Da zeigt sich, dass "High Tech" nicht unbedingt verkaufsfördernd sein muss. Im Rahmen der Kolbentriebwerkstechnologie waren die Connies und DC-7 alle allererste Sahne. Nur war eben diese Technologie nicht mehr gefragt und sie verschwanden in Nischen und dann recht schnell gänzlich.
Die "Low tech" Verwandten dieser Flugzeuge (z.B. DC-3) hingegen waren einfach genug um von der breiten Masse der zweiten luftfahrerischen Revolution (Erschließung des Hinterlands in abgelegeneren Regionen) genutzt zu werden.
Die Chancen stehen immerhin nicht schlecht, dass die alte DC-3 ihr hundertjähriges Dienstjubiläum noch feiern kann - ist nur noch 23 Jahre hin
Hauptsache grüne Zahlen für den Hersteller oder anhand von innovativen Neuerungen oder etwas komplett anderes.
Stellt sich die Frage, welche Flugzeuge wir betrachten.
Militärflugzeuge? => Missionsspektrum muss abgedeckt werden
Zivilflugzeuge? => "Treffen" der Nachfrage und dementsprechende Absatzzahlen
Zunächst ist die Entwicklung ja eine Investition für den Hersteller. Daher zählen die "Grünen Zahlen" auf jeden Fall dazu.
Festmachen an den Entwicklungen ist eher zweischneidig. Nehmen wir als Beispiel die L1011 - zweifelsohne das am weitesten entwickelte Flugzeug seiner Zeit (und teilweise auch weiter entwickelt als die Flugzeuge der Folgegeneration).
Technologisch war das Flugzeug ein Traum (auch für die Besatzungen), aber die Wartung und Instandhaltung war komplex und wurde nur von wenigen Airlines wirklich beherrscht.
Zusammen mit der nicht ganz marktkonformen Entwicklung der Langstreckenvariante (zu klein), war das Flugzeug insgesamt ein wirtschaftlicher Fehlschlag für Lockheed - der Zweite nach der L188 Electra, die vom Jetfieber zerlegt wurde (und von einem Resonanzproblem in der TWK-Aufhängung, wodurch zwei Flugzeuge im Flug ihre Tragflächen abwarfen).
Nach der L1011 hat Lockheed nie wieder ein eigenständiges Zivilflugzeug gebaut.
Es gibt allerdings auch Gegenbeispiele - wie die MD-11 zum Beispiel. An sich ein top Flugzeug (das Cockpit ist damals absolute Spitze gewesen), aber eben nur eine lauwarm aufgebrühte DC-10. Was mit der MD-80 bis zur Einführung des A320 ganz gut klappte, war mit Einführung des A340 und der 777 in der MD-11 Liga ein grobes Eigentor.
Das Flugzeug hatte ein enormes Reichweitenproblem bei seiner Einführung, was wichtige Kunden (AA und SIA) vergraulte (SIA bestellte den Vogel direkt wieder ab). Selbst nach der mühsamen Behebung der Leistungsprobleme lief der Verkauf nur schleppend. Gegen Ende der 90er gab es eine Renaissance auf dem Frachtermarkt und zeitweise gab es nicht genug MD-11 Frachter, aber seit Einführung der 777F ist auch dieser Markt passé. Die MD-11 war der wirtschaftliche Sargnagel für MDD (die ja schon mit der DC-10 ordentlich geblutet hatten).
Die Entscheidung von Boeing die MD-11 zu killen war sicherlich richtig, wenn auch mMn. ein paar Jahre zu früh.
Der Schlüssel zum Erfolg ist, auf die richtige Entwicklung zum richtigen Zeitpunkt zu setzen. Dafür sind ordentliche Marktanalysen unerlässlich. Ein Flugzeug, das technologisch top ist, sich aber nicht verkauft, kann auch keinen langfristigen Einfluss auf die Industrie haben.
Dass "die richtige Entwicklung" Interpretationsspielraum lässt, zeigt Boeing, indem sie seit 40 Jahren im Prinzip den selben Airframe immer wieder überarbeiten (Evolution <=> Revolution) und erfolgreich verkaufen. Neuentwicklungen bringen also derart große Risiken mit sich, dass sie möglichst vermieden werden.
Das ist auf den technologischen Ebene vielleicht schade, aber Beispiele wie die 787 und der 380 haben ganz gut gezeigt, warum Hersteller so denken.