Hier nun die Geschichte rund um das Vorbild für mein Modell:
Vielen Dank an Forenmitglied popeye. Rolf hat sich, als einer der Beteiligten bei der Geschichte, die Mühe gemacht für meinen Rollout alles nochmal zu Papier zu bringen, Vielen Dank Rolf
Phoenix 8 aka Papagei
Die Geschichte der farbenfrohen Sonderbemalungen von einem halben Dutzend Venom der Schweizer Flugwaffe ist auf 19 Seiten der „Monographie 1“
http://ipms.ch/plugins/forum/forum_viewtopic.php?65
in Französisch und Englisch zusammengefasst und mit Bildern illustriert.
Für die jüngeren Leser sollte man vielleicht zuerst etwas ausholen. Die Schweizer Armee und die Fliegertruppe/Flugwaffe waren ende der 70er Jahre noch stark geprägt von den Zeiten des zweiten Weltkrieges und vom darauffolgenden „Kalten Krieg“. Es herrschten noch „preussisch angehauchte Zustände“ und strikte Geheimhaltung. „Public Relations“ waren politisch unnötig und militärisch undenkbar.
Individuelle Bemalungen oder nur schon Staffelzeichen an den Flugzeugen waren nicht erlaubt.
Irgendwie konnten sich aber Welsche (französisch-sprachige) und Tessiner Einheiten aufgrund ihres Status als Minoritäten und der grösseren „Distanz“ vom Zentrum damals etwas mehr Freiheiten erlauben, als die deutschsprachige Majorität der Armee.
Ab 1976 war die Ausserdienststellung der ersten Venoms absehbar. Einige der Venoms mit hohen Zellenstunden sollten aber vorher noch einer speziellen Ausbildung der Truppe dienen.
Im Herbst 1978 wurde bei einer Einheit im Wallis die erste Uebung einer „Kriegsreparatur“ im Rahmen des jährlichen „Wiederholungskurses“ unter dem offiziellen Uebungstitel „Phoenix“ durchgeführt.
Nach kontrolliertem Beschuss mit 20m Kanone und Gewehrmunition mussten die Schäden von der Truppe unter Aufsicht und Mithilfe der technischen Dienste der Flugwaffe raschmöglichst repariert werden.
Im Frühjahr 1979 wurde die Uebung bei der gleichen Einheit wiederholt. Beide Male erhielten die Flugzeuge eine farbenfrohe Sonderbemalung für den (voraussichtlich letzten) Abnahmeflug.
Die dritte „Phoenix-Uebung“ war im Herbst 1979 für die Reparatur-Kompanie 8 im Tessin angesagt.
Natürlich hatte sich bei der Truppe herumgesprochen, dass unsere welschen Kollegen die beiden Gelegenheiten für eine absolut farbenfrohe „inoffizielle Sonderbemalung“ genutzt hatten und Einige von uns wollten dem nicht nachstehen.
Nun hatte aber auch die Führung der Flugwaffe die beiden bunten „Lindi’s“ mit Missfallen zur Kenntnis genommen und den Uebungs-Befehl mit dem dem Zusatz „keine Bemalung“ erweitert.
Die vorhandenen Fotos der beiden „Lindi’s“ waren aber doch irgendwie zu sehr herausfordernde Argumente. Mit den Fotos, einem farbigen Auf- und Seitenriss der Bemalungs-Idee und der aktiven Hilfe von insgesamt 8 Mann der Reparatur-Einheit konnten wir die direkte Unterstützung unseres beliebten technischen Offiziers gewinnen.
Die vorgeschlagene Bemalung sollte eine einfache Darstellung des mythologischen „Phoenix“ sein, der - unsterblich - immer wieder aus dem Feuer neu geboren wird.
Die Einhaltung des Befehls war schliesslich eine Frage der Interpretation, die wir so verstanden haben wollten, dass keine der Reparatur-Stellen zu bemalen sei.
Spät Abends nach dem Abschluss aller Reparatur-Arbeiten und Kontrollen am Uebungsobjekt liessen wir Acht also unsere Kameraden den Weg ins 2 km entfernte Kantonnement und in den verdienten Ausgang antreten und blieben im Flugzeugstollen.
Nachdem Ruhe eingekehrt war, setzten wir unseren zukünftigen „Phoenix 8“ vom Reparatur-Platz um in den Vorstollen zwischen Panzertor und Wettertor.
Dank begeistertem Teamwork aller Beteiligten und guter Vorbereitung ging das Vorreinigen, Anzeichnen der Umrisse, Abdecken mit Papier und Spritzen in Etappen recht zügig voran.
Allerdings mussten wir nach jedem Spritzen das Wettertor zum Lüften öffnen und die eisig-kristallklare Oktober-Nacht auf 1800 m/M hereinlassen......
Irgendwann weit nach Mitternacht waren wir praktisch fertig, der Grossteil der Abdeckungen entfernt und wieder einmal das Tor geöffnet, als unser Abteilungs-Kommandant über den dunklen Vorplatz auf den hellerleuchteten Vorstollen zumarschiert kam.
Bevor unser techn. Offizier Meldung machen konnte, stand der Herr Major mit einem deutlichen „Gottver....... Mamma mia“ und Mundwinkeln bis zu den Ohren still.
Auf die Meldung folgte natürlich das Dienstgesicht und die Frage: „wer hat das befohlen?“
Wir hätten gerne unseren Leutnant zur Unterstützung zum befohlenen Rapport begleitet......
Bis zu seiner Rückkehr vom Rapport hatten wir vollendete Tatsachen geschaffen, alles verräumt und alle Spuren beseitigt, und den leicht veränderten Venom wieder im Stollen geparkt.
Für uns Mannschaft hatte unser freiwilliger Einsatz keine Konsequenzen, auch wenn zuerst mit möglichem Arrest gedroht worden war. Welche Erschütterungen weiter oben statt fanden entzieht sich meiner Kenntnis.
Was wir jedoch an Missfallen direkt mitbekommen durften, war zwei Tage später die vom angereisten Werkpiloten zuerst geäusserte Absicht, mit so einem Papagei nicht fliegen zu wollen. Womit „Phoenix 8“ auch seinen zweiten Namen abhatte.
Der Abnahmeflug bei strahlendem Herbstwetter ergab keine nötigen Nacharbeiten.
Es muss aber der vorletzte oder letzte Flug des „Phoenix 8“ gewesen sein.
Drei Tage später war unser Dienst zu Ende - und vom „Feuervogel“ wurde später nichts mehr gesehen oder gehört. Es muss wohl besonders pressiert haben mit dem Verschrotten....
Trotzdem - die Tradition mit speziellen Bemalungen wurde in den folgenden zwei Jahren von welschen Einheiten noch drei Mal aufrecht erhalten.
Ach ja - Fotografieren auf dem Reduit-Flugplatz war natürlich strengstens verboten.
Deshalb existieren auch nur einige wenige hastig geknipste Aufnahmen, die alle auch in der oben erwähnten „Monographie 1“
http://ipms.ch/plugins/forum/forum_viewtopic.php?65
zu finden sind.
06/11rb