Privatfliegerei / Flugsport in der DDR

Diskutiere Privatfliegerei / Flugsport in der DDR im Privatfliegerei & Flugsport Forum im Bereich Einsatz bei; ..hab ich aber komischerweise auch so von nem gleichaltrigen Cousin gehört.. viele Grüße Alex
MikeKo

MikeKo

Space Cadet
Dabei seit
18.09.2008
Beiträge
2.378
Zustimmungen
76
Ort
Eibenstock
Die Mitgliedschaft in der GST war nicht immer zwangsläufig mit einer späteren militärischen Laufbahn in den Organen der DDR verbunden.
Einen großer Teil der heute von privaten und öffentlichen Vereinen angebotenen "Freizeitbeschäftigungen" wurde hier unter staatlichem Dach geführt.
Ich kenne viele ehemalige Mitglieder der GST, deren Tätigkeit dort, nicht mit einem militärischen Beruf verbunden war.
Sicherlich war es eine meist rein ökonomische Frage, eine Ausbildung in der GST mit einer späteren militärischen Laufbahn zu verknüpfen (Prinzip von Geben und Nehmen).
Da ich mich selber für eine Laufbahn bei den LSK beworben hatte, aber aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt würde, hätte sicher auch eine Segelflugausbildung machen können, statt die Mot.-Schützen Ausbildung zu machen.
Gruss Mike
 
dhc-4

dhc-4

Flieger-Ass
Dabei seit
20.09.2008
Beiträge
495
Zustimmungen
493
Ort
GORIG
Anfang der 80-iger Jahre wurde die Ausbildung zentralisiert und viele Flugplaetze geschlossen. Es ging zu diesem Zeitpunkt darum die Kosten zu senken, unliebsame Leute rauszuschubsen und die Ausbildung effektiver zu gestalten. Die NVA uebernahm grossen Einfluss auf die Flug und Fallschirmsprung Ausbildung (FFA). Es wurde ja auch nicht ohne Grund Oberst Eberhard Koellner (Fastkosmonaut der DDR) Chef der FFA.
Motorflugschulen gab es ab diesem Zeitpunkt auch nur noch 2 Stueck, Jahnsdorf und Schoenhagen (Ausbildung Z 42, Z 43). AN 2 Besatzungen wurden in Halle Oppin (Mekka der "Lumpenhupper") und Neustadt Glewe???(nicht sicher) umgeschult. Lehrgaenge zur Schleppausbildung (Wilga) gab es in Schoenhagen(???)
Die meisten Schlepppiloten waren "ehrenamtlich" taetig, genauso wie die meisten Segelfluglehrer, Windenmechaniker, Fallschirmwarte und Segelflugtechniker.
Wie schon ein paar Post's vorher geschrieben ging es um Nachwuchsausbildung fuer die NVA und die GST. Ohne die vielen ehrenmatlichen" Heinzelmaennchen und -maedchen!!! waere vor allem die Segelflugausbildung gar nicht sicherzustellen gewesen
Vielleicht hat noch Jemand Ergaenzungen aus der Zeit vor 1980 parat.

Köllner kam ja erst später ,für die Militarisierung stand ja vor allem das Gespann Teller /Kutschebauch

Unter Köllner begann man ja das Ganze zu liberalisieren,so ab 87/88,allerdings wurden gewisse Pläne einer (Wieder)Öffnung durch die allseits bekannten Ereignisse in 1989 überholt

Denn wie so mancher der Rausgeschubsten und Unliebsamen, welche sich nach einer fliegerischen Alternative außerhalb der GST umsahen ,sich einer Kriminalisierung und Überwachung durch gewisse "Organe"aussetzten,spottet auch noch 25 -30 Jahre später jeder Beschreibung.

Siehe: Dr.Claus Gerhard "Der begrenzte Himmel" erschienen im Metropol Verlag.

Also nix mit heiler DDR Fliegerwelt.
 

privateer78

Kunstflieger
Dabei seit
02.01.2011
Beiträge
46
Zustimmungen
16
Ich würde es heute zur bundesdeutschen Allgemeinbildung zählen, das eine paramilitärische Organisation wie die GST in der DDR für eine vormilitärische Ausbildung zuständig war.
Meinst Du ernsthaft, die Mehrheit der Westdeutschen könnte mit dem Kürzel "GST" auch nur entfernt etwas anfangen, geschweige denn wissen, dass das eine paramilitärische Organisation war??? Da sind Deine Ansprüche doch zu hoch.

