Das Ganze hat sich jetzt eher zu einer Recherche über die Me262A1a/U4 entwickelt. Aber ich poste jetzt trotzdem mal meine Ergebnisse.
Vielleicht sind sie ja auch für jemand anderen nützlich.
Dass die Fakten- und Bildlage für diese beiden Maschinen eher dürftig ist, ist ja bekannt. Ich habe jetzt mal alles
zusammengefasst, was ich zu dem Thema gefunden habe.
Zu der Literatur ist noch das Buch „JV44-The Galland Circus“ dazugekommen (Leihgabe der Bayerischen Staatsbibliothek)
Die benutzten Dateien sind von
www.cockpitinstrumente.de
Klar war ja schon, dass die BK5 nicht mit der MK214A identisch ist (auch wenn in mancher Quelle genannt wird, die Me262 wäre mit der
BK5 ausgestattet gewesen). Das „A“ stand übrigens bei Mauser für Bordkanone. Die BK5 wurde von Rheinmetall-Borsig aus der
Kampfwagenkanone KWK39 entwickelt. Das ist auch die Kanone, die im USAF-Museum zu sehen ist. Diese wurde u.a. in die Me410 eingebaut.
Die MK214 wurde von Mauser parallel zur BK5 entwickelt. Mauser griff dabei, wie Rheinmetall-Borsig, auf die KWK39 zurück. Das Rohr wurde unverändert
übernommen, der Verschluss modifiziert und es wurde eine neue Ladevorrichtung entwickelt.
Es wurden drei Prototypen der MK214A gebaut. Laut Griehl-„Deutsche Flugzeugbewaffnung bis 1945“ wurde der erste Prototyp in eine Ju88 P-1
eingebaut, um das Verhalten der Kanone bei Beschuss im Flug zu testen. Ich habe aber keine Hinweise gefunden, die diese Behauptung stützen
(das muss aber nicht heißen, dass sie nicht stimmt).
Nach allen anderen Quellen wurde der zweite Prototyp in die Me262, Wnr.111899 montiert. Mit dieser wurden in Lechfeld 128 scharfe Schüsse
auf Boden-und Luftziele abgegeben. Dieses Flugzeug wurde an einen Piloten des JV44 übergeben, der damit zwei Einsätze flog. Beide waren
ohne Erfolg, da jedes Mal die Kanone blockierte. Der weitere Verbleib der 111899 ist unbekannt.
Der dritte Prototyp wurde in die 170083 eingebaut. Von dieser Me262A1a/U4 existieren wohl die meisten Bilder. Ob diese Me262 vor Kriegsende
noch geflogen ist, ist unbekannt. Sie wurde von den "Watson`s Whizzers" (
http://www.stormbirds.com/squadron/index.htm ) am Bug beschriftet. In „Beuteflugzeuge“ von Phil Butler gibt es ein
Bild, das auf der rechten Bugseite die Aufschrift:
„Feudin 54th A.D.Sq“ zeigt. Die Bedeutung dieser Aufschrift kenne ich allerdings nicht.
Vielleicht weiß jemand was dazu.
Alle anderen Bilder zeigen die linke Seite mit der Aufschrift „Wilma Jeanne“. Ob die beiden Aufschriften zur selben Zeit auf der 170083
aufgebracht waren oder nacheinander, ist mir nicht bekannt. Später wurde sie umbenannt in „Happy Hunter II“.
In diesem Zusammenhang ist eventuell interessant, dass sie im Zuge der Umbenennung in Happy Hunter II im Bugbereich um-bzw. neulackiert
wurde. Das ist an den unterschiedlichen Grenzen der Ober- und Unterlackierung im Bugbereich ersichtlich.
170083 vor der Umlackierung:
http://www.stormbirds.net/images_variants/me262A-1aU4_photo1.jpg
170083 nach der Umlackierung:
http://www.ww2incolor.com/d/268774-2/WA-Me262_38_1#
Die 170083 sollte nach Cherbourg überführt werden, um von da mit der HMS Reaper in die USA verschifft zu werden. Sie stürzte aber während
des Fluges ab, wobei der Pilot Ludwig Hofmann mit dem Fallschirm abspringen konnte und überlebte.
Bilder von der Einbausituation der MK214A konnte ich nicht finden. Ich werde wohl meine Phantasie spielen lassen.
Aber da die Kanone elektrisch betrieben wurde, können ein paar Kabel und ein Schaltkasten nicht schaden.
Immerhin habe ich zu dem „Tubus“, der auf dem Bild von dorafan in Post #2 gezeigt wird, noch etwas herausgefunden.
Zitat aus einem Aktenvermerk über den Entwicklungsstand der MK214A bei Mauser in Oberndorf:
„Die Hülsenableitung ist nach der linken Seite auszuführen, damit keine Behinderung der Zuführschale durch die
ausgestoßene Hülse auftreten kann. Als Ableitung dient bei Fa.Mauser eine 4mm starke, nach innen offene, Blech-
röhre mit einem Radius von ca.350mm“
Auf diesem Bild ist das Auswurfloch neben der hinteren Bugfahrwerklappe deutlich zu sehen:
http://www.stormbirds.net/images_variants/me262A-1aU4_photo4.jpg
Damit ist die Angabe von dorafan bestätigt (nicht dass ich es nicht geglaubt hätte, ich wollte es nur selber lesen
)
Ob und wie ich das mit der Röhre im Modell mache, muss ich mir aber noch überlegen.
So weit, so gut. Ich hoffe, ich konnte damit ein wenig zur Klärung beitragen.
Bauen werde ich aber wohl die 111899. Der unlackierte Bug hat irgendwie was.
http://modelingmadness.com/scotts/axis/previews/hobbyboss/80372c.jpg
Und da sich die HobbyBoss Me262 so schön bauen lässt und ich ja auf ungewöhnliche Varianten stehe, werde
ich mit auch noch die Version U5 zulegen. Das ist dann die mit den sechs MK108 im Bug. Da ist dann die Bilderlage noch schlechter.
Wenn jemand meine Ergebnisse kommentieren oder ergänzen will, dann bitte ich ausdrücklich darum.
Ich bin für jede neue Erkenntniss dazu dankbar. Man lernt ja bekanntlich nie aus
Gruß
AE