AW: Eurocopter EC135 T2 Glasgow
@ bitboy
Ein kaum denkbarer gleichzeitiger Ausfall beider Triebwerke verhindert grundsätzlich eine Autorotation nicht.
Die durchzuführenden Maßnahmen bei Ausfall zunächst eines Triebwerkes würden in Abhängigkeit von der Höhe und der Geschwindigkeit stehen, d. h. eine Autorotation wird nicht eingeleitet, da hierzu bei der Zweimotorigkeit keine Notwendigkeit besteht.
Der Pilot wird unter Beachtung der hierfür bestmöglichen Geschwindigkeit versuchen, zunächst die Höhe zu halten bzw. wenn möglich auf eine Flughöhe zu steigen, aus der dann bei evtl. Ausfall auch des zweiten Triebwerkes eine sichere Autorotation gewährleistet ist.
Ob es gelingt, einmotorig Höhe zu gewinnen, ist auch vom momentanen Gewicht der Maschine sowie den herrschenden Umweltbedingungen abhängig.
Aufgrund des Ausfalles des ersten Triebwerkes ist man allerdings auf den möglichen Ausfall auch des zweiten gefasst, der Pilot wird also seinen weiteren Flugweg entsprechend einrichten und, siehe oben, versuchen möglichst Sicherheitshöhe zu gewinnen.
Er hat zunächst einmal Zeit - im "Normalfall"....! wenn man den Ausfall eines TW als Normalfall bezeichnen möchte.
Hier war aber alles anders. Zeit hatte Capt. Tirell keine. Das Ereignis - möchte man von "nichttechnischen" Möglichkeiten zum Absturzgeschehen absehen - muss so plötzlich eingetreten sein, dass obige Maßnahmen nicht mehr durchführbar waren bzw. verhindert wurden.
Angenommen, es würden beide Triebwerke schlagartig ausfallen, so kann das Problem kaum in den Triebwerken selbst liegen.
Hier im Forum wurde schon mehrfach darauf hingewiesen, dass ein gleichzeitiger Ausfall z.B. aufgrund von Kraftstoffmangel konstruktiv nicht möglich ist. Das geschähe in diesem Fall im Abstand von vielleicht 40 sec. bis einer Minute oder länger. "Genügend Zeit", sich - um wieder auf Glasgow zurückzukommen - auf die akut bevorstehende Autorotation einzustellen und nach Möglichkeit noch eine halbwegs geeignete Notlandemöglichkeit zu suchen. Mindestens der Pilot war mit Nachtsichthilfen ausgestattet, so dass wenigstens die gröbsten Hindernisse oder freie Flächen erkennbar sein mussten.
Aber Ausfall beider TW gleichzeitig - nahezu unmöglich. Bliebe noch, ein TW zerlegt sich und "schießt das andere samt dazwischenliegender Heckrotorwelle ab". Das gab es schon, kann aber hier wohl nach den ersten Untersuchungsergebnissen ausgeschlossen werden. Auch in diesem Fall wäre grundsätzlich noch eine Autorotation möglich...
Auch bei Ausfall beider TW und der Generatoren wäre der Pilot nicht "blind" gewesen.
Er hatte zum einen das Nachtsichtgerät und zum anderen eine batterieseitige Notstromversorgung.
Alle in dieser Situation relevanten Instrumente wie Rotordrehzahl, Höhenmesser usw. sind als analoge Instrumente zusätzlich zu den digitalen vorhanden, sollte das EFIS (Elektronisches Fluginstrumentensystem) ausfallen.
Das war also auch nicht das Problem.
"Zu frühes Abfangen aus 10 - 20 m" wäre äußerst unangenehm und würde mit Sicherheit auch Bruch bedeuten; aber mit einiger Wahrscheinlichkeit keine Toten, zumal dem dann eine "gesteuerte" Autorotation vorausgegangen sein müsste und nicht gerade das beengte Hausdach als geeignete Landefläche ausgesucht worden wäre, sondern z. B. die beleuchtete Kreuzung daneben.
Für den Fall des zu hohen Abfangens wäre zwar für ein sicheres Aufsetzen nicht mehr genügend Energie im Rotor vorhanden gewesen, aber noch so viel, um den Aufprall wenigstens zu dämpfen und die Blätter bei Hindernisberührung erheblich zu beschädigen.
In den verbleibenden 20 m des "Durchsackens" die Drehzahl auf "Null abzukochen" ist unmöglich.
Richtig ist die Überlegung, dass bei Nacht durchaus ein Verschätzen bzgl. der Flarehöhe und-lage passieren kann - das ist mit einiger Sicherheit sogar wahrscheinlich, kann aber hier wohl ebenfalls ausgeschlossen werden.
Bleibt nur ein plötzlich eintretendes technisches (aber nicht nur....?) Ereignis, das eine Kontrolle des Hubschraubers unmöglich machte. Ich denke nach wie vor an das Getriebe. Äußerlich scheint es unbeschädigt - heißt aber noch nix.
Rätsel über Rätsel und alles Spekulation..... Aber es lässt einen nicht los und den sich regelrecht aufdrängenden Gedanken zu auch möglichen nichttechnischen Hintergründen des Dramas wage ich gar nicht auszusprechen...
Grüße