Junkers Ju 88 von William A. Medcalf

Diskutiere Junkers Ju 88 von William A. Medcalf im Bücher u. Fachzeitschriften Forum im Bereich Literatur u. Medien; Im Vorwort stellt sich der Autor die Frage: „Can a non-German produce a good book about Luftwaffe aircraft?“ Nach Lesen dieses Buches behaupte...
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Im Vorwort stellt sich der Autor die Frage: „Can a non-German produce a good book about Luftwaffe aircraft?“ Nach Lesen dieses Buches behaupte ich: Nein! Jedenfalls nicht über die Flugzeugfamilie Ju 88-388.

Weiterhin ist zu lesen: „…the author not reading or speaking German as comfortably as one born or living in the German-speaking area of Europe, altough several German emigres have proof-read some of the more critical translations.” Wie noch zu zeigen sein wird, war der proof-read der emigres wohl eher oberflächlich. So ist der Mut von Herrn Medcalf anzuerkennen, trotz mangelnder Sprachkenntnisse, ein Buch über dieses Flugzeug zu schreiben. Leider weiß der Autor aber erschreckend wenig über die Flugzeugentwicklung in Deutschland bis 1945. Ich hatte schon bei der Lektüre des Bandes über die Ju 87 von Herrn Creek den Eindruck, dass die englisch-amerikanische Forschung in den 60er und 70er Jahren steckengeblieben ist. Viele neuere deutsche Bücher und Veröffentlichungen bleiben unberücksichtigt, da sie nicht im englischsprachigen Raum erscheinen. Dieser Eindruck verstärkte sich beim Lesen des Buches von Herrn Medcalf. Es finden sich viele Übereinstimmungen mit den zu Recht äußerst umstrittenen Werken von Heinz Nowarra. Einige seiner Werke stehen im Literaturverzeichnis des Buches.

Am Anfang findet sich das für englische Bücher typische Füllmaterial. Erst einmal wird die Geschichte der Luftfahrt seit Ikarus aufgearbeitet und mit themenfremden Fotos vom Kaiser Wilhelm und dem Kabinett von Wilhelm Scheidemann garniert. Auf Seite 23 geht’s dann los, natürlich gleich amerikanisch-forsch: „From Nazi Schnellbomber to Wunderbomber“. Diese Nazi-Manier zieht sich übrigens durch das ganze Buch: Die Nazis schafften das RLM, entwickelten Flugzeuge: Nazis, Nazis, Nazis allerorten. Ein wenig mehr Differenzierung hätte hier gut getan.

Viel erfährt man nicht über die Frühgeschichte der Ju 88. Gassner und Evers werden in einem Nebensatz erwähnt. Die Rolle Zindels wird übergangen. Das ist erschreckend dürftig. Ebenso wird die frühe Entwicklung lücken- und fehlerhaft dargestellt. Die äußerst umfangreiche Erprobung in Rechlin ab Mitte 1939 fällt gänzlich unter den Tisch. Danach arbeitet sich der Autor mehr oder weniger fehlerhaft durch die Entwicklungsgeschichte, wobei hier nicht nach Typen, also Ju 88, Ju 188 und Ju 388 unterschieden wird, sondern nach Zeiträumen, also in jedem Kapitel ein wenig Ju 88, 188 und 388. Das macht das Ganze sehr unübersichtlich. Nun könnte man jeden Abschnitt nehmen und dessen grundsätzliche Fehler und Schwächen aufzeigen. Das würde aber den Rahmen endgültig sprengen. Aus eben diesen Grund ist auch das Kapitel über die Ju 288 außen vor geblieben, da ebenfalls äußerst fehlerhaft.

Für eine gute Typengeschichte ist das alles viel zu fehlerhaft und ungenau. Es fehlen so viele Dinge. So werden viele Baureihen gar nicht oder falsch erklärt. Der Leser, der z.B. wissen will, was nun eine Ju 88 B-3 ist, ist aufgeschmissen. Ebenso fehlen Erläuterungen zum Zusammenwirken von RLM, Generalstab und Flugzeugfirma bei der Weiterentwicklung. Wieso entstand überhaupt manche Baureihe? Angaben zur Werkserprobung bei Junkers finden sich so gut wie gar nicht. Ebenso werden keine Namen genannt. Wer entwickelte die Ju 88, wer flog und testete sie? Nichts. Mangelnde Substanz wird durch seitenweise simple Reproduktion von Handbuchseiten ausgeglichen.

