwerkshersteller. Aber auf die Politik schimpfen ist natürlich viel bequemer und einfacher.
 
Del Sönkos

Del Sönkos

Space Cadet
Dabei seit
17.05.2006
Beiträge
1.327
Zustimmungen
1.377
Ort
Hamburg
Wenn hinterher festgestellt wird, dass ein Flugverbot unnötig war, ist das völlig gegenstandslos.

Da es keine belastbaren Aussagen der Triebwerkshersteller gibt, sind die Behörden gezwungen, Grenzwerte festzulegen (zB irgendein kursierender Grenzwert mit einem Sicherheitsaufschlag von 100%) und Flugverbote auszusprechen um allein die geringste Wahrscheinlichkeit auszuschließen, dass etwas passiert. Denn wer wird verantwortlich gemacht, wenn es Tote gibt, obwohl von einer Gefahr ausgegangen werden konnte? Die Behörden, nicht die Triebwerkshersteller.

[...] Fluggesellschaften und Passagiere sollten nicht auf die Behörden schimpfen, sondern auf die Triebwerkshersteller. Aber auf die Politik schimpfen ist natürlich viel bequemer und einfacher.
Ich habe da eine andere Sichtweise auf die Dinge.
Kein (normaler) Mensch kritisiert die Behörden dafür, dass sie Grenzwerte erlässt, solange noch keine Klarheit herrscht.
Ich kritisiere die Behörden, besonders Ramsauer, für ihre Pseudo-Sicherheitspolitik.

Die "Arbeitsgruppe Flugzeugtechnik" hat sich seit Herbst letzten Jahres nicht mehr getroffen.
Was hindert denn die Behörden daran, selbst in der Richtung zu forschen? Fakt ist doch, dass Ramsauer offenbar sich nicht sehr mit der Materie beschäftigt hat. (Klar, wir schaffen kontrollierten Sichtflug ab...)

Aus dem Artikel:
Daher hier noch mal ganz langsam:

1. Der Grund, weshalb nur Instrumentenflüge von der Einschränkung betroffen waren ist der, dass man im Instrumentenflug einer Aschewolke nicht zuverlässig ausweichen kann, da man ja eventuell in normaler Bewölkung oder unzureichenden Sichtbedingungen unterwegs ist.

2. Der Grund, weshalb Sichtflüge nach dem ICAO Doc 19 nicht von der Einschränkung betroffen sind ist der, dass man im Sichtflug einer großen dicken schwarzen Aschewolke gemeinhin ausweichen kann.

3. Der Grund, weshalb das alles im April reichlich unsinnig erschien, ist der, dass es keine sichtbare Aschewolke in Zentraleuropa gab! Eine vorhergesagte "contaminated area" wurde wie eine "ash cloud" behandelt.

Um zu begreifen wie weit "Aschewolke" und "Contaminated Area" voneinander entfernt sind mag diese Betrachtung helfen:

* Der TSIO-520 einer Cessna 414 Business-Twin setzt (bei 32 Inch Ladedruck) ca. 4,3 Liter Luftvolumen pro Propellerumdrehung durch.
* Bei 2.500 Umdrehungen ergibt das 10.750 Liter Luftdurchsatz pro Minute bzw. 645 Kubikmeter pro Stunde.
* Bei der tatsächlich gemessenen Konzentration von 60 Mikrogramm pro Kubikmeter folgt, dass das Triebwerk pro Betriebsstunde ca. 38 Milligramm Vulkanasche ansaugt.

Um nun ein Gramm – ein einziges Gramm – Vulkanasche im Luftfilter des TSIO-520 anzusammeln, müsste das Flugzeug 26 Stunden lang in der 60µg-Konzentration unterwegs sein. Mal angenommen, das Triebwerk bekäme während seiner gesamten zugelassenen Laufzeit von 1.600 Stunden nicht ein einziges Mal den Luftfilter gewechselt und wäre ausschließlich in der europäischen Aschewolke unterwegs, hätten sich über die gesamte Lebensdauer des Motors sage und schreibe 61 Gramm vulkanisches Material im Filter abgelagert.


Zudem herrscht in Europa eine fast unübersichtbare Anzahl an Regelungen über Vukanasche...
Die Behörden wollen sich doch nur profilieren und die Grenzwerte sind mehr oder minder willkürlich gewählt.

