Zur Frage: Einfach neue HH-60 bauen?
Keine schlechte Frage! Ich kann sie nicht wirklich beantworten, aber . . .
- es MUSS über eine Ausschreibung laufen
Nicht unbedingt. Als Ersatz für die UH-1N der USAF (CVLSP) war im Gespräch, einfach von der Army neue UH-60 zu übernehmen. Grundlage dafür war wohl ein altes Gesetz aus dem 2. Weltkrieg...
Nach deutlich Kritik seitens GAO und anderer hat man aber wieder Abstand davon genommen.
Während die Blackhawks als Huey-Ersatz deutlich überdimensioniert waren, scheint die USAF für den CRH (bzw. CSAR-X 2.0) eigentlich etwas größeres im Blick zu haben. Vier Liegen in einem Blackhawk - da sollte man schon das Stapeln anfangen.
Dann machen wir uns mal an eine kurze Einschätzung der Bewerber:
1. Osprey:
Dürfte rausfallen, da zu teuer. Bell/Boeing selbst hatten ja beim ursprünglichen CSAR-X Wettbewerb die V-22 zurückgezogen.
2. CH-47:
Wenn es etwas größer (und beschussresistenter) sein darf...
Die ist für das Einsatzprofil aber eigentlich überdimensioniert und dürfte insbesondere im Betrieb zu teuer sein.
Von daher sehe ich sie nicht als Sieger.
3. UH-60M:
Wenn die USAF ihre Anforderungen auf ein Mindestmaß beschränkt, wären neue Blackhawks sicherlich der effizienteste Nachfolger für alte Blackhawks.
Die Ausschreibung scheint halt gerade an der Grenze zu sein. Vielleicht gibt es ja demnächst ein paar Blog-Beiträge auf ARES o.ä. die zeigen, ob die Ausschreibung gerade so noch den UH-60 einschließt oder diesen gerade so aus dem Bewerberfeld ausschließt... Beide Versionen würden eine klare Prioritätensetzung erkennen lassen.
Bezogen auf CH-47 und UH-60 bleibt insbesondere die Frage, wie stark die Air Force ein Übererfüllen der Anforderungskriterien belohnt. Läuft es wie bei der Tankerausschreibung (d.h. keine Boni für Übererfüllung), wäre der Chinook direkt draußen. Aber auch da müsste man die RFP in der Tiefe auswerten.
4. S-92:
Interessanter Kandidat. Allerdings ist gerade bei ihm fraglich, ob er die geforderte Höhenleistung bringt. Offensichtlich scheinen die dynamischen Komponenten die Größe des Hubschraubers ziemlich ausgereizt zu sein.
Dazu noch die ernüchternden kanadischen Erfahrungen und die Chancen sehen nicht mehr ganz so gut aus...
Laut Graham Warwick (aviationweek) scheint Sikorsky die auch nicht anbieten zu wollen, dafür aber sehr wohl UH-60.
5. EC-725:
Auf den ersten Blick dürfte sie die Kriterien recht gut erfüllen. Allerdings hat sie (wie andernorts beschrieben) keine Heckrampe und eine recht kleine Kabine.
Als positive Merkmale könnte man noch die guten Zuverlässigkeitswerte nennen (ok, mittlerweile gehen die des öfteren baden...) sowie die Erfahrungen mit der UH-72.
Nichts desto weniger bleibt EADS North America in der Wahrnehmung ein europäischer Hersteller - was für einen derart prestigeträchtigen Auftrag fast schon ein K.O.-Kriterium sein dürfte.
6. EH-101:
Auf dem Papier sicherlich der ideale Kandidat: Gute Größe, leistungsstark, moderne Auslegung. Mit NG hat AW auch einen US-Prime und dank der bestehenden AW139-Fertigung in den USA auch sonst ganz gute Argumente. Insbesondere letztere fehlte noch 2006 bei der CSAR-X-Vergabe.
Ein zweiter zentraler Knackpunkt 2006 könnte die Zuverlässigkeit gewesen sein, die damals ja alles andere als zufriedenstellend war und immer wieder thematisiert worden ist (so z.B. hier:
CSAR-X… “Canceled for Convenience”).
6 Jahre später sollte sich da einiges zum Besseren gewandelt haben - nicht zuletzt auf Grund der Erfahrungen im Irak und in Afghanistan.
Der Rest:
NH-90? Ähm, neee...
Mi-17? Hätte was...
Mi-38? Auch eher weniger...
Harbin Z-8 oder Avicopter AC313? Naja, auch die USAF muss sparen.
Also ich sehe derzeit die Chancen zwischen UH-60M und EH-101 50:50 verteilt.