Leider ist die Auswahl des Fotomaterial auch eher durchschnittlich. Es sind kaum Fotos darunter, die nicht irgendwo schon mal veröffentlicht worden sind. Riss- und Farbzeichnungen sind reichlich vorhanden. Handwerklich sind diese exzellent und auch schön anzuschauen, nur tendiert der „wissenschaftliche“ Nährwert solcher Farbzeichnungen gegen Null, da zum größten Teil Spekulation.

Positiv zu erwähnen sind die gute verlegerische Arbeit (gestrichenes Papier, gute Bindung) und die Kapitel über die Vergleiche der Ju 88 mit anderen zeitgenössischen Entwicklungen.

Witzigerweiße hat der Autor eine Webseite zum Buch eingerichtet, in der es auch den Unterpunkt „Errata“ gibt. Eine recht bequeme Weise, um an Informationen zu kommen: Ich schmeiße euch mein fehlerhaftes Buch hin und nun bitte ich um Korrekturen. Sozusagen ein Buch, das beim Leser reift. Aus diesem Grund werde ich den Teufel tun und nun jeden Fehler hier niederschreiben, obwohl dies Mr Medcalf sicher freuen würde.
 
Junkers-Peter

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Trotzdem anliegend eine Auswahl an Fehlern und Ungenauigkeiten:

Auf S.7 stellt Mr Medcalf fest, dass 1933 die größte deutsche Flugzeugfabrik die Junkers Flugzeug und Motorenwerke (JFM) wären. Dabei entgeht ihm, dass es diese Bezeichnung erst 1936 nach der Fusion der Junkers-Flugzeugwerke AG mit der Jumo Motorenbau GmbH gab.

S.11: Der Autor wird kreativ: erfindet neue Bezeichnungen für die Abkürzungen G 24, W 34 usw. So heißt die A 50 also „Austausschflugzeug 50“ Aha? Natürlich geschieht das nicht, ohne in das Wort „Austausschflugzeug“ gleich zwei Rechtschreibfehler einzubauen. Weiterhin bezeichnet er die G 24 als F 24 tri-motor.

S.16: Es wird arg: Das schöne Ascherleben wird als Achersleben verunstaltet (wie auch auf den Seiten 38 und 42). Dann soll 1936 eine bestehende Flugzeugfabrik in Leipzig erworben worden sein. Was er wohl damit meint? Ebenso verlegt er ein Motorenwerk fälschlicherweise nach Schönebeck.

S.24: Er weiß nicht, dass die Entwicklung der Ju 86, wie auch der Do 17 und He 111 bereits 1932 begann, also noch zu Reichswehrzeiten. Bei ihm wird die Ju 86 schnell noch entwickelt für das „Nazis‘ air rearmament programme“.

S.26: Was er zur Ju 85 schreibt, ist teilweise recht abstrus mangels Hintergrundwissen über die damalige Politik des RLM bei der Entwicklung von neuen Baumustern. Zur EF 61 bemerkt er, dass diese nicht auf RLM-Auftrag oder Wunsch entstanden sei. Dabei ging damals nichts, absolut nichts ohne Wissen des RLM. Dann lässt er die EF 61 V1 ungefähr zur selben Zeit zum Erstflug starten wie die Ju 88 V1. Der Jungfernflug der EF 61 erfolgte tatsächlich aber erst reichlich drei Monate später. Dafür verlegt er den Absturz der EF 61 V1 zehn Tage nach vorn. Bei der EF 61 V2 geht’s genau so wirr zu. So lässt er diese gar im Dezember 1937 abstürzen. Komisch, wo sie doch noch Anfang 1940 im Flugbetrieb war.

S.28/29: Wo soll man da anfangen? Erstflugtermin Ju 88 V1 ist falsch. Einen „crash“ der V1 am 10.04.37 gabs nicht. Ganz schlimmer Fauxpas: Verwechslung der V4 mit der V2 auf dem Bild oben. Noch schlimmer: Er verpasst der V4 die „beetle’s eye nose“ der späteren Serie und macht sie zum Vorserienflugzeug. Ihm entgeht, dass die V4 noch der Schnellbomber ist und dass die V6 die erste Maschine war, die der späteren Serie ähnelte. Das kann man leider seit Nowarra/Green so lesen und jeder schreibt es ab. Siehe auch S.67 und 77, wo er das alles sinngemäß wiederholt.