Viele Sachverhalte sind nicht immer so, wie sie auf den ersten Blick auszusehen scheinen. Oft sollte man auch in Sachen GST, wie auch zum Leben in der DDR differenzierter Ansichten gelten- und zulassen.
Das war u.a. mein Anliegen mit diesem Foreneintrag. Bezüglich der Motorflugsparte, und dies war ja mein spezielles Anliegen, muss aber ja wohl festgehalten werden, dass dies kaum differenziert zu betrachten ist, sondern dass hier eben einzig und allein militärische Vorausbildung betrieben wurde, ein paar Kunst- und Präzisionsflieger, die unter sportlichen Staatswerbezwecken zu verbuchen sind, mal ausgenommen.

Mich als flugbegeisterten Westdeutschen erschreckt es zu erkennen, dass ich als Normalbürger ohne Militärflugzeugführerverwendungstauglichkeit - selbst wenn ich der Partei treu ergeben gewesen wäre - nie eine Chance gehabt hätte, in das Cockpit eines motorgetriebenen Flugzeuges zu kommen, wenn ich zur falschen Zeit auf der "falschen Seite" des Zauns geboren worden wäre. Segelflug... naja. In meinen Jugendtagen war das mal ganz nett, aber auf Dauer nicht befriedigend genug.

Jedenfalls bin ich bemüht, einen differenzierten Blick auf die DDR und ihre Bürger zu zu gewinnen. Man neigt heutzutage m.E. zu sehr dazu, alles, was mit der DDR und dem "real existierenden Sozialismus" im Zusammenhang steht, als Blödsinn abzutun. Keine Frage, es gibt da einiges zu kritisieren, ich will da nichts verklären oder schönreden. Trotzdem stünde es vielen von uns gut an, sich einfach mal die Frage zu stellen, wie man sich selbst verhalten hätte, wenn man ein paar Kilometer weiter östlich geboren worden wäre, wie das Leben dann wohl ausgesehen hätte, und auch mal die hiesigen Verhältnisse kritisch zu hinterfragen. Dies sprengt aber deutlich den Rahmen dieses Diskussionsfadens :)
 
Zuletzt bearbeitet:
nerbe

nerbe

Flieger-Ass
Dabei seit
27.04.2008
Beiträge
484
Zustimmungen
357
Ort
München
Ich gebe mal wieder, was mein Vater (Ca..v..) mir erzählt hat. Er hat 1969 mit dem Fliegen in der GST angefangen. Das war natürlich Segelflug, denn niemand konnte direkt in den Motoflug einsteigen. Die ersten Jahre waren wohl recht easy und so richtig militärisch ging es auf dem kleinen Provinzplatz auch nicht zu. Erst Mitte der 70er Jahre wurde es strammer und die "Hauptaufgabe", die Ausbildung von Offiziersbewerbern für die Luftstreitkräfte stand im Mittelpunkt.
Selbstverständlich mussten da auch immer Leute sein, die für die technische und fliegerische "Sicherstellung"des Flugbetriebes fähig waren. Diese wurden mit Sportflug und Leistungsflug "belohnt". Mehr oder weniger, denn in diesem System gab es eine weite Spanne von Privilegien. Die dann noch bis in die heutige Zeit nachwirken. Näheres kann hier sicher ein Kumpel von Papa hier (dhc-4) erzählen.
In einem sind sich aber alle einig, die sorgfältige und langwierige und kostenlose Ausbildung des Grundpersonals der GST-Flugplätze war sicher hochstehend. Unfälle gab es aber dennoch und die Auswerteprozeduren wohl legendär in ihrer Ausführlichkeit.

Ich selber war oft mit auf dem Flugplatz kann mich aber nur bruchstückhaft an Einzelheiten erinnern. Später , nach der Wende ging es aber für uns Kinder bedeutend entspannter zu. Wenn gleich uns aber ewig meckernde, neu fliegende Opis genervt haben. Dafür durfte ich und meine Kumpels hinten in den Motorflugzeugen so lange mitfliegen, wie wir Lust hatte. Die Lust verging, weil ich noch viele Jahre bis zu meiner Ausbildung zu warten gehabt hätte, aber das ist eine andere Geschichte.

