Chinesische "Chang'e 3"-Mondsonde

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AW: Chinesische "Chang'e 3"-Mondsonde

Endlich hat sich auch mal ein beteiligter chinesischer Wissenschaftler zum Thema zu Wort gemeldet. Ye Peijian, der Chef-Wissenschaftler der Mission bestätigte, dass der Rover mit zwei Tagen Verspätung aufgewacht sei und sich gemeldet hätte. Die vorliegenden Daten wurden ausgewertet und deuten auf einen Fehler im Steuerungssystem des Rovers hin. Bevor der Rover in seinen Schlafmodus wechseln kann muss er erst seinen Funkmast und dann seine Photovoltaik-Paneele einklappen. Dies ist erst möglich, wenn der Rover steht, sprich alle Räder sich nicht mehr bewegen. Durch einen Defekt meldet aber eines der Räder, dass es noch in Bewegung sei, somit kann die Abschaltprozedur nicht anlaufen. Man kann derzeit nicht genau klären, wie es zu dem Defekt gekommen ist. Zunächst war man davon ausgegangen, dass eines der Räder durch eine unglücklich gewählte Parkstellung etwas in der Luft hängt und die alles überschreibende Lagekontrolle den Rover immer noch wieder in eine Position bringen will, so dass er mit allen Rädern fest auf dem Boden steht, aber dies konnte man mittlerweile ausschließen. Das System nimmt derzeit auch keine Fahrbefehle mehr entgegen, der Fehler liegt also tiefer im System.

Man ist sich bei der chinesischen Weltraumagentur nicht sicher, ob der Rover die nächste Kältephase heil überstehen wird. Beim letzten Mal waren die Komponenten durch die Sonneneinstrahlung nach und nach alle wieder aufgetaut und aktiv geworden.
 

dksk

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AW: Chinesische "Chang'e 3"-Mondsonde

@mcnoch

Die Ursachenerklärung ist sehr interessant. Kannst Du eine Quelle für diese Meldung angeben?
Von Ye Peijian habe ich bisher im www diesbezüglich Nichts gefunden - nur allgemeine Meldungen.

dksk
 
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Meistens muss ich mir diese Berichte aus verschiedenen Pressemitteilungen oder chinesischen oder australischen News-Seiten zusammensammeln. Jeder hat da so seine Bröcken an verwertbaren Infos.
Das man zu Problemen oder gar Fehlschlägen von chinesischen Technologie-Projekten nicht viel bis nichts findet ist normal. Dazu gibt es bestenfalls eine knappe Pressekonferenz, aber nichts schriftliches.

Hier zwei Links, die vielleicht als Einstieg taugen...

http://www.moondaily.com/reports/Control_circuit_malfunction_troubles_Chinas_Yutu_999.html
http://search.news.cn/language/search.jspa?id=en&t=1&t1=0&ss=&ct=&n1=Yutu+&x=0&y=0
 
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Yutu hat mittlerweile 5 Kälteperioden überstanden, vier davon obwohl der Kälteschutz nicht wie geplant funktioniert, aber die auf dem Rover installierten Systeme sind seit Mai kaum noch nutzbar.
Die Reaktivierung von Yutu Mitte Juni wurde allerdings nur von Hobby-Astronomen aus China gemeldet. Nun spricht der Erbauer des Rovers davon, dass man sich von Yuto verabschieden muss.

http://www.spacedaily.com/reports/Yutu_designers_bittersweet_999.html

Für die chinesische Raumfahrt war Yuto - wie die NASA es einst bei einer ihrerer eigenen Missionen so schön sagte - ein "erfolgreicher Fehlschlag", aus dem man viel mehr gelernt hat, als aus den wissenschaftlichen Daten, die der Rover hätte im normalen Betrieb liefern können.
 
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Die chinesische Analyse der Fehlerursache, die zur Blockade des Rovers und den nachfolgenden Problemen mit dem Kälteschutz geführt hat, geht weiterhin davon aus, dass die Lagekontroll-Software eine tatsächlich nicht existierende Fehlstellung eines Rades zu korrigieren versucht. Da dies nicht möglich ist, blockiert es in einer Endlosschleife alle anderen Vorgänge. Nun glaubt man auch die Ursache für dieses Verhalten gefunden zu haben. Vermutlich ist der Rover bei einem Fahrmanöver mit einem größeren Stein kollidiert, was einen oder mehrere der zur Lagekontrolle genutzten Sensoren beschädigt haben könnte. Tatsächlich sind im Einsatzgebiet des Rovers sehr viel mehr und sehr viel größere Steine an der Oberfläche, als man erwartet und bei der Auslegung der Fahrzeug-Mechanik berücksichtigt hatte.
Immerhin scheint der verbliebene Wärmeschutz gut genug zu sein, dass er weiterhin Basis-Daten zur Erde senden kann.