S.34: Wieder die olle Nowarra-Kamelle: V7 als Prototyp der Zerstörerserie, nur weil es Fotos gibt, die sie als Reiseflugzeug mit fester Nase zeigen., und das Foto drüber zeigt nicht die V7, sondern den ersten Zerstörer (W-Nr. 0096, CN+NR)

S.36: Tabelle ist mit äußerster Vorsicht zu genießen, so ist das Kennzeichen der V3 falsch. Übrigens auch seit seligen Green/Heumann-Zeiten voneinander abgeschrieben. Ebenso fehlerhaft sind die V-Muster-Tabellen auf den Seiten 99, 115, 127 und 192.

S.39: Henschel bekommt in Schönebeck ein Werk. Er verwechselt das wahrscheinlich mit Schönefeld. Kann schon mal passieren.

S.77: Er teilt die damaligen Motorenhersteller in Produzenten von Jägermotoren (DB) und Bombermotoren (Jumo) ein. Solch eine Unterscheidung gab es nie.

S.94: Medcalf ordnet der Baureihe A-14 den Einbau einer Maschinenkanone MG FF zu. Die A-14 hatte aber mit einem Waffeneinbau absolut nichts zu tun. Ein unverzeihlicher Fehler, der nicht passieren dürfte, wenn man sich näher mit der Ju 88 befasst. Siehe auch S.179, wo der den Unfug wiederholt

S.100: Noch ein eigentlich unmöglicher Fehler. Fotos der Z19, W-Nr. 373 werden der Ju 88 V19 zugeordnet. Dem Autor entgeht, wie allen anderen vorher, dass es sich bei „Z19“ nur um den 19. gebauten Zerstörer handelt.

S.105: Wirrwarr zum Motoreneinbau und zur Erprobung in den frühen Ju 88 V14, V15 usw. Hier stimmt so gut wie nichts.

S.115: Baureihe Ju 88 B: sehr dürftig und meistens falsch, Zusammenhang mit den Motorenentwicklungen Jumo 213 und Jumo 222 und deren Absetzen und wieder installieren ist ihm unbekannt

S.123: Fotos einer Ju 88 B, die er an der russischen Front hat abstürzen lassen. Dabei ist die Maschine in Birkenwerder runtergefallen.

S.174: Leiter des Ausbildungswesens bei Junkers, Paul Kratz, wird „development director“.

S.178: Er lässt bei Henschel Zerstörer bauen.

S.184: Wieder einer dieser unglaublichen Fehler: Bei ihm wurden alle Ju 88 T-1 in der Lufthansa-Werft in Staaken „umgebaut“. Im entgeht völlig, dass die meisten T-1 bei Junkers in Merseburg gefertigt worden sind. Siehe auch S.188 nochmal der Unfug

S.197: Die V-Muster-Tabelle der Ju 188 ist ein gutes Beispiel für unzureichende Nachforschungen des Autors. Die Tabelle besteht bei ihm lediglich aus den Ju 188 V1 (natürlich falsch zugeordnet), V2, V3 und V13, also mehr Löcher als Käse. Bei besserer Recherche wären wenigstens einige dieser Lücken zu schließen gewesen.

S.219/220: Fotos zeigen nicht die Ju 388 V7, die V7 wurde in Dessau und nicht in Merseburg gebaut und die Ju 388 V8 wurde nicht bei Henschel gefertigt.

S.253-255: Wieder falsche Fotozuordnung. Fotos entstanden alle in Merseburg und nicht in Dessau. Ich verstehe nicht, wie man die Hallen eines Flugzeugwerkes (Dessau) mit denen eines gepachteten Fliegerhorstes (Merseburg) verwechseln kann. Fotos zeigen auch keine Ju 388 K-1, sondern L-0.

