Lockheed 9 „Orion“ der Swissair

Diskutiere Lockheed 9 „Orion“ der Swissair im Props bis 1/72 Forum im Bereich ROLLOUTS - Die Bilder Eurer Flieger !; Das Verkehrsflugzeug Lockheed Model 9 „Orion“ läutete eine neue Ära des Luftverkehrs ein. Aerodynamisch gut durchgeformt, mit glatter Oberfläche...
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Das Verkehrsflugzeug Lockheed Model 9 „Orion“ läutete eine neue Ära des Luftverkehrs ein. Aerodynamisch gut durchgeformt, mit glatter Oberfläche, einem leistungsstarken Sternmotor und Einziehfahrwerk begann mit diesem Flugzeugtyp der planmäßige Luftverkehr auf mehreren Express-Strecken. In Europa wurden zwei knallrot lackierte Exemplare von der soeben neu gegründeten Swissair eingesetzt. Die Maschinen erregten durch ihre Leistung (und ihr Aussehen) großes Aufsehen. Diese „Ferraris der Lüfte“ regten die Lufthansa dazu an, Schnellflugzeuge entwickeln zu lassen (bei Heinkel & Junkers) und ebenfalls einzusetzen, um sich dem Wettbewerb im Schnellverkehr zu stellen.

Wie im Baubericht beschrieben, soll mein Modell die im Museum (Verkehrshaus der Schweiz in Luzern) ausgestellte Maschine darstellen. Interessanterweise ziert diese Maschine das aktuelle Sonderheft des Fana de l’Aviation, siehe Fana Hors-Série N°*51 - 1919 - 1939*: L’aviation américaine conquiert le monde - Michel Bénichou bzw. http://www.journaux.fr/images/revues/L8663H.jpg .

Die dort fiktiv über Paris gezeichnete Maschine ist exakt die aus dem Museum. Dies erkennt man an den Nieten des Metallrumpfes und an der fehlenden zentralen Motorverkleidung. Aber sei‘s drum, dieses Flugzeug ist ja wohl gerade deshalb auf dem Titelbild, weil es den zu Beginn der 30er Jahre einsetzenden weltweiten Vorsprung der amerikanischen Luftfahrttechnik auffallend symbolisiert.

Man sollte Herrn Zimmermann (siehe weiter unten) auch heute noch zum Kauf der beiden roten Orion gratulieren. Es war eine mutige und weitsichtige Entscheidung, wie man dem oben Geschriebenen und dem Folgenden entnehmen kann, wobei ich mich im Weiteren an den Artikel von Mike Hooks halte: The Orion Effect, Aeroplane September 2012.
 
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Die Orion basierte auf dem Schulterdecker Vega, verwendete aber einen Flügel in Tiefdeckeranordnung. Sie war in Holzbauweise gebaut und hatte das Einziehfahrwerk der Altair, das seinerzeit auch für Lockheed eine Innovation darstellte. Der neue Entwurf zog Aufträge von mehreren amerikanischen Fluglinien an, die ihn für ihre Expressdienste verwenden wollten, so dass die Gesamtproduktion 35 Exemplare erreichte, inklusive eines Exemplars, das man aus einer Altair mit Metallrumpf umbaute (die heutige Museumsmaschine im Schweizer Verkehrshaus).



 
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Es gab verschiedene Versionen der Orion, die mit unterschiedlichen Motoren angetrieben wurden, darunter Pratt & Whitney Wasp von 410 bis 550 PS, bis hin zum 575 PS Wright Cyclone der Orion 9B, die von der Swissair bestellt wurde. 16 amerikanische Orions gingen zwischen November 1931 und Dezember 1936 bei Unfällen verloren, zwei weitere 1941 und 1947. Die Fluggesellschaft American Airlines verlor 4 von ihren 6 gekauften Exemplaren.



 
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Als die Swissair 1931 durch Fusion der Balair mit Ad-Astra Aero entstand, setzte sie eine gemischte Flotte aus Dornier Merkur und ein- sowie dreimotorigen Fokker F.VII ein. Die Airline war also noch ganz neu als Balthasar „Balz“ Zimmermann, einer der Swissair-Gründer und seinerzeit Leiter des Flugbetriebs, Leistungsdaten der Orion studierte, nach Amerika reiste und zwei Exemplare bestellte, vordringlich für den Einsatz auf einer Express-Route.
 
