Okay, keine bösen Scherze mehr, selbst wenn sie aus dem JPL kommen.
Hinter dem angesprochenen Update verbirgt sich eine von Anfang an geplante Umstellung. Hierbei werden bis zum 12. August zwei Hauptbereiche aktualisiert. Zum einen die in speziellen Chips gespeicherten Hardware-nahen Kontroll- und Steuerungsprogramme (Firmware) für einzelne Komponenten, zum anderen wird die Betriebssoftware als Ganzes durch eine verbesserte Version ersetzt. Die für die Umstellung erforderlichen Software-Pakete wurden nach und nach während der langen Flugphase an den Rover übertragen. Durch diese Vorgehensweise hat man zwei große Vorteile. Zum einen hatte man mehr Zeit die Software zu verbessern und zu verfeinern, ohne den mehr oder minder feststehenden Starttermin zu gefährden und zum anderen konnte man die zur Verfügung stehenden Hardware-Ressourcen durch die Optimierung auf "Flug- und Landung" bzw. "Fahrbetrieb" besser ausnutzen.
Es gibt - stark vereinfacht - drei Hauptarten, wie man einem System Funktionalitäten "beibringen" kann:
1.) Indem man sie unveränderlich in die Hardware selber einbaut (feste Schaltkreise, etc..). Diese führt zu den schnellsten und am besten beherrschbaren Steuerungs-Ergebnissen, aber die Funktionsbreite solcher Lösungen ist physikalisch eingeschränkt und unveränderlich. Man kann dies z.B. mit dem Korpus einer Gitarre vergleichen.
2.) Es gibt spezielle hoch optimierte Software, die sozusagen als Gehirn der jeweiligen Hardwarekomponente fungiert. Sie ist automatisiert und ist immer noch sehr schnell, kann aber im begrenzten Rahmen nachträglich durch Updates oder spezielle autonome Lern-Algorithmen angepasst werden, um besser für die Aufgaben optimiert zu werden oder später erkannte Fehler bereinigen zu können. Diese Firmware genannte Software ist in bestimmten Chips gespeichert, deren Inhalt nicht flüchtig ist. Diese Software steht auch nach einem Stromausfall sofort wieder voll zur Verfügung und muss nicht erst neu geladen werden. Die Änderung dieser Software ist aber vergleichsweise aufwändig und eignet sich nicht zur schnellen Speicherung von Daten. Diese Chips sind zudem recht teuer und können nur ein begrenzte Menge an Daten aufnehmen. Die in ihnen gespeicherte Software muss also hoch-optimiert sein und kann jeweils nur diese eine Hardware-Komponente steuern, für die sie ausgelegt wurde. Man kann dies z.B. mit den Stellschrauben zum Stimmen einer Gitarre vergleichen.
3.) Die Betriebssoftware selber, für die einzelnen Komponenten als Treiber-Software und für den Bordcomputer als Betriebs- und Anwendungssoftware. Sie steuert die Nutzung und das Zusammenspielt der einzelnen Hardware-Komponenten im Ganzen und bearbeitet die eingehenden Daten entsprechend der eigenen Programmierung. Aufgrund des Umfangs und der Menge an Datenveränderungen wird diese Software meist einen Speicher nutzen, der preiswert große Datenmengen aufnehmen und ohne größeren Aufwand verändert werden kann, z.B. flüchtiger Arbeitsspeicher (sehr schnell, aber bei Stromverlust gehend die in ihm vorgehaltenen Daten verloren und kleiner als Festplatten) oder Festplatten (langsamer, aber größere Mengen dauerhaft speicherbar). Diese Software erlaubt die freieste Nutzung der Möglichkeiten der jeweiligen Komponenten, muss aber nach einem Neustart erst komplett geladen werden. Die Treiber-Software wäre mit den Händen eines Gitaristen, die Betriebs- und Anwendungssoftware mit dem Gitaristen selber vergleichbar.
Es findet also in den nächsten Tagen sowohl ein Austausch der Betriebssoftware als auch der Firmware für bestimmte Komponenten statt. Teils weil die Hardware während der Flug- und Landephase gar nicht (z.B. Roboterarm) oder anders funktionieren (z.B. Lagekontroll-Sensoren) sollte, als nun auf dem Mars, teils weil man die Steuerungsmöglichkeiten (in Verbindung mit der Anwendungssoftware) noch verbessert hat (z.B. Kameras für die autonome Steuerung des Rovers). Diese Firmware-Updates wird man einzeln nacheinander aktualisieren. Etwas kitzliger ist der anschließende Wechsel der Betriebssoftware. Als Notnagel im Falle von Fehlern während des Updates fungiert ein Notfall-Computer, der die Verbindung zur Erde hält. Erst wenn alle Komponenten nach dem Update einwandfrei wieder funktionieren, wird auch der Notfall-Computer selber upgedated. Die Update-Verfahren sind aber nur entfernt mit dem von Updates auf unseren PCs oder Handys vergleichbar. Es wird im Prinzip auf einen anderen Datenbereich, der die neue Software-Version als Ganzes enthält, umgeschaltet.
Diese Reihe von Aktualisierungen erfordern ausreichend Strom und sollte besser nicht gestört werden. Daher wird man bis zum 12. August auch das wissenschaftliche Programm stoppen. Man hat bislang eh nur 2% der vom Rover gesammelten Daten zur Erde gefunkt, da kann man die Tage ohne neue Daten nutzen, um die vom Rover bereits an die Relay-Satelliten übertragenen Daten von dort zur Erde zu bekommen.