Damit der Humor nicht zu kurz kommt, anbei ein paar Stilblüten. Das ist das Ergebnis, wenn der Autor deutsche Begriffe ins Manuskript einarbeitet, ohne deren Bedeutung zu kennen:
S.8: Flugzeugmeister, statt?
S.19: Reisenflugzeug statt Riesenflugzeug (also kein Reiseflugzeug)
S.136: Vereinigte Deutsche Metawerke AG statt Metallwerke
S.162: Bordenmaschinensatz statt Bordmaschinensatz
S.174: Lieferplanen statt Lieferpläne
S.232: Schunkraftanlasser, soll wahrsch. Schwungkraftanlasser heißen
S.324: Pielgeräte und Pielzusätze. Sind hier vielleicht Geräte zum Haut-Peeling gemeint? :TD: Nein, er meint Peilgeräte
S.326: Treibwerk statt Triebwerk (eigentlich gar nicht so verkehrt)
S.327: Der Unglucksbomber. (Ja, ja, manches ist schon ein arges Ungluck)

Unglaublich ist auch die große Anzahl der übersehenen Tipp- und Flüchtigkeitsfehler. Eine kleine Auswahl gefällig?
S.2: Luftfahrtzeugbau, Albatross, Hähnel Reichelt statt Kurt Hähnel
S.8: Koppenburg (mehrfach!) statt Koppenberg
S.15: Allgemeine Transportmaschinen G.m.b.H. statt Allgemeine Transportanlagen GmbH
S.28: Juterbog statt Jüterbog
S.32: Siebert statt Seibert
S.36: Dopplesteuer statt Doppelsteuer; Vergleich der Flugzeugbaumeister (Flugzeugbaumuster); Flugzeugwek
S.38: Zerspannung, statt Zerspanung
S.39: Freidrichshafen statt Friedrichshafen; Transportlagen statt Transportanlagen
S.41: selbst trangende Haut
S.62: Leichtmettallegierungen; Atkiengesellschaft
S.115 Lofte statt Lotfe
S.162: Kennzichen
S.196: Spannt statt Spant
S.228: Getreibe statt Getriebe; Baumsist (?) keine Ahnung, was damit gemeint ist
S.305: Begleitzerstorer
S.326: Wiederstandsfläche; Torpedoes; Fugzeugmuster

Fazit: Für eine halbwegs brauchbare Typengeschichte ist das Buch zu fehler- und lückenhaft. Weder „development“ noch „production“ noch „technical history“, wie vollmundig auf dem Einband verkündet wird, werden in angemessener Weise dargestellt. Für eine umfassende Darstellung fehlen zu viele Aspekte der Konstruktion und Weiterentwicklung.

Darüber hinaus ist das Buch ein Motivationsschub, es selber besser zu machen und endlich mit dem eigenen Werk in die Gänge zu kommen.

Viele Grüße
Peter
 
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H.-J.Fischer

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Alien
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Riss- und Farbzeichnungen sind reichlich vorhanden. Handwerklich sind diese exzellent und auch schön anzuschauen, nur tendiert der „wissenschaftliche“ Nährwert solcher Farbzeichnungen gegen Null, da zum größten Teil Spekulation.
..sind denn die Zeichnungen stimmig in den Konturen und Details? Findet man dort auch Zeichnungen zur Ju 288.......:)

Gruß
Hans-Jürgen
 

Pewi

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S.94: Medcalf ordnet der Baureihe A-14 den Einbau einer Maschinenkanone MG FF zu. Die A-14 hatte aber mit einem Waffeneinbau absolut nichts zu tun. Ein unverzeihlicher Fehler, der nicht passieren dürfte, wenn man sich näher mit der Ju 88 befasst. Siehe auch S.179, wo der den Unfug wiederholt
Hallo Peter, vielen Dank für die Mühe. Ich glaube, Du hast mir gerade viel Geld gespart:HOT:.

Aber was ist denn das Besondere an der A-14? Ich gebe zu, ich habe bis eben auch geglaubt, der Einbau eines Mg FF in die BoLa sei das Charakteristikum dieser Reihe.:blush2:

Und was das "Pielgerät" angeht, im zweiten Band werden wir spätestens bei Fotos der A-17 uns wieder am "Hohentweil-Gerat" erfreuen dürfen.