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Die Zustimmung des Eidgenössischen Luftfahrtbüros zu bekommen war nicht einfach, denn dort hatte man zuvor gefordert, dass aus Sicherheitsgründen auf allen internationalen Linien dreimotorige Flugzeuge eingesetzt werden sollten. Die einmotorige Orion hatte keine Funkausrüstung und das Einziehfahrwerk wurde von manchen als ein gefährlicher Rückschritt betrachtet.
 
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Die Betriebsgenehmigung wurde schließlich erteilt und Zimmermann reiste erneut nach Amerika um die beiden Flugzeuge in Empfang zu nehmen. Die übliche Kabineneinrichtung für den Flugverkehr sah 6 Sitze vor. Swissair erwartete jedoch ein höheres Aufkommen an Gepäck und Luftpost auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken und entschied sich daher für lediglich 4 Sitze.
 
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Die beiden Orion wurden zusammen mit Ersatzteilen über den Atlantik nach Antwerpen verschifft, von wo sie per Bahn am 7. April 1932 in Dübendorf eintrafen. Fünfzehn Tage später wurden die ersten Testflüge durchgeführt und der Eröffnungsflug des Orion-Express-Services wurde am 2. Mai von Zürich nach Wien über München durchgeführt.
 
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Der Lufthansa wurde mitgeteilt, dass der Abschnitt Zürich-München 50 Minuten benötigen würde, aber die Deutschen antworteten, dass das ein Fehler sei - sicher war 1 Stunde 50 Minuten gemeint? Tatsächlich wurden die 242 km in 60 Minuten überwunden und die gesamten 610 km von Zürich nach Wien in durchschnittlich 140 Minuten. Dies war schneller als das aktuelle Schweizer Jagdflugzeug, die Dewoitine D.27!
 
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In den ersten sechs Betriebs-Monaten des Orion-Services wurden 82 Prozent Auslastung, 94.8 Prozent Regelmäßigkeit und 86.3 Prozent Pünktlichkeit erzielt. Zahlen, die niemals zuvor von einer anderen Route erreicht wurden. Die Nachfrage stieg so rasant an, dass man ab Juni 10 Franken Aufpreis verlangte - der ohne Beschwerden bezahlt wurde!
 
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Aufgrund der erhöhten Nachfrage musste die Fluggesellschaft nach einem größeren Nachfolger Ausschau halten. Dieser wurde erneut in Amerika gefunden. Dieses Mal war es die Clark GA-43A mit zehn Sitzplätzen und einer vergleichbaren Reisegeschwindigkeit. (Im Vergleich zur Lockheed Orion deutlich weniger elegant, aber seinerseits ebenfalls sehr modern)
 
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Die Orions der Swissair trugen die Modellbezeichnung 9B. Die Werknr. 189 war zunächst als X12231 registriert, wurde zur CH-167, dann HB-LAH und Werknr. 190, ex X12232 wurde zu CH-168, später HB-LAJ. Allerdings ist es möglich, dass die HB-Markierungen auf der zuletzt genannten Maschine nie angebracht wurden, denn beide wurden zusammen mit der DC-2 HB-ISA und der Clark GA-43A HB-LAM nach Spanien verkauft, um im Spanischen Bürgerkrieg verwendet zu werden. Eine ging zur LAPE Luftlinie, die andere wurde von der republikanischen Luftwaffe für Verbindungs- und Transportaufgaben verwendet. Dies waren die einzigen Orions, die in Europa verwendet wurden, denn Douglas konnte mit der DC-2 rasch nachlegen, und dieser Typ änderte alles und lies die stoffbespannten Verkehrsflugzeuge der frühen 1930er Jahre augenblicklich veralten.
 
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Eine Orion hat überlebt. Sie wurde als Lockheed Altair DL-2A, Werknr. 180 mit der Zulassung X12222 mit einem Metallrumpf gebaut. Sie wurde ab September 1931 an die Transcontinental & Western Air (TWA) verliehen, hatte aber nur ein kurzes Leben, da sie im darauffolgenden Monat bei einer Landung mit eingezogenem Fahrwerk beschädigt wurde. Als Orion 9C Special wiederaufgebaut, hatte sie einen 500 PS Wasp-Motor und wurde zur einzigen Orion mit Metallrumpf. Sie wurde von Shell gekauft und öfters von Jimmy Doolittle als NC12222 „Shellightning“ geflogen. Shell hat sie im Mai 1936 nach einem Unfall ausgemustert. Sie wurde wiederaufgebaut und ging 1938 an Paul Mantz, dann durch die Hände fünf anderer Eigentümer, bis sie Mantz 1955 wieder zurück kaufte.
 
