Ryanair: Fast-Kollision bei Hahn

Diskutiere Ryanair: Fast-Kollision bei Hahn im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; Hallo, da muss ich mich direkt mal einmischen, das hat mich neugierig gemacht. da steht 185m, kann ich mir gar nicht vortstellen. So genau soll...

bertt

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Eine Boeing B737 der irischen Billigairline stieß beim Landeanflug auf den deutschen Flughafen beinahe mit einem Segelflieger zusammen.
Dafür, dass die Situation ziemlich ernst war, blieben die Ryanair-Piloten gelassen. Sie waren mit ihrer Boeing B737 in Alghero in Italien gestartet und befanden sich gerade im Anflug auf den Flughafen Frankfurt-Hahn. Als sie kurz nach 17:30 Uhr auf einer Höhe von rund 2000 Metern flog und vom Lotsen schon die Freigabe auf rund 1500 Meter zu sinken hatte, entdeckte der Kopilot laut einem Bericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung BFU ein Segelflugzeug. Das kam dem Ryanair-Flieger mit 108 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern ziemlich nah.

Laut BFU gab die Besatzung an, dass der Segelflieger rund 30 Meter unter ihrem Flugzeug flog. Der geringste seitliche Abstand betrug laut Aufzeichnungen des militärischen Radars der Bundeswehr rund 185 Meter.

Im Sichtflug unterwegs
Auf dem Radar der Fluglotsen tauchte der Segelflieger nicht auf, da er auf Sicht flog und keine Radar-Instrumente an Bord hatte. Die Identität des Segelpiloten ist den Behörden nicht bekannt. In dieser Höhe hätte er sich ohne die nötige Ausrüstung nicht aufhalten dürfen.
Die Piloten ließen sich von der Begegnung nicht aus der Ruhe bringen. «Äh, nur damit ihr's wisst, wir sind vor etwa zwei Meilen einem Segelflieger begegnet», so ihre Durchsage laut Informationen des BFU. Laut den Aussagen des Kopiloten war es ein in Deutschland registriertes Segelflugzeug mit orangen Streifen.
Ryanair bemängelt gegenüber die Sicherheit im Luftraum, in dem sich der Flieger befand. «Ryanair hat sowohl der IAA als auch den deutschen Behörden von diesem Vorfall berichtet», so eine Sprecherin. «Die unkontrollierte Aktivität des Segelfliegers stellt ein Sicherheitsproblem dar, mit dem sich nun die die deutschen Behörden und die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) umgehend befassen müssen.»
Hallo, da muss ich mich direkt mal einmischen, das hat mich neugierig gemacht. da steht 185m, kann ich mir gar nicht vortstellen. So genau soll man das sehen, auf 5m genau??? ich meine,da müsste man doch direkt die Umrisse der einzelnen Flugzeuge erkennen, wenn das Radar so genau ist ??? :headscratch:

Und ist es normal, dass die Bundeswehr das überwacht/aufzeichnet, oder war das Zufall? Oder überwachen die grundsätzlich immer alles?

Und die Fluglosten wiederum sehen nicht alles? Was sehen denn die Fluglotsen?

Entschuldigt, falls das eine dumme Frage ist aber das hat mich neugierig gemacht.
 

Talon4Henk

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Nun die Fluglotsen haben eigentlich nur noch Sekundärradar, also sehen die nur etwas was mit einem Transponder ausgestattet ist. Die militärischen Radargeräte sind Primärradare, dort sieht man eben alles was zurückstrahlt, auch Vogelschwärme oder eben Segelflugzeuge. Und ja, man kann das sehr genau vermessen.
 

bertt

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Danke für Deine Antwort. Also wenn ich es richtig verstehe, gehen die Fluglotsen davon aus, dass in ihrem Luftraum nur das unterwegs ist, was da sein darf.
Und wenn nun Vogelschwärme da sind? Wird da ein Ausweichen empfohlen? Wenn ja, braucht man dafür die Mithilfe der Bundeswehr?:confused:
Und läuft das Radar der Bundeswehr immer? Ich meine wir befinden uns ja nicht im Krieg...
 

Talon4Henk

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Nein, da gehen weder Fluglotsen noch Luftfahrzeugbesatzungen von aus. Es gibt halt Dinge, die kann man auf einem Sekundärradar nicht sehen, deshalb sitzen in einem Verkehrsflugzeug ja vorne zwei Leute, die durch die Windschutzscheibe nach vorne schauen können und sollen.
Die Radargeräte der Streitkräfte laufen eigentlich immer, aber die Radaroperateure haben normalerweise keinen Funkkontakt zu den zivilen Maschinen.
 