Was Fremdsprachen angeht, gilt halt der Spruch von Jochen Malmsheimer: "Der Amerikaner kennt kein Pardon! Weil das französisch ist!"

Schönen Sonntag und Grüße
PeWi
 
Augsburg Eagle

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Ich glaube, Du hast mir gerade viel Geld gespart:HOT:
Mir auch. Ebenfalls danke.

Einige der Fehler finden sich allerdings auch in so manchen deutschen Publikationen, wie z.B.:
Lofte/Lotfe
Spannt/Spant
Getreibe/Getriebe
Wiederstandsfläche
Und nicht zu vergessen der gute alte "Standart"

Was Fremdsprachen angeht, gilt halt der Spruch von Jochen Malmsheimer: "Der Amerikaner kennt kein Pardon! Weil das französisch ist!"
Der war gut.
 
Junkers-Peter

Junkers-Peter

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..sind denn die Zeichnungen stimmig in den Konturen und Details? Findet man dort auch Zeichnungen zur Ju 288.......:)
Ja, es ist auch eine Ju 288-Zeichnung drin. Die kommt mir irgendwie bekannt vor. Aber dazu später mehr.


Aber was ist denn das Besondere an der A-14? Ich gebe zu, ich habe bis eben auch geglaubt, der Einbau eines Mg FF in die BoLa sei das Charakteristikum dieser Reihe.
Anbei ein Auszug aus der „Bedienungsvorschrift Ju 88 A-4 und daraus abgeleitete Baumuster“, Ausgabe Dezember 1942. Mehr muss man dazu wohl nicht sagen: Einbau einer Kuto-Nase, also einer Ballonschneide-Vorrichtung. Nichts mit Waffeneinbau. Es gab Ju 88 A-14 ohne MG FF und natürlich auch Ju 88 A-4 mit MG FF. So hatten die meisten Ju 88 A-4 aus der Bernburger Fertigung ein MG FF schon werksseitig eingebaut, blieben aber trotzdem A-4. Das mit der A-14 und MG FF ist in den 60ern irgendwann aufgetaucht, wahrscheinlich von Heumann erstmals in der Flug-Revue erwähnt und dann immer ungeprüft übernommen.



Hier noch ein Foto einer Ju 88 A-14, auf der man auch die Werknummer erkennen kann bzw. die letzten vier Stellen: 4125, komplett 144125. Dort erkennt man die Kuto-Nase an der Kanzel, aber eben kein MG FF. Die Ju 88 gehörte zum Kampfgeschwader 3. Die Kuto-Nase war auch an der Tragflächen-Vorderkante eingelassen und durch eine Gummilippe geschützt. Das habe ich aber noch auf keinem Foto wirklich erkennen können. Die A-14 wurden nur von Henschel gebaut, Werknummern-Block immer 144_



Viele Grüße
Peter
 
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Hagewi

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Ebenfalls danke von mir für die sehr kritische aber dazu äußerst sachlich gebliebene Rezension. Vorbildlich!!

Hagewi
 
syrphus

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Hallo Peter,
vielen Dank für Deine umfangreiche Vorstellung der Fehler des Buches. Ich werde die Liste in mein Exemplar einlegen.
Ich habe an einigen Stellen, die ich bisher gefunden habe, auch so meine Zweifel bzw. bin der Meinung, das es fehlerhaft ist.
S.30 steht bei den Fotos einer Ju88 D-ASCY die Bezeichnung V6, auf S.36 steht dann D-ASCY bei der V8 (so wie es auch kenne)
S. 126/127 wird von einer Ju88 A-4 /LT gesprochen - bisher nahm ich an, es handelt sich um die A-4torp
S. 167 die Farbzeichnung der Ju88 D-1 - die Maschine hat jedoch die Nase der S/T-Version und nur einen B-Stand ?
S. 71 die Farbzeichnung der A-1 mit sowjetischem Stern - war die wirklich oben in Dreifarbtarnung? auf dem mir bekannten Foto sieht es eher wie Zweiton aus.

Vielleicht kann das eine oder andere noch geklärt werden.

Viele Grüße.
Enrico
 
Junkers-Peter

Junkers-Peter

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Vielen Dank für die netten Reaktionen. :)

@syrphus
Ich habe ja bei weitem nicht alle Fehler aufgezeichnet. Die Fotos auf Seite 30 sind falsch zugeordnet. Unabhängig davon war die D-ASCY die V8.