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Im Freien aufgestellt, litt die Maschine bis 1976 als sie vom Schweizer Verkehrshaus in Luzern aufgekauft wurde. Sie wurde vom Orange County Airport, Los Angeles über New York nach Frankfurt/Main in einem Boeing 747F Frachter der Seabord & Western Airline geflogen. Nach einem Straßentransport kam sie am 10. November 1977 in Zürich an, wo sie dem „Fokker-Team“ übergeben wurde, das aus 34 ehemaligen Swissair-Mitarbeitern bestand (und seinen Namen von der Restaurierung der Fokker F.VII des Verkehrshauses hat). Die Maschine war aufgrund korrodierter Metallteile in keinem guten Zustand. Die Holzflügel zeigten Alterungserscheinungen und der Motor lag in Stücken und benötigte etwa 2500 Arbeits-Stunden, aber das Team baute die Maschine für Ausstellungszwecke wieder auf. Dies hängt auch mit der Entscheidung zusammen, die einzige überlebende Orion nicht erneut fliegen zu lassen. Obwohl sie einen Metallrumpf hat, im Unterschied zu den Swissair-Maschinen, unterschied sie sich äußerlich „nur“ anhand einer kleinen Lufthutze auf der Oberseite der Motorhaube.



 
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Nachdem die Maschine für Anpassungszwecke viermal zusammengebaut und wieder zerlegt worden war, wurde sie zum fünften Mal am Züricher Flughafen zusammengebaut. Der Motor wurde getestet und die Orion rollte mit eigener Kraft über das Vorfeld, sehr zur Freude der Zuschauer, vergl. Orion Fotos Juli 1978. Sie wurde erneut zerlegt und mit Lastwagen nach Luzern gebracht. Dort wurde sie am 10. August 1978 im Beisein von Jimmy Doolittle und dessen Frau dem Direktor des Verkehrshaus Alfred Waldis übergeben. Nach der Zeremonie fuhr die Orion auf einen Platz in der Nähe der Coronado des Museums, wo sie nochmals zerlegt wurde, um dann im Museumsgebäude wieder aufgebaut zu werden. Dort hat sie nun ihren Platz als glänzendes Beispiel für die Arbeit ihrer Restauratoren neben anderen Schweizer Flugzeugen gefunden.
 
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Hier zum Abschluss noch ein Blick auf Details des Modells: Venturi-Rohr hinter der Motorverkleidung (eine wirklich seltsame Anordnung dafür), „Gehweg“ und Ösen zur Aufhängung quer zur Flugrichtung auf dem Flügel (auch sehr seltsam), silberner Handgriff an der Tür und ein roter Haltegriff zwischen den Fenstern.
 
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juergen.klueser

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Uli, das ist wieder mal ein Roll-out mit Vorbildcharakter. Erstmal eine attraktive Idee, das Museumsflugzeug als Modellvorbild zu nehmen, das Modell selbst super umgesetzt. Die Präsentation der Bilder ist erste Sahne und die geschichtliche Darstellung ist richtig spannend zu lesen und sehr informativ. :TOP::HOT:
 
popeye

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Da hat sich das weiter "lauern" ja richtig gelohnt :D:

Nicht, dass ich etwas Anderes erwartet hätte, aber dieser Rollout übertrifft jetzt ohne Schmäh alles bisher von Dir hier Vorgestellte.

Natürlich bin ich aufgrund meiner Interessen voreingenommen. Aber diese Präsentation würde es verdienen, auch ausserhalb des FF greifbar zu sein.
Die Kombination von Modellbau, historischen Fakten und Bildern, die beidem gerecht werden ist für jeden Interessierten der Aviatik sicher ein Genuss.

Danke und Gratulation, Rolf


PS: das letzte Bild des Bauberichtes ist mein absoluter Favorit :TD:
 
Übafliaga

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Ach, ich muss erst andere bewerten bevor ich dir (schon) wieder einen Grünen geben darf! Was mach ich denn jetzt? :dejection:

:!:

:applause::applause::applause::applause::applause::applause::applause::applause::applause::applause::applause: usw.

MfG
ein Fan deiner Rollouts
 
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Hallo zuammen,

Hauptsache es gefällt (trotz kleiner Patzer)

Danke fürs Feedback :)
 
popeye

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..... Venturi-Rohr hinter der Motorverkleidung (eine wirklich seltsame Anordnung dafür)........
Ohne Wartungshandbuch ist's zwar nur meine Hypothese:

Ich bin fast überzeugt, dieses Venturi war einzig die Unterdruck-Quelle für die Instrumente. Da war die Position in der beschleinigten Abluft des Motors nur von Vorteil.

Rolf
 
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