DC-6B Baujahr 1951 mit Wassereinspritzung?

Diskutiere DC-6B Baujahr 1951 mit Wassereinspritzung? im Luftfahrzeugtechnik u. Ausrüstung Forum im Bereich Grundlagen, Navigation u. Technik; Hallo zusammen, ich habe mal gelesen, das die Sternmotoren dieses Flugzeugtyps Wassereinspritzpumpen eingebaut hatten, diente das der...

MikeBravo

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Hallo zusammen,

ich habe mal gelesen, das die Sternmotoren dieses Flugzeugtyps Wassereinspritzpumpen eingebaut hatten, diente das der Leistungssteigerung? Etwa beim Start? Und: Hatte eine Maschine dieses Baujahrs Radarausrüstung an Bord oder wurde diese ab wann nachgerüstet? Mich würde interessieren, ob eine Maschine dieses Baujahrs voll Blindflugtauglich war...
 
Taliesin

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Ich kenne Wassereinspritzung nicht aus Kolbenmotoren, sondern nur aus Strahltriebwerken. Bei Strahltriebwerken erlaubt die Wassereinspritzung vor der Turbine höhere Brennkammertemperaturen, die Wassereinspritzung senkt die Temperaturen allerdings so stark ab, dass unverbrannte Kohlenwasserstoffe nicht weiter reagieren, was zu stark erhöhtem Rußaustoß führt. Der Ruß wäre zwar auch ohne Wasser vorhanden, hätte aber bei höheren lokalen Temperaturen die Möglichkeit weiter zu reagieren und auf dem Weg zur Düse fast völlig zu verschwinden. Die Wassereinspritzung erhöht auch den Massenstrom, was auch den Schub leicht steigert.
Ich gehe mal davon aus, dass es starke Parallelen gibt zu den Kolbenmaschinen. Man spritzt Wasser ein, weil man die erhöhte Leistung braucht, aber verhindern möchte, dass einem die Auspuffrohre durchschmelzen. Wassereinspritzung direkt in den Zylinder macht eigentlich keinen Sinn, dann kann man das Wasser auch direkt in den Treibstoff tun, was genauso sinnfrei ist
 
Junkers-Peter

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Du hast aber nicht mal zufällig Physik in der Schule gehabt?:FFEEK:

Mal gaaanz einfach erklärt: Wasser wird über eine Düse fein vernebelt in den Ansaugkanal eingespritzt und kommt mit heißer verdichteter Luft in Berührung, Wasser verdunstet, Luft wird kälter, kältere Luft enthält mehr Sauerstoff pro Volumeneinheit, bedeutet intensivere Verbrennung, Kolben wollen sich schneller auf und ab bewegen, es wird mehr Leistung erbracht. Noch besserer Effekt wird erzielt, wenn gleichzeitig mit dem Wasser ein weiterer Brennstoff z.B. Methanol eingespritzt wird.

Viele Grüße
Peter
 
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Katertoni

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:confused: wo kommt denn das "mehr" an Sauerstoff her... ?? das Luftgemisch um das Fluggerät hat doch so ziemlich immer die gleichen prozentualen Bestandteile?
Ich vermutete aus meinem mageren Maschinenbauerwissen, dass sich das gesamtvolumen des Luftgemisches mit der Temperatur etwas ändert... :blush2:
 
Junkers-Peter

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Ich verstehe jetzt den Einwurf nicht so ganz. Eine gegebenes Volumen Luft enthält z.b. bei -30°C mehr Sauerstoff als bei +30°C, die Luft ist dichter. Deshalb auch die Innenkühlung mittels Wasser oder eines Wasser/Brennstoffgemischs, damit mehr Sauerstoff zur Verbrennung zur Verfügung steht.

Die Leistung von Gasturbinen hängt ja auch stark von der Temperatur der Ansaugluft ab. Bei stationären Anlagen wird mitunter vor den Ansaugfiltern eine "Wasserwand" erzeugt, um die Temperatur zu senken.

Viele Grüße
Peter
 
Poze

Poze

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Um mal die ursprüngliche(n) Ausgangsfrage(n) zu beleuchten:

Die DC-6 hatte Motoren des Typs P&W R-2800 eingebaut. Von diesen Motoren gibt es auch Versionen mit Wassereinspritzung, die in frühen Versionen der DC-6 eingebaut waren. Die DC-6B hatte serienmässig Motoren der Version R-2800-CB16 oder -CB17 eingebaut, die normalerweise keine Wassereinspritzung hatten.