A-4/LT oder A-4 torp, Da muss man jetzt nicht so kleinlich sein. Offiziell hieß es A-4 torp. Bei der Luftwaffe wurde auch teilweise die Bezeichnung A-4/LT benutzt, vielleicht um Verwechslungen mit A-4 trop auszuschließen.

S.167: Gewagte Zeichnung. Wie erwähnt, sind solche Zeichnungen sehr spekulativ. Es gibt eine Aufnahme schräg von vorn mit S/T-Kanzel, Einlinsendach und ohne Bodenwanne, und es gibt ein Foto eines Seitenleitwerks mit den Balken, Scapa Flow und der W-Nr. 1726. Ob das aber alles zu einer Maschine gehört?

S.71: Ich bin nicht so der Anstrichexperte, aber die Ju 88 scheint den 3-Farben-Exportanstrich von Junkers zu haben, wie er beispielsweise auch an der Ju 86 verwendet wurde. Es gibt eine schöne Fotoserie aus dem ZAGI in der SU. Finde die aber gerade in meinem Fotowust nicht. Ich sehe aber gerade, dass die Werknummer im Buch falsch angegeben wird. :FFTeufel: Exportiert wurden wie W-Nr. 5023 und 5025 aus der ATG-Lizenzfertigung.

Viele Grüße
Peter
 

jackrabbit

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Hallo,

auch von mir vielen Dank für die Rezension.

... aber dazu äußerst sachlich gebliebene Rezension.
Das war doch jetzt Ironie, oder? :wink:

Grüsse
 

Rasmussen

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Wenn ihr gerade dabei seid: Im Buch steht es sicher nicht, aber Peter wird es bestimmt wissen ....

In den Tagesnotizen des GL/C-B2 zur Flugzeugbeschaffung vom 07.02.1944 fand ich unter dem Punkt 8 folgende Notiz: "Als Zeremonienflugzeug kommt Ju 88A ohne Bombenwanne zur Verwendung. Zunächst sind 18 Flugzeuge gefordert. Die Nachschubzahl wird mit Genst. 6.Abt. geklärt."

Interessanter für mich ist der Text zu Erla, den man dort findet, aber .... eigenartig fand ich's schon - um Krönungsangelegenheiten kann es dabei ja wohl nicht gehen, oder?

Grüße
Rasmussen
 
syrphus

syrphus

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@Peter
Danke für die Informationen.
Die Geschichte mit den Exportmaschinen in die SU interessiert mich schon, denn so eine dreifarbige Oberseite bei einer Ju88 ist schon was Besonderes und hebt sich doch von der Splintertarnung ab.

Es wird aller höchste Zeit für ein deutschsprachiges, fehlerloses Buch über die Ju88. Was mir in dem Medcalfs Buch (und in vielen anderen Ju88-Publikationen) fehlt, sind ordentliche Drei- oder Vierseitenrisse vor allem von Prototypen und Sonderausführungen (ich suche gerade wie besessen Zeichnungen der Ju88 V58, V93 und V94 - leider bislang ohne Erfolg). In dieser Beziehung sind die Kagero-Bände gut. Da gibts dann doch schon mal eine Zeichnung der V6 ... Doch leider wird auch hier die CN+NR als V7 in Szene gesetzt und die Z-19 ist auch hier gleich der V19, aber die Zeichnungen sind (hoffentlich) verwertbar.

Der Ruf nach Deinem Ju88-Buch bleibt bestehen!

Viele Grüße
Enrico
 
Junkers-Peter

Junkers-Peter

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@Rasmussen
Und am 27.02.44 kann man lesen "Zeremonienmeisterflugzeuge Ju 88 A-4: Forderung wird von Genst.6.Abt. fallengelassen"
Ich habe keinen blassen Schimmer, was damit gemeint sein könnte.

@syrphus
Ich habe mal einen Artikel über die Ju 88 V93 und V94 für FC gemacht. Bei Bedarf kann ich dir die Seiten rückerschicken. Die unterschieden sich von der normalen A-4 nur durch den geänderten Triebwerkseinbau mit Abgas-Turbolader. Fotos sind in dem Artikel vorhanden.

