Über KAL 007:
Zitat: "Über die Gründe, warum sie im ... Flugverlauf immer weiter von der vorgeschriebenen Luftstraße abwich, gibt es wiedersprüchliche Angaben. Experten schließen jedoch aus mehreren Gründen eine zufällige Abweichung aus."
Hätten die Autoren doch mal den
Untersuchungsbericht der ICAO gelesen! Aber er wird ebensowenig erwähnt wie die Tatsache, das die UdSSR die Flugschreiber einkassiert hatte und erst 1993 wieder freigab - wonach der Flugverlauf endlich geklärt werden konnte.
Über den Abschuss der RB-66 bei Gardelegen, 1964:
Zitat: "Die Luftraumverletzer ... sollten die Luftverteidigungskäfte und die Funktechnischen Truppen auf dem Territorium der DDR provozieren und in das Regime "Volle Gefechtsbereitschafr bringen, um sie besser aufklären zu können".
Beweise oder auch nur Anhaltspunkte für diese Behauptung liefern die Autoren allerdings nicht. Die Darstellungen von US-amerikanischer Seite werden schlichtweg als haltlose Propaganda abgetan. Auf neuere Quellen - wie etwa
hier im FF bereits erwähnt - wird nicht einmal hingewiesen. (Vielleicht zu neu? Aber zumindest die
Analyse der NSA ist ja schon seit seit 2012 freigegeben!)
Dass wieder einmal von der RB-66C statt B die Rede ist und die unterschiedlichen Aufgaben beider Typen - elektronische vs. fotografische Aufklärung - in einen Topf geworfen werden, verwundert nun auch nicht mehr. Immerhin wird die korrekte S/N der Maschine genannnt, 54-0541; die Diskrepanz hätte mit etwas Aufmerksamkeit auffallen können.
Über den "Tornado":
Zitat: "Der Tornado ist sei 1980 als Jagdbomber, Abfangjäger und hauptsächlich als Aufklärungsflugzeug im Einsatz. Nach Ausrüstung mit einem Geländefolgeradar kann die Variante ECR in 60 m Höhe über Grund fliegen und dabei Wärmebildgeräte zur Auffindung von Personen am Boden anwenden."
Nachbarin, mein Fläschchen!
Drei Beispiele für mangelhafte Recherche und/oder einseitige Darstellung! Wie verlässlich und glaubhaft sind dann die Ausführungen zu Themen, wo man von den Autoren aufgrund ihrer Vergangenheit Kompetenz und Qualität erwarten darf, z.B. zum berühmt-berüchtigten "Buzzing" der Berliner Kongresshalle, oder die Betrachtungen zur Verwundbarkeit der SR-71? Hier wird's nämlich m.E. wirklich interessant!
Inhaltlicher Tiefpunkt ist hingegen das Kapitel über 9/11: 9 Seiten über ein Ereignis, über das woanders schon mehr als als genug publiziert wurde, und das sich in Andeutungen auf die üblichen Verschwörungstheorien erschöpft. Der Bericht erschien 1993, also bald nachdem die Flugschreiber verfügbar waren. (Obiger Link zeigt übrigens nur auf die offizielle Zusammenfassung, nicht auf den Bericht selbst.) Und er ist in sich schlüssig, ohne Widersprüche, und steht im Einklang mit allen bekannten Fakten. Da hätte man ihn und seinen Inhalt erwähnen
müssen.
Überhaupt finde ich es etwas seltsam, dass die Autoren auch Fälle von Flugzeugentführung behandeln. Aufgrund ihres nicht-militärischen Charakters scheinen sie mir in diesem ansonsten überwiegend militärisch orientierten Buch etwas unmotiviert in der Luft zu hängen. Dito das sehr allgemein gehaltene und ziemlich nichtssagende Kapitel über Drohnen, das sich auf keinen konkreten Vorfall bezieht. Gewünscht hätte ich mir stattdessen ein paar fachkundige Betrachtungen über die militärischen
rules of engagement bei Luftraumverletzungen.
Mein Fazit: Nur bedingt empfehlenswert; nicht für Laien oder als erste/einzige Lektüre zum Thema.