Kompass-Aufbau
Hallo Herr Trauner,
vor der Einführung der Fernkompass-Anlagen waren in den deutschen Gerätebrettern der 1930er und 1940er Jahre überwiegend Magnetkompasstypen (Nahkompass, Führerkompass) eingebaut, die von der Seite ablesbar waren, im Unterschied zum Orter- oder Beobachterkompass, der von oben abgelesen wurde.
Der Aufbau war eigentlich immer der gleiche:
Ein Träger mit einer Rosette sowie einem Ablesestrich in einem kugelförmigen Gehäuse. Zur Dämpfung war das Gehäuse mit einer Flüssigkeit gefüllt (Kompassöl, Petroleum u.a.). Dahinter war üblicherweise eine Ausgleichsvorrichtung für die Volumenänderung der Flüssigkeit bei Temperaturschwankungen. Zusammen mit einem sphärischen Glas wirkte die Flüssigkeit wie eine Vergrößerungslupe vor der Rosette.
Dazu gab es außen am Gehäuse diverse Kompensiereinrichtungen, meist Röhrchen oder Kästchen, in die kleine Stabmagnete eingeschoben wurden.
Wegen der Flüssigkeitsfüllung wurde das Gerät von den Fliegern auch "Schnapskompass" genannt. In größeren Maschinen mit einer Fernkompassanlage wurden die Führer-Kompasstypen oft auch als zusätzlicher "Notkompass" eingebaut für den Fall dass die Fernkompassanlage ausfällt.
Es gab bereits in den 1920er Jahren mehrere Typen solcher Führerkompasse wie z.B. FK 5, FK 6, FK 13, FK 14, FK 16. Letzterer FK 16 war zwar klein vom Aufbau, aber nicht identisch mit dem Nachkriegs-FK 16 z.B. aus der Do 27.
Bis zur Einführung der 80 mm Norm (FALU-Norm oder auch amerikanische Norm; FALU = Fachausschuss für Luftfahrtnormen) war der Führerkompass meist auf einem Ständer montiert, so dass man ihn im Cockpit stehend oder hängend einbauen konnte. Dazu gab es auch stehende Geräte in Glockenform.
Ab 1933 bis 1945 gab es zum Einbau in die Gerätebretter in der großen 80 mm Norm:
Askania "Kleiner Emil" mit Metallgehäuse
Ludolph FK 5 mit Metallgehäuse (nicht identisch mit dem FK 5 der 1920er Jahre)
Ludolph FK 38 mit Bakelitgehäuse
Plath Z 7 und Z 10 mit Bakelitgehäuse und einer recht komplexen Aufhängung mit Gummischwingungsdämpfer (das Z kommt vom früheren Hersteller Zürn & Jackenkroll, den Plath übernommen hat)
Der FK 38 hat in den 1940er Jahren fast alle anderen Typen abgelöst. Nach 1945 wurde er von Ludolph baugleich nochmals als FK 5 vertrieben. Das war dann der dritte FK 5 in der deutschen Luftfahrtgeschichte!
Einige dieser verschiedenen o.a. Kompasstypen kann man auf der bereits zitierten Website anschauen oder z. B. auch in diversen Cockpit-Fachbüchern wie die von Merrick oder Cohausz oder in den Fach- oder Modellbauzeitschriften mit Cockpitbeschriebungen.
Viele Grüße
Cockpit