Noch heute höre ich die Geschichten von Papa und seinen Fliegerkumpanen, wenn sie feiern und Fliegergeschichten werden mit abnehmenden Bierkasteninhalt immer lustiger.

Eins kann ich aber sagen, die Fliegerkumpels aus der Zeit sind mit meinem Vater immer noch dicke befreundet, es kann also nicht sein, dass nur der vormilitärische Drill den Laden damals zusammen hielt.
Heute haben sie fast alle selber Flugzeuge und sind nach so vielen Jahren immer noch mit Freude bei der Sache.

Einen Namen im Zusammenhang mit Repressionen gegen die GST Flieger habe ich noch im Gedächtnis, General Baustian, oder so ähnlich. Der hat wohl sehr viel Ungemach und Wut in die GST Fliegerei gebracht.

Wer Einzelheiten unvoreingenommen wissen will, trifft meinen Vater ja im Thüringer Luftfahrtforum, oder auf den üblichen Events. Zu erzählen haben alte Männer aus alten Zeiten ja immer sehr viel. :FFTeufel:

Gruß ...

Gruß ...
 
Flugi

Flugi

Alien
Dabei seit
09.07.2001
Beiträge
25.152
Zustimmungen
66.719
Ort
Zuhause in Thüringen, daheim am Rennsteig
Meinst Du ernsthaft, die Mehrheit der Westdeutschen könnte mit dem Kürzel "GST" auch nur entfernt etwas anfangen, geschweige denn wissen, dass das eine paramilitärische Organisation war??? Da sind Deine Ansprüche doch zu hoch.
.....
Ok, da habe ich mich etwas zuweit aus dem Fenster gelehnt, oder ich habe die "Westdeutschen" überschätzt. :D
Ich dachte, so 20 Jahre nach der Wiedervereinigung könnte man, zumindest wer es wollte, dazu mehr wissen. Aber gut. Ich glaube selbst in einer Schule hört man darüber nichts.
Ich muss Dir gestehen, das zu den Zeiten des realexistierenden Sozialismus, man mir wegen meiner Verwandtschaft in Göttingen den Einstieg in ein Cockpit verwehrt hat. Ich bin deswegen keinem böse, weder der Verwandtschaft noch denen, die es mir verwehrt haben. Die Zeit war eben so. Ich bin dann doch noch bis in ein Cockpit gekommen, aber nur als Techniker und unter ständiger Beobachtung. :D
Den Selbstfliegertraum, den habe ich mir erst 1993 erfüllt. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
AE

AE

Alien
Administrator
Dabei seit
09.08.2002
Beiträge
6.801
Zustimmungen
6.006
Mich als flugbegeisterten Westdeutschen erschreckt es zu erkennen, dass ich als Normalbürger ohne Militärflugzeugführerverwendungstauglichkeit - selbst wenn ich der Partei treu ergeben gewesen wäre - nie eine Chance gehabt hätte, in das Cockpit eines motorgetriebenen Flugzeuges zu kommen, ...
Ein wichtiger, oft nicht beachteter, Unterschied war der Preis. Mich als Steuerzahler hätte es schon aufgeregt, wenn für solche Spielerei Geld ausgegeben wird.
Heute kann fast jeder, der es sich leisten kann und will ...

GST ..
Ich glaube selbst in einer Schule hört man darüber nichts.
Kommt sicher auf das wer und wo an. Es wird oft mehr Zeit darauf verschwendet, den Honeckerstaat mit Hitlers Nazideutschland zu vergleichen und Parallelen krampfhaft zu finden. Erfahrung aus Gymnasialzeiten im Osten und Südwesten Deutschland, das Gleichsetzen beider Diktaturen. Differenzierte Herangehensweise dürfte in der Schule eher die Ausnahme sein. Das Interesse daran seitens Jugendlicher ebenso.

Bei uns wurde in der Schule unter den Abiturienten massiv nach Offiziersnachwuchs gesucht, da gab es dezenten Druck. Bei der Fallschirmsprungausbildung waren Mädchen dabei, die sollten bestimmt nicht zu den Fallschirmjägern. Der "Rest" schon.

