Sozialistische Marktwirtschaft? Davon habe ich noch nie was gehört (und der Bezug auf den Soli stellt ja den offensichtlichen Bezug zur Dädärädä her).
Ich wäre hier sowie vorsichtig mit leichtfertig dahin geworfenen Begriffen wie "Abzocke", "Marktwirtschaft", selbst "bester Preis" ist mit Vorsicht zu geniessen.
Der Handel hat sich schon immer im Wandel befunden ("Handel ist Wandel" ist ja nicht umsonst ein uraltes fixes Idiom). In den letzten knapp zweihundert Jahren hat sich dieser Prozess deutlich dynamisiert: Neue Produktionsmethoden, immer stärkere "Globalisierung", neue technische Möglichkeiten (von der Baubarkeit von "Warenpalästen" wie Nr. 1, das "Le bon marché", dank Monsieur Eiffel bis später hin zum Internet).
Der Handel hat sich hierbei schon imemr als sehr flexibel erwiesen, was aber natürlich auch zur Folge hatte, dass der Kunde neben dauernden Neugewinnen auch erleben musste, wie lieb gewonnene Traditionen ausstarben (und das auch nach wie vor tun).
Der Modellbauhandel stellt dabei sicher eine der besonderen Handelsspezies dar, da die Kundschaft doch sehr überschaubar ist im Gegensatz zum Lebensmittelhandel, zu Klamottenläden oder Elektronikgrossmärkten. Auf dem "flachen Land" ist das Ladengeschäft schon immer schwierig gewesen, in der grossen Stadt kompliziert sich die Sache durch steigendes Angebot bei (relativ) wenigen Anbietern auch immer mehr. Früher gab es kaum / keine Resin-Spezialteile zu kaufen, keine "exotischen" Decals wurden verlegt, die neue B-747 verkaufte sich vielleicht noch sehr gut, aber nicht die Be-12. Und Modelle für die breite Masse (also eher simpel) gingen auch besser, als das, was der wirkliche Modellbauer verlangt).
Der ultimative Zünder in diesem Bereich von "Handel ist Wandel" ist natürlich das Internet und die damit möglichen B2B und B2C-Beziehungen: Da kann man - Wissen vorausgesetzt, auf einmal "exotische" Dinge kaufen - aber eben auch exotische Dinge halbwegs bezahlbar herstellen und betreiben.
So, wie vor mehr als 150 Jahren die Kaufhäuser viele Einzelhändler in den Ruin getrieben haben und Kaufhäuser jetzt selbst auf dem absteigenden Ast sitzen (oder verbliebene sich in das Hochpreissegment retten), so geht es mit der geringeren Kundenbasis jetzt auch den Modellbauhändlern. Die überschaubare Kundenbasis macht die Scuhe nach Alternativen (besondere Serviceangebote, Beratung, Schulung etc.) auch nicht einfacher.
Da sind wir auch wieder bei der angeblichen Abzocke: Der Preis ist frei bestimmbar, solange es nicht durch Alleinstellungsmerkmale oder falsche Versprechungen zum Wucher wird. Was wird aber mit den Höchstpreisigen? Das müssen wir nicht diskutieren.Was ist mit denen (wie hier angesprochen), die sich preislich / angebotsmässig nicht auskennen? Da passiert das gleiche wie seit ewigen Zeiten: Die bluten.
Fazit (von einem Nicht-Modellbauer!):
Heute ist Modellbau für eine breitere Masse möglich, wie es das noch vor dreissig Jahren nicht denkbar war. Dafür sind andere Handelswege erforderlich geworden, aber auch andere Informationsbeschaffungswege und Einkaufsmöglichkeiten. Mit einem kleine(re)n Laden ist dies nicht abzudecken. Geld als Händler (neu vielleicht: Mittler) zu lukrieren, in dem man bei der Beschaffung als Wissender behilflich ist, wird auch nicht funktionieren, da der Grossteil der Kunden eh im grössten frei verfügbaren Wissenspool der Menschheit unterwegs ist und dafür keine Drittleistungen mehr einkauft.
Das Modellbaugeschäft ist also in einem Wandel, der klassischen, stationären Händlern gar keine Chance mehr lässt. Vorläufer war aber die Weiterentwicklung des Modellbauers.
Korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege - und entschuldigt mein langes Elaborat.
Bernhard