Viele Grüße
Peter
 
JohnSilver

JohnSilver

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In der Nachtjagd gibt es den Ausdruck Zeremonienmeister für Pfadfinderflugzeuge (der RAF), die vor dem eigentlichen Verband Markierungen (z.B. "Christbäume") abwerfen.
Gab es vielleicht etwas vergleichbares bei der Luftwaffe und man hat den Ausdruck übernommen?

Der Ruf nach Deinem Ju88-Buch bleibt bestehen!
Dem kann ich nur beipflichten!
 
syrphus

syrphus

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@syrphus
Ich habe mal einen Artikel über die Ju 88 V93 und V94 für FC gemacht. Bei Bedarf kann ich dir die Seiten rückerschicken. Die unterschieden sich von der normalen A-4 nur durch den geänderten Triebwerkseinbau mit Abgas-Turbolader. Fotos sind in dem Artikel vorhanden.

Viele Grüße
Peter
Hallo Peter,
vielen Dank für das Angebot, aber den Artikel habe ich schon. Die Fotos sind klasse, aber leider kann man nicht die genaue Position der Ansaugstutzen erkennen. Hier wäre eine Zeichnung sehr hilfreich.

Viele Grüße.
Enrico
 
Hagewi

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In der Nachtjagd gibt es den Ausdruck Zeremonienmeister für Pfadfinderflugzeuge (der RAF), die vor dem eigentlichen Verband Markierungen (z.B. "Christbäume") abwerfen.
Gab es vielleicht etwas vergleichbares bei der Luftwaffe und man hat den Ausdruck übernommen?
Das gab es durchaus! Ich müsste nur etwas länger nach der Quelle suchen. Meine, dass unter der Bezeichung eines Kampfgeschwaders (7??) so eine Einheit bestanden hat, die falsche Markierungen bei RAF-Angriffen setzen sollte. Bei den späten deutschen Nachtangriffen des "Angriffsführes England" müsste es auch eine Markierereinheit gegeben haben.

Hagewi
 
Junkers-Peter

Junkers-Peter

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Vielen Dank für die Hinweise zu den Zeremonienmeisterflugzeugen. Wenn ich das mal benötigen sollte, weiß ich, in welche Richtung ich recherchieren muss. Zielfindergruppe West war die I./KG 66, Aufgaben waren eben Zielfindung und Markierung.

Viele Grüße
Peter
 
Toryu

Toryu

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Das Buch ist tatsächlich etwas unübersichtlich. Bei den Vergleichen mit ähnlichen, zeitgenössischen Flugzeugen fehlt die B-25, die ich persönlich am ehesten als eine Konkurrentin der Ju 88 sehe - schade.
Was die "Qualität" angeht, so habe nichts großartig anderes erwartet. Kenne den Spaß ja schon von den Fw 190-Bänden des Verlags, wo sich auch einige Fehler eingeschlichen haben.

Es ist natürlich eine Frage des Klientels. Ohne weitere Literatur zur Ju 88 in meinem Regal, werde ich über Ungenauigkeiten (auch wenn sie für den Preis ein deutliches Ärgernis sind) eher hinwegsehen können, als jemand mit fundierterem Hintergrund.
Je mehr man selber weiß, desto dünner wird die Luft für Neupublikationen.

Gut, dass sich jemand die Mühe macht, und offensichtlich Falsches berichtigt.

Im angelsächsischen Raum ist man verhältnisweise stärker auf Bilder und Effekte als auf Inhalt fixiert, was auch die meilenweiten "Einleitungen" erklärt - es wird Inhalt suggeriert, wenn auch nichts großartig neues zu lesen ist (und spätestens beim dritten Buch mit diesem Füllmaterial nervt). Wahrscheinlich geht es aber auch darum, ein möglichst breites Leserspektrum zu erreichen, das im angelsächsischen Raum naturgemäß weniger bewandert ist, wenn es um die deutsche Vorkriegsluftrüstung geht. Bücher, die direkt ins Thema einsteigen, habe ich aus diesem Sprachraum so wie so selten gesehen. Andere Länder, andere Sitten. Diese bittere Pille wird man wohl schlucken müssen.

@Peter:
Wäre auch stark an einem Werk von dir interessiert. :wink:
 
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