My 2 Cents
Schönen Tag noch, Sönke
 
Del Sönkos

Del Sönkos

Space Cadet
Dabei seit
17.05.2006
Beiträge
1.327
Zustimmungen
1.377
Ort
Hamburg
Du hast anscheinend die Allgemeinverfügung nicht gelesen, die für dieses Jahr erlassen worden ist.
Ich habe sie gelesen und schon vor zwei Tagen hier gepostet.
In der Tat sind die Regelungen nicht mehr so strikt wie letztes Jahr, das stimmt.

Allerdings ist die Asche nur vom Boden aus gemessen worden. Diese Sensoren können aber keine Konzentration feststellen.
Die Forschungsflugzeuge sind erst gestartet, als das Flugverbot schon aufgehoben wurde.
(Bin ich der Einzige, dem das komisch vorkommt? Wenn da eine ("Vulkan"-) Wolke auf Deutschland zusteuert, kann man abschätzen wann die ankommt und entsprechend einen Tag vorher mit einem Forschungsflugzeug starten).

D.h. der Luftraum wurde gesperrt, ohne die Konzentration gemessen zu haben.
Die Grenze liegt ca. 1.000 über dem Wert, der als kritisch eingestuft wird.
Die Sperrung aufgrund von Modellrechnungen ohne Messwerte kritisiert auch z.B. Ulrich Schumann, Direktor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt . Übrigens wurde das Forschungsflug aus Oberpfaffenhofen keine Priorität eingeräumt, es hätte erst Montag kommender Woche starten können (!!!).
Das ist meine Kritik und die sehe ich nicht entkräftet.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich bin keine Antipolitiker, aber wer Grenzwerte festlegt, sollte diese zumindest in der Luft messen und vernünftig begründen können, um eine europaweite Regelung zu schaffen (Eurocontrol empfiehlt einen Grenzwert von vier Milligramm pro Kubikmeter...).
Also nicht einen Arbeitskreis gründen (Wenn ich nicht mehr weiter weiss, bild ich einen Arbeitskreis), dann ein halbes Jahr nichts tun und am Tage der Aschewolke eine Verfügung aus dem Hut zaubern...
-jetzt mal etwas polemisch ausgedrückt.

Man muss der Politik zu Gute halten, dass es jetzt überhaupt Grenzwerte und Regelungen gibt. Allerdings kann man noch sehr viel verbessern.
Diese jetztige Regelung scheint ja "soo" falsch nicht zu sein, auch begrüße ich die Ausnahmen.
 

tritium

Kunstflieger
Dabei seit
28.08.2007
Beiträge
48
Zustimmungen
6
Ort
BW
HSF schrieb:
Die DLR, im Vorjahr noch fest auf der Seite der Skeptiker, hat jetzt (2011) veröffentlicht…
Besagten Bericht kann man hier nachlesen (35 Seiten PDF, englisch, Fachartikel)
Abstract mit Link: http://www.atmos-chem-phys.net/11/2245/2011/acp-11-2245-2011.html
oder direkt: http://www.atmos-chem-phys.net/11/2245/2011/acp-11-2245-2011.pdf
und die dazugehörige DLR-Meldung: http://www.dlr.de/DesktopDefault.aspx/tabid-1/86_read-30111/


Yellow Cab schrieb:
Warum hat Großbritannien nicht solche Flugzeuge?
Ähnliches Problem wie in D. Laut diesem Artikel befindet sich das passende Flugzeug (eine BAe 146 des Natural Environment Research Council) derzeit für eine lang angelegte Messkampagne in Nordafrika.

---

Der DWD führt mit einem eigenen Modell (ART auf COSMO, falls es jemanden interessiert...) Rechnungen zur Ascheausbreitung durch. Die sind, soweit ich sehen kann (hab’s nur grob verglichen), ziemlich ähnlich zu denen des VAAC. Das Problem liegt hier maßgeblich an der miserablen Datenlage. Es gibt kaum bis keine Messungen über die Menge der ausgestoßenen Asche, ihre Austrittsgeschwindigkeit und daraus resultierender Säulenhöhe, Zusammensetzung und Größenverteilung der Partikel, etc.. Deshalb müssen die entsprechenden Parameter für die Simulationen oft geraten werden. Und hier kommt dann wieder der Nullte Hauptsatz der Numerik ins spiel: bullshit in - bullshit out. Abhilfe schaffen kann man nur mit einem flächendeckenden Messnetz (auch direkt am Vulkan selber), aber dafür will wohl keiner zahlen…
 
mcnoch

mcnoch

Alien
Administrator
Dabei seit
18.04.2003
Beiträge
10.129
Zustimmungen
6.366
Ort
Nürnberg
Nachdem der Vulkanausbruch nach Ansicht vieler Experten mehr oder minder zum Erliegen gekommen ist, lässt dich feststellen, dass die negativen Auswirkungen sich in so engen Grenzen gehalten hat, dass es kaum jemand dazu bewegen wird, das notwendige Geld für weitere Forschungen an Grenzwerten zu investieren. Was aber niemanden hindern wird, auch nächstes Mal wieder laut loszuheulen.
 