LFeldTom

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Hallo, da muss ich mich direkt mal einmischen, das hat mich neugierig gemacht. da steht 185m, kann ich mir gar nicht vortstellen. So genau soll man das sehen, auf 5m genau??? ich meine,da müsste man doch direkt die Umrisse der einzelnen Flugzeuge erkennen, wenn das Radar so genau ist ??? :headscratch:
Auch wenn die Präzision des militärischen Equipments sehr gut ist, tippe ich in dem Fall schlicht auf 0,1NM (Nautische Meilen). Die Genauigkeit wird dann durch die Umrechnung suggeriert.

Auflösung der Entfernung ist nicht gleich Auflösung des Objekts. Die älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an Nadeldrucker, deren Genauigkeit z.B. mit 360dpi angegeben wurde, weil diese die Druckposition mit dieser Genauigkeit ansteuern konnten. Der Punkt selber war dann deutlich größer.
 
krohmie

krohmie

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Zur Versachlichung:

Wir sind im Luftraum Echo

Der Segelflieger war dort legal unterwegs.
Als Segelflieger muss er keinen Tranponder haben und im Echo auch keinen Funktkontakt zur Flugsicherung halten,
deshalb war er für den Fluglotsen (in der Regel nur Sekundärradar) nicht sichtbar.

Rechtlich bekommt IFR Verkehr im Luftraum E eine Stafffelung zu IFR Verkehr und (wenn möglch) Verkehrshinweise zu VFR Verkehr.

Ansonsten gilt auch für IFR Verkehr im Echo "See and avoid", letzteres ist sicher nicht immer praxisgerecht und ging hier fast schief. Ich bin nicht sicher wie intensiv hier die Luftraumbeobachtungvon Seitens des Airliners war.

Gegenüber einem Segelflieger wäre rechtlich übrigens die Ryanair ausweichpflichtig gewesen, was dann wohl gar nicht mehr praxisgerecht ist.
 

ChiNO

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Nun die Fluglotsen haben eigentlich nur noch Sekundärradar, also sehen die nur etwas was mit einem Transponder ausgestattet ist. Die militärischen Radargeräte sind Primärradare, dort sieht man eben alles was zurückstrahlt, auch Vogelschwärme oder eben Segelflugzeuge. Und ja, man kann das sehr genau vermessen.
Je nach Gebiet gibt es in Deutschland schon noch eine recht gute Primärabdeckung für zivile Lotsen. Diese kommt von den vorhandenen Radaranlagen. Neue (zivile) Primäranlagen sollen glaube ich nicht errichtet werden.
Ich kann jetzt zwar nur für das mittlere Ostdeutschland sprechen, aber da habe ich auch schon größere Vogelschwärme als Primärziel auf dem Radar gehabt. Und auch wenn in Klix oder so wieder größere Segelflugevents stattfinden, haben wir regelmäßig "Primärzielwolken" auf dem Radar. Ein allein fliegendes Segelflugzeug sieht man aber auf dem Radar wahrscheinlich eher nicht und um so tiefer es fliegt, desto schwieriger wird es zusätzlich noch. Kleinere Motorflugzeuge dagegen sehen wir z.B. rund um Berlin regelmäßig als Primärziel und geben entsprechend Traffic Information.
 

ChiNO

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Danke für Deine Antwort. Also wenn ich es richtig verstehe, gehen die Fluglotsen davon aus, dass in ihrem Luftraum nur das unterwegs ist, was da sein darf.
Und wenn nun Vogelschwärme da sind? Wird da ein Ausweichen empfohlen? Wenn ja, braucht man dafür die Mithilfe der Bundeswehr?:confused:
Und läuft das Radar der Bundeswehr immer? Ich meine wir befinden uns ja nicht im Krieg...

Einfach ausgedrückt gibt es verschiedene Luftraumklassen. Je nach Klasse gibt es Lufträume, die man nur mit Flugsicherungsfreigabe befliegen darf. Über FL (Flugfläche) 100, das sind 10000 Fuß, z.B. fliegt man nur mit Freigabe. Darunter, wie bereits angesprochen, teilt man sich i.d.R. den Luftraum mit unkontrolliertem Verkehr. Rund um große Flughäfen allerdings setzt sich der geschützte Luftraum (nennt sich Luftraum C) auch unterhalb von FL100 fort, um an- und abfliegenden Verkehr zu schützen. In Hahn gibt es das nicht und man bewegt sich im angesprochenen Luftraum E, wo die Flugsicherung tagsüber nur den IFR Verkehr kennt und die Piloten auf VFR Verkehr achten müssen. Aus eigener Erfahrung denke ich, dass sich einige Piloten dessen aber oft nicht bewußt sind...einerseits meist aufgrund der Unwissenheit bezüglich der verschiedenen Lufträume und andererseits vermittelt der Kontakt mit der Flugsicherung evtl. auch ein falsches Gefühl von Sicherheit bezüglich IFR-VFR Separation.
 
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