http://www.spacedaily.com/reports/Lunar_rock_collisions_behind_Yutu_damage_999.html

Der Schaden kann nicht per Fernwartung behoben werden, da in der Bordsoftware scheinbar eine Möglichkeit zum Erkennen und Ignorieren der fehlerhaften Sensor-Informationen fehlt. Auch die NASA/JPL hatten schon mit diesem Problem zu kämpfen gehabt. Der Mars Pathfinder hätte dies ebenfalls nicht gekonnt, hätte aber nach einer gewissen Zeit in einen gesicherten Modus umgeschaltet und auf eine Lösung per Funkbefehl von der Erde gewartet und auch die beiden späteren NASA Mars Rover wären bis zum Update für das autonome Steuern in ein Problem gelaufen, welches einen Eingriff vom Bodenteam erfordert hätte. Die in Rovern verbauten Speicher- und Chipmodule sind wegen der besonderen Umfeldbedingungen halt besonders teuer und daher etwas knapper bemessen, mit der Folge, dass man noch mehr darauf achtet, die Steuerungssoftware nicht mit "unnötigen" Prozeduren aufzublasen und so Komplexität und Speicherbedarf zu vergrößern.
 
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Der kleine Rover steckt zwar nach wie vor fest, hat sich aber bislang nach jeder Abschaltperiode wieder gemeldet. Statt der drei Monate hat der Rover - wenn auch immobil - nun neun durchgehalten. Unterdessen laufen schon die Vorbereitungen für seinen Nachfolger, der vom Grundprinzip baugleich zu Chang'e-3 sein soll, aber auch als Testträger für eine Reihe neuer Techniken für den Chang'e-5 dienen soll.

http://www.moondaily.com/reports/Chinas_ailing_moon_rover_weakening_999.html
 
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Die chinesische Mission mag mit technischen Problemen zu kämpfen haben, hat aber auch schon einige interessante wissenschaftliche Erkenntnisse erbracht. Mit seinem Bodenradar konnte Yutu erkennen, dass sich der Untergrund des Mond im Umkreis seines Landeplatzes aus deutlich mehr geologischen Schichten zusammensetzt als man es nach den bisherigen Theorien erwartet hätte. Das mitgeführte Bodenradar kann bis zu 400 Meter tief in den Mond-Untergrund eindringen und hat dort 9 Schichten gefunden, von denen einige sehr interessante Eigenschaften aufzuweisen scheinen, die die grundsätzlichen geologischen Abläufe auf dem Mond einerseits bestätigen, aber andererseits eine höhere Komplexität der Abläufe nahelegen.

http://www.spacedaily.com/reports/Chinas_Yutu_rover_reveals_Moons_complex_geological_history_999.html
 
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Yutu ist weiterhin als stationäre Forschungs/Beobachtungsstation aktiv, dies ist nicht nur länger als alle dies erwartet hätte, sondern auch länger als die sowjetischen Lander, die bislang den Record hielten.
Yutus Bruder, der Ersatzrover für Yutu, soll im Rahmen der Chang'e-4 Mission als erster Rover auf der der Erde abgewandten "dunklen Seite" des Mones landen. Eine genaue Zeitleiste hierzu gibt es aber noch nicht.
 
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2018 soll die Nachfolge-Mission Chang'e-4 einen verbesserten Rover auf der der Sonne abgewandten Seite des Mondes absetzen, was besondere Anforderungen an die Energie-, Kommunikations- und Heizsysteme stellen wird.
 
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2018 soll die Nachfolge-Mission Chang'e-4 einen verbesserten Rover auf der der Sonne abgewandten Seite des Mondes absetzen, was besondere Anforderungen an die Energie-, Kommunikations- und Heizsysteme stellen wird.
Das verstehe ich nicht ganz. Auch der aktuelle Rover steht doch während der Mondnacht im Schatten. Oder ist die erdabgewandte Seite gemeint?

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Sorry, die Frage ist mir irgendwie durchgerutscht. Als Landezone wird derzeit das Südpol-Aitken-Becken gehandelt, dessen tieferen Lagen niemals von der Sonne beschienen werden, aber in dem man sich Gesteinsaufschlüsse aus dem Mondmantel und womöglich auch Wassereis-Reste erhofft. Man tüftelt noch, wie man den Rover dort bestmöglich betreiben kann, z.B. indem man ihn zum Aufladen in eine sonnenbeschienen Zone rollen lässt, weiter unten aber rein batteriebetrieben arbeitet. Dabei fließen auch Erkenntnisse von Yutu mit ein.
 
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