Bei dem Unfallvergleich muss man zwei Sachen beachten:
Ausbildung: Wie schnell man heute zivil aus einem Flugzeug hopsen kann erstaunt bisweilen; Schnupperkurse? entweder ganz oder garnicht.
Mit einem fremdgepackten Schirm? das ging gar nicht. Wie oft ich die dinger packen durfte bis ich ein Flugzeug sah ...
Verkehrsaufkommen: Wenn weniger tätig sind, passiert oft auch weniger. Da ist ein Zusammenhang.
 
nerbe

nerbe

Flieger-Ass
Dabei seit
27.04.2008
Beiträge
484
Zustimmungen
357
Ort
München
Selbst ich als Ostkind mitgeträumten Flugleidenschaft weiss nicht mehr viel von der GST. Aber eigentlich ist es doch so, dass die militanten Flugfans jedes Details eines historischen Typs, jedes Marking, jede Farbe, jeden Untertyp, sogar die Piloten.

Komisch, aus der GST kamen berühmte Piloten, Weltmeister, meisterliche Fallschirmspringen in Reihe. Wir Kinder kannten Namen und die Maschinen. All das ist genau diesen Leuten unbekannter als die Mondgeographie.
Irgendwie ist das kennzeichnend für die Wiedervereinigung, die mir nur gutes gebracht hat. Ich habe vieles aus DDR und GST vergessen, verzeihlich als Kind, aber auch für einen sogenannten Luftfahrtenthusiasten?


Gruß ...
 

Rhönlerche

Alien
Dabei seit
27.03.2002
Beiträge
8.718
Zustimmungen
2.778
Ort
Deutschland
Gab es in der DDR über die GST neben dem Segelflug eigentlich für "verdiente Genossen" auch die Möglichkeit, Motorflugsport zu betreiben, oder war die Motorflugsparte der GST einzig und allein zur fliegerischen Grundausbildung für den Militärflugzeugführernachwuchs gedacht?
Mir ist natürlich klar, dass die SED kein großes Interesse daran hatte, jedermann ein Freiflugticket in den Westen zu geben, aber ich frage mich, ob diese Einschränkung auch für höhere bzw. verdiente und "vertrauenswürdige" Genossen galt.
Habe dazu mal zuverlässig eine Geschichte aus den späten fünfzigern/frühen sechzigern von einem damaligen Flugzeugbaustudenten (persönlich bekannt) in Dresden gehört, der zum Flugpraktikum (Segelflug) zeitweise in Schönhagen war. Dort hat er mal so einen wohl hohen Genossen gesehen, der mit Frau in einer kleinen DDR-Zweimot "privat" und selbst nach Heringsdorf in die Ferien flog. Das muss aber damals sehr außergewöhnlich gewesen sein, die Studenten haben das wohl mit großen Augen in allen Details beobachtet.

Bei Leistungssegelfliegern soll es auch teilweise persönlich zugeordnete Segelflugzeuge gegeben haben. Die mussten natürlich auch ihre Leistung bringen.

Ansonsten war der Flugsport wohl eher militärisch ausgerichtet und die Plätze "isoliert", eher wie Kasernen und mit starker Überwachung durch die "zuständigen Organe". Man konnte ja auch nicht einfach hin- und herfliegen und die SU kam immer gleich mit ins Spiel. Dann noch die Fluchtgefahr und eine echte Masse von militärischem Flugbetrieb über der DDR.

Ein Kumpel von mir hat in Jahnsdorf bei der GST Motorflug gelernt. (Als bereits vorher fest verpflichteter späterer NVA-Pilot). Da war jeder einzelne Zett-Flug als Übung vorgeplant. Mit Kampfkurven und simulierten Angriffen auf Talsperren aber sicher nicht als Flugsport.
 
nerbe

nerbe

Flieger-Ass
Dabei seit
27.04.2008
Beiträge
484
Zustimmungen
357
Ort
München
Ja, das gab es alles, die quasi privaten Flüge, kostenlose private Segelflugzeuge, Privilegien und Unterpriveligierte und all die Ungerechtigkeiten einer Diktatur. Auch die Namen dieser Herrn kann der alte Herr noch nennen und er vergisst nicht.

Aber es gab auch die ehrliche Leidenschaft fürs Fliegen. In diesem Spannungsfeld bewegten sich unsere fliegenden Eltern. Wer nie unter und mit einer Diktatur leben musste findet das alles seltsam fremd. Ich finde das auch, weil ich das alles als kindliches Abenteuer sah, in dem mein Vater lebte. Aber eins ist auch klar, weder ich noch mein Vater wollen es missen, wir haben es gemeinsam erlebt in unserer Zeit, in unserem Alter und mit einer ganz sicher nicht neutralen Sicht.