Alle DC-6B haben eine Radarnase, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass auch ein Radar eingebaut war.
 

schlund

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Moin allerseits,

die Kühlung bei möglicher Höchstleistung spielt hier die Rolle.
Zur zusätzlichen Kühlung (zus. zu Luft und Öl) wird bei hohen Leistungen ein reiches Gemisch von
1:10 verwendet. Das bringt allerdings nicht die höchste Leistung.
Bei höherer Leistung und einem Gemisch von 1:12,5 erhöht sich die Temperatur am Kolben und im Zylinderkopf überproportional,
die Flammenfront breitet sich statt mit 22 m/s mit ca. 30 m/s aus, der Motor klopft heftig (detoniert).
Unter diesen Umständen können Kolben und Zylinder zerstört werden.
Jetzt wird eine Wasser-Methanol Mischung zum Sprit eingespritzt. Das wird auch als ADI
(anti-detonation-injection) bezeichnet.
Damit wird der Kraftstoffüberschuss ersetzt und der Motor kann durch die verbesserte Innenkühlung
mit einem etwa 2 in.HG höheren Ladedruck betrieben werden, was einer Leistungssteigerung von
12% -15% entspricht. Dieser Zustand darf aber nur kurze Zeit (beim R-2800 ca. 5 min.) betrieben
werden, z.B. bei Start und Landung. (Bei der Corsair auch sonst, emergency genannt...)
Hier die Daten für den R-2800 CB 17, der auch mit W/M- Einspritzung an der späten DC6-B betrieben wurde:

trockene Startleistung von 2200 BHP bei 60 in.HG,
bei W/M Einspritzung 2500 BHP mit 62 in.HG Ladedruck.
Das sind 12% mehr Leistung
Da das hälftige Wasser/Methanolgemisch stark korrodierend wirkt, wird noch ca. 1% Korrosionsschutzöl dazu gegeben.

Beste Grüße,
Michael
 

MikeBravo

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Hallo, liebe Beitragsschreiber,

vielen Dank für eure fachmännischen Antworten! Muß allerdings mal fragen ob es nur einen zentralen Tank für das Wasser-Methanol-Gemisch für alle 4 Motoren gab oder für jedes Triebwerk jeweils einen...wieviel Liter passten da rein?
Wegen der Radarausrüstung nochmal: Sehe auf allen historischen Aufnahmen aus dem Cockpit keinerlei Beobachtungsschirme und Wetterradar gab es damals ja auch nicht...wie habe ich mir die damalige Radar-Einbautechnik vorzustellen?

Ich hätte auch gerne von euch gewußt, ob mir jemand von euch Cockpitbilder und Bücher über die frühen Baumuster (1951) der DC-6B empfehlen kann und ob es irgendwelche Links gibt, die mich zu Ersatzteil- und Baugruppenlisten dieser frühen Flugzeugbauversion näherbringen. Es müssen auch noch irgendwelche Schulungsunterlagen existieren...
Weiß jemand, wo eine alte DC-6B in Deutschland ausgestellt ist? Evtl. in Sinsheim?
 
Poze

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... Weiß jemand, wo eine alte DC-6B in Deutschland ausgestellt ist?
So richtig viele kannst du in Deutschland und Europa nicht mehr finden und schon gar nicht Baujahr 1951.

Die einzig verbliebene DC-6 in Deutschland steht hier:
Gesundheitszentrum Bad Laer

Diese dürfte bekannt sein und ist gelegentlich auch über Deutschland zu sehen:
The Flying Bulls

Die soll auch bald wieder fliegen:
Cloudmaster of 1958

Und am kommenden Samstag schau ich mal hier rein:
AIRBASE - DC-6 Diner
 

MikeBravo

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Hallo, Poze,

nochmals Danke für deine Antwort. Sind ja wirklich recht interessante Links und Vitamine für meine Augen....:)
Grade die in Norddeutschland ausgestellte DC-6B interessiert mich, ist aber leider! recht weit weg....Werde mir alternativ meine eigene zulegen, ähhh- natürlich als Modell! :)
 
Poze

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Ok, ich hatte angekündigt am Samstag mal zu schauen, hier nun meine aktuellen Bilder aus Coventry. Zunächst die G-SIXC, die nun zu einem noblen Restaurant umfunktioniert ist. Ich habe hier auch noch einen kleinen Clip von einem Motorwechsel in Frankfurt 2003, als der Flieger noch aktiv war:
http://www.pozefilm.de/video/dc6.wmv
 
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Poze

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Dann noch ein Bild von der G-APSA. Laut Webseite soll sie ja 2014 wieder fliegen, sieht aber momentan irgendwie nicht danach aus. Die ist zuletzt 2008 geflogen und nun ist erst mal eine Überholung fällig bevor die wieder fliegen kann. Ich hab hier noch ein Video von 2007 als sie noch in KLM Farben in Hamburg vorgeflogen wurde:
Douglas DC-6 Video Clip
 
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MikeBravo

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Hallo, Poze,

vielen Dank für die tollen Bilder und Videos!! Vitamine für meine Augen...Habe die beiden Flieger beim Aviation-Center Berlin.de als Metallmodelle gesehen und auch bei uns im Airportshop Nürnberg. Werde mir aber ein Modellbau-Set kaufen, hoffentlich finde ich eine sehr frühe Baureihe...da kann ich mein individuelles Flugzeug bauen und lackieren, von dem es beim Verlusttag weltweit nur noch eines in der Lackierung gab (weiß, breiter roter Streifen, schmaler schwarzer Streifen) war eine zur Frachtmaschine umgebaute DC-6B der (1974) Isländischen FLUGGESELLSCHAFT "FRAGTFLUG".

Viele Grüße

MikeBravo
 
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