Masar-i Scharif, Afghanistan, 12.11.2013.
Nach der Übergabe des Feldlagers in Kundus sind deutsche Soldaten im Norden Afghanistans nur noch im Camp Marmal nahe Masar-i Scharif stationiert. Doch weiterhin müssen Aufträge im gesamten Bereich des Regionalkommandos Nord wahrgenommen werden. Zur schnellen Unterstützung stehen deshalb Hubschrauber wie der Tiger und der NH90 bereit.
Fliegende Feuerkraft
Ganz anders sieht es da im Moment im Hangar nebenan aus. Betriebsamkeit herrscht bei den Mechanikern der Kampfhubschrauber Tiger. Für heute Nacht wird eine Mission vorbereitet. „Unser Schwerpunkt liegt derzeit in der Überwachung von deutschen Konvois“, sagt Hauptmann Oliver B. Er wird heute Abend auf dem Platz des Kommandanten sitzen.
Doch nicht nur Konvois schützt B. mit dem Tiger aus der Luft. Das Aufgabenspektrum, das der Fluglehrer vom Deutsch-Französischen Ausbildungszentrum in Le Luc mit dem Tiger abdeckt, ist viel größer. „Wir betreiben Aufklärung aus der Luft oder zeigen Präsenz“, sagt der 36-jährige. „Und wir unterstützen bodengestützte Operation. Gerade im Bereich von Kundus haben wir einige mitgemacht. Das kann entweder in vorgeplanten Einsätzen passieren oder auch mal spontan.“
Für diese Aufgaben sind die Tiger in Afghanistan grundsätzlich mit 390 Schuss vom Kaliber .50 und vier HOT-Lenkflugkörpern bewaffnet. Allerdings richtet sich die Bewaffnung nach den Forderungen der Truppe vor Ort. „Wir empfinden uns als Servicedienstleister für die Bodentruppe. Wir wissen genau, was am Boden für ein Gefährdungspotenzial wartet, und wir positionieren uns dort bestmöglich“, ergänzt Hauptmann Oliver B.
In 20 Minuten in der Luft
Ähnlich wie der NH90 stellen auch die Tiger eine Bereitschaft für den Norden Afghanistans. Die sogenannte TIC-Bereitschaft („Troops in Contact“) teilen sich die deutschen mit den amerikanischen Apache-Kampfhubschraubern. Während einer acht Stunden dauernden Bereitschaft müssen sie, wenn ISAF-Truppen bei einem Gefecht Luftunterstützung anfordern, innerhalb von 30 Minuten in der Luft sein. „Wir schaffen das in den meistens Fällen allerdings zügiger. Zwischen 15 bis 20 Minuten ist eine realistische Zeit“, sagt der Pilot nicht ohne Stolz.
Diese zahlreichen Aufgaben bedeuten viel Arbeit für die Frauen und Männer um Hauptmann B. „Wir sind hier deutlich mehr in der Luft als in Deutschland. Im Schnitt haben wir jeden zweiten Tag einen Einsatz“, so der erfahrene Pilot. „Normalerweise sind die Einsätze mindestens drei Stunden lang. Es kann aber auch mal sein, dass wir länger im Cockpit sitzen.“
Trotz der starken Beanspruchung ist der 36-jährige von seinem Hubschrauber überzeugt. „Ich glaube, wir haben einen sehr langen und steinigen Weg beschritten, bis wir hier im Einsatz waren“, sagt der Hauptmann bevor er den Rotor anlässt. „Doch wir können unseren Beitrag uneingeschränkt leisten und sind sehr stolz auf das, was wir hier leisten.“