Gruß ...
 

Rhönlerche

Alien
Dabei seit
27.03.2002
Beiträge
8.718
Zustimmungen
2.778
Ort
Deutschland
Verstehe die gereizte Reaktion nicht. Das Lamentieren über Privilegien kam jetzt alleine von Dir. Soll man gar nicht mehr drüber sprechen? In einem Forum?:?!

Gruß zurück, Rhönlerche
 

privateer78

Kunstflieger
Dabei seit
02.01.2011
Beiträge
46
Zustimmungen
16
Ein wichtiger, oft nicht beachteter, Unterschied war der Preis. Mich als Steuerzahler hätte es schon aufgeregt, wenn für solche Spielerei Geld ausgegeben wird.
:) Kann ich ein Stück weit verstehen. Da setzt halt jeder andere Prioritäten. Ich rege mich auch über einzelne Subventionierungen heutzutage auf, die andere Mitmenschen als unabdingbar sähen.

Mir persönlich hätte der Gedanke gefallen, eine staatliche Flugsportorganisation zu haben, die es allen interessierten und qualifizierten Bürgern ermöglicht hätte, die Wunder der Fliegerei zu genießen, gegen einen bestimmten finanziellen Beitrag natürlich, und um in der Diktion der SED zu sprechen: eventuell sogar unter der Bedingung für "gesellschaftliche Bewährung", z.B. Engagement in sozialen Einrichtungen, bei Schülern durch gute Schulleistungen o.ä. Und zwar, damit Fliegen nicht nur ein Hobby für Reiche ist, so wie es heutzutage leider doch ein Stück weit der Fall ist, sondern um Fliegen gesellschaftlich zu verankern und zu fördern. Allein schon, weil eine fliegerische Ausbildung m.E. eine Förderung des Charakters ist.

Aber gut, sowas war die GST nie, und die SED hatte sowas auch nie im Sinn. Fliegen (und wohlmöglich Fliehen) als ein Recht eines jeden Bürgers? Das passte nicht in deren Welt- und Menschenbild.

P.S. Mir ist klar, dass Fliegen in Deutschland nicht per se ein Sport der Reichen ist. Ich fliege selber und bin sicher nicht reich, aber es gilt eben der Fliegerspruch: "Wie kann man mit Fliegen ein kleines Vermögen machen? - Indem man mit einem großen anfängt."
 
Freund

Freund

Testpilot
Dabei seit
31.05.2007
Beiträge
814
Zustimmungen
1.328
Ort
Berlin
Es gab zugegebenerweise auch nicht so viele Unfälle und Vorkommnisse wie man sie heute täglich liest....
Diese Einschätzung schein mir doch recht subjektiv nach all den Jahren! Da sollte man doch mal Zahlen auf den Tisch packen. Flugstunden....
Habe mal grob durchgeblättert (DDR-Zivilluftfahrtregister, Grass/Meyer): in GST-Diensten wurden rund 20% der Wilgas aus dem Bestand der GST "geschmissen".
 
Flugi

Flugi

Alien
Dabei seit
09.07.2001
Beiträge
25.152
Zustimmungen
66.719
Ort
Zuhause in Thüringen, daheim am Rennsteig
....
Mich als flugbegeisterten Westdeutschen erschreckt es zu erkennen, dass ich als Normalbürger ohne Militärflugzeugführerverwendungstauglichkeit - selbst wenn ich der Partei treu ergeben gewesen wäre - nie eine Chance gehabt hätte, in das Cockpit eines motorgetriebenen Flugzeuges zu kommen, ....
Ich verrate Dir mal, was mich erschreckt und habe das letztlich auch schon mit der Allgemeinbildung angesprochen, mich erschreckt die Unwissenheit, mit dem solche Sätze dahingeschrieben werden. :(
Selbstverständlich gab es für den "linientreuen" Normalbürger die Chance in das Cockpit eines motorgetriebenen Flugzeug zu kommen. Die unzähligen Piloten, mit denen ich tausende von Flugstunden unterwegs war, waren keine Militärflugzeugführer, die waren Mitarbeiter bei Agrar- und Interflug. Die waren zwar aus den bekannten Gründen handverlesen, aber hatten zum Teil völlig andere Laufbahnen. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
nerbe

nerbe

Flieger-Ass
Dabei seit
27.04.2008
Beiträge
484
Zustimmungen
357
Ort
München
@Rhönlerche

Wenn das gereizt geklungen hat, so war das unbeabsichtigt. Mich reizen diese Leute sowieso nicht, aber aus den Erzählungen sind mir die Namen gut bekannt und einige dieser Herrn fliegen ja auch noch aktiv. Manche mit den selben Flugzeugen.

