Die Entwicklung der zivilen Luftfahrt in den letzten Jahren und die Planungen der Flugzeugersteller für die Zukunft lassen nicht unbedingt die zwingende Notwendigkeit einer dritten Bahn für EDDM erkennen.
Der Trend zu größerem Fluggerät mit höheren Passagierkapazitäten ist unverkennbar. Boeing und Airbus investieren nicht mit Volldampf in 737/A320 Nachfolger sondern belassen es bei kostengünstigen Upgrades. Die Gelder gehen in die großen Projekte 787/A350. Dass der Treibstoff in Zukunft billiger wird ist nicht zu erwarten, also ist es rentabler die Betriebskosten eines (großen) Flugzeuges auf eine möglichst große Zahl von Passagieren umzulegen. Auch die Neuentwicklungen der Flugzeuge für Zubringer auf Kurzstrecken fassen heute 100 und mehr Passagiere und keine 50 mehr, wie vor 10 Jahren.
Unterm Strich werden mehr Passagiere mit größerem Gerät bewegt. Die Zahl der Starts und Landungen stagniert bereits heute.
Die Herausforderung wird in Zukunft eher aus Teminals bestehen, die viele große Flugzeuge mit einer entsprechend hohen Anzahl von Passagieren zügig bewältigen können.
Der Flughafen München hat erfolgreich mit Wachstumszahlen gepokert, die auf 15 Jahre alten Prognosen bestehen. Bereits zur Fußball WM 2006 wurden auf dem bestehenden Bahnensystem mehr Passagiere ohne Engpässe abgewickelt, als zur Begründung der dritten Bahn dienten. Der Flughafen konnte es sich im Winter 2009/2010 sogar leisten "teure" Abstellpositionen als Schneedeponie zu nutzen, weil die Zahl der abzufertigenden Flugzeuge nicht einmal die Zahlen von 2006 erreicht hat (Im letzten Winter hat man diesen faux-pas erkannt und die Positionen blieben leer. Kein Schnee, aber auch nur sehr selten ein Flugzeug...).
In der Tat steigen trotzdem die Passagierzahlen, was den Trend zu weniger, aber größeren Flugzeugen bestätigt.
Die dritte Bahn ist zudem so weit weg vom Terminalbereich geplant, dass durchaus die Gefahr besteht, dass ein anrollendes Flugzeug den Start-Slot verliert, weil zudem der Verkehr auf der jetzigen Nordbahn gequert werden muss, um auf die Bahn zu kommen. Die Lufthansa, die einer der großen Verfechter der neuen Bahn ist, nimmt sich zudem heraus zukünftig ausschliesslich die beiden bestehenden "nahen" Bahnen zu nutzen. Die dritte Bahn sei dann für die "Anderen". Man kann sich leicht ausmalen, welche Wartezeiten für die "Anderen" bestehen können, wenn sie erst die hochfrequentierte "Lufthansa-Nordbahn" queren müssen, um auf die dritte Bahn zu kommen.
Ich bin wahrlich alles andere, als ein Luftfahrt-Hasser, aber die Situation in EDDM lässt mich fast schon vom Glauben abfallen...