Lancer512

Lancer512

Space Cadet
Dabei seit
04.08.2004
Beiträge
1.155
Zustimmungen
1.025
Ort
Schwäbisch Hall
Passend zum Thema, das LBA hat per 16.06.2011 im neuen NFL II 44/11 die Instandhaltungsmaßnahmen bei Flügen in VA neu definiert.

Es ist interessant, dass das LBA ausdrücklich darauf verweist, dass nur noch die tatsächliche Aschekontamination als Bezugsgröße für alle notwendigen Instandhaltungsmaßnahmen/Kontrollen gilt. [...] Man höre typisch beamtendeutsch und völlig unverbindlich:
"Die Einschätzung der tatsächlichen Aschekontamination obliegt dem verantwortlichen Luftfahrzeugführer"
Wieso "nur noch"? Das stand so schon im NFL II 31/10 und NLF II 32/11. Und in den letzten drei Revisionen steht auch: "Alle in diesem Dokument genannten Werte beziehen sich auf die tatsächliche Aschekonzentration, sofern nicht anders gekennzeichnet."

In der neuen Revision wurde meines Erachtens nach nur die Tabelle geändert, um die Farben den aktuellen Ash Contamination Charts des VAAC London anzupassen.
 
Intrepid

Intrepid

Alien
Dabei seit
03.05.2005
Beiträge
11.034
Zustimmungen
9.984
Lustig wirds wenn 2 Flieger kurz nacheinander die selbe Route befliegen und die beiden VLF völlig andere Kontaminationen einschätzen.
Es ist durchaus üblich, dass man sich untereinander abspricht, um auf das vermeintlich gleiche Ergebnis zu kommen.
 
mcnoch

mcnoch

Alien
Administrator
Dabei seit
18.04.2003
Beiträge
10.129
Zustimmungen
6.366
Ort
Nürnberg
Vermutlich ist ein höchstrichterliches Urteil in der Frage der Äbwägungsentscheidung für die Gefahrenabwehr für alle Beiteiligten der beste Weg. Aber man sollte nicht vergessen, dass die Versicherer da meist noch eine eigene Meinung zu haben und wenn die Entscheidung beim Luftfahrt-Unternehmer liegt, dann haftet der auch plötzlich allein.
 
Thema:

Einschränkungen im Flugverkehr durch Vulkanausbruch auf Island 2011

Einschränkungen im Flugverkehr durch Vulkanausbruch auf Island 2011 - Ähnliche Themen

  • NEPAL - Flugverkehr im Himalaya

    NEPAL - Flugverkehr im Himalaya: Ich hab mir lange überlegt, ob - und wo - ich diesen Link einstelle. Einerseits sind "exotische Flugmuster" ja ein Idealgebiet für Spotter...
  • Einschränkungen Drohnen und Modellbauflugzeuge ab 0.5kg, Schweiz

    Einschränkungen Drohnen und Modellbauflugzeuge ab 0.5kg, Schweiz: Viel Platz bleibt da für Schweizer Drohnenbesitzer nicht mehr :FFEEK: Und das nachdem die meisten Besitzer sich wohl jeweils neue Drohnen zu...
  • PPL-C ohne BZF - Einschränkungen?

    PPL-C ohne BZF - Einschränkungen?: Servus, mich persönlich betriffts nicht, denn ich habe beides, allerdings würde ich gerne mal wissen was es für Einschränkungen im FLugbetrieb...
  • Einschränkungen im Flugverkehr durch Vulkanausbruch auf Island

    Einschränkungen im Flugverkehr durch Vulkanausbruch auf Island: Aufgrund eines weiteren Vulkanausbruchs und damit verbundener Vulkanasche werden nach und nach immer größere Teile Nord- und Westeuropas für den...
  • Betriebseinschränkungen am Flugplatz Eisenach EDGE

    Betriebseinschränkungen am Flugplatz Eisenach EDGE: Von Montag, dem 27.05.2005 bis zum 18.06.2005 wird die Landebahn in Eisenach auf 950 Meter Länge verkürtzt. Grund ist eine...
  • Ähnliche Themen

    Oben