Das ist aber ein ziemliches Tabuthema und führt regelmäßig zum Ärger. Ich diskutiere da nicht mit, das sollen die Leute tun, die 1989 die GST mit aufgelöst haben und sich an den Resten gütlich getan haben.

Gruß...
 
Vtg-Amtmann

Vtg-Amtmann

inaktiv
Dabei seit
17.07.2009
Beiträge
1.409
Zustimmungen
57
Ort
Franken
... erschreckende Unwissentheit? Offenbar ein "deutsch-deutsches" Problem seit 1949!

Ich verrate Dir mal, was mich erschreckt und habe das letztlich auch schon mit der Allgemeinbildung angesprochen, mich erschreckt die Unwissenheit, mit dem solche Sätze dahingeschrieben werden. :( ... ;)
Das ist m.M.n. primär eine Frage des eigenen Intellekts und Informationsbedürfnisses, auch der guten Kinderstube bzw. der erfahrenen Erziehung im Elternhaus, ferner unserer seit jeher zersplitterten Schulsysteme und zudem eines speziell in der ehemals jungen Bundesrepublik peinlichst vermiedenen Nationalbewußtseins, samt einer damaligen weit verbreiteten Interessenslosigkeit an der „SBZ“ und geht bis zu den Zeiten des „kalten Krieges“ zurück.

Die „Kinderstube“ wäre entschuldbar, wenn der Vater z.B. „Alfred Tetzlaff“ o.ä. geheissen hätte, der Rest ist leider schon seit 1949 systemimmanent. Wenn man aber Eltern oder auch Großeltern aus der WK-Generation hat(te), vielleicht auch noch Verwandschaft aus beiden ehemaligen anderen Teilen Deutschlands, dann sieht die Sache gänzlich anders aus. Und da gibt es Viele, aber immernoch Zuwenige, die den jeweils Anderen besser kennen, als bislang zu erwarten ist.

Hierin sehe ich auch den Ursprung der gelinde gesagt „sau blöden“ – sprich durch die Bandbreite von „Nichtwissen bis Intolleranz und damit i.d.R. durch Vorurteile sowie Dummheit“ geprägten und leider immernoch nicht bewältigten „sogenannten Ossi-Wessi-Konflikte“ zwischen der „sogen. ehem. DDR“ und der „sogen. ehem. BRD“!?

O.T. könnte man darüber stundenlang diskutieren, aber was kann man i.T. und aktuell besser machen?

Auch dafür gibt es FF, nämlich unpolitisch, vernünftig und sachbezogen zu diskutieren, damit von einander lernen und erfahren sowie auch diese oder jene private Freundschaft zu knüpfen und weiter sein Verstehen und seine Toleranz schärfen.

Also ich wusste schon als Jugendlicher von meinen Eltern und Großeltern – und das war Mitte der 60er – was die die NVA, die FDJ und die GST so in etwa ist und wie diese entstanden sind, dass z.B. Halberstadter Wurstwaren Spitze sind, dass Karl-Marx-Stadt eigentlich Chemnitz ist und dass von jedem Deutschen Schriftstück, egal ob Goethe oder Schiller, oder auch Bücher von und über Markus Wolf, zumindest ein Exemplar in der Deutschen Bücherei in Leipzig aufliegt.

Wenn man sich beruflich bzw. dienstlich auch noch mit der DDR beschäftigen mußte und ab der Wende dann dort immer wieder tätig war, dann werden einem die eigenen Informationsdefizite erst einmal bewußt. Dieses Informationsbedürfniss sollte man dann aber tunlichst aktiv schließen, egal ob es sich z.B. um die Baade (Ju) 152, den Triebwerksbau in Pirna, Mielkes Spezialhotel in Bautzen, die sorbische Bevölkerung und deren Kultur, oder die Marienmühle im Seifersdorfer Tal handelt (... um mal ein paar persönliche Beispiele als "Ostalgiger" zu nennen).

