Im Heft 2/04 schneidet Herr Frost in seinem interessanten Artikel über die frühen EF-Nummern auch das Thema der „EFo“-Bezeichnungen an. Dazu einige Erläuterungen:
Die in der Abteilung Kobü-Entwurf entwickelten Projekte erhielten die Bezeichnung „EF“. Das ist ja bekannt. Als Prof. Herbert Wagner 1935 zu Junkers kam, wurde ein Sonder-Kobü geschaffen, das die EF 61 konstruierte. Leiter dieses Kobü war Boris von Schlippe (1903-1973), der 1930 von Rohrbach zu Junkers gewechselt war. Nach Beendigung der Arbeiten an der EF 61 wandelte man dieses Kobü in eine selbstständige Forschungsabteilung um – auch „FSD-Forschung“ genannt – deren Leiter ebenfalls von Schlippe wurde. Diese Abteilung sollte sich mit grundsätzlichen Aufgaben beschäftigen, die für die Weiterentwicklung des Flugzeugbaues in der Zukunft von Bedeutung erschienen.
Einige der unzähligen Themenbereiche, die man untersuchte, waren: Transozean-Projekte, Dampfturbinenantrieb von Flugzeugen, Lorin-Triebwerk, Grundkonzepte zum TL-Triebwerk und TL-Flugzeug, Flugzeug mit rotierenden Tragflächen, Nachtanken in der Luft, Feuerlöschanlagen für Flugzeuge sowie Bugradversuche. Zu den letzten drei Aufgaben führte man auch Flugversuche unter Leitung der Forschungsabteilung durch. Das Kürzel der Forschungsabteilung im internen Schriftverkehr war „EFo“, manchmal auch „E.Fo“.
Mir liegt z.B. der Bericht EFo T.702 vom 14.04.39 zum Thema „Luftschraube mit veränderlichem Durchmesser“ vor. Es wurden von der Forschungsabteilung außerdem eigene Flugzeugprojekte entwickelt, die dann die Bezeichnung „EFo“ erhielten, so. z.B. die Strahlflugzeuge EFo 12 und 13 aus dem Jahre 1938.
Die Numerierung der EFo-Projekte der Forschungsabteilung erfolgte unabhängig von denen des Entwurfsbüros. Im Junkers-Buch von Wolfgang Wagner ist zu diesem Thema aber wieder nur die für ihn typische Mischung aus Dichtung und Wahrheit zu finden. Die Forschungsabteilung wurde etwa 1942 aufgelöst und die Reste in die Abteilung Kobü-Entwurf eingegliedert, deren Leiter Hans Gropler war.
Die vorstehenden Bemerkungen basieren in erster Linie auf Aussagen und Aufzeichnungen von Herrn K. Ulbricht, dem Stellvertreter Boris von Schlippes in der Forschungsabteilung, der glücklicherweise einige seiner in der Junkers-Zeit erstellten Arbeiten retten konnte.