…. Und wenn man mit der Fliegerei zu tun hat, dann gehört es m.M.n. eigentlich schon zur guten Allgemeinbildung, zu wissen, was die „Betriebsabteilung Agrarflug“ der Interflug (ehem. Deutsche Lufthansa / liquidierte DLH der DDR) und was ein Agrochemisches Zentrum (ACZ) oder eine Zwischenbetrieblich Einrichtung (ZBE) war, sowie wer dort fliegerisch arbeitete und welche Ausbildungsgänge zugrunde lagen.

Könnte ja sein, dass man damit einmal unmittelbar zu tun bekommt und dann sollte man schon seinen Gegenüber einschätzen und auch respektieren können!:!::)

Gruß, @all, Bernhard


P.S.: Man sehe zum Thema auch mal in http://www.luftfahrt-erfurt.de/seite45.htm
 
Zuletzt bearbeitet:

Rhönlerche

Alien
Dabei seit
27.03.2002
Beiträge
8.718
Zustimmungen
2.778
Ort
Deutschland
@nerbe
Alles klar und kein Problem. Ich finde dieses Thema hoch interessant. Muss auch nicht immer gleich in "Hobby-Anklagen" münden, wie hier im Forum teilweise üblich geworden. Mich interessieren eher die Hintergründe, nicht unbedingt Einzelfälle, wenn sie jemanden reinreißen.

Mich wundert, wie wenig die Flieger insgesamt über ihre DDR-Vergangenheit diskutieren. Hat überhaupt nichts mit "Schuld" oder "Geständnis" zu tun. Wenn man sich das "Forum DDR Grenze" anguckt oder sogar Teile des "NVA-Forums" wird dort viel offener gesprochen, auch wenn es teilweise viel direkter Beteiligte waren.

Und wenn sich hier mal jemand dafür interessiert, wird er zurechtgewiesen, dass er zu wenig Eingangskenntnisse mitbringt. Über ein Thema, das damals und heute abgeschottet ist. Statt sich über das Interesse zu freuen.
 
nerbe

nerbe

Flieger-Ass
Dabei seit
27.04.2008
Beiträge
484
Zustimmungen
357
Ort
München
Ich kann Dir versichern, dass mein Vater und seine Fliegerkumpel die GST-Zeit sehr genau und immer wieder diskutieren, denn bei aller rückblickenden, nostalgischen Verklärung gab es auch viel Ungerechtigkeit und Willkür gegenüber dem technischen und fliegenden Personal der unteren GS-Ebene auf den Flugplätzen. Deshalb sind mir ein paar Namen der Privilegierten und der Wendegewinner aus den Erzählungen gut bekannt. Das wird also eingehend diskutiert.

Das diese Nabelschau meist nicht öffentlich passiert, ist teilweise verständlich, denn zum Teil sitzen noch einige dieser Figuren in Vereinen und auf Flugplätzen und machen allzu freizügigen Erzählern das Leben schwer. Das ist ja auch hier im Forum passiert. Ein Kumpel meines Vaters jm231, hier mittlerweile auch gebannt, hat das heftig an eigenem Leibe zu spüren bekommen.

Gruss...
 
schwarzmaier777

schwarzmaier777

Testpilot
Dabei seit
19.03.2007
Beiträge
853
Zustimmungen
466
Ort
südlich Ulm
.............
Das diese Nabelschau meist nicht öffentlich passiert, ist teilweise verständlich, denn zum Teil sitzen noch einige dieser Figuren in Vereinen und auf Flugplätzen und machen allzu freizügigen Erzählern das Leben schwer. .....
und auch weil manche selbst nach 20 Jahren noch ein Problem damit haben, daß die Fliegerei Jedem mit ausreichend Kleingeld jetzt offen steht.

O-Ton als ich nach ca 5 Jahren PPL gefragt wurde wieviel Stunden ich den hätte
(ca. 220 h nach Schein):

in Altenburg: Das ist aber nicht viel ....

Darauf ich: Aber Alles selbst gezahlt !!! rumgedreht und gegangen.:red:

Da sitzen auch heute noch jede Menge ex Agrar-und GST Flieger an den entsprechenden Hebeln - manche sind nett - Anderen gehe ich regelmäßig aus dem Weg - wenn ich mit dem Flieger im Osten unterwegs bin - weil nur sie die einzig wahren Flieger auf der Welt sind......:FFTeufel::FFTeufel:

Ist aber in nicht wenigen Westvereinen ähnlich - da sind es meist die "alten" Herren, die die Jungen nicht unbedingt an die Macht lassen wollen.....

Gruß
Ingo
 
Thema:

Privatfliegerei / Flugsport in der DDR

Privatfliegerei / Flugsport in der DDR - Ähnliche Themen

  • Eine Geschenkidee für Flugsportbegeisterte

    Eine Geschenkidee für Flugsportbegeisterte: Vielleicht erinnert sich noch jemand an meinen vorweihnachtlichen Baubericht von vor ein paar Jahren. Diesmal ist es weniger nostalgisch. Eher...
  • Frankfurter Flugsport GmbH (1926) - wer weiß was?

    Frankfurter Flugsport GmbH (1926) - wer weiß was?: Gott zum Gruße, weiß jemand etwas über die Frankfurter Flugsport GmbH. Die Firma existierte bis Jahresende 1926 und trat bei Luftshows auf. Als...
  • Historische Bilder der Privatfliegerei

    Historische Bilder der Privatfliegerei: Da ich noch sehr gute Kontakte zu den Luftpionieren in der privaten Luftfahrt habe, möchte ich mal dieses neue Thema erstellen. Es geht...
  • Checklisten in der Privatfliegerei: Go oder No?

    Checklisten in der Privatfliegerei: Go oder No?: Hi Leute ein sehr interessanter Bericht in der aktuellen aerokurier trifft ein Thema mit dem ich mich schon länger auseinandersetze...
  • Macht JAR-FCL die Privatfliegerei sicherer?

    Macht JAR-FCL die Privatfliegerei sicherer?: Seit Mai 2003 gibt es neue Bestimmungen zum Erhalt der Pilotenlizenzen. Für einmotorige Landflugzeuge mit Kolbentriebwerk sieht das wie folgt aus...
  • Ähnliche Themen

    • Eine Geschenkidee für Flugsportbegeisterte

      Eine Geschenkidee für Flugsportbegeisterte: Vielleicht erinnert sich noch jemand an meinen vorweihnachtlichen Baubericht von vor ein paar Jahren. Diesmal ist es weniger nostalgisch. Eher...
    • Frankfurter Flugsport GmbH (1926) - wer weiß was?

      Frankfurter Flugsport GmbH (1926) - wer weiß was?: Gott zum Gruße, weiß jemand etwas über die Frankfurter Flugsport GmbH. Die Firma existierte bis Jahresende 1926 und trat bei Luftshows auf. Als...
    • Historische Bilder der Privatfliegerei

      Historische Bilder der Privatfliegerei: Da ich noch sehr gute Kontakte zu den Luftpionieren in der privaten Luftfahrt habe, möchte ich mal dieses neue Thema erstellen. Es geht...
    • Checklisten in der Privatfliegerei: Go oder No?

      Checklisten in der Privatfliegerei: Go oder No?: Hi Leute ein sehr interessanter Bericht in der aktuellen aerokurier trifft ein Thema mit dem ich mich schon länger auseinandersetze...
    • Macht JAR-FCL die Privatfliegerei sicherer?

      Macht JAR-FCL die Privatfliegerei sicherer?: Seit Mai 2003 gibt es neue Bestimmungen zum Erhalt der Pilotenlizenzen. Für einmotorige Landflugzeuge mit Kolbentriebwerk sieht das wie folgt aus...

    Sucheingaben

    ddr segelflug

    ,

    segelflug in der DDR

    ,

    segelflug ddr

    ,
    flugsport in der ddr
    , https://www.flugzeugforum.de/threads/privatfliegerei-flugsport-in-der-ddr.66753/page-3, beginn segelflug ddr, ab welchem alter ist segelfliegen ddr, Segelfliegen in der ddr, anforderungen agrarFlieger DDR, Bundeswehr Fliegerkombi privatfliegerei, https://www.flugzeugforum.de/threads/privatfliegerei-flugsport-in-der-ddr.66753/, heinz richter schönhagen, fliegerkombi gst, ddr segelflugzeuge, ddr-segelflugzeuge, segel flugverbot ddr, segelfliegen ddr, gst kreuzbruch, wo gab es in der DDR einen segelflugplatz, segelflug ddrrettungsgerät, segelflugsport DDR pecht, erster segelflug in der ddr, https://www.flugzeugforum.de/threads/privatfliegerei-flugsport-in-der-ddr.66753/page-5
    Oben